Hilfe.. :/

#1
Hallo,

ich habe seit 1 1/2 Jahren Bulimie und fange Ende Juni endlich meine Therapie an.
Mittlerweile habe ich das Erbrechen unter Kontrolle. Das letzte Mal Erbrochen habe ich vor circa 6 Wochen und bin darauf schon ein bisschen stolz ,weil ich auch gar nicht mehr richtig das Verlangen danach verspüre :D
Mein Problem liegt woanders.Ich kann einfach nicht vernünftig essen,ich weiß einfach nicht mehr ,was ein richtiges Essverhalten ist und ich bin so extrem demotiviert.
Meine Essverhalten wechselt täglich. An einem Tag esse ich einigermaßen normal und gesund,auch ein paar Süßigkeiten,am nächsten Tag fresse ich den ganzen Tag durch. Ich bin so verzweifelt.
Ich schaffe es mittlerweile auch nicht mehr,regelmäßig zum Sport zu gehen und habe jetzt enorme Angst vor den heißen Tagen,weil ich mich nicht traue,meine Beine zu zeigen,weil an den Oberschenkeln soviel Fett und Cellulite ist.

Ich geriet nicht nur wegen meiner falschen Körperwahrnehmung in die Bulimie, auch durch andere Faktoren trugen maßgeblich dazu bei,z.B. die Trennung meiner Eltern,die eine reine Katastrophe war.
Ich lebte anfangs bei meiner Mutter und habe dann realisiert,dass mein Mutter immer extrem übertreibt und sehr egoistisch ist. Sie hat mir immer Horrorgeschichten über meinen Vater erzählt,die alle gar nicht stimmten. (Ich wohne wieder bei meinem Vater) und mir sogar schon einen Teller an den Kopf geworden,sodass ich eine Platzwunde hatte und mich an die Wand gedrückt und behauptet,sie habe mir das Leben gegeben ,sie könne es mir auch wieder nehmen.
Meine Mutter wusste auch von meiner Bulimie,ihre Reaktion darauf war lediglich :"Du musst dich um deine eigenen Probleme kümmern,ich kann mich nicht noch um deine kümmern. Du bist alt genug" (Ich war 15 1/2)

Anfangs wusste mein Vater auch von meiner Bulimie,aber weil er mir so Leid tat und wirklich depressiv wurde (er nimmt noch immer Tabletten),habe ich irgendwann behauptet,dass es mir wieder gut ginge.
Mein Freund weiß davon,aber irgendwie kann er mich nicht großartig unterstützen...ich kann mit ihm immer über alles reden..aber es ist halt auch schwierig.

Jedenfalls bin ich diese Woche gerade bei meinem Freund,weil er bereits im 4.Semester studiert und ich noch Ferien habe. Ich wollte mir die Uni mal ein wenig anschauen,da wir nach meinem Abi nächstes Jahr zusammen ziehen wollen und ich Jura studieren will. Und da ist das nächste Problem: Die ganzen Mädchen an der Uni sind so schlank und fröhlich und mein Selbstwertgefühl sinkt immer tiefer und tiefer.
Außerdem macht mich auch der Deutschunterricht in der Schule fertig. Ich hatte bis zur Oberstufe immer 1en in Deutsch und plötzlich kriege ich 10 und 8 Punkte. Immer wieder weist mich mein Deutschlehrerin darauf hin,dass ich meine Ausdrucksweise verbessern sollte. Aber wie? Findet ihr sie auch so schlecht? Mich setzt das komplett unter Druck und dadurch gehts mir immer so schlecht und dann habe ich wieder FA`s..

Tut mir Leid,mein Text ist länger als beabsichtigt.Jetzt rutsche ich schon wieder in mein Selbstmitleidsphase :/

Was soll ich tun..?

Re: Hilfe.. :/

#2
Hallo,

Erstens finde ich es toll, dass du es geschafft hast, schon gar nicht mehr wirklich den Drang zum Erbrechen zu bekommen und dass du dich entschieden hast, eine Therapie anzufangen. Darauf kannst du auch stolz sein;)
Ich stehe an einem ähnlichen Punkt wie du; bei mir fing es mit der Bulimie auch vor etwa 1,5Jahren an und ich beginne auch eine Therapie in ein paar Wochen.

Deine Geschichte hat mich irgendwie berührt, deshalb schreibe ich auch. Dass deine Mama dir mit 15 sagt, dass du dich alleine um deine Probleme kümmern sollst, aber andererseits doch irgendwie 'Macht' über dich haben will. Und dass du deinem Papa sagst, dass es dir gut geht, damit es ihn nicht zusätzlich belastet. Das kenne ich gut. Allerdings bleibt man dann bloß leider selbst ganz schön auf der Strecke.. hat dich dein Papa unterstützt, als er davon wusste?

Also das mit deiner Ausdrucksweise kann ich nicht nachvollziehen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich selber nicht wirklich ein Deutsch-Genie bin;) Vielleicht kannst die Deutschlehrerin konkret fragen, wie du das verbessern kannst? Ich denke, es ist auch normal, dass die Noten in der Oberstufe etwas schlechter werden. Das war zumindest bei vielen meiner Freunden auch so.

Kopf hoch, schau positiv in die Zukunft. Bald beginnt die Therapie, du hast einen Freund mit dem du zumindest über alles reden kannst (das ist auch nicht selbstverständlich finde ich) und bald hast du dein Abitur und dann steht dir die Welt offen!

Lieber Gruß,
Fledermaus

Re: Hilfe.. :/

#3
Hallo:)
Ich bin auch neu hier.
Wie schafft ihr es nur offen mit jemand über eure Erkrankung zu sprechen und eine Therapie zu beginnen?
Finde das toll:)
Ich bin 22 Jahre.Bei mir ging das vor 7 Jahren los. Hatte zunächst ne "Magersucht Phase" und bin dann in die Bulimie reingerutscht.Das ging dann so ein Jahr. Habe in der Zeit meinen Freund kennengelernt und seitdem ging es eigentlich Bergauf.Das Brechen wurde seltener mein exessiver Sport wurde weniger, ich wurde glücklicher. Habe nie ne Therapie gemacht oder so...ist halt so dass es nie so richtig wegging...hab bis heute immer wieder Phasen in denen ich mich nach dem Essen übergebe oder ich Tagelang kaum etwas Esse.Ich bin extrem unzufrieden mit mir selbst und meinem Aussehen.
Mein Freund weiß, dass ich mal ne Esstörung "hatte", weiß aber nich, dass ich immer wieder diese Phasen habe.
Ebenso ne Freundin von mir und meine Eltern.
Ich kann mich einfach niemand anvertrauen.Mir ist das sowas von unangenehm.

Deshalb finde ich es toll dass ihr das geschafft habt.Wie habt ihr den Mut dazu gefunden?

Liebe Grüße

Engele

Re: Hilfe.. :/

#4
Hey Engele,

Bei mir hat das ganz lange gebraucht, bis ich darüber offen sprechen oder schreiben konnte. Darüber reden kann ich häufig immer noch nicht so richtig. Eine Freundin hatte vermutet, dass ich damit Schwierigkeiten habe und anfangs habe ich immer sofort abgeblockt, sobald sie etwas genauer gefragt hat. Doch irgendwann, als es schlimmer wurde, wollte ich es irgendwie doch jemanden anvertrauen, um nicht so sehr alleine damit zu sein und dann hat sie mich einmal sehr direkt gefragt und ich habe die Sache nicht geleugnet. Seitdem reden wir ab und an drüber. Und ich habe gott sei Dank dabei positive Erfahrung gesammelt. (Sie hatte auch mal Probleme damit, darum konnte sie mich auch verstehen). Es tut einfach gut, Dinge loszuwerden, indem man sie mal ausspricht und sie hat mich auch darin unterstützt einen Weg daraus zu finden und eine Therapie in Erwägung zu ziehen. Es hat viel Überwindung gekostet, aber ich bereue nichts, das ich ihr erzählt habe und das wir gesprochen haben.
Mir ist das Ganze auch total unangenehm.. wenn ich mit der Freundin drüber reden, kann ich ihr häufig nichtmal in die Augen schauen, weil ich mich so schäme. Aber auch das ist trotzdem schon besser geworden und sie versteht viel.

Wie hat denn dein Freund, die Freundin und deine Eltern früher darauf reagiert? Konntest du dich ihnen damals anvertrauen? Im Endeffekt wollen die alle sicherlich das Beste für dich und wollen auch wissen, wie es dir wirklich geht, auch wenn es dir nicht gut geht.

Liebe Grüße,
Fledermaus

Re: Hilfe.. :/

#5
Ach ja, was mir noch den Mut dazu gegeben hat, darüber zu sprechen und damit die Sache mal wirklich anzugehen, war der Gedanke an die Zukunft. Wollte ich wirklich so weitermachen? Der Gedanke an alle Konsequenzen die das macht, die häufig distanzierten Beziehungen zu den Anderen, die Probleme und Ängste die es mit sich bringt und das was es zu mir selbst macht.

Ich muss allerdings dazu noch sagen, dass ich trotzdem sehr dran hänge und mir fällt es sehr schwer und häufig kann ich mir es gar nicht vorstellen, die ES loszulassen. Aber ich glaube/hoffe, dass die ersten paar Schritte schon getan sind.