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Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: Sa Dez 29, 2012 21:47
von Dana
Hallo alle zusammen...

nachdem ich mich hier ein bisschen umgeguckt habe und einige Sachen gelesen habe habe ich mich entschlossen mich ebenfalls anzumelden um mal mit irgendwem reden zu können und nicht mehr in vollständiger Isolation zu sein.

Also erstmal zu meiner Person. Ich bin 27 Jahre alt und habe jetzt seit 14 Jahren Bulimie. Eigentlich hat alles ganz harmlos mit einer Erkältung angefangen.. Ich bin nach und nach immer tiefer reingerutscht und habe es ungefähr ein Jahr nach Entstehen meinen Eltern erzählt. Da es allerdings wie eine jugendliche Spinnerei abgewertet wurde habe ich es so hingenommen und danach nie wieder etwas gesagt. Bis heute habe ich es nicht übers Herz gebracht ihnen was zu sagen. Selbst meinem Freund habe ich mich erst vor Kurzem anvertraut und ich glaube er weiß nicht wirklich was das bedeutet. Mittlerweile bin ich an einem Punkt wo ich wirklich richtig dolle psychische Probleme habe. Ich habe durch die Bulimie starke Depressionen und eine total krankhafte Eifersucht. Ich habe jetzt an so vielen Stellen versucht Hilfe zu bekommen und immer werde ich nur abgewiesen, nicht für voll genommen oder auf ewig lange Wartelisten gesetzt. Eine Mutter-Kind-Kur habe ich ebenfalls beantragt, welche auch abgeschmettert wurde und ich an die Rentenkasse weitergeschickt wurde.

Ich weiß mir wirklich nicht mehr zu helfen und will diese Krankheit endlich besiegen... Aber alleine schaffe ich es nicht und alle guten Vorsätze halten nicht lange....

Ich danke euch im Voraus fürs Lesen

Liebe Grüße
Dana

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: Sa Dez 29, 2012 22:38
von Caruso
Hallo Dana !

Erst mal herzlich willkommen und einen guten Austausch hier.

Gegen die abgewiesenen Anträge solltest Du unbedingt Einspruch einlegen. Es ist in diesem Gesundheitssystem leider nunmmal so, daß man erst mal eine Absage bekommt. Erst wenn die Kassen bzw. Ämter oder Anstalten merken, daß man sich dagegen wehrt, wird der Antrag erst mal überhaupt richtig angesehen.
Nicht den Mut verlieren, Dana - kämpfen !!!

lieber Gruss

Caruso

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: Sa Dez 29, 2012 23:03
von Dana
Hallo Caruso,

ich habe gegen die Entscheidung sofort Widerspruch eingelegt. Bisher leider ohne Erfolg. Es kam bisher nur ein Antwortschreiben das ich doch nochmal mit meinem Arzt sprechen sollte und es hilfreich wäre wenn er neue Tatsachen erbringen würde. Ich finde es schon ehrlich gesagt ziemlich traurig, dass man selbst wenn man nach Hilfe schreit und überhaupt nicht mehr weiter weiß trotzdem keine Hilfe bekommt..

Am 17.1. habe ich einen neuen Termin bei meinem Psychiater. Auf die Bitte mich wegen der Ablehnung zurückzurufen (was von der netten Dame zugesagt wurde) kam leider keine Reaktion, also habe ich das Widerspruchsschreiben selbst verfasst..

Aber danke erstmal für die schnelle Antwort

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: So Dez 30, 2012 2:17
von Caruso
Ich finde es schon ehrlich gesagt ziemlich traurig, dass man selbst wenn man nach Hilfe schreit und überhaupt nicht mehr weiter weiß trotzdem keine Hilfe bekommt..
Diese Ansicht teile ich leider mit Dir und ich könnte mich stundenlang darüber aufregen. Die Kassen schwimmen in Geld, aber haben wohl den Bezug zu den Patienten verloren ... was mich am meisten ärgert, sie tun manchmal so, als wäre es ihr Geld, über was sie da wachen und begutachten - es ist aber unser Geld, was wir dort einbezahlt haben !

Egal, den Hausarzt hinzuziehen ist eine gute Idee. Weil Ärzte sind dann doch näher am Patienten, als die Kassen. Und der Arzt kennt so manchen Trick und Kniff, wie man diesen lausigen Apparat der Kassen und was weiß ich für Ämter, die sich das kunstvoll hin und her schieben, besiegen kann.

Es ist traurig, daß, obwohl die Geldmittel da sind, irgendwelche Sesselpubser darüber befinden, was für Dich nötig wäre, oder nicht. Du bist aus Deutschland ?

Boah - hilft Dir jetzt nicht gerade fachlich weiter, aber ich könnte denen an den Hals gehen ....

Sag mal Bescheid, wie das Schattenboxen mit den Institutionen weiter geht ....

*drück Dich*

Caruso

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: So Dez 30, 2012 12:05
von Dana
Das mit dem an den Hals gehen habe ich mir auch gedacht...

Selbst wenn man krank ist steht die Krankenkasse nicht für einen ein. Traurige Geschichte. Das schlimmste an der Sache ist aber, dass ich die Kur überhaupt erst beantragt habe weil meine Tochter mich als erste stumpf drauf angesprochen hat. Das war für mich so ein heftiger Schlag ins Gesicht das ich nur noch vor ihr stand und anfangen musste zu weinen. Ich weiß ich sollte ein Vorbild sein, was mir im Moment aber alles andere als gelingt. Ich beobachte sie schon eine ganze Zeit und jeder andere sagt mir ständig das Kind isst so schlecht. Was soll ich tun? Das Kind kann ja nichts dafür wenn ihre Mutter es nicht besser macht. Die Krankenkasse weiß es und dann schreiben die mir die Erkrankung der Mutter würde im Vordergrund stehen, listen meine drei Erkrankungen auf und knallen im nächsten Satz die Ablehnung raus. Ein Widerspruch in sich...

Danke fürs Zuhören :) Alle die die es überhaupt wissen versuchen nur Ratschläge zu geben die aber einfacher gesagt als getan sind.. So richtig reinveresetzen kann sich da von denen glaube ich keiner :cry: Es ist so schwer und eigentlich will man doch nur ein glückliches Leben..

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: So Dez 30, 2012 12:56
von HavaNads
Hallo Dana!

Wegen der Kur: Geh mal zum Müttergenesungswerk und lass Dich beraten. Oder warst Du dort schon? Ich habe über die angefangen meinen Kur zu beantragen. Und es sieht anscheinend nicht schlecht aus. Warte noch auf die schriftliche Zusage (das dauert ja immer) aber ich bin guter Dinge. Eine Beratungsstelle gibt es eigentlich überall in der Nähe. Schau mal hier: http://www.muettergenesungswerk.de/
Und bei mir spielt die ES keine Rolle. Ich bin alleinerziehend (Kind wird im Feb. 2 Jahre alt) und muss sagen, dass ich im Laufe des letzten Jahres gesundheitlich (rheumatische Vorerkrankung/ viele Infekte/Schichtdienst auf Teilzeitbasis) echt an meine Grenzen gekommen bin und mein Hausarzt zur Beantragung geraten hat.

LG Nadine

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: So Dez 30, 2012 20:21
von Dana
Hallo Nadine,

nein beim Müttergenesungswerk war ich nicht. Das ist aber dann wohl auch so ziemlich die einzige Stelle wo ich noch nicht war. Ich habe einen Psychiater von dem ich meine Medikamente wegen den Depressionen bekomme nur leider ist das eine Praxis mit mehreren Gebieten und er kann keine begleitende Gesprächstheraphie mit mir machen. Er hat die Kur "damals" für mich beantragt. Hat nur leider nichts gebracht. Ich habe auch erst gedacht es sähe gut aus und dann dauerte es nicht mehr lange bis die Absage kam. Er hat mit reingenommen das er meint das die Kinder unbedingt mit müssen. Die Große ist jetzt gerade 4 und der Kleine 1 Jahr. Erstens habe ich keine Betreuungsmöglichkeit und zweitens möchte ich meine Kinder natürlich auch nicht so lange alleine lassen. Sie sind eigentlich für mich noch so die ziemlich letzte Stütze. Und wie gesagt fängt die Große ja auch schon mit der schlechten Esserei an.... Ich denke nicht das da auch nur irgendwer sich da was richtig durchgelesen hat. Schade und traurig aber das scheint ja so der normale Zustand zu sein...

Liebe Grüße

Dana

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: So Dez 30, 2012 20:38
von HavaNads
Hey!

Und was spricht nun dagegen, nochmal das Müttergenesungswerk zu versuchen und Dich beraten zu lassen? Denen kannst Du dann sagen, was bislang lief, wie es lief und die haben auch Ahnung, falls da noch mehr "gemacht werden muss". Bei mir hat der Hausarzt den Antrag für den Arzt ausgefüllt. Den habe ich, wie alle Eigenbögen vom Müttergenesungswerk mitbekommen. Dann bin ich zum Arzt, er hat ausgefüllt, alle Sachen abgefragt ect. Es war auch ein Bogen dabei, dass mein Kind auf Grund seines Alters eben Begleitperson sein muss.
Anschließend habe ich auch meine Bögen ausgefüllt (unter anderem einen Freitextbogen wo tunlichst nicht das Wort "Erholung" drinstehen sollte. Mit "Erholung" verbinden Krankenkassen Urlaub und lehnen dann auch gern mal ab. Kur ist ja nun auch nicht mit Urlaub gleichzusetzen)
Nachdem ich dann alles zusammen hatte, bin ich wieder zum Müttergenesungswerk und habe alles dort abgegeben. Die Frau dort hat dann alles zur Krankenkasse geschickt.

An Deiner Stelle würde ich das nochmal versuchen, kostet nix und ich denke mal, wenn mans nicht versucht, wird es noch weniger klappen;-)

Ich drücke Dir die Daumen!

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: So Dez 30, 2012 21:01
von Dana
Es spricht nichts dagegen. Ich muss ja jetzt erstmal abwarten was die überhaupt zu meinem Widerspruch sagen. Das ist ja auch noch alles gar nicht durch. Ich muss ja am 17. erst nochmal zu meinem Arzt. Wenn die wieder oder immernoch ablehnen werde ich so oder so nicht einfach aufgeben. Nur weil die meinen das hätte keine hinreichende Aussichten auf Erfolg. Die kennen mich nicht, haben mich nie gesehen und so einfach lasse ich mich nicht abwimmeln. Es zerrt nur langsam an meinen Kräften..

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: Mo Dez 31, 2012 0:33
von Dragonfly83
Hallo Dana, ich bin 29 Jahre und hatte 12/13 Jahre Bulimie. Nachdem ich auch immerwieder das Gefühl hatte, dass keiner so wirklich mit dem Thema umgehen kann bzw. man sehr häufig gleich mal in falsche Schubladen geschoben wird, habe auch ich fast keinem davon erzählt. Meine Eltern wissen es ebenfalls bis heute nicht.

Ich hätte es niemals gedacht aber nun habe ich nach dieser unglaublich langen Zeit plötzlich die Kraft gefunden, mich von der Bulimie abzuwenden. Für mich war der einschneidende Punkt, dass es plötzlich um Leben und Tod ging. Und das mit 28 Jahren! Wenn ich die Bulimie weiterhin lebe, werde ich (in meinem Fall) definitiv Speiseröhrenkrebs bekommen und keine 35 Jahre mehr alt werden. Aber worum es mir geht: Ich bin kein Einzelfall – ganz im Gegenteil!! Bulimie über längere Zeiträume ist bisher noch ein unerforschtes Phänomen, bei dem die Erfahrungswerte fehlen und daher auch viel zu wenig über die Folgen aufgeklärt wird! Nahezu jeder mehrjährige Bulimiker muss damit rechnen, ein Barett-Ösophagus zu bekommen oder bereits eines zu haben. Das ist eine Zellveränderung in der Speiseröhre, die ganz automatisch entsteht, wenn regelmäßig Magensäure in die Speiseröhre kommt. Und das ganze passiert völlig unbemerkt, spürt man überhaupt nicht ...

Ich wünsche dir wirklich nicht dasselbe Schicksal wie mir, aber will ich aufrütteln und bewusst machen, worum es bei dieser schrecklichen Krankheit, der Bulimie, wirklich geht! Ich glaube, die wenigsten wollen ernsthaft dadurch sterben. Fakt ist aber dass wir das alle tun, wenn wir nicht die Notbremse ziehen. Dana, es KANN garnichts wichtigeres geben als die Bulimie zu beenden! Und wenn man sein ganzes restliches Leben dafür auf den Kopf stellen muss! Therapie kann dabei helfen, mit der neuen Situation umzugehen. Aber das Aufhören liegt ganz bei dir selbst. Vielleicht musst du ein völlig neues Leben aufbauen, so wie ich zum Teil. Aber du hast auch allen Grund dazu!!! Denn die andere Alternative ist ein früher Tod. Mit 35, 40 oder vielleicht 50. Viel älter werden wir mit dauerhafter Bulimie nicht werden, das ist Tatsache. Leider eine, die bisher viel zu wenig thematisiert wird. Ich bin überzeugt, in ein paar Jahren werden alle darüber schreiben. Nur ist es dann für uns alle zu spät.

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: Mo Dez 31, 2012 1:11
von Dragonfly83
Es tut mir leid, wenn ich hier Panikstimmung verbreite, aber es macht mich einfach ungeheuer traurig, wenn ich sehe, wie sehr wir alle die Augen vor dem verschließen, was die Bulimie wirklich ist. Es ist einfach nicht richtig, zu sagen, dass man die Bulimie gerne loswerden will, aber nicht kann/es nicht schafft. Damit belügt man sich selbst.
Wenn man die Bulimie wirklich loswerden will, dann kann man das sofort und jederzeit tun. Das Problem ist: Wir wollen die Bulimie ja in unserem Leben! Sie spielt meist viele wichtige Rollen, ist ein teil von uns. Hilft als Ventil bei Stress, eröffnet uns eine eigene geheime Welt, hilft uns schlank zu sein, gibt uns vielleicht das Gefühl, schwach sein zu dürfen, besänftigt Aggressionen – jeder hat seine eigenen Gründe (das waren u.a. eben meine), warum man sich (meist) täglich FÜR die Bulimie und nicht dagegen entscheidet.

ABER: Wenn einem ernsthaft bewusst ist, dass man diese kleinen Krücken und Stützen im Alltag mit dem eigenen Leben bezahlen muss, dann kommt vielleicht wirklich das erste mal der echte Wille, die Bulimie loszuwerden.
Und dann wird man sie auch beenden. Und so wie ich bemerken, dass es unglaublicherweise auch ohne Bulimie geht. Vielleicht etwas anders, vielleicht muss man sich auch selbst neu kennenlernen, sein bisheriges Leben hinterfragen und neu ordnen. Aber hey, das ist doch alles völlig ok, solange man es geschafft hat, dem Tod zu entkommen!

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: Mo Dez 31, 2012 1:16
von Dana
Hallo Dragonfly...

Es ist schon sehr erschreckend was du schreibst... Einerseits weiß ich was die Folgen sind andererseits blende ich sie aus... Ich habe zwei Kinder und weiß wie es ist ohne Mutter aufzuwachsen.. Was ich keinesfalls für meine Kinder möchte! Aber ich suche die ganze Zeit und werde nicht fündig.. Keiner fühlt sich auch nur irgendwie verantwortlich und so laufe ich weiter im nichts herum...

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: Mo Dez 31, 2012 1:22
von Dana
Ich würde es nicht ganz so bezeichnen aber bestreiten kann ich es auch nicht.. Mein ganzes Leben war kein Zuckerschlecken.. Ich habe vieles mitgemacht bis der Ausbruch der Krankheit kam und ich weiß nicht wann ich bis zum heutigen Tage von Geburt an wirklich glücklich war. Ich würde aber auch nicht sagen das es mit dem Willen allein getan ist. Mir tat es so weh als meine Tochter vor mir stand und mich darauf angesprochen hat und ich konnte nichts weiter als weinen... Ich WILL es aber ich SCHAFFE es einfach nicht alleine..

Re: Ich bin neu hier und brauche dringend Hilfe....

Verfasst: Mo Dez 31, 2012 11:30
von Dragonfly83
Es läuft sicher auch bei jedem anders.
Ich wüsste nichtmal wie ich mir helfen könnte, wenn ich mir vor ein paar Jahren selbst begegnen würde.
Und ich hab ja auch viel versucht, um die Bulimie irgendwie einzudämmen. Mein großes Ziel waren immer zumindest mal 30 Tage, die ich ohne Bulimie schaffen wollte. Wo ich akribisch Pläne aufgestellt habe mit Belohnungssystem, gewisse Situationen versucht habe zu meiden, mir ständig selbst gut zugesprochen habe ... trotzdem hab ich die 30 Tage quasi kein einziges Mal innerhalb von 12 Jahren geschafft. Aber ich war mir auch immer bewusst, dass ich im Inneren einfach nicht bereit bin, sie aufzugeben. Und das war sicher auch Tatsache. Die Bulimie war einfach ein großer Lebensinhalt für mich, ein Ventil, ein Lebensbegleiter, eine Art Kraft, die immer für mich da war, egal wie es mir ging – und in diesen Funktionen war sie auch die einzige, da ich immer schon Menschen nicht so sehr an mich heranlasse. So war zumindest kurz angerissen meine Geschichte.
Deine ist sicher anders, aber ich denke doch, dass es bei uns Parallelen gibt. Zumindest was das Alter und die Dauer der Bulimie betrifft. Vielleicht kann ich dir zumindest eine Ahnung davon geben, wie es ist, die Bulimie aufzugeben ...

Ich denke, das wichtigste was es zum Aufhören braucht ist MUT.
Diesen Mut aufzubringen habe auch ich erst leider geschafft, als ich gemerkt habe, dass es um Leben und Tod geht.
Davor hätte ich es einfach nie gewagt, mein Leben dafür auf den Kopf zu stellen, das tägliche Hamsterrad, in dem ich saß, endlich abzudrehen. Wie viele andere Bulimiker bin auch ich sicher hoffnungslose Perfektionistin. Und das Leben, das ich immer gelebt habe, ging für mich ohne Bulimie einfach nicht! Die Bulimie wegzulassen bedeutet, dass das ganze Lebenssystem zusammenbricht. Das wurde mir erst jetzt beim Aufhören wirklich bewusst: Dass ich nicht mein eigenes Leben gelebt habe, sondern das Leben der Bulimikerin Anna. Ich habe nun oft das Gefühl, dass mein Leben mir bisher immer "aufgesetzt" wurde und ich einfach die Bulimie gebraucht habe, um es überhaupt zu schaffen, in diesem (bei mir sehr stressigen Leben) existieren zu können. Jetzt weiss ich, dass dieses Leben einfach garnie das war, was zu mir passt. Ohne Bulimie funktioniere ich anders. Da bin ich garnicht fähig, soviel Stress auf mich zu nehmen. Aber das schöne: Ich muss es auch garnicht!!! Weil was ich erst jetzt verstehe ist, dass ich mir mein Leben ja ganz selber aussuchen kann. Und wenn ich ins Kloster gehe, ist das auch völlig ok :) Trotzdem ist es natürlich nicht immer so einfach, vor allem weil man ja nie gelernt hat, wie es so ist, mit Emotionen umzugehen ohne in die Bulimie zu flüchten. Hier probiere ich gerade einiges aus. Von Yoga, Meditation bis hin zu autogenem Training. Weiss selber noch nicht genau, was mir da gut tut. Fühle mich da manchmal wie ein Kind, dass einfach keine Ahnung hat, was einem eigentlich gut tut und das erst alles Entdecken muss. Auch eine Therapie würde da sicher sehr helfen. Leider zahlt mir die Kasse auch keine ...

Nun könnte man glauben, ich will sagen, dass man am besten wartet, bis man eine tödliche Krankheit bekommt, um aufzuhören. Die Sache ist: Du (und alle anderen Bulimiker) haben diese Krankheit bereits!!! Die Bulimie führt nur in diese Richtung, bitte glaub mir das (ich weiss, dass ich wirklcih nicht übertreibe!). Ich hatte nie Schmerzen oder irgendwelche schlimmeren Beschwerden (da und dort ein Pieksen im Magen oder Kreislaufprobleme, aber mehr nicht), sehe auch in keiner Weise ungesund aus, ich mache schon immer viel Sport, esse ansonsten sehr gesund – und auch mich hat die Bulimie in Wirklichkeit völlig zerstört. Nicht äußerlich, aber innerlich, wie ich mittlerweile weiß!

Ich möchte dir auch wirklich dringend raten, eine Magenspiegelung zu machen!
Nach 13-14 Jahren wäre es ein absolutes Wunder, wenn du da keine Schäden hast.
Und gerade im Bereich Magen/Speiseröhre ist es ganz wichtig, Dinge früh zu erkennen, um dagegen arbeiten zu können.
Das möchte ich dir sehr ans Herz legen, egal ob du die Bulimie aufgibst oder nicht!