Verzweiflung - bitte gebt mir Tipps

#1
Hallo zusammen,

ich versuche mich kurz zu fassen.
Seit etwa 8 Jahren ist die Bulimie mein ständiger Begleiter und hat Schritt für Schritt fast mein komplettes Leben eingenommen und zerstört.
Leider schaffe ich es nicht, das volle Ausmaß mit meiner Therapeutin zu besprechen.
Auch sonst weiß keine einzige Person, wie schlecht es wirklich aussieht.
Ich schäme mich einfach so unendlich für alles. Aber die Heimlichkeit belastet auch wahnsinnig..

Was ich bislang keinem erzählt habe
- Ich bin mehrfach schon straffällig geworden wegen Diebstahl von Lebensmitteln und das nächste wird wohl eine Bewährungsstrafe oder sogar Knast sein.
- Meine Wohnung ist messiehaft zugemüllt und ich schaffe es einfach nicht, Ordnung zu machen und zu halten.

Ich weiß weder aus noch ein - eine stationäre therapie will ich nicht machen, damit habe ich keine guten Erfahrungen. (In der klinik gute Fortschritte und hohe Motivation, kommt man wieder raus ins Chaos ist alles wieder schnell beim Alten)

Wie schaffe ich es, offener zu werden in der Therapie ? Das wäre glaub ich der erste Schritt.
Habt ihr anderweitige Ratschläge für mich, wie ich den Anfang raus schaffe ?


Danke

Re: Verzweiflung - bitte gebt mir Tipps

#2
Hallo Wunschpunsch,

für rein gar nichts musst du dich schämen. Alles hat seinen Grund warum und wieso man was macht:
Vorab denke ich einmal, wenn es dir schwer fällt mit deiner Therapeutin über gewisse Dinge zu sprechen,
hast du nicht wirklich ein Vertrauen bzw. ein gutes Gefühl bei ihr, oder?
Ich kenne das von Freundinnen von mir, mit allen kann ich nicht über gewisse Themen sprechen.
Bei denen ich mich aber wohl fühle, geht das umso leichter.
Denke mal drüber nach, vielleicht solltest du dir wen suchen, dem du zu 100% vertraust und der auch von
Anfang an die Wahrheit über alles weis, nur so kann dir überhaupt geholfen werden.

Das deine Wohnung messiehaft zugemüllt ist, ist natürlich nicht schön. Mein Papa ist genau so.
Ich habe ihm nun zur Aufgabe gegeben, klein anzufangen. Er hat alle Zeit der Welt, sollte aber versuchen,
nur einen Raum in seiner Wohnung ordentlich zu machen, nur dann kann er sehen wie schön das sein kann.
Somit bekommt er automatisch auch langsam Lust und Freude daran, die anderen Räume ordentlich zu halten.

Wie du straffällig geworden bist, erklärt natürlich deine Krankheit. Liegt es am Geld das du dir gewisse Lebensmittel nicht
kaufen kannst? Oder ist das "stehlen" wie eine Leidenschaft? Hört sich jetzt blöd an, gibt es aber auch..

Geh mal an einem schönen Ort spazieren und mach dir klare Gedanken was du erreichen möchtest und wie du dir deine
Zukunft vorstellst. Dann schreibst du dir deine Ziele am besten alle auf und versuchst sie abzuarbeiten.

Ich wünsche dir viel viel Glück, man kann alles schaffen was man will!
LG fi0

Re: Verzweiflung - bitte gebt mir Tipps

#3
Vielen Dank für deinen Kommentar und für´s Mut-Zusprechen.
Das tut gut, auch wenn es "nur" virtuell ist. Aber wenn man im "real life" so abgeschottet ist, kennt man das gar nicht.

Das mit dem Stehlen ist wirklich furchtbar. Am Geld liegt es bei mir nicht, es ist eher der Gedanke, dass ich mir durch das normale Bezahlen quasi den Essanfall "legitimiere".
Ich weiß, es hört sich bescheuert an und ist es auch...
Teilweise ist es auch Scham, mit all diesen hochkalorischen Waren an der Kasse zu stehen, weil man mir meine Essstörung leider ansieht.

Ja, wenn ich´s denn mal schaffe, aufzuräumen, fühle ich mich auch viel wohler, definitiv.
Aber je größer das Chaos, desto schwieriger ist es, damit anzufangen. Aber ich werde es wieder in Angriff nehmen.
Habe grade auch furchbar Panik, weil offenbar bei dem Mieter über mir ein Rohr in der Dusche kaputt ist und vorhin etwas Wasser durch meine Decke kam. ich müsste also eigentlich so schnell wie möglich jemanden von der Sanitärfirma in meine Wohnung lassen, aber dafür ist es einfach viel viel zu dreckig aktuell.

Ich habe versucht, eine andere Therapeutin zu finden. Im Grunde war die Aussage immer die gleiche:
Ich eigne mich momentan eher nicht für eine ambulante Therapie, weil ich schon zu lange und zu schwer essgestört bin. Alle wollten mich zu einer stationären Therapie drängen, die ich aber aktuell partout nicht will weil ich, wenn ich länger auf Arbeit krank bin, meinen Vertrag vermutlich nicht verlängert bekomme.
Was zur Folge hat, dass ich mir einen neuen Job suchen müsste, was wiederum sehr schwierig werden wird, da ich leider mittlerweile schon vorbestraft bin. Und ohne astreines Führungszeugnis stellt mich in meinem Beruf keiner ein.

Was ein Mist.... von vorne bis hinten. Manchmal denke ich, es ist alles einfach zu verfahren.
Nein, selbstmordgefährdet bin ich nicht.

Re: Verzweiflung - bitte gebt mir Tipps

#5
Wie schaffe ich es, offener zu werden in der Therapie ? Das wäre glaub ich der erste Schritt.
Habt ihr anderweitige Ratschläge für mich, wie ich den Anfang raus schaffe ?


Danke[/quote]


Hallo Wunschpunsch!

Ich erzähle dir gerne von meiner Art, wie ich offener wurde und Schritte aus der Krankheit gefunden habe.

Meine Methode, meine Ängste zu überwinden ist, sie zu fühlen und sie zu mir zu nehmen. Was wäre das Schlimmste, was dir passieren könnte, wenn jemand weiß, was du verheimlichst? Was machst dir da so große Angst? Fürchtest du dich davor, dass du dich blamieren könntest? Dass du dann nicht mehr geliebt wirst? Dass man dir deine Krankheit wegnehmen könnte (sie spendet einem ja auch eine Form von Sicherheit - wenn auch keine angenehme)?

Meine größte Angst war, dass ich verlassen werde und ich nicht mehr geliebt werde, wenn jemand (Freunde, Partner) erfahren hätte, was ich da so getrieben habe. Weißt du woran das lag? Ich konnte mich selbst damit nicht lieben. Ich hab mich enorm abgelehnt, mich als Versagerin gefühlt und mich jeden Tag dafür verurteilt. Bis ich anfing, mich immer mehr damit anzunehmen. Irgendwann fand ich dann den Mut, es meiner Freundin zu sagen. Ich weiß heute noch, wie groß meine Angst war, ich könnte sie dadurch verlieren.. Weißt du was ihre Antwort war? "hey..ich liebe dich so wie du bist! mit deinen Schwächen und Stärken!". Das war eine schöne Erfahrung für mich.
Bei Therapeuten fiel es mir viel leichter. Da dachte ich: 1) sie haben Schweigepflicht 2) das ist ihr Job 3) wenn ich nicht ehrlich bin, können sie mir nicht wirklich helfen 4) jede hat Schwächen, und meine Bewertung auf die Krankheit ist vermutlich viel negativer, als die der anderen.


Du bist der wichtigste Mensch für dich auf dieser Welt. Du bist es wert, gesund und glücklich zu sein. Finde den Glauben an dich wieder.

Ganz liebe Grüße,
Andrea