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Wendy Thorsteeg kann es nicht sein lassen.

Verfasst: Mi Jun 12, 2013 9:40
von WendyThorsteeg
Liebe Foren-Mitglieder,

Ich wollte mich einmal kurz vorstellen und von meiner derzeitigen Situation berichten -

Seit ich 16 Jahre alt bin, leide ich durchgehend an Essstörungen. Bis ich 17 wurde an Magersucht und anschließend ausnahmslos an Bulimie. Heute bin ich 21 Jahre alt und stecke sehr tief drin, habe mehrmals am Tag Fressattacken und übergebe mich danach. Wie ihr euch vorstellen könnt, habe ich auch einige Therapien hinter mir, nur leider erfolglos, zumindest auf die Bulimie bezogen. Ich habe eine starke Entwicklung durchgemacht, auf die ich wirklich stolz bin! Obwohl ich sehr stark bulimisch bin, habe ich es geschafft ein bisschen Selbstbewusstsein aufzubauen, eine glückliche Beziehung einzugehen, das Abitur zu meistern und die Motivation für ein Studium zu finden... Das klingt total absurd, wenn man weiß, wieviel Zeit und Kraft die Bulimie einem raubt und wie sehr sie einen runterziehen kann!

Eigentlich möchte ich gar nicht mehr schreiben als hier schon steht, denn darauf kommt man sowieso irgendwann im Forum zu sprechen.

Re: Wendy Thorsteeg kann es nicht sein lassen.

Verfasst: Mi Jun 12, 2013 11:12
von aisle
willkommen hier

bestimmt kommst du bald an den punkt, wo du deine willenskraft nicht nur dazu aufwenden kannst, dich mit der bulimie zu arrangieren, sondern sie loszulassen... das problem ist wohl, dass man es sich nach so vielen jahren einfach nicht mehr zutraut bzw. denkt, es lohnt sich sowieso nicht... aber das tut es.

witziger name übrigens. bin derzeit mit grippe im bett und hab erst gestern wehmütig an meine alten kassetten gedacht, die ich dann als kind immer gehört hab ;)

Re: Wendy Thorsteeg kann es nicht sein lassen.

Verfasst: Mi Jun 12, 2013 18:21
von WendyThorsteeg
Das ist klasse! Da hast du wohl bemerkt, dass ich ein Faible für allerlei Hörspiele, insbesondere Kinderhörspiele, habe :D Wieso kramst du deine nicht wieder heraus und hörst sie dir während der Genesung an?
Ja, ich glaube, dass ich inzwischen alles in meinem Leben umkonstruiert habe, damit ich die Bulimie weiterhin praktizieren kann... Es gibt nur wenige Tage, an denen ich sie nicht brauche und nicht daran denke. Letztlich denke ich sogar, dass ich eine Zuckersucht haben könnte und meine Hormone ziemlich durcheinander sind, also die Botenstoffe im Gehirn. Antidepressiva oder ähnliches möchte ich jedoch nicht einnehmen. Es muss doch auch anders gehen, denn die Medikamente muss man schließlich auch wieder absetzen.

Re: Wendy Thorsteeg kann es nicht sein lassen.

Verfasst: Mi Jun 12, 2013 18:45
von aisle
die hörspiele hab ich leider im elternhaus gelassen... außerdem stelle ich gerade mit schrecken fest, dass meine anlage gar kein kassettenfach hat ;)


"Es gibt nur wenige Tage, an denen ich sie nicht brauche und nicht daran denke."

das ist doch aber ein guter anfang. dokumentier doch mal genau für dich, was an diesen tagen so anders ist.

"Letztlich denke ich sogar, dass ich eine Zuckersucht haben könnte und meine Hormone ziemlich durcheinander sind, also die Botenstoffe im Gehirn."

vom dem buch "zucker und bulimie" hast du vllt. schon mal gehört... ich habe es selbst nicht gelesen, aber ich glaube, viele hier haben sich darin wiedergefunden. und den zusammenhang zwischen unterzucker und "automatisch" folgenden fressattacken kenne ich zur genüge. ist ein teufelskreis, den man aber durchbrechen kann, wenn man sich wieder traut, sich gesund satt zu essen.

"Antidepressiva oder ähnliches möchte ich jedoch nicht einnehmen. Es muss doch auch anders gehen, denn die Medikamente muss man schließlich auch wieder absetzen."

ja, ich bin auch gegen antidepressiva. wenn ich schimmel an der wand habe, bringt es auch nichts, hübsch weiß drüber zu streichen... im gegenteil, ich werde noch kränker davon. schließlich gilt es, die ursache eines problems zu lösen und nicht stumpf die sympthome zu übertünchen, bloß um wieder halbwegs vor sich hin zu funktionieren.

Re: Wendy Thorsteeg kann es nicht sein lassen.

Verfasst: Mi Jun 12, 2013 20:40
von WendyThorsteeg
Der Schimmel an der Wand ist eine schöne Metapher :)

Das Buch habe ich mir kürzlich bestell und sofort darin gewütet. Genau deshalb bin ich auch erst darauf gekommen! Jeder Arzt oder Psychologe wird behaupten, dass die Auslöser der Krankheit in der Vergangenheit liegen, als eine Art Trauma, das man aufarbeiten muss. Das mag teilweise schon richtig sein, aber es wird den derzeitigen Zustand nicht gravierend verändern können. Ich würde gerne einen Arzt finden, der dieses Buch kennt oder sich eben mit der sogenannten Zuckersucht befasst hat...

Re: Wendy Thorsteeg kann es nicht sein lassen.

Verfasst: Mi Jun 12, 2013 20:49
von aisle
die ursachen sind sicherlich seelischer natur, aber die seele spiegelt sich ja im körper oder eben in unseren krankheiten wider. darum kann der zucker eben ein auslöser sein. und ich denke eher, dass jeder arzt dir den zusammenhang zwischen zucker/unterzucker und fressattacken bestätigen wird, unabhängig davon, ob er das buch kennt. das ist ja einfach ein physiologischer fakt. versuchs doch mal bei deinem hausarzt oder suche dir einen, der auch auf ernährunsberatung spezialisiert ist.

nicht immer muss/kann man ja das problem direkt an der wurzel packen. die "zuckersucht" kannst du wie gesagt schon mit einer ernährungsumstellung recht schnell auflösen.

Re: Wendy Thorsteeg kann es nicht sein lassen.

Verfasst: Mi Jun 12, 2013 20:53
von flora
Hej Wendy,

ich persönlich denke, dass jede ES zwei Seiten hat, eine psychische und eine physische, wobei ich glaube, dass das zugrunde liegende Problem, das zum Auftauchen der Erkrankung führt schon eher psychischer Natur ist, während die Biochemie dann sicher zur Aufrechterhaltung beiträgt.

LG