Muss ich mir Gedanken machen?

#1
Hallo meine Lieben, Ich bin seit Tagen total hilflos und verstehe mich selber nicht mehr. Ich habe schon versucht meinem Partner eine Signal zu senden, dass es mit derzeit nicht gut geht, aber er hat es nicht aufgenommen. Obwohl es sehr direkt war: „Hey immer nachdem Abendbrot muss ich mich erbrechen.“ Was sehr schwierig für mich war, aber mir dennoch über die Lippen kam, weil ich das nicht will!!!
Vor ein paar Jahren hatte ich Magersucht, ich muss ehrlich sagen das lag an der Pubertät und an der Gesellschaft! Das gute, ich habe es auch relativ schnell durch meine Familie wieder hinbekommen, Im Endeffekt hat sich rausgestellt, dass dies ganz andere Hintergründe hatte, weil ich ein traumatisches Erlebnis in meiner Kindheit hatte. Ich war in Therapie und hab alles echt gut hinbekommen. Durch meine „Sorgen“ habe ich angefangen diese mit Süßigkeiten und sonst allem zu überessen. Bis ich an dem Punkt kam und mich im Spiegel angesehen haben und mich nicht mehr Wohlgefühlt habe. Also habe ich bewusst versucht meine Ernährung umzustellen. Ich habe keine Fressanfälle und bin einfach in Kaloriendefizit. Die Leistung bzw. die Waage hat mir aber nicht das erwünschte Ergebnis gezeigt.
Also habe ich seit eins-zwei Wochen angefangen mich nachdem Abendbrot zu Erbrechen. Ich dachte mir immer nur heute, weil es mal Nudeln zum Abendbrot gab. Gestern wurde mir schon am Tisch so dermaßen schlecht, dass es mir fast da hoch kam.
Heute habe ich mir gesagt, ich Erbreche nicht. Ich mein es gab Salat, aber ich hab es dennoch gemacht. Die Waage spielt jetzt mit, aber ich hab Angst das ich jetzt in irgendwas reingerutscht bin und da nicht mehr rauskomme.
Ich muss das einfach mal loswerden und vielleicht hat jemand eine Idee oder ich dramatisiere alles.

Danke im Voraus! Schönen Abend euch

Re: Muss ich mir Gedanken machen?

#2
Hey lieber Käsekuchen!
Ich hatte deinen Beitrag letztens gelesen und gehofft, dass jemand antworten würde... hat keiner, also versuch ich es mal.
Zunächst mal ist es super, dass du dir bewusst bist, was du da tust und dass es eigentlich nicht richtig ist. Noch mutiger ist der Schritt deinem Partner davon zu erzählen. Schade, dass er nicht wirklich darauf reagiert hat aber hat er denn überhaupt Erfahrungen mit sowas? Ist ihm klar, dass du dich nicht aus Übelkeit übergibst und hast du seither nochmal versucht mit ihm zu reden?
Du überdramatisierst das auf keinen Fall, das ist in jeder Hinsicht ernst zu nehmen und es wichtig, dass du dir schnell Hilfe suchst (hast du ja schon etwas durch das Forum). Auch wenn du dich nur abends erbrichst und das alles vielleicht noch nicht so "schlimm" wirkt, kann das schnell außer Kontrolle geraten, vor allem wenn du bereits deine Vergangenheit mit Essstörungen hast. Vielleicht ist dein Partner hierbei auch nicht der beste Ansprechpartner, er könnte damit überfordert sein, ich würde dir also wärmstens ans Herz legen, dir jemanden zu suchen, der dich versteht und helfen kann (sei es Therapeut oder eine Freundin etc.). Kehre es jedenfalls nicht unter den Teppich und rede dir nicht ein, es sei eigentlich nichts, zumal die Gewichtsabnahme (?) dich eher noch in deinem Verhalten pusht.
Wie geht es dir denn momentan damit, ist es bei dem abendlichen übergeben geblieben oder hat sich etwas verändert?

Alles liebe, lass gerne von dir hören

Re: Muss ich mir Gedanken machen?

#3
Halli, hallo. Ich habe mich eine zeitlang versucht von dem Thema zu distanzieren und es in den Hintergrund zu rücken, aber ich habe heute gemerkt das es doch mehr mein Leben beeinflusst, als gedacht. Leider übergebe ich mich immer noch, zwar nicht täglich aber nach „Sünden“ . Diese Woche reflektiert zu sehen, habe ich gemerkt das ich außer einen Tag mich die restliche Woche übergeben habe.
Ich habe aber das Gefühl, dass ich das noch im Griff habe und es noch nicht zu einer Sucht geworden ist, dennoch weiß ich, dass es auch nicht normal ist und langfristig nichts bringen wird.
Positiv ist, dass ich wenn es mir mal nicht so gut geht, ich keine fressanfälle mehr habe und mich gut ablenken kann.
Mit der Hilfe ist es so eine Sache. Ich war schon mal länger in Therapie, durch mein traumatisches Erlebnis und ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. Mich hat es nach diesem langen Zeitraum in der Therapie einfach nur eingeengt. Ich wollte einfach wieder „normal“ sein und so behandelt werden. Es sollte nicht jedes Verhaltensmuster von mir analysiert werden und so geht es mir heute noch.
Ich bin gerade einfach etwas ratlos, ich möchte mich nicht übergeben, aber danach fühle ich mich einfach besser. Ich möchte nicht nur Joghurt, Salat oder sonstiges essen, aber wenn ich „normale“ Sachen esse kommen die Gewissensbissen und ich übergebe mich, bin aber gesättigt. Und das ist der scheiss. Ich merke auch, dass ich bevor ich auf Toilette gehe zum Beispiel sage, dass ich duschen gehe , dass nicht gehört werden kann, wenn ich mich übergebe und sich nicht gewundert wird, warum die ganze Zeit wasser läuft. Das dient, aber nur zur Übertönung.
Und da Klingel die Alarmglocken!! Ich merke es ja selber..

Danke, dass du mir geantwortet hast, dadurch hatte ich das Gefühl, dass ich doch nicht so alleine bin. Wie geht es dir? Warum bist du hier?

Hab einen schönen Abend.

Re: Muss ich mir Gedanken machen?

#4
Hey du,
wenn ich das richtig verstanden habe, ist das das erste Mal, dass du mit erbrechen und Bulimie zu tun hast? Das Gefühl "noch alles unter Kontrolle zu haben" ist trügerisch und vor allem am Anfang gefährlich. Es ist gut, dass du selbstreflektiert bist und auch merkst, wie das Erbrechen überhand nimmt. Bleib ehrlich zu dir selbst und gestehe dir auch ein wenn du die Kontrolle verlierst. Du willst dich eigentlich nicht übergeben und tust es dennoch, du hast ein schlechtes Gewissen bei "normalem" Essen, du brauchst das Erbrechen um dich besser zu fühlen und du belügst deine Mitmenschen deswegen... du hast die Warnzeichen selbst erkannt.
Das mit der Therapie kann ich sehr gut verstehen, ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht und mich deswegen lange gescheut einen neuen Versuch zu starten. Mittlerweile geht es mir aber wieder so schlecht mit der Situation (8 Jahre Essstörung, zuerst Magersucht dann Bulimie), dass ich mir selbst eingestehen muss, es alleine nicht zu schaffen.
Du scheinst nicht an diesem Punkt zu sein und deshalb wäre es auch Quatsch dich zu drängen dir Hilfe zu holen, denn nur wenn du sie wirklich annehmen willst, kann es auch etwas bewirken. Ich will dich damit nicht entmutigen, keinesfalls. Aber solange du dich noch insgeheim komfortabel in der Situation fühlst, ist es schwer etwas zu ändern. Ich würde dir trotzdem nochmal ans Herz legen mit jemandem darüber zu sprechen, und sei es nur eine Freundin. Es öffnet einem manchmal wirklich die Augen und nimmt eine Last ab.
Ich hoffe das klang nicht zu böse, ich verstehe dich sehr gut und du bist auf keinen Fall allein :)

Melde dich gerne, wenn du das Bedürfnis hast