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Übergeben "ohne Grund"

Verfasst: Mo Jul 13, 2015 20:51
von Marla_Singer
Hallo ihr Lieben,

bevor ich zu meinem aktuellen Problem komme, mal kurz etwas zu meiner Vorgeschichte: vor vielen Jahren ging es bei mir mit der Magersucht los, zwischenzeitlich ging es mir mehr als gut, bevor ich vor einem Jahr in die Bulimie gerutscht bin. Nach einem erneuten Klinikaufenthalt hatte ich diese weitestgehend im Griff. Ich habe kaum noch das Verlangen nach Essanfällen, doch der Drang, mich zu übergeben, nimmt nicht ab.

Ist es mir minimal übel oder habe ich mal etwas "zu viel" (objektiv gesehen ist es natürlich nicht zu viel) gegessen, möchte ich sofort erbrechen. Auch Situationen, in denen ich mich unter Druck gesetzt, gestresst oder verärgert fühle, kann ich nur durch den Gang zur Toilette entspannen.
In 90% der Fälle geht es mir also nicht darum, Essen loszuwerden, sondern allein um den Akt des Übergebens. Ich habe danach auch kein schlechtes Gewissen o.ä., wie es sonst der Fall war. Die Hemmschwelle ist einfach total niedrig geworden, bzw. kaum noch vorhanden.

Nun meine Frage: Kennt jemand von euch diese Problematik? Ich bin etwas überfordert mit der Situation und weiß nicht, wie ich mir helfen kann.

Bin für jeden Kommentar dankbar.

Re: Übergeben "ohne Grund"

Verfasst: Di Jul 14, 2015 8:40
von Leatrice
Hay Marla (Fight Club?),

Glückwunsch schonmal, dass du die eine Hälfte schonmal im Griff zu haben scheinst.

Nun ja, ich glaube, ich kenne was du beschreibst auch ein wenig.

Zum Einen Situationen, in denen ich es einfach nur tue, um mich zu "strafen", bzw. mir bewusst zu schaden. Pure Autoaggression also. Oder wenn mich etwas ärgert, nach Streitigkeiten oder aus einem total kindlichen Trotz.

Die letzten dreieinhalb Wochen war ich mit dem Rucksack unterwegs und nahezu 24/7 mit meiner Begleitung zusammen, entweder unterwegs oder auf einem Zimmer.
Auch wenn es mir bei Fremden manchmal nahezu egal ist, was sie so mitbekommen, weil das Brechen wichtiger ist, aus einer Art Rücksichtnahme habe ich mich nur wenn ich mich sehr ungehört/alleine fühlte zur Toilette gewagt.
Und das war nicht oft. Egal wie schön der Urlaub war, ich habe mich einfach total meiner Identität beraubt gefühlt. Davor hatte ich genug Privatsphäre und Kreativität zum Dauerk*tzen und während dieser Zeit habe ich es einfach in den paar Gelegenheiten, die ich hatte, tun "müssen".

Ich schweife wohl etwas ab, aber die traurige Wahrheit scheint mir, dass es alles war, worüber ich mich identifiziert habe und ich es nicht loslassen wollte und will - schon gar nicht so plötzlich - weil ich dann "gar nichts" mehr hätte.

Fassen wir zusammen; für mich ist das Übergeben auch inzwischen viel mehr, als pures Loswerden des Essens, es "hilft" mir bisweilen, mit meinen Gefühlen klar zu kommen und ich habe es gedanklich auch irgendwie inzwischen so hingestellt, dass ich mir selbst keine anderen Eigenschaften mehr zuordnen mag.

Ich versuche also zum Einen, Wut und Trauer konstruktiver umzusetzen und zum Anderen muss ich mir immer wieder sagen, dass ich so viel mehr sein möchte, als "die Bulimikerin".

Re: Übergeben "ohne Grund"

Verfasst: Di Jul 14, 2015 9:59
von litschi
Hi Marla,

Ich weiß genau was du meinst, mir geht es genauso. Anfangs habe ich mich übergeben, weil ich einfach das Essen loswerden wollte. Ich glaube nicht, dass ich schon einmal einen "richtigen Essanfall" hatte, so wie es bei Bulimikern üblich ist. Wie würdest du einen Essanfall für dich definieren? Was isst du? Wieviel? In welcher Zeit? Ist es immer dasselbe, oder jedes mal etwas anderes?

Mittlerweile bin ich von dem Gedanken, dass ich das Essen loswerden will schon weggekommen, aber übergeben tu ich mich trotzdem regelmäßg. Manchmal einfach nach einem Teller Gemüse, weil ich es nicht aushalte, dass ich etwas im Magen habe. Ich würde mich am liebsten auch übergeben, wenn ich viel Wasser getrunken habe - was natürlich absurd ist.

Und bei mir ist es auch so, dass ich mich manchmal übergebe, einfach weil ich total gestresst oder zornig bin. Meistens wenn mein Freund irgendwas sagt, was mich stört. Am liebsten würde ich dann einfach aufschreien und sagen, dass ich mich nach jedem Essen übergebe. Aber das mache ich natürlich nicht, weil das ist ja krank. Wer übergibt sich nach dem essen bitte? Ich finde es selbst so dumm, dass ich garnicht offen darüber reden kann.

Das hört sich alles total dumm an. :(

Aber ja, ich kann dich voll und ganz verstehen. Mir geht es genau so wie dir. <3

LG