Ich mag nicht mehr ,,Morgen´´ sagen...

#1
Hallo,

Ich bin Hakoyo (eigentlich Hanabi) und 17, bald 18 Jahre alt.
Ich bin schon etwas länger Leser dieser Seite und habe nun nach langer Zeit endlich den Mut gehabt mich selbst zu Registrieren
Momentan besuche ich das 1. Semester einer Abendschule und möchte auf die Fachhochschulreife hinarbeiten.
Doch dies ist für mich momentan oft fast unmöglich
Ein Jahr lang war ich in einer Kinder und Jugendpsychiatrie, aufgrund von Untergewicht wegen einer durch Stress ausgelösten Magersucht.
Ich war mir sehr lange nicht klar darüber das ich in eine Esstörung gerutscht bin, weil ich einfach nicht die typischen Symptome hatte.
Ich habe anfangs immer ganz normal gegessen, und essen war für mich eigentlich schon immer ganz wichtig und wurde auch immer mit anderen Personen (meiner Familie eingenommen).
Doch vor ca. 5 Jahren wurde ich körperlich schwerwiegender krank, was wiederum durch ständige Krankenhausaufentalte und dazu Mobbingproblemen , Depressionen auslöste.
Nach ungefähr 4 Jahren, (als ich 14 Jahre alt war) begann dann durch eine radikale Umstellung in meinem Leben auch die Magersucht.
Ein Jahr lang ging es schnell abwärts und ich habe viel mit Leuten in der Klinik kämpfen müssen, aber es hat geklappt-
dachte ich zumindest immer...
Jedoch musste ich erfahren, dass ich eigentlich nur von einer ES in die nächste gerutscht bin.
Es ging von Magersucht zu Binge eating, dann zur Bulimie und nun befinde ich mich in einer art Mischform von beiden letzten.

Seit etwas über 2 Monaten bin ich nun aus der Klinik entlassen und wohne gegen meinen freien Willen in einer Wohngruppe mit anderen Jugendlichen meines Alters.
Seitdem ich hier bin hat sich aber meine Situation stark verschlechtert...
Ich habe das Gefühl nichts mehr hinzubekommen und würde manchmal am liebsten nur noch den ganzen Tag weinen...
Es gibt hier niemanden, dem ich meine Probleme anvertrauen kann, da ich niemanden traue.
In Therapie bin ich bereits, jedoch kennt sich meine momentane Therapeutin nicht wirklich gut mit meinen Problemen aus und hört mir mehr zu als mir wirklich zu helfen.

Ich habe schon sehr viele Sachen versucht um aus den ewigen Teufelskreis der Essattacken zu entfliehen, jedoch auf lange Sicht ohne Erfolg.
Nach langen überlegen und vielem lesen Beiträgen betroffener, wurde mir klar, das meine Gefühle wohl eher der Schlüssel zur Erlösung sind, als der ewige Gedanke einfach durchhalten zu müssen.
Mir ist klar das alles nur in kleinen Schritten funktionieren kann und wird.
Aber ich bin zuversichtlich, etwas an meiner Situation zu ändern
Denn so wie es im Moment ist, kann ich einfach nicht mehr...
Ich habe einfach keine Lust mehr jeden Abend von Schuldgefühlen geplagt im Bett zu sitzen und mir zu sagen das es Morgen besser werden wird.
,,Morgen´´…ich mag gar nicht mehr daran denken, mir selbst immer dieses falsche Versprechen zu geben.

Ich hoffe das ich hiermit einen richtigen Schritt gemacht habe :oops: ...

Mit lieben Grüßen


-Hakoyo

Re: Ich mag nicht mehr ,,Morgen´´ sagen...

#2
Liebe Hakoyo,

schön, dass du zu uns gefunden hast!

Ich denke, wir alle wissen, wie es ist, von seiner ES dominiert zu werden. Das Gefühl man ist nicht mehr die Herrscherin über sein Leben.. aber ich lese ganz viel Kraft in deinem Post, du kannst das schaffen! :-)

Hast du denn sonst niemanden, mit dem du über solche Dinge reden kannst? Freunde? Familie? Freund?

Was heißt gegen deinen freien Willen in der WG? Warum musst dort wohnen, wenn du nicht willst? :-(

LG Kathi

Re: Ich mag nicht mehr ,,Morgen´´ sagen...

#3
Hallo,

und ersteinmal vielen Dank für die nette Antwort.

Freunde mit denen ich über dieses tägliche Problem reden kann habe ich leider nicht.
Meine Familie weiß von der ES, ich rede auch regelmäßig, wenn auch noch relativ diskret Zuhause darüber.
In der Wohngruppe bin ich eher, weil es über meinen Kopf hinweg entschieden wurde, aufgrund meiner Gesundheitlichen Probleme in der Vergangenheit und den psychischen Problemen.
Dies ist denke ich, mit ein Grund, warum ich mich nicht wohl fühle und täglich das Gefühl habe eine kleine Welt würde über mir zusammenbrechen.
Daher plane ich auch, aufjedenfall, mit 18 Jahren, die Wohngemeinschaft zu verlassen.
Der Alltag macht mir einfach keinen Spaß und allein der Gedanke nach einem Schultag wieder zurück kommen zu müssen, stimmt mich auf einen Fressanfall ein.
Die Wohngruppe kann und will mir mit meinem Problem leider auch nicht helfen und so habe ich beschlossen, selbst nach Hilfe, in jeder möglichen Form zu suchen.
Ich bin oft einfach verzweifelt, weil ich schon so viel ausprobiert habe und oft das Gefühl habe nichts klappt.
An einem Tag bin ich voller Hoffnung und denke alles wird wieder gut. Und am nächsten, bin ich nur noch am Essen und verwandele mich in einen ganz anderen Menschen, der für 24 Stunden nur noch ein Ziel hat: Essen-am besten ohne Pause und ohne Einschränkungen.
Ich würde oft einfach so gerne wissen was ich tun kann... Dass strenge Pläne, wann, was und wie viel zu essen meist total Fehl am Platz sind, ist mir durch eigene Erfahrung klar geworden. Auch das es nicht viel nützt sich alles zu verbieten, musste ich lernen.
Nun versuche ich verzweifelt meinen Weg zu finden, aber ich glaube, das wird noch ein gutes Weilchen dauern.
Auch wenn ich immer hoffe, dass es ,,Morgen´´ ist...,weil ich einfach keine Kraft mehr für diesen täglichen Akt verspüre.

-Entschuldigung bitte, ich schreibe immer so viel :oops:

lg Hakoyo

Re: Ich mag nicht mehr ,,Morgen´´ sagen...

#4
Brauchst dich nicht entschuldigen, ich schreibe auch oft viel :-)

Ich kenne es, wenn eine Therapeutin dich nicht richtig versteht, oder das Gefühl da ist, sie kann dir nicht (mehr) helfen ... besteht denn die Möglichkeit zu wechseln? Oder mal eine Selbsthilfegruppe zu besuchen? Ich halte es für seeehr wichtig, mit Gleichgesinnten zu reden.. überhaupt mit Menschen zu reden ... ich finde es gut, dass du zumindest mit deinen Eltern darüber sprichst! Wie sieht es mit Freundinnen aus? Hast du keine oder kannst du mit ihnen nicht darüber reden? (Ich traue mich das deswegen so direkt zu fragen, weil ich auch keine echten Freundinnen habe ...)

Hast du eigentlich irgendwelche Hobbys? Um dich nach einem Schultag abzulenken? Oder mal überlegt, nebenbei zu arbeiten?

LG Kathi

Re: Ich mag nicht mehr ,,Morgen´´ sagen...

#5
Ich spiele ein paar Musikinstrumente und interessiere mich sehr für gewisse politische und wirtschaftliche Themen.
Zudem ist mir meine Umwelt sehr wichtig und ich lebe seit meinem 8 Lebensjahr vegetarisch und seit 4 Jahren dazu vegan.
In dem ich mich täglich mit meinen Interessen auseinandersetze, Kriege ich die Zeit ein bisschen rum.
Nur leider klappt das im Moment nicht mehr wirklich ...
Zudem darf ich leider auch nicht Arbeiten, was mit der Schule bei mir im Moment auch gar nicht zu vereinbaren wäre.

Sport, oder andere Aktivitäten mit anderen Menschen betreibe ich zurzeit leider nicht.
Zum einen, weil es mir nicht möglich ist.
Und zum anderen, weil ich große Angst vor Menschenmassen habe, und auch vor neuen Kontakten ...


Eine gute Freundin konnte ich in meiner jetzigen WG finden, jedoch ist sie ebenso wie ich in einer Essstörung gefangen(wenn auch in einer anderen) und so kann ich mich mit Ihr zwar über einiges sprechen, aber auch nicht über alles.

Durch meine Freundin bin ich aber auch auf die Idee einer Selbsthilfegruppe gekommen, in die ich mich angemeldet habe.
Nächste Woche kann ich zum ersten Mal hingehen.

Weitere Freunde oder Kontakte hab ich so leider nicht.
Mit meiner momentanen Klasse verstehe ich mich zwar gut, jedoch haben meine Freunde dort nie wirklich Zeit um sich Mal zu treffen oder etwas anderes zu machen, da die meisten von Ihnen schon selbstständig Wohnen oder eine Familie versorgen müssen.


Moment versuche ich oft meinen gewohnten Alltag, von dem ich weiß, das eine Fressattack einprogammiert ist, so umzustellen das ich gar nicht erst die Möglichkeit dazu bekomme.
Das funktioniert zwar manchmal mit den Attacken, leider esse ich dann meistens über den ganzen Tag lang Unmengen.
Was mich vorallem sehr belastet, ist die Tatsache das ich, wenn ich eine Attacke habe nicht von Veganen oder Vegetarischen essen unterscheiden kann.
Alles wird einfach so genommen wie es gerade da ist.
Und oft bevorzuge ich Vegetarische Lebensmittel sogar...
Nach vier Jahren Als Veganer , regt mich meine fehlende Selbstbeherrschung dann oft ziemlich auf...

Auch wenn ich mir Ziele setze, schaffe ich sie oft nicht einzuhalten.
Deshalb mach ich mich dann oft selber nieder...



-lg Hakoyo

Re: Ich mag nicht mehr ,,Morgen´´ sagen...

#6
Ich glaube in manchem scheinen wir uns ähnlich zu sein, auch ich denke nicht gerne an Morgen, es ist wieder ein Kampf, es ist wieder unmgewiß ob ich es schaffe und am Ende versage ich wieder. Auch ich fühle mich recht alleine. Bin hier um etwas reden zu können; vielleicht hilft Dir die Gemeinschaft auch, sonst kannst Du mir gerne eine PM oder eine Mail schicken.
Gemeinsam können wir vwersuchen uns aneinander aufzrichten.

Re: Ich mag nicht mehr ,,Morgen´´ sagen...

#9
Hey du.... ich bin auch Veganerin, ich kann verstehen, dass du dich über dich aufregst, wenn du bei einem FA zu etwas nicht-Veganem greifst :S
Ich könnte das jedoch nicht... bei mir ist der Veganismus eine Religion, etwas, das über allem steht ... vl ist es ein dumemr Vorschlag, aber eventuell hilft es dir, wenn du bei einem FA Videos wie earthlings (sagt dir sicher was :-)) ansiehst ... über Schlachtung, Tierhaltung usw. damit du wieder weißt, warum du Veganerin sein willst.

Du wohnst nicht zufällig in Wien oder Tirol? oder Nähe? :-)

LG Kathi

Re: Ich mag nicht mehr ,,Morgen´´ sagen...

#10
Kathi V hat geschrieben:vl ist es ein dumemr Vorschlag, aber eventuell hilft es dir, wenn du bei einem FA Videos wie earthlings (sagt dir sicher was :-)) ansiehst ... über Schlachtung, Tierhaltung usw. damit du wieder weißt, warum du Veganerin sein willst.

Hm,

auf so eine Idee wäre ich glaube ich nie gekommen.
Ich werde es auf jedenfall beim nächsten mal versuchen.

Ich denke immoment ist bei mir einfach so viel los, dass ich leider so durcheinander bin, dass ich in einer Attacke auf nichts mehr achte und auch oft garnicht mehr die Zeit habe, mich mit dem Thema Veganismus auseinanderzusetzen...
Das bedauer ich immoment sehr...




Und nein tut mir leid, leider wohne ich in Nordrhein-Westfalen in Deutschland.
Also ein ganz schön weit weg :?.