Hallo, ich bin neu und etwas unsicher

#1
Hallo,
es ist das erste Mal, dass ich mich auf eine solche Seite begebe...und dann auch noch anmelde, aber vielleicht hilft es ja..
Ich bin 20 Jahre alt, seit der Grundschule magersüchtig...nach extremster Phase wollte ich vor zwei Jahren versuchen gesund zu werden, weil ich Angst hatte zu sterben...und es war ein Schuss in den Ofen, denn ich bin geradewegs in Essstörung Nummer Zwei reinmarschiert.... und jetzt switche ich dauernd hin und her..es ist wie ein Pendel, wenn ich aus dem einen raus will, renne ich in das andere rein, nur das dazwischen, das finde ich nicht...
Ich würde mich sehr freuen, wenn mir irgendwer hier helfen mag, ich weiß, es gibt keine Zauberformel.. aber vielleicht einen Tipp, Erfahrungen..von jemanden, der ähnliches Problem hat/hatte.. mir geht langsam die Kraft aus..und ich merke das ich das alleine wohl niemals in den Griff kriegen kann, weil ich nie gelernt habe, was normal ist...
Ich will mich schon mal bedanken, für jeden Rat...

Alles Liebe..
"Es macht die Wüste schön", sagte der kleine Prinz, "das sie irgendwo einen Brunnen birgt."

Re: Hallo, ich bin neu und etwas unsicher

#2
Hallo,

Schön, dass du den Mut findest nach neuen Wegen daraus zu finden..vllt hilft dir das Forum tatsächlich ein bisschen; ich finde es hilfreich die Möglichkeit zu haben, sich austauschen zu können. Und mir hat es insgesamt geholfen, offener mit Thema umzugehen.
Dein Bild mit dem Pendel kommt mir nur allzu bekannt vor...
Deine Eltern wissen von dem Problem, oder? Wohnst du daheim?
Warst/bist du in Therapie?
Es ist wichtig, sich über die Hintergründe der Essstörung klar zu werden. Wieso machst du das? Was bräuchtest du/weißt du vielleicht, was dir helfen könnte, um es anders zu machen?

Lieber Gruß und alles Gute

Re: Hallo, ich bin neu und etwas unsicher

#3
Hallo,

danke für deine Antwort.
Nein, meine Eltern wissen nicht von dem Problem. Damals war es für sie nur so ein Tick, aber auch wenn alle Außenstehenden ihnen immer wieder gesagt haben, dass ich unbedingt Hilfe brauche, war es nie eine Essstörung, gar eine Krankheit. Dadurch habe ich das ebenso geglaubt und mir einfach das Verhalten angeeignet, ausgebaut und als einen Charakterzug angesehen.
Ich wohne mittlerweile seit einiger Zeit alleine und bin nur noch selten bei meiner Familie zu Besuch. Da mein Essverhalten jedoch weiterhin so ein Tick von mir ist, ist es nichts worüber ernsthaft geredet wird, es wird nur ab und zu gescherzt und freundschaftlich gemobbt. Aber es ist normal, dass ich eigenes Essen esse, bzw. meine Mutter kauft extra für mich ein, damit ich überhaupt esse. Es wird akzeptiert...
Ich war noch nie in Therapie gerade aus oben genannten Gründen, weil ich nie als krank erachtet oder essgestört worden bin und somit weder ich noch, als ich jünger war, sich jemand näher mit dem Thema befasst hat.
Demnach fällt es mir auch heute noch sehr schwer, mir eine Krankheit einzugestehen, gar über eine Krankheit zu reden..als zu behaupten, diesen Tick einfach nur zu haben...
Ist das irgendwie nachvollziehbar?
Ich weiß es nicht. Ich habe nie weiter darüber nachgedacht...
"Es macht die Wüste schön", sagte der kleine Prinz, "das sie irgendwo einen Brunnen birgt."

Re: Hallo, ich bin neu und etwas unsicher

#4
Hallo Honeypie,

ich habe mich gerade total in dem was du schreibst wiedergefunden. Bei mir hat es auch sehr lang gedauert bis ich mir selbst eingestanden habe, dass ich krank bin und nicht nur eine schlechte Phase habe, die sich von selbst wieder legt.
Meine Eltern haben das Thema genau wie deine immer verdrängt. Mit meinem Papa habe ich sogar zweimal ganz offen versucht zu reden. Einmal vor zwei Jahren und erneut vor drei Monaten. Ich habe nichts beschönigt und er ist nach wie vor der Meinung, dass es nur eine vorübergehende Phase ist. Ich glaube, dass Eltern es manchmal mindestens genauso schwer finden wie wir selbst, sich einzugestehen, dass es ein echtes Problem ist. Denn natürlich muss dann nach den Ursachen gesucht und im Dreck gewühlt werden und man muss sich eigene Fehler eingestehen.
Du hast jetzt einen ganz wichtigen Schritt schon gemacht, du hast vor dir selbst zugegeben, dass du ein ernsthaftes Problem mit dem Essen hast und dass du etwas ändern möchtest. Hälst du es denn für realistisch, dass du dich nach einer ambulanten Therapie umschaust oder ist das noch zu weit weg für dich? Bei mir hat es auch fünf Jahre gedauert, bis ich mich dazu überwunden habe, jetzt bin ich sehr froh darüber.
Liebe Grüße :)

Re: Hallo, ich bin neu und etwas unsicher

#5
hm. nein, für realistisch halte ich es noch nicht..
es ist bei mir auch so, dass wenn ich in der Bulimie stecke, genau weiß, dass das nicht normal sein kann..
bin ich mich aber wieder am runterhungern und werde immer weniger, ist das für mich das normalste auf der Welt.. als wenn ich geheilt geworden wäre.. und jetzt für einige Zeit wieder einen gewohnten Lebensstandard verfolgen kann..
vielleicht liegt es auch daran, dass Hungern für mich immer irgendwie normal war, ich habe nie gelernt, dass es eigentlich anders sein muss..ich habe nie gelernt, was normale Portionen sind, ich habe nie gelernt, satt zu sein... wenn ich satt bin fühle ich mich so unwohl, wie wenn ich einen FA hatte..es fühlt sich genau gleich ein..als hätte ich etwas verbotenes gemacht..als wäre es nicht richtig.
Ist das normal?..
Sich gesund zu fühlen, sich wohl zu fühlen, sich lebensfähig zu fühlen, und voller Elan, während man sich in Grund und Boden hungert?
Ich habe eine Freundin, magersüchtig, die das absolut nicht nachvollziehen kann..für sie ist das die reinste Qual..diese Essstörung zu haben und versucht mir einzureden, wie schlimm das alles ist, aber das wiederum kann ich auf mich bezogen überhaupt nicht nachvollziehen..weil es mich nicht quält..es ist einfach da, als wäre es einfach nur so eine Angewohnheit von mir. ..keine Krankheit die mich irgendwie einschränkt...die Bulimie im Gegensatz halt schon, wenn sie mich überrumpelt..

Ich bin zur Zeit deswegen etwas unsicher..würde ich auf meine Freundin hören, wäre ich im eigentlichen Sinne ein ganz anderer Mensch, der ich aber seid ich klein bin nie gelernt habe zu sein. Ich kann es mir absolut nicht vorstellen..absolut nicht...
Ich hoffe es klingt nicht allzu verrückt..
"Es macht die Wüste schön", sagte der kleine Prinz, "das sie irgendwo einen Brunnen birgt."

Re: Hallo, ich bin neu und etwas unsicher

#7
hm. gute Frage.
Es verhält sich bei mir seid Jahren so, dass ich eine lange Zeit hungere, ohne kotzen..diese Zeit fühlt sich normal an, ich fühle mich nicht krank, nicht essgestört, es fühlt sich einfach an, als wäre es etwas alltägliches..
irgendwann komme ich allerdings dann an einen Punkt, meistens, wenn es höchste Zeit ist..an dem ich ganz plötzlich umschlage.
Es ist in meinem Kopf so verankert,dass die Bulimie, der ich dann verfalle, weil ich das Essen nicht drin behalten will, die Krankheit ist und immer wenn ich umschlage, habe ich einen Rückfall in die Essstörung. Fang ich aber wieder an zu hungern, ist es, als wenn ich es für einige Zeit geschafft habe, die Essstörung hinter mir zu lassen. Aber ich kann das eine mit dem anderen nicht verbinden.
Ist das irgendwie verständlich?
vermutlich eher nicht.
"Es macht die Wüste schön", sagte der kleine Prinz, "das sie irgendwo einen Brunnen birgt."

Re: Hallo, ich bin neu und etwas unsicher

#9
oh. hab ich wohl nicht richtig verstanden.
Verzeihung.
Aber ich kann dir keine Antwort darauf geben. Warum ich kotze. Ich hasse es und es raubt mir alle Lebensenergie und Sicherheit. Und es macht mich zunehmend lebensmüder. Es macht auch absolut keinen Spaß und ich verstehe nicht, wie du die Frage so stellen kannst, dass man sich wünschen könnte, da hineinzurutschen?
Es passiert einfach. Das kann man nicht planen. Es geschieht. Und dann wird es schlimmer und schlimmer und irgendwann wird es wieder weniger, dann wird das Essen an sich weniger und weniger und weniger.
Aber eine Antwort, warum ich kotze, gibt es nicht.
Sich freiwillig krank fühlen zu wollen ist das absurdeste was ich jemals gehört habe..vor allem würde es überhaupt nichts bringen, außer noch mehr Isolation.. da es keiner weiß und keiner mitkriegt,
"Es macht die Wüste schön", sagte der kleine Prinz, "das sie irgendwo einen Brunnen birgt."