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Mitbewohnerin hat Bulimie - Was kann ich tun?
Verfasst: Mi Jan 08, 2014 19:36
von Das Mariechen
Ich hab ja schon lange den Verdacht, aber jetzt bin ich mir mehr als nur sicher. Meine Mitbewohnerin kotzt und nimmt auch Abführmittel.
Nur weiss ich jetzt absolut nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll.
Schwer ist es für mich auch, weil mich ihre Eltern schon vor ihrem Einzug zur Seite genommen haben, und mir erzählt haben, dass sie wahrscheinlich eine Eßstörung hat, und ich mich bei ihnen melden soll, wenn mir irgendwas auffällt. Allerdings fühle ich mich da eher als Petze, und helfen wird ihr das bestimmt auch nicht.
Schwer ist es für mich auch, weil ich als Krankenschwester weiss, dass solche Krankheitsbilder nur schwer zu behandeln sind, wenn die Betroffenen nicht einsehen, dass sie krank sind. Und auch wenn ich Krankenschwester bin, kenne ich mich mit dieser Thematik leider gar nicht aus.
hat irgendjemand Erfahrungen oder Tips für mich was ich machen kann oder wie ich mich verhalten soll?
Vielen Lieben Dank schonmal im Voraus!
Marie
Re: Mitbewohnerin hat Bulimie - Was kann ich tun?
Verfasst: Mi Jan 08, 2014 23:14
von incuria
Hallo Marie!
Erstmal find ich es klasse, dass du aufmerksam bist und helfen willst.
Ihren Eltern würde ich allerdings nicht sagen... wenn es bei mir jemand durch Zufall rausbekäme und meinen Eltern "petzen" würde, wäre ich wahnsinnig verletzt und wütend.
Hast du sie mal drauf angesprochen? Muss ja nicht direkt sein "He, hast du Bulimie?", sondern vielleicht mal nachhaken wie es ihr geht und so weiter... je nach dem wie gut ihr befreundet seid. Es kann schon sein, dass sie es sich nicht eingesteht, das war bei mir auch lange so. Dann wird sie dir sagen, dass alles ganz normal ist und die das in den Griff bekommt. Als Krankenschwester könntest du ihr dann aber vielleicht klar machen, dass das nicht ganz so leicht ist. Oder sie ist sich im Klaren, dass sie krank ist. Das kann auch sein... dann ist sie vielleicht sogar erleichtert, dass es jemand weiss und sie darüber reden kann.
Auf jeden Fall würde ich irgendwie versuchen ihr klarzumachen, dass du für sie da bist und sie mit dir reden kann, wenn sie möchte.
Lieben Gruss,
incuria
Re: Mitbewohnerin hat Bulimie - Was kann ich tun?
Verfasst: Mi Jan 08, 2014 23:49
von Laona1
Hallo Marie,
ich denke, das ist eine Typ-Frage. Also die Frage danach, was für ein 'Typ' Du bist. Bist Du z. B. taff und straight und kannst solches Verhalten nicht ertragen? Oder bist Du eher der Typ, der quasi ein wenig mitleidet? Wenn ja, bist Du dann auch stark genug, das quasi zu schultern?
Bitte versteh mich nicht falsch - bzw. niemand, der das liest - aber ich finde es schon ziemlich hart, dass ihre Eltern Dir das vor dem Einzug mitteilen und dann enstprechendes Handeln von Dir verlangen. Für mich ein absolutes no-go. Allerdings ist auch mir (wie incuria) nicht klar geworden, in welchem Verhältnis Du zu Deiner Mitbewohnerin stehst. Kennst Du z.B. ihre Eltern, weil ihr schon vor dem Zusammenzug befreundet wart? Oder waren sie und deine Mitbewohnerin für Dich zunächst komplette Stranger?
Ist Deine Mitbewohnerin eine (gute) Freundin oder fühlst Du Dich eher verpflichtet, da nun irgendwie zu helfen?
Anders als incuria bin ich nicht für die 'sanfte' Methode. Ich würde das eher sehr direkt ansprechen, da ich es ein stückweit von Deiner Mitbewohnerin auch ungerecht finde. Ich würde sagen, dass Du das wahrgenommen hast, und dass Du nur soviel weißt, dass man da dann eine Therapie machen sollte.
Ich weiß nicht, warum, aber irgendwas an Deiner Mail vermittelt mir, dass es auch darum geht, dass Du Dich selbst schützen solltest. Zur Not auch mal über einen Auszug nachdenken, denn Du musst das nicht irgendwie 'mittragen'.
Aber es ist Deine Entscheidung. Ich wollte Dir nur sagen, dass es auch okay wäre, wenn Du mit der Situation einfach nicht klarkommst und einen Weg suchst, der v.a. Dir gut tut. Wenn die Eltern Dich da schon so merkwürdig mit einbeziehen, dann finde ich das kein gutes Zeichen, denn: Sie hätten ja auch mal selbst mit ihrer Tochter sprechen können; dass sie Dich einbeziehen finde ich absolut nicht richtig, weil Dich das in eine sehr blöde Situation bringt.
Und - auch wenn das viele nun vielleicht hart oder unfair oder kalt oder so finden - mein erster Gedanke, nachdem ich Deine Mail gelesen hatte, war: Zieh aus.
Liebe Grüße, ich hoffe es kam rüber, dass ich einfach auch quasi Dir 'helfen' möchte,
Laona
Re: Mitbewohnerin hat Bulimie - Was kann ich tun?
Verfasst: Mi Jan 08, 2014 23:53
von Laona1
Noch ein kleiner Zusatz: Weder für Dich, noch für Deine Mitbewohnerin wäre es gut, wenn Du eine Art Therapeutinnen-Rolle übernimmst.
Re: Mitbewohnerin hat Bulimie - Was kann ich tun?
Verfasst: Do Jan 09, 2014 0:15
von Louve
Hey Mariechen!
Ich bin selber Betroffene, aber bin letztes Jahr für ein halbes Jahr in eine WG gezogen (zu fremden Menschen) und dann mitbekommen dass meine Mitbewohnerin auch ne Essstörung hat.
Wie die anderen geschrieben haben ist es wichtig zu wissen wie deine Beziehung zu ihr ist?!
Wir waren schon relativ gut befreundet als ich sie darauf angesprochen hab. Ich hatte aber den "Vorteil" dass ich ihr zuerst von mir erzählt hab und dass ich in eine Klinik geh und dann halt so vorsichtig gesagt, dass ich bemerkt hab, dass sie auch Probleme hat.
Sie hat damals recht gut reagiert und war glaub ich froh mal mit jemanden zu reden der ihr keinen Druck macht und sie versteht.
Aber es war für uns beide klar dass ich, so wie laona geschrieben hat dass es wichtig ist, keine thera für sie werde.
Ich hab ihr gesagt wo ich mir damals hilfe geholt hab (vllt gibt es ja bei dir in der nähe eine SHG oder irgendeine Organisation die du ihr empfehlen kannst?).
Ich hab mich dann aber auch entschieden nach der Klinik nicht mehr zurück in die WG zu ziehen um nicht zuzuschauen wie sie in der ES is während ich dagegen kämpfe.
Aber wir sind auch heute noch gut befreundet (bin im Februar ausgezogen). Haben uns heute erst getroffen und lange geredet. Sowohl über die ES (bezüglich der wir beide enorme Fortschritte gemacht haben) als auch über normale Sachen.
Ich denke also, wenn du ein gutes freundschaftliches Verhältnis zu ihr hast kannst du sie drauf ansprechen!
Aber lass die ES nicht zu eurem Hauptthema werden und euren WG-Alltag bestimmen!! Es ist auch wichtig Normalität zu haben.
Ihren Eltern würd ich nicht Bescheid geben...find es auch nicht fair dass sie das auf dich abwälzen. Mein Ex-Freund hat mal meine Passwörter geknackt und dadurch von dem Forum und meiner ES erfahren (wer weiß - vllt liest er ja noch immer mit -.-). Auf jeden Fall hat er einmal zufälligerweise meine Eltern getroffen und hätte es ihnen fast erzählt (2 monate bevor ich es dann selber getan habe). Ich wäre extrem wütend gewesen wenn meine Eltern es so erfahren hätten...und ich hätte mich (noch mehr als ich es von ihm eh schon war) verraten gefühlt...
Also bitte zuerst mit ihr sprechen, ihr helfen Hilfe zu holen aber dich nicht zu sehr da mit reinziehen und belasten lassen!
Lg,
Louve
Re: Mitbewohnerin hat Bulimie - Was kann ich tun?
Verfasst: Do Jan 09, 2014 14:46
von Das Mariechen
Danke für die vielen schnellen Antworten!
Ihren Eltern "Rückmeldung" zu geben, kommt für mich definitiv nicht in Frage. Da fühle ich mich nicht wohl mit und meiner Mitbewohnerin hilft das wahrscheinlich auch nicht sonderlich.
Zu unserem Verhältnis; Wir kannten uns vor ihrem Einzug nicht, aber neben ihrer ES ist es die perfekte Mitbewohnerin für mich. Sie ist schon fast wie eine Schwester für mich. Daher will ich sie auch als Mitbewohnerin behalten, ein Auszug meinerseits kommt nicht in Frage, weil es meine Wohnung ist.
Es ist nicht so, dass ich mit ihr mitleide, aber ich will es auch nicht zu meinem Problem werden lassen. Ich fühle mich im Moment einfach nur hilflos und unwohl, weil ich nicht weiss, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll, weil ich sie als Mitbewohnerin auch nicht verlieren will.
Irgendwas muss ich mir einfallen lassen, wenn ich gar nichts mache, wird es ja auch nicht besser sondern eher noch schlimmer.
Denke aber auch, dass ich mit ihr drüber sprechen muss und ihr quasi als gute Freundin meine Hilfe anbiete oder einfach nur drüber spreche. Was sie dann daraus macht, ist ihre Sache.
Ich halte euch auf dem Laufenden.
LG, Marie
Re: Mitbewohnerin hat Bulimie - Was kann ich tun?
Verfasst: Do Jan 09, 2014 17:56
von schnuetchen
woher kommt denn die angst, sie als mitbewohnerin zu verlieren? momentan liest es sich für mich fast ein bisschen so als hättest du eher angst die krankheit macht sich zum "wohnen" einfach schlecht, denn dass es nach sorge klingt, verstehst du?
da kann man natürlich schlecht raten wie du handeln sollst.. denn einer freundin würde ich vielleicht andere dinge raten als einer vermieterin.