"For as long as you're here, we're not"

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Hallo.
Ich bin bereits relativ lange hier angemeldet, hab das Board aber nicht besonders oft benutzt. Fragt mich bitte nicht, weshalb ich hier meinen Seelenmüll reinschreibe, ich bin sogar im Internet (sofern ich's überhaupt zur Kontaktaufnahme benutze) ziemlich introvertiert.

Irgendwann mit 12 hab ich mich zum ersten Mal übergeben, für ungefähr eine Woche, dann wurde es mir zu anstrengend. Mittlerweile bin ich 16 Jahre alt und fühle mich wie ein Wrack. Meine Familie erfüllt die Kriterien einer glücklichen Familie, mein Vater ist zwar kein Alkoholiker und schlägt mich oder so etwas in der Art, doch es bröckelt. Meine Eltern sind unglaublich konservativ, ich weiß dass sie mich lieben, doch sie erdrücken mich fast damit. Es gibt einfach unglaublich viele Gründe für meine Krankheiten. Vielleicht das Ballett, vielleicht mein Hang zur Perfektion, vielleicht mein Gefühl von Einsamkeit, vielleicht mein Selbsthass, vielleicht mein Narzismus, vielleicht der Drang, mir so oft wie möglich weh zu tun. Kein Ahnung.

Meine Mutter und mein großer Bruder (der die wichtigste Person in meinem Leben ist) wissen mittlerweile, dass ich an Bulimie und Magersucht leide, ich ließ sie aber schwören, es nicht meinem Vater zu erzählen, er hatte vor elf Jahren einen Herzinfarkt. Herausgefunden haben sie es, als meine Mutter entdeckte, dass ich an meinen Pulsadern herumgeritzt hatte und alles aus mir herausbrach, als sie nachbohrte.

Ich fühle mich ziemlich schlecht, weil ich trotzdem weitergemacht habe, vor einer Woche bekamen sie auch das heraus. Wieder musste ich versprechen, damit aufzuhören, und wieder hab ich es nicht gehalten. Der Grund dafür war, dass sie in meinem Zimmer herumgeschnüffelt haben und mein Bruder eine Tüte, in die ich mich kurz zuvor übergeben hatte, fand. Tja, und aus Rache, meine Privatsphäre verletzt zu haben, verletze ich mich selbst weiter. Meine Mutter wollte mich in eine Klinik schicken, aber ich weigere mich gegen eine Therapie, obwohl ich denke, dass sie mir helfen würde. Es wäre ein Albtraum, jemand Fremden gegenüber sitzen zu müssen, der meinen Zustand analysiert.

Jedenfalls bin ich mittlerweile ziemlich resigniert. Einerseits hab ich nicht mehr so extreme Selbstmordgedanken wie früher, sondern nur, wenn ich wirklich am Boden bin, ansonsten ist es mir bereits egal, ob ich sterbe, obwohl ich natürlich Zukunftspläne hab. Vielleicht helfen diese mir unbewusst, nicht komplett die Kontrolle zu verlieren.

Eigentlich besteht noch Hoffnung für mich, da es so viele Dinge gibt, die ich unbedingt machen will (und die mir jetzt zu peinlich sind, sie aufzuschreiben, einfach diese Kleinmädchenträume, die die meisten haben), vielleicht fehlt mir einfach die Kraft, meinen Zustand zu ändern.