Noch ein Neuzugang- kleine Vorstellung

#1
Hallo ihr lieben,

nach einer langen langen zeit mit B wage ich mich nun auch mal in ein Forum. Wahrscheinlich habe ich es mir jahrelang nicht eingestanden wie schlecht es um mich steht und dass ich es alleine einfach nicht schaffe... das kennt jeder von euch wahrscheinlich nur zu gut.
Zu meiner Geschichte: ich bin 23 jahre alt und kämpfe jetzt schon sehr lange gegen meinen körper. Als kind moppelig dann mit 17 in folge eines schulaustausches zur magersucht gekommen...nachdem meine eltern mich zwangen zuzunehmen und ich mit dem neuen gewicht nicht klar kam bin ich irgendwie in die B geschlittert..und da befinde ich mich nun ca 5 Jahre. Mal mehr mal weniger....es gibt zeiten da bin ich durchtrainiert und schlank...ein halbes jahr wieder eher dick...dann wieder schlank...und täglich begleitet mich irgendwie meine Bulemie. Mal war es nur einmal im monat dass ich mich übergab...und dann wöchentlich ...täglich..mehrmals täglich.
ich will das das aufhört. ich habe mich meinem bruder, meinem freund und einer guten freundin anvertraut aber immer in der hoffnung es allein zu schaffen...ich denke niemanden ist richtig bewusst wie sehr mich die krankheit begleitet und gefangen hält. auch ich schiebe oft beseite was da wirklich mit mir los ist.
ich habe schon zahnprobleme und bin häufig krank...auch einfach psychisch nicht in der lage für manche dinge. es gibt tage da kann ich nicht zur arbeit gehen. ich will nun endlich dass es aufhört...ich habe mich aber bisher nicht zum arzt getraut und es meinen eltern auch nciht gesagt. ich habe so sehr angst vor verurteilungen und angst darüber was der arzt wohl über mich denken mag...
hat jemand erfahrungen mit dem "outing" und kann mir irgendwelche tipps geben wem und wie ich es zuerst sagen soll.
was denkt ihr ist der beste therapieansatz? ein psychologe?


ganz liebe grüße und ich würde mich über ein feedback freuen

nella

Re: Noch ein Neuzugang- kleine Vorstellung

#2
Liebe Nella,

erst mal willkommen im Forum!

Du bist nicht allein mit deiner Geschichte und der Bulimie und wirst hier bestimmt viel Unterstützung finden wenn du sie suchst und danach fragst.

Eines der großen Probleme der Bulimie ist die Heimlichkeit (auch weil man sie meist nicht sieht) und die daraus entstehende Einsamkeit. Für mich war es ganz lange so, dass ich nach außen hin die Fassade der glücklichen jungen Frau aufrechterhalten habe, während ich in Wirklichkeit immer tiefer abgestürzt bin.

Am Tiefpunkt schien mein Leben eigentlich nur mehr aus der Bulimie zu bestehen und genau das war dann auch der Moment in dem ich wusste, dass es so nicht weitergehen kann.

Zu meinen Erfahrungen mit dem "Outing": Die ersten zwei Personen, denen ich von meinen Problemen erzählt hab, waren meine besten Freundinnen, die übrigens beide ganz wunderbar reagiert haben und mich von Anfang an unterstützt haben. Schon allein das Bewusstsein nicht mehr ganz allein mit meiner ES zu sein hat mir sehr geholfen!
Kurz danach hab ich es auch meiner Familie gesagt und auch von ihnen bekam ich viel Unterstützung. Natürlich waren alle irgendwie geschockt und insbesondere herauszufinden wie lange ich das ganze verheimlicht hatte, tat ihnen wohl weh.

Mich jemandem anzuvertrauen hat geholfen, aber noch wichtiger war wohl die Therapie, zuerst ambulant, dann stationär und jetzt wieder ambulant.
Ich hab selten aber doch noch immer Rückfälle und Essen spielt weiterhin eine Rolle in meinem Leben, aber sie wird immer kleiner...

Ich kann dir wirklich nur dazu raten den Schritt raus aus der ES zu wagen und dir Hilfe zu suchen!

LG, Flora

Re: Noch ein Neuzugang- kleine Vorstellung

#3
Liebe Flora,


danke für deine Worte.
Ja ich habe auch das gefühl am tiefpunkt zu sein und will wirklich endlich leben!
Ich bin mir bewusst dass ich es meiner Famielie bzw Arzt sagen muss. Warst du erst beim Arzt oder erst bei deinen Eltern?

Was eine Therapie betrifft...ich weiß dass ich mich behandeln lassen musss. Essen wird nach so einer Krankheit sicher immer ein Thema im Leben sein...ich möchte aber endich aus diesem teufelskreis raus und mir nicht mehr selbst schaden...ich habe große angst dass ich noch weitere schäden habe. Ich bekomme trotz Pille seitdem ich 17 bin auch meine Tage nicht meh regelmäßig. Habe große angst dass es später probleme bei familienplanung geben kann. Deswg muss ich dringend zum arzt.

Du sagstest du warst auch stationär in einer Therapie, meine frage: hast du zu der zeit gearbeitet oder warst du noch in der ausbildung?
ich habe große angst dass meine ausbildung unter einer therapie "leidet". ich bin im 2. lehrjahr und mache eine ausbildung beim steuerberater. Stationär wäre da für mich fast unmöglich. ich möchte nicht das bei der arbeit jmd davon erfährt. kann man sich aussuchen ob man stationär oder ambulant betreut wird?
Wie sieht es aus mit der Bezahlung von therapien? zahlt das die krankenkasse? Wie sieht sowas aus? wird man da zum essen gezwungen?

Ich fühle mich immer schlechter mit der ES und den ständigen selbstzweifeln. auch weil ich immer denke dass mein freund so ein seelisches wrack nicht verdient hat und mache mich dann oft noch kleiner. mein freund hat schon gesagt er würde alles tun um mich zu unterstützen...er zwingt mich aber zu nichts..deswg war ich eben auch noch nicht bei einem arzt oder meinen eltern. Meinen eltern wird das sehr wehtun...auch weil ich teilweise ihnen eine kleine mitschuld zuschiebe. nach meiner magersucht haben sie mich zum essen gezwungen und ich musste mich jeden morgen wiegen. natürlich taten sie es nur aus liebe und schuld an dem ganzen bin letzendlich immer noch ich selbst. habe angst das sie wahnsinnig enttäuscht von mir sind. und dass mich danach alle komisch behandeln und immer denken ich gehe sofort kotzen.

liebe grüße

nella

Re: Noch ein Neuzugang- kleine Vorstellung

#4
Ja ich habe auch das gefühl am tiefpunkt zu sein und will wirklich endlich leben!
Vielleicht muss man erst unten ankommen, damit es dann bergauf gehen kann. Bei mir war das jedenfalls der Fall und, dass du den Willen hast etwas zu verändern und zu leben ist doch schon mal ein guter erster Schritt!

Zu deinen Fragen:

Ich hab es zuerst meinen Eltern gesagt und bin kurz danach erst zu meinem Hausarzt und dann zu einem Psychiater und einer Therapeutin gegangen. Meine Bereitschaft mich behandeln zu lassen war damals, glaube ich, auch sehr beruhigend für meine Eltern.

Dass deine Eltern dich zum Essen gezwungen haben ist vermutlich nicht der eigentliche Auslöser für die Bulimie? Warum ist es denn so wichtig für dich schlank zu sein? Hast du jemals darüber nachgedacht warum du ursprünglich in die ES gerutscht bist?

Dass du deine Ausbildung nicht gefährden willst kann ich gut verstehen. Ich hab damals noch studiert, beziehungsweise schrieb ich an meiner Diplomarbeit, was mir aber aufgrund der Bulimie und der Depressionen kaum gelang. Ohne Therapie hätte ich es vermutlich immer noch nicht geschafft mein Studium zu Ende zu bringen.
Es ist natürlich deine Wahl ob du stationär gehen oder lieber mit einem niedergelassenen Therapeuten arbeiten willst, wobei ich aus meiner eigenen Erfahrung schon sagen muss, dass eine stationäre Therapie sehr gut dazu geeignet ist sich zu stabilisieren.
Mein Aufenthalt (Anfang dieses Jahres) hat acht Wochen gedauert. Ich bin Österreicherin und war in der Psychosomatischen Klinik in Bad Aussee. Gezwungen wirst du dort zu gar nichts, die Therapie beruht darauf, dass du dich selbst für den Weg raus aus der Krankheit entscheidest, wobei das auf jeden Fall regelmäßiges und ausreichendes Essen beinhaltet.
Was die Kostenübernahme anbelangt, kann ich dir nur die österreichische Situation schildern: Der Klinikaufenthalt wurde von der Kasse gezahlt und bei der ambulanten Therapie zahlen sie einen Teil, wobei es in manchen Städten auch psychosoziale Beratungsstellen gibt, die eventuell kostenlose Angebote haben.

Auch die Angst in Punkto Familienplanung kenne ich. Bei mir hat die ES den Hormonhaushalt ebenfalls sehr durcheinander gebracht und ich kann nur hoffen, dass ich später einigermaßen problemlos schwanger werden kann. Ich würde dir empfehlen dieses Thema am besten direkt mit deinem Frauenarzt zu besprechen.

Liebe Grüße

Re: Noch ein Neuzugang- kleine Vorstellung

#5
Hey flora

vielen dank erstmal für deine erfahrungsberichte!

stationär wäre für mich denke ich nicht machbar aber erstmal ist es ja wichtig dass ich überhaupt eine therapie mach.

angefangen hat eingentlich alles damit dass ich mich schon mein ganzes leben im vergleich zu andere als dick empfand. meine mama hat mir mal erzählt dass ich schon mit 4 jahren meine sorgen geäußert habe. so mit war ich schon dicker und hab an einem ernähungsprogramm für jugendliche teilgenommen. dann war ich ein paar jahre normal und habe dann bei einem auslandsaufenthalt in der 11. kasse total abgenommen bis ich sehr dünn war. da war ich magersüchtig. naja und mein wunsch schlank zu sein kommt eben aus diesem ewigen moppelig fühlen als kind und dann war ich eben so schön schlank. naja und dann kam die b irgendwann.
ich bin glücklich wenn ich schlank bin und denke ich muss meine wohlfühlfigur finden und halten um die b auch zu besiegen.
wie ist das bei dir? was war der auslöser und woher kommt dein wunsch schlank zu sein?

liebe grüße, nella

Re: Noch ein Neuzugang- kleine Vorstellung

#6
Liebe Nella,

ich geb dir absolut recht damit, dass das wichtigste erstmal ist, dass du überhaupt Hilfe bekommst. Ob eine ambulante Therapie ausreicht wird sich dann im Laufe der Zeit ohnehin zeigen...

Meine ES-Geschichte begann vor ungefähr 15 Jahren. Ich war schon als Kind eher zurückhaltend und vor allem im Umgang mit Gleichaltrigen sehr unsicher. Als ältestes Kind war ich für meine Eltern immer diejenige auf die man sich verlassen konnte und die keine Probleme gemacht hat.
Ich glaube, dass der Wunsch abzunehmen eine Art stiller Schrei nach Aufmerksamkeit war, wobei ich damals sehr rasch in die Bulimie gekippt bin. Eigentlich war ich nie dick, höchstens ganz leicht im ÜG währende meiner späten Teenagerzeit weil ich damals halt oft aus Frust gegessen hab (ohne zu erbrechen).
Mein Essverhalten war seither nie ganz unbelastet, aber richtig tief in die Bulimie rutschte ich erst vor ungefähr drei Jahren. Natürlich ging es bis zu einem gewissen Grad immer auch ums Schlanksein, aber ich glaube, ich habe oft eher gegessen um zu erbrechen und nicht umgekehrt. Die Bulimie war eine Art Überdruckventil für meine Einsamkeit und meine Zukunftsängste.

Ich glaube letztlich sollte es darum gehen sich in seinem Körper wohl zu fühlen, unabhängig davon ob man irgendeinem Schönheitsideal entspricht!
Ich hatte auch lange die Vorstellung, wenn ich erst abgenommen hätte und dünn wäre, dann würde automatisch auch alles andere besser, aber ich weiß mittlerweile, dass ich mir durch diese Gedanken unheimlich viel Zeit selbst genommen habe. In Wirklichkeit ist es vollkommen egal ob man ein *kg mehr oder weniger hat, solange man sich gut dabei fühlt und den Moment genießt...

Ich bin heute ohne Bulimie schlanker als mit, wobei ich während der letzten 10 Jahre eigentlich immer im NG war und ich hab nicht das Bedürfnis mich ins UG zu hungern.


Wie stellst du dir denn deine Wohlfühlfigur vor?

Re: Noch ein Neuzugang- kleine Vorstellung

#7
Hey flora,

Mit der Bezeichnung der B als ventil das kann ich gut nachvollziehen
Ich habe auch das Gefühl das es das bei mir zu manchen Zeitpunkten ist. Wenn ich mit dingen nicht unzugehen weiß und nicht mehr klar komme. Sei es stress bei der arbeit oder oder. .
Ich denke in einer Therapie müsste ich wirklich daran arbeiten mit Situationen umzugehen wege zu finden die mir in Situationen wo ich zu FA neige helfen.

Deine Geschichte kann ich gut nachvollziehen. ..essen wird wohk bei uns nie ein normales thema sein undes ist eine lebensaufgabe damit klar zu kommen und tag für tag an uns zu arbeiten.

Es isz garnicht mal so dass ich irgendwelchen zu hohen Erwartungen oder Schönheitsidealen nacheifere...ich will mich wieder wohlfühlen und das habe ich vor einem jahr getan...und dann irgendwann hab ich langsam wiedet zugenommen. Mein traumgewicht ist so ca -*kg und mein erstes wohlfühlgewicht mit dem ich so erstnal zufrieden wäre sind -7 ca.
Ich mache gerne sport..also wenn ich die Ernährung im griff hab und vor allem das k...dann wäre das schon ein großer schritt zun wieder wohlfühlen.
Klar wäre ich ohne B schlanker ich weiss auch das mir das k beim abnehmen nicht hilft ..es ist eben trotzdem schwer aufzuhören.

Nochnal zur Therapie. ..wird eher versucht in Gesprächen ein Auslöser für den anfang der bulimie zu finden oder wird eher danach gesucht wie du aufhören kannst? Wahrscheinlich ja beides aber mich interessiert ob der focus sehr auf der vergangenheit liegt.

Liebe grüße
Nella
Lg nella