Und plötzlich sind fast 20 Jahre vergangen...

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Hallo zusammen!

Ich hatte mich hier vor Jahren schon mal angemeldet. Allerdings weiß ich mein
Pseudonym nicht mehr und hab mich hier nicht wieder gefunden. Deshalb nochmal
eine Neuanmeldung.

Ich bin 33 Jahre alt. Begonnen hat meine Essbrechsucht im Alter von 14. Damals hätte
ich nie gedacht, dass ich das mal bis ins Erwachsenenalter ziehen würde. Ich war stets
voller Hoffnung, dass sich das alles von alleine wieder regeln würde. Spätestens dann, wenn
ich aus der Schule bin, oder wenn ich einen tollen Partner habe und der ganze Gedankenstrudel
um die Figur nicht mehr wichtig ist, - oder wenn ich mit meiner Ausbildung fertig bin...- oder
wenn ich dann mal Mutter sein würde... usw. Ich habe immer wieder auf den nächsten Lebensabschnitt gehofft,
aber das Hoffen hat mich leider nicht davon weggebracht. Auch kein Wohnungsumzug, kein Arbeitsplatzwechsel,
kein Partnerwechsel, kein veränderter Freundeskreis hat mich je heilen können.
Also muss es wohl an mir selbst liegen und nicht an den Lebensumständen.
Leider hat mich diese Erkenntnis bisher auch nicht gesund gemacht.
Manchmal ist der Leidensdruck immens. Manchmal kann ich damit leben und bilde mir ein mich wohl zu fühlen - obwohl
ich immer Kontrolle ausübe. Wenn ich sehr dünn bin, dann kann ich mich gut leiden. Wenn ich pummelig bin,
dann hasse ich mich.
Ich habe erst vor Jahren eine ambulante Verhaltenstherapie versucht. Das ist natürlich sehr spät in Anbetracht dessen,
dass ich die Krankheit schon so viele Jahre unbehandelt mit mir heruschleppe. Aber erst ein Zusammenbruch, der mich
in eine Lebenskrise fallen ließ, hat mir den Ansporn dazu gegeben.

Ich freue mich, wenn ich hier ein bisschen Gelegenheiten zum Austausch finden würde.
Ich wünsch allen noch sehr jungen Frauen hier, dass sie erkennen mögen, möglichst frühzeitig eine Therapie zu beginnen.
Denn sonst kann es euch so gehen wie mir und eure schönsten und besten Jahre werden stets von der Bulimie
überschattet sein. Ich hätte meine Jugend und mein junges Erwachsenenalter so gerne anders in Erinnerung.
Aber wenn ich die Jahre so Revue passieren lasse, dann seh ich nur Kontrolle, Zahlen, Essen, Toilette und ganz viel
selbstverschuldete Einsamkeit. Ich hab mir so vieles missgönnt und so viele Chancen ungenutzt verstreichen lassen.

Ich freu mich auf Euch!

Liebe Grüße
Cassandra