Depressiv

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Halli-Hallo :-),

ich bin seit langer Zeit depressiv. Weil ich dazu früher sehr wenig gewogen habe, wurde ich irgendwann als magersüchtig bezeichnet. Dabei habe ich verzweifelt versucht zuzunehmen. Trotzdem bin dann freiwillig ich in eine Klinik gegangen, weil ich auch nicht wusste, was mit mir los war. Von Depression hat keiner gesprochen. Ist vielleicht erst in den letzten Jahren ein Thema geworden. Leider war die Klinik eine von der Sorte: "Wir reden hier jetzt nicht über Probleme, sondern es geht hier ums Essen". Habe also erfolgreich zugenommen, aber bin deprimierter und kaputter rausgegangen als ich vorher jemals war. Hatte plötzlich starke Ängste und Kaufzwang. Musste aber sofort wieder arbeiten, da ich nun offiziell als gesund bezeichnet wurde.

Lange Jahre bin ich durchs Leben getrabt wie ein Hamster in seinem Rad. Aber: Seit dieser Klinik übergebe ich mich. Da die Depression keinen Platz mehr haben durfte und da ich von allen Seiten vorwärts gepusht wurde, übertünche ich seitdem Passivität, Schwäche, Unlust, Traurigkeit etc. mit Essen. Das macht meinen Körper kaputt und raubt mir alle Kraft. Man könnte sagen, der Teufel wurde mit dem Beelzebub ausgetrieben.

Bin ich mit meinem Freund zusammen, ist alles gut. Er lenkt mich so positiv ab. Wir fahren wochenlang in den Urlaub und ich denke noch nicht mal ans Übergeben. Aber kaum bin ich auch nur einen Tag wieder allein zu Haus, geht es los mit dem teuflischen Kreislauf.
Ich habe also mittlerweile jedes Mal Angst, wenn er weg muss. Leider arbeite ich momentan nicht und so bin ich "mir voll ausgesetzt". Und ich mag kaum aus dem Haus gehen, jede Aktivität kostet mich unendlich viel Kraft. Das Essen und Übergeben lenkt mich von allem, was in der Realität zu erledigen ist, ab. Die perfekte Barriere. Und es ist wie ein Alibi: In der Klinik war Essen erwünscht, ich habe mich viele Wochen nur aufs Essen konzentriert. Irgendwie sagt mir mein Kopf dauernd: "Du musst essen. Essen ist das Wichtigste. Du musst alles aufessen." Früher habe ich nur gegessen, wenn ich hungrig war und habe aufgehört, wenn ich satt war. Das kann ich heute nicht mehr. Ich habe so dolle Angst, wieder eingesperrt zu werden, wenn ich nicht genug esse. Ich habe in der Klinik aus Angst das Essen einfach reingetan. Genuss war das nicht. Aber da ständig Zimmerarrest drohte, war die Angst zu groß. Es ging nicht um ehrliche innere Motivation, wir haben alle einfach aus purer Angst gegessen. Das ist nun mein einziger Halt. Leider einer, der mich kaputt macht.

Ich möchte an den Kern meiner Depression gelangen, weil sie quasi die Quelle des Übels darstellt. Momentan bekämpfe ich sie mit der Bulimie. Tue ich das nicht, zieht mich die Depression in den tiefen Strudel. Ich weiß eigentlich nicht mehr weiter ...

LG Liya