Vorstellung :)

#1
Hallo liebe Community,

seit langem lese ich still in diversen Foren mit ohne bisher den Mut gefasst zu haben selbst einmal etwas zu schreiben. Dieses Forum hier ist mir sehr sympathisch weshalb ich mich dazu entschlossen habe endlich auch mal aktiv zu werden.
Habe mir vorher durchgelesen welche Angaben man nicht machen soll - ich hoffe (aufgrund meiner immensen Verpeiltheit) dass ich mich daran halte... ok nun zu meiner Person.
Ich lebe im Süden Deutschlands und bin 27 Jahre jung. Aktuell befinde ich mich im Anwärterdienst als Lehrerin für die Grundschule. Bis vor wenigen Wochen war ich noch Studentin ;)
Und nun zu dem Leid das wir alle hier gemeinsam teilen. Das schlimmste an der Erkrankung ist der "Selbsthass" bzw. die Schuldzuweisung meiner selbst zu mir selbst. Ich sehe das wie bei einem Alkoholiker. Der entscheidet sich quasi für die KRankheit und irgendwann ist es zu spät einfach wieder rauszukommen. Irgendwie so ähnlich fühlt es sich bei mir an. Wobei ich seit ich ein Kind bin bzw. Jugendliche, kein gesundes Essverhalten habe. Das lief so ab: Frühe Kindheit - alles "normal" bis auf die Tatsache dass ich meiner Mutter nie dünn genug war. Auf Fotos ist zu erkennen, dass ich ein ganz normales Mädchen mit ganz normaler Figur war. Dennoch hatte meine Mutter ständig etwas an meinem Körper auszusetzen. Dementsprechend hat sich schon damals meine Wahrnehmung meines eigenen Körpers verschoben. Ich dachte stets, ich sei dick. Dann später, als Jugendliche, und ich weiß jetzt nicht wie ich das schrieben soll in wenigen Sätzen, aber ich wurde stark von meiner Mutter (Alkoholikerin und selbstständige Geschäftsfrau) vernachlässigt. Sie war, wenn sie zu Hause war, meist betrunken und oft nicht ansprechbar. Zu essen gab es bei uns nichts gekochtes - lediglich drückte sie mir Geld in die Hand ich soll mir doch eine Pizza bestellen. Ich war ca 11 Jahre alt (da starb meine Oma die sich stets um mich kümmerte auch was Essen kochen usw anbelangt und von Schule abholen usw.) und aß täglich nur Schrott. Nur Fast Food. Mal Mc Donalds, mal Pizza. Ehrlichgesagt weiß ich nicht ob es überhaupt etwas anderes gab. Klar, mal ne TK Pizza oder Toastbrot vorzugsweise mit Salami oder Nutella. Das war mein Essen über mehrere Jahre. Ich wurde tatsächlich etwas fülliger (wen wunderts) und bekam dies von Familienangehörigen und Klassenkameraden zu hören. Jedoch bot sich mir keine Gelegenheit (bzw. keine die damals in meiner Macht stand) mich gesund zu ernähren. Ehrlich gesagt wusste ich nicht mal richtig was das ist. Naja soviel zur Geschichte. Mit 16 Jahren bezog ich meine eigene Wohnung (Gründe möchte ich hier nicht näher erläutern) und fing an zu kochen - was gab es wohl. Nudeln mit Ketchup etc. Ich nahm weiter zu. Erster Freund, gemeinsame Wohnung, gemeinsames Kochen, Emotionale Belastungen, weitere Kilos auf der Waage. Irgendwann mit 22 Jahren brachte ich stolze **kg auf die Waage. Binnen 5 Jahren (aktuell) hat sich mein Gewicht in den grünen BMI Bereich entwickelt bzw. ich habe viel dafür getan. Ich hoffe es ist okay dass ich diese Zahlen schreibe.
Aktuell habe ich eine von außen betrachtet normale Figur, manche sagen eine gute Figur. Von der Gewichtsreduktion sind natürlich überschüssige Haut vorhanden und ebenso etliche Dehnungsstreifen. Meine Selbstwahrnehmung ist relativ verzerrt, wenn auch nicht immer. Jedenfalls ist Essen ein Riesenthema in meiner Welt, macht es doch so viel mit mir. Ich muss noch sagen dass ich keine "Klassische" Bulimikerin bin wie man sie aus den Medien kennt - ich habe noch nie absichtlich erbrochen. Bei mir läuft es über Kompensation. Also ich habe wahnsinns die Fressattacken bei denen ich Kalorien im Tausenderbereich zu mir nehme. Mit Genuss hat das Ganze nix zu tun, es ist eine Sucht. Und aktuell ist es so schlimm dass ich es garnicht mehr schaffe einzukaufen ohne Sachen für Fressattacken zu holen. Deshalb aktuell auch der Eintrag hier im Forum. Ich komme zur Zeit kaum klar. Aktuell ist die BElastung riesig, in der Schule wird gegessen, im Seminar wird gegessen, ich esse natürlich nix weil ich sonst Angst habe die Beherrschung zu velrieren und alles vor allen Leuten in mich rein zu stopfen. Nebenbei bemerkt ist Essen in Gesellschaft einfach das Schrecklichste. Das Essen schmeckt dann immer nach garnix. Und ich muss weiter und weiter stopfen. Furchtbar. Ich weiß nicht wie weit ich hier gerade ins Detail gehen darf aber es ist wirklich zur Zeit furchtbar. Kompensation gestaltet sich bei mir dann durch fasten und im Sportprogramm anziehen. Meist esse ich dann solange nix mehr bis ich es muss und dann beginnt der erneute Kreislauf. Habe mich vor wenigen Wochen von meinem Freund getrennt und seitdem ist es schlimmer auch wenn die Trennung das Beste war. Es ist schlimmer, weil keiner mehr da ist der mir über die Fingern schaut. Wohne in eigener Wohnung und kann quasi alles machen unbeobachtet.... Eskalation seitdem.
Nunja. Mittlerweile habe ich einen neuen Mann kennengelernt dem ich davon nix erzählt habe, der es aber von sich aus gemerkt hat. Das war super unangenehm aber auf der anderen Seite bin ich froh dass er davon weiß dann ist die Katze aus dem Sack. Waren sogar schon ein paar Mal zusammen essen, Entspannung war für mich zwar nicht drin, aber es war in Ordnung.
So. Denke das reicht erstmal von mir. Ich freue mich über eventuell ein paar Antworten, WIllkomensgrüße, was auch immer :) Ach und übrigens mein Name... ja keine Ahnung, ist das makaber? Also Pulp Fiction ist nunmal mein Lieblingsfilm. Ich hoffe mir nimmt das keiner übel, ich bin keine Anhängerin der "Pro" irgendwas Bewegung. Halte ich für Schwachsinn. Ich strebe ein gesundes Leben an und hoffe dass ich irgendwie und irgendwann die Kurve kriege um eine gesunde Beziehung zum Essen aufzubauen. Auch dass ich als Vorbildfunktion in meiner Lehrerinnentätigkeit authentisch bin und - später möchte ich eigene Kinder. Aber erst wenn ich gesund bin.
Liebe Grüße
Eure MiaWallace
Zuletzt geändert von Caruso am Mo Mär 06, 2017 22:06, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Vorstellung :)

#2
Tut mir leid, dass ich gerade nicht mehr dazu schreiben kann, aber ich heiße dich hier im Forum herzlich Willkommen... ich hoffe, dass dir der Austausch in ein gesundes Leben verhilft... ich bin mir sicher, das wird es...
wenn ich an den Zeitpunkt meiner Anmeldung zurückdenke bis jetzt, bin ich eigentlich schon ein ganzes Stück weitergekommen, auch wenn es nicht den Anschein macht, und das habe ich nur den lieben Menschen hier im Forum zu verdanken... das wünsche ich dir auch.. LG, das Fräulein

Re: Vorstellung :)

#3
:) Pulp fiction gehört auch zu meinen liebsten Filmen. Herzlich willkommen hier, ich hoffe der Austausch hier macht dir Mut und bringt dir Kraft die ES zu überwältigen. Schön dass du etwas ändern willst, hast du dir überlegt wie du das angehst?
Du könntest zum Beispiel die Alltagsstruktur durch die Schule als Unterstützung verwenden um wieder ein gesundes Essverhalten zu verlangen. Mir hilft gemeinsames Essen immer sehr, aber als Studentin ist das bei mir nicht drin. Bin aber auch demnächst fertig und froh darüber. Wie hat denn der Mann, den du aktuell datest reagiert? Könnte der die etwas helfen? Finde es gut, dass du nicht ganz allein damit bist.

Re: Vorstellung :)

#4
Vielen Dank euch beiden für eure Antworten :) das freut mich.

@Catalya
So richtig konkret habe ich mir noch keine Gedanken gemacht aber Struktur braucht es auf jeden Fall, da gebe ich dir recht. Gemeinsames Essen hilft mir auch insofern, dass ich dann eine normale Menge Nahrung zu mir nehme was, wenn ich alleine bin, nie der Fall ist. Aber meistens finde ich essen in Gesellschaft schrecklich.
Ja, super Idee, ich vesuche die Struktur zu verinnerlichen bezüglich eines normalen Essverhaltens, nur der Abend macht mir schwer zu schaffen. Habe viel im Forum gelesen dass Rituale sehr hilfreich sein sollen. Da probiere ich mich aktuell etwas aus :)

Der Mann den ich date ist so super lieb. Ihm ist das von sich aus aufgefallen und er stellte mir die Frgae "Du isst nicht gern, stimmts?" und dann hab ich ihm ein bisl was erzählt. Er geht gut damit um, vor ihm kann ich sogar essen. Er ist sehr einfühlsam und meinte dass regelmäßiges Essen und auch gesundes Essen wichtig sei und ich soll es bitte nicht als Kritik sehen er möchte mich nur unterstützen. Find ich echt sehr lieb.

Morgen im Seminar wird wieder gemeinsam gefrühstückt. Das find ich so furchtbar, jeder soll was mitbringen und alle essen gemeinsam. Ich bringe natürlich was mit aber werde nichts essen, ich schaff es einfach nicht. Sieht dann halt blöd aus, letztens auch schon, dann folgt die Fragerei warum man nix isst. Sage dann dass ich frühstücke bevor ich ausm Haus gehe... Hm doof sowas nervt :/

Gute Nacht ihr Lieben!

Re: Vorstellung :)

#5
auch von mir ein hallo und willkommen !!

freue mich darauf mehr von dir zu lesen
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...

Re: Vorstellung :)

#6
Auch von mir ein willkommen!
Wünsche dir viel Erfolg beim Kampf dagegen, such dir deine Ansatzpunkte für dich und kämpfe =)
Machs nicht an deinem neuen Freund fest, aber gerade ein verständnisvoller Partner kann durchaus helfen.
Habs bei mir mit einer wunderbaren Freundin überwunden, die da genauso drin hing, und in den am Ende 4.5 Jahren Beziehung sind wir beide ein verdammt großes Stück weitergekommen.
Und Pulp Fiction ist immer symphatisch :lol:
Bist du auch so vergnügt?
Oh, wie schön heut das Leben zu uns lügt...

Re: Vorstellung :)

#7
Hallo liebe MiaWallace,

herzlich Willkommen! Ich bin auch neu hier.
Habe mir gerade deine Beschreibung durchgelesen und mich zum Teil wieder entdeckt. Das schöne an dem Forum ist es jemanden zum Austausch zu haben und zu merken, dass man gar nicht so alleine ist mit seinen Empfindungen und Verhalten.
Bei dem Essen in der Öffentlichkeit-Teil kann ich zu 100 % zustimmen... das ist das schlimmste und es schmeckt einfach nach nichts.
Schön, dass du einen Menschen in deiner näheren Umgebung hast, der zu dir steht.
Sag mal, hast du schon einmal über eine Therapie nachgedacht? Bzw. belastet dich dein Verhalten bereits in so weit, dass du deinen alltäglichen Aufgaben nicht mehr oder nur sehr schwer nachgehen kannst? Und noch etwas Bulimie Fernes: Wie kamst du zu deiner Job Wahl? Und macht dir dein Job jetzt Spaß?

Viele Grüße,
Sommerwetter :)
Everything is going to be fine in the end.
If it's not fine it's not the end
.”


― Oscar Wilde