Ich sage euch "Hallo" - der Bulimie "Auf Nimmerwiedersehen"
Verfasst: Do Jan 29, 2015 13:40
Hallo ihr Lieben,
ich möchte mich nun vorstellen und meine Geschichte erzählen, nachdem ich die letzten Tage viel im Forum gelesen habe. Ich bin seit etwas über einem Jahr bulimisch (gewesen!!!).
Dass ich eine ES hab, wollte ich lange nicht wahrhaben. Ich hatte aus gesundheitlichen Gründen quasi unabsichtlich begonnen abzunehmen (war vorher schon im NG, dann unteres NG, nun leichtes UG), nach heftigen privaten Veränderungen und beruflichem Stillstand begann mein Verhalten dann immer weiter zu entgleiten. Ich konzentrierte mich übermäßig auf Nährwerte, was ich esse, wie viel ich wovon esse und es stellten sich Süßigkeiten-Fressattacken ein. Nebenbei kamen phasen exessiven Sports dazu, die enden aber häufig rasch wieder...Zeitmangel sei Dank
Die unfassbar dumme Idee, den Süßkram nach Fressattacken wieder zu erbrechen hatte ich irgendwann vor etwas über einem Jahr...es war der Anfang vom endgültigen Abstieg. Manchmal war ein paar Tage Ruhe, häufig aber erbrach ich mein Essen mehrmals täglich. Nicht nur nach FA, sondern auch einfach ganz normale Mengen meines täglichen Essens. Schon recht früh bekam ich heftige Auswirkungen zu spüren - mir riss während des K* ein kleines Blutgefäß im Auge und resultierte in einer recht deutlichen Einblutung in den Glaskörper....das machte Angst aber führte nur zu einer kurzen K-Pause von etwa 2 oder 3 Wochen, in denen ich mich ES-gemäß extrem restriktiv ernährte, um ja nicht wieder zuzunehmen... Dann kamen die FA wieder (natürlich...) und ich begann wieder zu erbrechen. Seitdem aber nie mehr mit Kopf lange unten aus Angst vor höherem Druck beim K* und somit erneuten Einblutungen. Wie dumm kann man selbst eigentlich sein...?!
Aber es reicht jetzt einfach. Ich will nicht länger Sklave von diesem Mist sein, ich werde nicht länger Sklave sein, ich bin kein Sklave mehr! Heute ist Tag 4 ohne K*, ich esse wenn ich hungrig bin, ja, es ist viel Obst und Gemüse dabei, aber ich esse auch mein Hauptgericht, langsam und bewusst, um zu spüren wenn ich satt bin. Ich zwinge mich dann aufzuhören wenn ich das Sättigungsgefühl verspüre und verbiete mir aus reiner Gier weiter zu essen. Denn tatsächlich weiß ich genau wann ich satt bin. Nur war ich schon immer ein Schlinger und konnte den Hals "nie voll bekommen", habe eigentlich immer über die Sättigung hinaus gegessen.
Es fällt sehr schwer nicht genau so weiterzumachen. Aber ich weiß, dass das Bedürfnis alles wieder zu erbrechen (selbst wenn es gesund war - ich habe durchaus auch größere Mengen Obst und Gemüse in der Vergangenheit wieder erbrochen) wächst je "voller" ich mich fühle. Normale Mengen Essen und alles ist gut. Normale Mengen Süßkram - auch dann ist alles gut. Bei Brot und süßen Aufstrichen muss ich derzeit noch vorsichtig sein, auch halte ich mich mit stark kh-haltigen Lebensmitteln bei Hauptgerichten weiterhin zurück, da sonst mein Kopf anfängt mir die kcal zu überschlagen und schon geht es wieder abwärts. Aber Fleisch, leckere Beilagen auf Gemüsebasis, Saucen und natürlich normale Mengen Süßigkeiten über den Tag verteilt, sowie Milchprodukte, sind kein Problem und dies bildet nun die Basis meines Essens der nächsten Zeit. So lange, bis die Gewohnheit des Erbrechens der Vergangenheit angehört, denn Gewohnheit ist meiner Meinung nach unser größter Feind. Man ist während des Essens und K* beschäftigt, man vergisst für einen Moment durch die Ablenkung. Unfassbar wie viel Lebenszeit ich der Bulimie geschenkt habe, wie viele Dinge ich nicht getan habe, weil ich lieber mit Essen und K* meine Zeit vergeudet habe. Es reicht. Endgültig.
Ihr alle hier und eure Beiträge haben mich die letzten Tage immer wieder sehr motiviert, sie nehmen das Gefühl der Scham und Schande ein wenig von mir, da ich mich endlich nicht mehr allein damit fühle. Ich habe niemandem von der B erzählt und werde es wohl auch nicht. Manche Dinge kann ich kaum mir selbst eingestehen und diese dunkle Phase meines Lebens gehört dazu.
Danke dass es euch gibt. Danke, dass ich hier lesen und schreiben darf. Ich werde selbst von mir nicht als bulimiekrank sprechen, ich habe beschlossen mich diesem Verhalten nicht länger zu unterwerfen und betrachte mich somit als "geheilt".
So wie man Menschen mit Abnehmziel empfiehlt sich selbst zu visualisieren wie sie schlank aussehen, so sehe ich mich nun als gesund. Es gilt einfach nur nicht rückfällig zu werden.
Ich habe viele Jahre geraucht. Alan Carrs Buch hat mir damals die Augen für dieses Suchtverhalten geöffnet, und ich habe danach nie wieder eine Zigarette geraucht. Mit dem K* soll es auch so sein und wird so sein. Ich lasse es einfach.
Was gewinne ich durch die Bulimie? Was gibt sie mir?
- die Möglichkeit zu essen was und wann ich will in jeder Menge die rein geht
-> eine gewisse Kontrolle über mein Gewicht ohne auf meine Nahrung oder Aktivität achten zu müssen
Was ich dadurch verliere mich von der Bulimie zu lösen?
- Angst
- Angst
- Angst
- Angst vor der Krankheit
- Angst vor ihren Folgen... von denen ich einige schon zu spüren bekommen habe und manches nicht mehr komplett reversibel ist
- Angst die fesselt und lähmt und Vergeudung MEINER Lebenszeit
- Angst "entdeckt" zu werden
- Schmerzen, Schmerzen beim Über-Essen, beim K*
- Isolation, Einsamkeit... ich schotte mich ab wenn ich esse und k*, ich kapsele mich emotional von meinen Mitmenschen ab, verkrieche mich in meinem Elend das ich tagtäglich vorangetrieben habe
- Scham und Ekel vor mir und meinem Verhalten
.......
Oh die Liste ist lang. Und die Liste dessen was ich durch die Freiheit gewinne (angefangen von Freiheit!!) wäre noch viel viel länger. Ich gewinne alles und verliere nichts!
Nun werde ich gleich rausgehen und das heute endlich mal wieder recht schöne Wetter genießen. Vor einigen Tagen hätte ich mich jetzt mit Essen hingesetzt, es hineingeschaufelt und wieder erbrochen. Über Stunden. Der Tag wäre vergangen und ich hätte mich nach kurzer Zeit erledigt und traurig gefühlt, hätte die verschwendete Zeit betrauert und erneut dem Himmel gedankt, von schlimmen Folgen des Erbrechens dieses Mal wieder hoffentlich verschont geblieben zu sein.
Ich danke dem Himmel jetzt für Sonne.
Auf in den Tag, auf ins Leben!
Ich drücke euch alle, lasst uns stark sein!!!!!
ich möchte mich nun vorstellen und meine Geschichte erzählen, nachdem ich die letzten Tage viel im Forum gelesen habe. Ich bin seit etwas über einem Jahr bulimisch (gewesen!!!).
Dass ich eine ES hab, wollte ich lange nicht wahrhaben. Ich hatte aus gesundheitlichen Gründen quasi unabsichtlich begonnen abzunehmen (war vorher schon im NG, dann unteres NG, nun leichtes UG), nach heftigen privaten Veränderungen und beruflichem Stillstand begann mein Verhalten dann immer weiter zu entgleiten. Ich konzentrierte mich übermäßig auf Nährwerte, was ich esse, wie viel ich wovon esse und es stellten sich Süßigkeiten-Fressattacken ein. Nebenbei kamen phasen exessiven Sports dazu, die enden aber häufig rasch wieder...Zeitmangel sei Dank

Aber es reicht jetzt einfach. Ich will nicht länger Sklave von diesem Mist sein, ich werde nicht länger Sklave sein, ich bin kein Sklave mehr! Heute ist Tag 4 ohne K*, ich esse wenn ich hungrig bin, ja, es ist viel Obst und Gemüse dabei, aber ich esse auch mein Hauptgericht, langsam und bewusst, um zu spüren wenn ich satt bin. Ich zwinge mich dann aufzuhören wenn ich das Sättigungsgefühl verspüre und verbiete mir aus reiner Gier weiter zu essen. Denn tatsächlich weiß ich genau wann ich satt bin. Nur war ich schon immer ein Schlinger und konnte den Hals "nie voll bekommen", habe eigentlich immer über die Sättigung hinaus gegessen.
Es fällt sehr schwer nicht genau so weiterzumachen. Aber ich weiß, dass das Bedürfnis alles wieder zu erbrechen (selbst wenn es gesund war - ich habe durchaus auch größere Mengen Obst und Gemüse in der Vergangenheit wieder erbrochen) wächst je "voller" ich mich fühle. Normale Mengen Essen und alles ist gut. Normale Mengen Süßkram - auch dann ist alles gut. Bei Brot und süßen Aufstrichen muss ich derzeit noch vorsichtig sein, auch halte ich mich mit stark kh-haltigen Lebensmitteln bei Hauptgerichten weiterhin zurück, da sonst mein Kopf anfängt mir die kcal zu überschlagen und schon geht es wieder abwärts. Aber Fleisch, leckere Beilagen auf Gemüsebasis, Saucen und natürlich normale Mengen Süßigkeiten über den Tag verteilt, sowie Milchprodukte, sind kein Problem und dies bildet nun die Basis meines Essens der nächsten Zeit. So lange, bis die Gewohnheit des Erbrechens der Vergangenheit angehört, denn Gewohnheit ist meiner Meinung nach unser größter Feind. Man ist während des Essens und K* beschäftigt, man vergisst für einen Moment durch die Ablenkung. Unfassbar wie viel Lebenszeit ich der Bulimie geschenkt habe, wie viele Dinge ich nicht getan habe, weil ich lieber mit Essen und K* meine Zeit vergeudet habe. Es reicht. Endgültig.
Ihr alle hier und eure Beiträge haben mich die letzten Tage immer wieder sehr motiviert, sie nehmen das Gefühl der Scham und Schande ein wenig von mir, da ich mich endlich nicht mehr allein damit fühle. Ich habe niemandem von der B erzählt und werde es wohl auch nicht. Manche Dinge kann ich kaum mir selbst eingestehen und diese dunkle Phase meines Lebens gehört dazu.
Danke dass es euch gibt. Danke, dass ich hier lesen und schreiben darf. Ich werde selbst von mir nicht als bulimiekrank sprechen, ich habe beschlossen mich diesem Verhalten nicht länger zu unterwerfen und betrachte mich somit als "geheilt".


Was gewinne ich durch die Bulimie? Was gibt sie mir?
- die Möglichkeit zu essen was und wann ich will in jeder Menge die rein geht
-> eine gewisse Kontrolle über mein Gewicht ohne auf meine Nahrung oder Aktivität achten zu müssen
Was ich dadurch verliere mich von der Bulimie zu lösen?
- Angst
- Angst
- Angst
- Angst vor der Krankheit
- Angst vor ihren Folgen... von denen ich einige schon zu spüren bekommen habe und manches nicht mehr komplett reversibel ist
- Angst die fesselt und lähmt und Vergeudung MEINER Lebenszeit
- Angst "entdeckt" zu werden
- Schmerzen, Schmerzen beim Über-Essen, beim K*
- Isolation, Einsamkeit... ich schotte mich ab wenn ich esse und k*, ich kapsele mich emotional von meinen Mitmenschen ab, verkrieche mich in meinem Elend das ich tagtäglich vorangetrieben habe
- Scham und Ekel vor mir und meinem Verhalten
.......
Oh die Liste ist lang. Und die Liste dessen was ich durch die Freiheit gewinne (angefangen von Freiheit!!) wäre noch viel viel länger. Ich gewinne alles und verliere nichts!
Nun werde ich gleich rausgehen und das heute endlich mal wieder recht schöne Wetter genießen. Vor einigen Tagen hätte ich mich jetzt mit Essen hingesetzt, es hineingeschaufelt und wieder erbrochen. Über Stunden. Der Tag wäre vergangen und ich hätte mich nach kurzer Zeit erledigt und traurig gefühlt, hätte die verschwendete Zeit betrauert und erneut dem Himmel gedankt, von schlimmen Folgen des Erbrechens dieses Mal wieder hoffentlich verschont geblieben zu sein.
Ich danke dem Himmel jetzt für Sonne.

Auf in den Tag, auf ins Leben!
Ich drücke euch alle, lasst uns stark sein!!!!!