Seite 1 von 1

Bulimie überwinden: Erfahrungen?

Verfasst: Di Jan 28, 2014 21:28
von Banane92
Ich habe mich gerade eben dazu überwunden, mich hier anzumelden, weil ich dringend Hilfe brauche.
Im Moment hab ich einfach noch nicht den Mut dazu, es mit einer Therapie zu versuchen, deshalb wollte ich hier erst einmal "klein" anfangen.

Ich kenn mich hier noch nicht aus, deshalb bitte ich um Nachsicht, falls es solche Beiträge schon im Überfluss gibt. ;) Ich hoffe, ihr könnt mir einfach ein bisschen weiterhelfen.
Ich bin wrsl. nicht so arg betroffen wie viele andere, aber ich hab seit einigen Jahren eine "harmlose Form" von Bulimie, d.h. es gibt Phasen, in denen ich mich unter Kontrolle habe. Allerdings wird es momentan immer schlimmer und gerade bin ich an einem Punkt, an dem ich es nicht mehr aushalte und mir nicht mehr zu helfen weiß. Ich hatte gehofft, es würde immer besser werden, desto älter ich werde, aber es ist wohl leider eher umgekehrt. Mein ganzer Tagesablauf dreht sich nur noch ums Essen und Erbrechen, ich vernachlässige alles andere und kann mich auf nichts mehr konzentrieren (und das, wo bald Prüfungen anstehen...). Es gibt zwischendurch Tage, an denen ich meine ganze Kraft zusammennehme und es schaffe, "normal" zu essen, weil ich weiß, dass ich sonst keine Energie zum Lernen habe. Normal heißt allerdings, ca. * kcal, ansonsten hab ich schon wieder das Bedürfnis, alles zu erbrechen. Es gibt also nur das Extreme, entweder unkontrollierte Fressanfälle (und anschließendes Erbrechen) oder absolute Kontrolle. Ich muss noch dazusagen, dass ich völlig normalgewichtig bin, also um Untergewicht muss man sich bei mir keine Sorgen machen. Das liegt wohl daran, dass ich nicht immer alles erbreche, sondern dass es oft erst abends (wenn ich das Gefühl hab, dass ich eigentlich nichts mehr essen dürfte) losgeht. Und selbst wenn ich nach den Fressanfällen alles erbreche, nimmt mein Körper ja doch ein paar Kalorien davon auf. Letztendlich nehm ich durch die Bulimie nicht wirklich ab, sondern immer erst in den Phasen, in denen ich streng nach Diät lebe. Ich bin also im ständigen Kampf gegen mein Gewicht, dass aber relativ gleich bleibt. Eine Essstörung würde bei mir wohl niemand vermuten, ich schäme mich ehrlich gesagt auch dafür, dass ich nicht abnehme (auch wenn das dumm klingt...).
Jetzt wollte ich mich hier mal informieren, ob es bei manchen von euch ähnlich abläuft? Ich hab das Gefühl, dass ich deshalb nicht ganz so tief in der Krankheit drinstecke, weil ich z.T. dann doch wieder "gute" Phasen habe. Und der Wille, etwas zu ändern, ist im Moment sehr groß. Ich versuche immer wieder aufzuhören, verfalle nach ein paar Tagen aber dann doch wieder ins alte Muster. Ich hab eingesehen, dass Essen immer ein wichtiges Thema für mich sein wird, und das ist auch in Ordnung. Nur will ich wieder meine Motivation von früher zurück, gesund zu leben. Die ist durch das Erbrechen natürlich weg, weil ich's als den "einfacheren" Weg ansehe (was natürlich völliger Blödsinn ist).
Meine wichtigste Frage: Hat es jemand von euch geschafft, die Essstörung ohne eine Therapie zu überwinden? Ich hab noch Hoffnung, dass ich das schaffen könnte. Also falls ja, wäre es toll, wenn ihr mir Erfahrungen/Tipps usw. mitteilen könntet, ich freu mich über jede Antwort...schon mal danke!

Liebe Grüße

Re: Bulimie überwinden: Erfahrungen?

Verfasst: Mi Jan 29, 2014 1:46
von Louve
Hallo Banane92!

Erst mal herzlich willkommen im Forum!!

Und jetzt zu dir:

Wenn ich deinen beitrag so lese muss ich ehrlich gesagt sagen, dass du meiner meinung nach schon sehr tief in der essstörung bist!
und würde dir dringend zu einer therapie raten!!
Wenn du noch nicht bereit bist, eine therapie zu machen, wie wäre es mit einer selbsthilfegruppe für essstörungen?
ich geh seit juli 2012 regelmäßig in solch eine shg und sie hat mir schon sehr geholfen.
Ich war auch eineindreiviertel jahre ambulant in therapie wegen der Essstörung. Ich bin damals trotz therapie nicht rausgekommen. Ich bin schließlich stationär gegangen. In der Klinik wurde ich vorrangig wegen meiner Borderlinepersönlichkeitsstörung behandelt. Die KLinik war auch nicht auf Essstörungen spezialisiert und sie haben von anfang an gesagt, dass sie ihr augenmerk auf die persönlichkeitsstörung legen, weil sie einfah nicht darauf eingerichtet sind mich beim essen zu kontrollieren. ich wurde nie gezwungen zu essen und ich konnte auch nach dem essen ins zimmer gehen (in kliniken die auf ES spezialisiert sind muss man oftmals nach dem essen ne halbe stunde im raum bleiben damit man nicht kotzen geht).
Aber sie haben mir gesagt, wenn ich an der ES arbeiten will helfen sie mir natürlich. und das wollte ich.
Heute bin ich seit über 7 monaten kotzfrei. Und es geht mir mit dem essen so gut wie schon ewig nicht mehr! aber das war ein harter kampf!
Ich hätte es ohne dem stationären aufenthalt nicht geschafft. und ich geh auch noch immer in die SHG und jetzt wieder ambulant zu einer neuen therapeutin um dran zu bleiben. einfach will ich weiß wie leicht es auch wieder kippen kann.
Ich bin also jemand der dir eine therapie empfehlen würde...

Aber um auch ehrlich zu sein auf deine Frage:
Ich hab hier im FOrum eine echt gute Freundin gefunden (sie ist mittlerweile nicht mehr angemeldet)
ALs wir uns kennen lernten war sie sehr tief in der Essstörung. sie hat einmal 11 tage ohne erbrechen geschafft aber das war schon jahre her. ansonsten ist sie immer so am 4. 5. tag gescheitert. auf jeden fall haben wir uns dann gegenseitig unterstützt. wir haben uns immer geschrieben wenn es schwierig war. ich kann mich noch so gut erinnern wie sie mir dann ne sms geschrieben hat mit "tag 11....louve das hab ich seit jahren nicht mehr geschafft! danke!!" (also nicht wortwörtlich aber ungefähr)
Natürlich kamen dann noch rückfälle aber sie hat es immer länger geschafft ohne. Heute geht es ihr im großen und ganzen echt gut mit dem essen.
Sie hat es also ohne Therapie geschafft. Aber mit der Unterstützung von den Leuten hier im Forum (wir haben uns dann privat regelmäßig getroffen auch mit einigen anderen. und haben uns halt wirklich immer ne sms geschrieben wenn es grad eskaliert ist)

Aber meiner Meinung nach kann eine therapie trotzdem nicht schaden...ich kenne auch einige die wirklich nur mit therapie rausgekommen sind - mich eingeschlossen!

hoffe ich konnte dir mit meinen erfahrungen bissi helfen!
wenn du fragen hast kannst du mir gerne schreiben!

lg,
louve