Hi, ich bin maxi

#1
Liebe Foris, bevor ich hier zu posten beginne, eine kurze Vorstellung:

Ich leide seit knapp 19 Jahren an einer ES: ICD-10 F50.1 (Anorexia nervosa, bulimischer Typ).
Auslöser war ein Beziehungsende ("der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen" gebracht hat) und ich habe ab dem 2. Jahr ärztl. Hilfe in Anspruch genommen bzw. auch im privaten Umfeld alle informiert. Fakt ist: Nach ca. 10 stationären Aufenthalten u. langjähriger Therapie ist klar, daß ich "unheilbar" bin.
Lt. meinem aktuellen Therapeuten bin ich eine "Koryphäen-Mörderin" -> an mir beißt sich jeder Arzt/Therapeut die Zähne aus ...
Ich habe gelernt, mit der Krankheit zu leben u. versuche, das Beste daraus zu machen, also soviel Lebensqualität wie möglich rauszuholen. Was immer schwieriger wird, je älter ich werde - weil natürlich die Folgeerscheinungen (keine berufl. Karriere, finanzielle Probleme, Depressionen, Mangelerscheinungen, soziale Isolation) immer massiver werden u. altersbedingt auch der Optimismus geringer wird ... Suizidgefährdet bin ich GAR NICHT. Zumind. nur indirekt (unbewußte Selbstzerstörung).

Was erwarte ich mir hier im Forum?
Ich will keine Tipps u. Tricks zum Abnehmen usw. -> ich habe genug eigene Erfahrungen gemacht!
Ich möchte gern über meine persl. Alltagsempfindungen sprechen, was mich grad bewegt u. berührt (sei es ein Film, ein Buch, negative/postive Erlebnisse, Ängste usw.).
Wichtig dabei wäre mir, mit all meinen Fehlern u. Schwächen ernstgenommen (u. nicht gemobbt) zu werden!
Manchmal bilde ich mir ein, daß es niemanden mehr gibt, dem ich etwas bedeute. Ist sicher ein Trugschluß, aber seit dem Tod meiner Mutter u. dem Ende einer langjährigen Beziehung fühle ich mich total verloren ...
Zuletzt geändert von maxi am Mo Nov 18, 2013 8:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hi, ich bin maxi

#2
Hallo maxi :)

Herzlich Willkommen hier :) Ich hoffe, Du findest hier regen Austausch und einen guten Platz für Deine Alltagserlebnisse.

Deine Geschichte liest sich heftig :( Ich kann das gut nachvollziehen, das mit dem "sich mit der Krankheit abfinden und das Beste daraus machen", obschon ich lang nicht so lange unter ES leide wie Du. :roll: Ich lebe auch so vor mich hin und bin ja auch glücklich, aber so richtig normal essen kann und will ich nicht *grr*.

Hast Du denn irgendwelche schönen Hobbys? Möchtest Du denn aus der sozialen Isolation raus oder bist Du eher ein Einzelgänger? Hast Du schon mal versucht, andere Menschen kennen zu lernen?

Möchte Dir ja nicht zu nahe treten, musst auch nicht antworten. Aber: Wie konnte es dazu kommen, dass Dich das Ende einer Beziehung so weit runterzog und es noch 19 Jahre Nachfolgen hatte? Warst Du auf Deinen Partner sehr fixiert, war es Deine 1. Beziehung? Sorry, interessiert mich grad irgendwie :oops: :roll:

glg
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Hi, ich bin maxi

#3
Danke CocoRiCo für die liebe Begrüßung und Dein Interesse :D
Zu Deinen Fragen (wir sind im öffentl. Bereich, ich versuche, nicht zu privat zu werden, obwohl ich dazu neige "mein Herz auf der Zunge zu tragen"):

Zum Beziehungsende: Meine Kindheit (Kinderheim) war nicht sehr glücklich. Als ich nach einer 3jährigen Beziehung (ich dachte, ich kann endlich vertrauen) dahinter kam, daß mein Ex ein Hochstapler u. notorischer Lügner ist, brach für mich eine Welt zusammen! Dieser Vertrauensmissbrauch u. die Scham, daß ich es nicht durchschaut habe :evil:
Lt. Therapeutin (ich war damals tagelang handlungsunfähig, konnte nicht lernen, nicht arbeiten, nix tun, außer weinend Musik hören bzw. weinend durch die Stadt irren und konnte die Welt nimmer verstehen) hatte ich ein arges Trauma u. "Glück", daß ich darin nicht hängen geblieben bin. Aber DAS war der Startschuss für die ES ...

Eigentlich bin ich kein Einzelgänger-Typ, sondern ein geselliger Mensch. Früher war es mir immer wichtig, daß sich alle Leute, die ich gern habe, auch untereinander kennenlernen.
Nur: Die Erfahrungen meines Lebens (auch Therapieerfahrungen!) haben Spuren hinterlassen. Aus Angst vor weiteren Verletzungen meide ich immer mehr soziale Kontakte (irgendwas mache ich immer falsch). Fakt ist, daß ich kein Selbstbewußtsein habe u. mein persl. Wohlbefinden stark abhängig davon mache, wie mir andere Menschen entgegenkommen, sie über mich denken. :cry:
CoCoRiCo hat geschrieben:Ich lebe auch so vor mich hin und bin ja auch glücklich, aber so richtig normal essen kann und will ich nicht *grr*
Schön, wenn Du Dich glücklich fühlst :wink:
ICH empfinde mein Leben als Qual (ich kann nicht schlafen, den ganzen Tag kreisen Gedanken in meinem Kopf rum, bin kaum noch arbeitsfähig bzw. handlungsfähig usw.). Im Moment bin ich total überfordert, meine neue Whg. zu renovieren: Es ist sooo viel zu checken u. organisieren mit Handwerkern, Hausverwaltung, Pläne zeichnen usw. ... Irgendwie habe ich keine Kraft dafür, aber ich MUSS es schaffen, denn aufgeben will ich nicht.
Nein, normal essen kann u. will ich auch nicht. Warum auch immer. Leider konnte mir noch keine TH dabei helfen, daß dieser Knopf aufgeht. Im Gegenteil: Ich werde aus dem KH entlassen, weil ich abnehme u. mich gegen Bettruhe verweigere ("abnehmen können Sie auch zu Hause"), ich werde aus dem KH entlassen, weil mein Kaliumwert zu niedrig ist usw ... Mein Theraupeut gibt denen sogar recht - ich arbeite nicht mit, meint er ...
Positiv ist, daß mich mein Therapeut nicht ganz hängen lässt. Manchmal hat er mir zwar die Therapie verweigert (zu wenig Gewicht usw.), aber irgendwie betreut er mich doch immer wieder, wenn ich mich verzweifelt melde. Und aktuell verlangt er nur 10€ von mir (ich bin sein "Sozialfall").

Uff, habe doch wieder viel geschrieben :oops:
Lg, maxi
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Re: Hi, ich bin maxi

#4
Hallo Maxi,
schön, dass du den Weg hierher gefunden hast. Dein Text klingt sehr resigniert, was angesichts deiner Erfahrungen auch total nachvollziehbar ist. Sich mit der Essstörung abzufinden finde ich persönlich total schwer, eben weil es uns doch meistens damit nicht gut geht, was du ja auch beschreibst. Du hast zwar geschrieben, dass du keine Tipps möchtest, aber ich frage mich, ob du dich in deinen langen Therapieerfahrungen schon einmal damit auseinandergesetzt hast, warum es dir so schwer fällt, die ES aufzugeben? Wovor du Angst hast (außer vor der Gewichtszunahme), was das Ganze für dich bedeuten würde? Ich kenne das von mir selber, da ich es tatsächlich für 7 Jahre geschafft habe, die Bulimie loszuwerden. Damals war meine einzige Motivation, dass ich mein Studium schaffen will und meinem Körper nicht weiter schaden. Mit Hilfe habe ich Alternativen entwickelt, gelernt die Zahl auf der Waage zu akzeptieren, mich besser zu akzeptieren. Aber ich bin nun mal wieder hier und weiß, dass ich auch das Gefühl habe, alleine zu sein, nicht gesehen zu werden und da hilft mir die Essstörung aktuell. Mich wieder dagegen zu entschieden, würde für mich bedeuten, evtl. wieder nicht gesehen zu werden, weniger Aufmerksamkeit zu bekommen, unterzugehen. Damit umzugehen, habe ich damals nicht gelernt und alle Tricks und Möglichkeiten helfen mir dagegen aktuell nicht. Ich muss also gucken, dass ich dafür eine Lösung finde, damit ich die Essstörung wieder loslassen kann. Ich fände es toll, wenn es dir gelingen würde, diese Hintergründe noch besser zu erkennen und Lösungen dafür zu finden. Vielleicht kann dir ja dieses Forum dabei helfen.

Liebe Grüße
Krachmacherin

Re: Hi, ich bin maxi

#5
Liebe Krachmacherin (netter Nickname),
danke für Deine Antwort. Ja, ich klinge (und bin) resigniert - sind ja bald 19 Jahre :cry:
Klar habe ich mich damit auseinander gesetzt, warum ich die ES so gar nicht loslassen kann. Jeder TH gesteht mir zu, daß ich bemüht bin, dahinter zu kommen, aber daß ich nur Kopfmensch bin, mich auch in der TH unbewußt austrickse, um ja nicht zu den echten Gefühlen zu kommen. Wovor ich so viel Angst habe, daß ich nicht hinschauen kann, weiß ich nicht.
Keine Ahnung, was da los ist. Es wird wohl mit meiner Kindheit zu tun haben (will jetzt nicht ins Detail gehen) u. daß ich Liebe u. Anerkennung nur hatte, wenn ich was geleistet habe :?:
Anders gesagt: Ich dürfte nie gelernt haben, mich selbst zu lieben. Aber wie kann man das nachlernen, wenn man erwachsen ist. Es gelingt mir einfach nicht!
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Re: Hi, ich bin maxi

#6
Oje, dann hat es Dich ja wirklich sehr aus der Bahn geworfen. :( Ich wurde ja auch schon verlassen, war lange Zeit total fertig usw. Aber naja, irgendwann lernt man ja dann doch einen netten Kerl kennen. :roll:

Um was kreisen denn Deine Gedanken den ganzen Tag lang? Ums Essen?

LG
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Hi, ich bin maxi

#7
Hallo maxi :)

Ich kann dich beruhigen, gemobbt wird hier niemand. Und ich für meinen teil würde das auch nie machen, da ich weis wie tief das fest sitzen bleibt/bleiben kann.

Du hast echt eine Menge hinter dir, und ich ziehe meinen Hut vor dir, da ich mich seit knapp 1 1/2 monaten nicht traue bei einem psychotherapeuten an zu rufen.
Hast du das Gefühl die B wäre dein freund? Könnte es sein, dass du dich ohne vllt. Einsam fühlen könntest?
Die B gibt mir unglaublichen halt. Und ohne würde ich warscheinlich blind umher irren.

Und Herzlich willkommen. :)

Lg Knuffeline
Leb jeden Tag als wäre es dein letzter!
Veni Vidi Vici! Ich kam, ich sah, ich SIEGTE!

Re: Hi, ich bin maxi

#8
@CoCoRiCo
Nein, ich werde wohl kaum noch einen netten Kerl kennenlernen. Dafür bin ich mittlerweile zu alt bzw. durch die ES gezeichnet u. nicht mehr hübsch.
Und eigentlich interessiert es mich gar nicht (naja, gaaanz insgeheim gibt es leider noch den Wunsch nach dem Traumprinzen).
Aber beklagen darf ich mich auch nicht. Fast 17 Jahre hatte ich eine Beziehung (ohne Sex), er wußte von Anfang an Bescheid u. hat extrem viel Toleranz für mein "gstörtes" Verhalten aufgebracht. Aber nun gibt auch er die Hoffnung auf ...

Nein, meine Gedanken kreisen nicht (mehr) ums Essen.
Das war in den ersten Jahren so (da bin ich auf dem Weg ins Büro od. zum Therapeuten beim nä. Pizza-Stand schwach geworden, hatte tagelange FA, wo ich mich im Büro krankmelden musste usw.). In den Jahren danach waren meine Gedanken hauptsächlich bei Uni (Informatik) u. Nebenjob. Studieren, studieren! Und wenn es sich zeitlich ausging, dann halt ein kurzer (mächtiger!) FA.

Hm, aktuell kreisen meine Gedanken eher um das Gewicht (ich habe im letzten Jahr deutlich zugenommen) u. darum, daß ich mein ganzes Leben u. Gesundheit durch die ES "versaut" habe. Und warum ich nicht aufhören kann, mich selbst zu zerstören :evil:
Aber eigentlich versuche ich, meine "kranken" Gedanken auszublenden u. konzentriere mich darauf, meine Whg. zu renovieren: Pläne zeichen, Handwerker suchen, Produkte bestellen, Termine organisieren usw.
Und wenn es mir zu anstrengend wird, dann "erhole" ich mich im Web (Foren), sehe TV. Genau gesagt, lebe ich am PC u. Telefon, u. nahezu tgl. überkommt es mich -> FA :oops:

@Knuffeline
Danke für Dein Willkommen :)
Hm, zum Thema mobben - da bin ich gerade ein gebranntes Kind, weil (ist natürlich subjektiv!) ich den Eindruck habe, daß in einem anderen Forum (hat nichts mit ES zu tun) jemand mich offensichtlich! gar nicht mag u. die anderen "aufhetzt".
Wenn ich was poste u. dann in der ChatBox mitlese, dreht es mir oft den Magen um :cry:
Schade, wenn das Niveau eines Forums soo stark von ganz wenigen Foris bestimmt wird. Es wird wohl einen Grund haben, warum hier die ChatBox nur moderiert geöffnet wird :roll:

Ich kann Dir nur raten, so früh wie möglich zu einem TH zu gehen. Er kann Dir die B nicht nehmen, wenn etwas in DIR das nicht zulässt! Ja, es passt auch nicht jeder TH, aber je länger Du ohne TH bist, desto schwieriger wird der Weg raus.
ICH habe analytische TH, dh. der TH versucht mir zu helfen, genauer hinzuschauen, zu reflektieren, warum ich was, warum, wie mache. Die Antwort muß ich natürlich selbst finden ...
Knuffeline hat geschrieben:Hast du das Gefühl die B wäre dein freund? Könnte es sein, dass du dich ohne vllt. Einsam fühlen könntest?
Die B gibt mir unglaublichen halt. Und ohne würde ich warscheinlich blind umher irren.
NEIN! Die B ist mein Feind und einsam bin genau deswegen (weil ich soziale Kontakte erst recht meide, da ich niemanden belasten will bzw. zeitweilig nicht die Kraft habe, die nette, gesellige Person zu spielen)!

Nachtrag: Mein Therapeut hätte zu meinen Antworten auf Deine Fragen sicher eine andere Interpretation parat :oops:
Zuletzt geändert von maxi am Sa Nov 30, 2013 13:48, insgesamt 2-mal geändert.
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