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Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was?

Verfasst: Mi Aug 08, 2012 9:57
von Sophia_
Hallo ihr,

im Moment beschäftigt mich das Essen wieder sehr extrem.
Eigentlich bin ich magersüchtig, aber ich kämpfe schon ziemlich lange dagegen an und finde, dass ich es ziemlich gut im Griff habe. Ich bin zwar immer noch UG, aber esse regelmässig, gesund und auch viel. Leider kann ich die Kontrolle nicht abgeben und loslassen, so dass ich halt immer noch gestörte Verhalten aufweise (Essen abwägen; Kalorien ausrechnen; feste Kaloriengrenzen setzen; nur so und so viel essen dürfen, wenn ich Sport gemacht habe; verbotene Lebensmittel; Lebensmittel, die ich mir nicht erlaube, weil ich die Kalorien nicht weiss; blablabla...). Dennoch finde ich, dass ich es eigentlich ziemlich gut im Griff hatte. Hat zwar lange gedauert, aber mit der Zeit konnte ich mir dann auch "erlauben" ein bisschen zuzunehmen. Ich arbeite echt an mir, auch wenn ich ab und zu mal wieder einen Arschtritt brauche, damit ich nächste Schritte wage. Tja, eben, wenn ich alles kontrollieren kann, ist's okay. Manchmal denke ich mir dann: so lebst du jetzt einfach weiter .. und manchmal denke ich: was soll die ganze Sch****, das ist doch kein Leben, wenn du immer alles so kontrollieren willst.
Ich habe mir schon oft vorgenommen zu versuchen einfach nach dem Hungergefühl zu essen, aber das habe ich mir leider total abtrainiert. Ich muss ja auch jeden Tag eine gewisse Anzahl Kalorien essen, weil ich sonst gleich wieder abnehme. Zudem habe ich Panik, dass ich zu Fressen beginne. Ich merke einfach nicht, wann ich satt bin.

Tja, leider habe ich vor ein paar Monaten eine furchtbar blöde Idee gehabt. Ich wollte einfach mal wieder essen können, was ich will. Ich habe dann ewig über die Auswirkungen von sogenannten "Fresstagen" oder "Cheattagen" recherchiert - und irgendwann habe ich mir einfach gesagt: den erlaubst du dir jetzt einfach mal. Ich hab ein Datum ausgesucht, mir eine Liste gemacht mit den Dingen, die ich so furchtbar gerne mal wieder essen würde, dann habe ich in den Wochen zu vor mehr Sport gemacht und einige Tage gehungert, so dass ich ein gewisses Gewicht erreicht habe, das ich dann sozusagen ohne schlechtes Gewissen mit dem Fresstag wieder "auffüllen" durfte. Der Tag kam, ich hab gegessen bis ich beinahe gekotzt hätte und am Abend hätte ich mir am liebsten den Kopf eingeschlagen.. Wie kann ich nur so blöd sein und mich so bescheuert überessen?! Das ist doch krank!!?

Ich habe mir geschworen, dass ich das nicht mehr tue und die Woche darauf wieder gehungert (nicht so krass wie früher, das geht gar nicht, weil meine Mutter dann gleich auf die Barrikaden geht), aber einfach so, dass ich alles, was ich vom Fresstag zugenommen habe, wieder weg war nach einer Woche. Hat prima geklappt. Leider habe ich dadurch meine Regelmässigkeit im Essverhalten durchbrochen.

Der nächste Fresstag wurde trotz Schwur geplant und zwar, weil ich einfach die Vorräte vom letzten Mal noch vernichten wollte, damit kein Essen mehr bei mir im Zimmer ist und ich diese Sehnsucht zu Essen unter Kontrolle habe.. Es ist so, dass ich mich eigentlich total auf das Essen freue, solange ich weiss, dass ich es darf und es in meiner Limite liegt, kann ich es geniessen. Es darf einfach nicht mehr sein, als erlaubt. Ich freue mich dann jeweils schon am Abend darauf, dass ich am nächsten Morgen wieder mein Müesli essen darf und so. Ich hatte diese Gefühle aber unter Kontrolle und habe mich niemals zuvor (3 Jahre lang) einem Fressanfall hingegeben. Das war einfach nicht erlaubt..
Solange, bis ich mir einmal einen geplanten erlaubt habe.

Und jetzt kriege ich diese Sehnsucht nach Fresstagen einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Inzwischen habe ich schon 5 gehabt. Davor und danach habe ich einfach gehungert und viel Sport gemacht, mit dem Ziel, dass alles Zugenommene nach einer Woche spätestens weg ist.

Ich habe nicht erbrochen und ich kann die Fressanfälle ziemlich gut steuern, d.h ich habe die nicht einfach spontan, sondern ganz klar geplant an einem Tag. Ich versuche jetzt natürlich total dagegen anzukommen, aber ihr könnt euch vielleicht vorstellen wie schwierig das ist.
Es ist einfach zu schön einmal einfach essen zu dürfen ohne diese Kontrolle. Ich habe mir das sehr lange Zeit nicht mehr erlaubt - und jetzt sehe ich, dass es gar nicht so schlimme Auswirkungen hat, wenn ich das ab und zu mal mache. (Ich hatte gerade Ferien und da ich streng arbeiten und danach in aktiven Ferien gewesen bin, konnte ich mir quasi mehrere Fresstag erlauben, weil ich sowieso ziemlich abgenommen habe. Wenn ich aber wieder in der Schule bin, habe ich mir vorgenommen höchstens einen, besser keinen pro Monat zu machen, weil ich während der Schulzeit einfach so regelmässig wie immer essen will und zusätzlichen "Abnehmstress" nicht gebrauchen kann..)

Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Ich kann auch mit niemandem darüber sprechen (auch mit meiner tollen Ärztin nicht), weil ich mich für mein Verhalten so schäme.. ich habe gedacht ich würde es jetzt endlich einmal schaffen und von der ewigen Kontrolle wegkommen - stattdessen rutsche ich irgendwie in die nächste Störung hinein.

Zugleich weiss ich aber auch nicht, für wie "schlimm" ich dieses neue Verhalten einstufen soll. Soll ich vehement dagegen ankämpfen? Soll ich es zulassen und einfach warten, bis ich die Nase voll habe von diesen Fresstagen? Ist das normal für Magersüchtige auf dem Weg zur Besserung? Ist das schon eine Form der Bulimie?

Keine Ahnung und so viele Fragen. Das Internet hilft mir dabei auch nicht wirklich weiter, aber ihr könnt das vielleicht.
Am schönsten wäre es, wenn ich jemanden finden würde, der das vielleicht auch durchmacht oder durchgemacht hat. Jemand, der vielleicht sagen kann, wie er da wieder rausgekommen ist und welche Folgen das Ganze gehabt hat..

Naja, ich hoffe der Beitrag geht in Ordnung.
Vielen Dank allen, die sich die Mühe gemacht haben ihn zu lesen.


Sophia_

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: Mi Aug 08, 2012 10:29
von Idril
...

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: Mi Aug 08, 2012 10:48
von Sophia_
Idril hat geschrieben:Hallo Sophia,

dadurch dass du noch sehr streng deine Mengen kontrollierst, (was wann und wieviel) schränkst du dich schon seeeeeeehr stark ein. Du steckst finde ich immer noch ziemlich stark in der Essstörung.
Und die Fresstage tun dir dann einfach gut, weil dein Körper wahrscheinlich noch ziemlich im Hungermodus ist und er das einfach BRAUCHT! Du verwehrst ihm Dinge, die du und die dein Körper zum richtigen Gesundwerden brauchst.
Wenn du diese Fresstage (da du sie eh ziemlich unter Kontrolle hast, werden es nicht übermäßig große Mengen sein) zulässt und NICHT AUSZUGLEICHEN versuchst und auch so die Kontrolle abgibst und DIR vertraust, wirst du merken, dass du diese Fresstage nicht mehr brauchst...

Alles Liebe!

Hallo Idril

Ja, mir ist bewusst, dass ich immer noch eine Essstörung habe. Ich habe es jetzt allerdings schon lange geschafft nicht mehr zu hungern und jeden Tag den normalen Tagesbedarf einer Frau zu essen. Von daher sollte ich eigentlich nicht mehr im Hungermodus sein.. ich denke, das ist mehr im Kopf.. quasi, dass er einfach mal einen Tag ohne Kontrolle braucht..
Oh, und naja, also ich muss sagen, wenn ich mir so einen Fresstag erlaube, dann nutze ich den vollkommen aus. So, dass mir danach noch 2 Tage lang schlecht ist. Das ist merkwürdig, weil ich mir das sonst nie erlaube und schon wenig Kalorien über dem Limit mich total aufregen.. Schon merkwürdig, dass ich dann einfach einen Schalter umlegen kann und alles esse, was mir in den Weg kommt. Ich erkläre mir das folgendermassen: Weil der Tag geplant und erlaubt ist, kann ich dann auch wirklich loslassen. Ich weiss ja, dass ich dafür extra abgenommen habe und danach alles auch wieder abnehmen werde durch Sport und weniger Essen.

Ich weiss genau wie gestört das ist und dass ich immer noch ein grosses Problem mit dem Essen habe. Ich fühle mich nur momentan ziemlich hilflos, weil ich dieses Bedürfnis nach Fresstagen habe und plötzlich nicht mehr sagen kann: Fertig, sowas gibt es jetzt einfach nicht mehr! Eigentlich habe ich immer und überall Disziplin und setze durch, wenn ich mir was vorgenommen habe.. Aber an diesem Punkt scheitere ich momentan. Ich war aber jedesmal nach dem Fresstag soweit, dass ich eingesehen habe, wie dumm das war und dass es mich nicht glücklich macht. Jedes Mal nehme ich mir vor, dass ich sowas nicht mehr machen will, weil ich dann in eine andere Form Essstörung rutsche und es wieder nicht heraus schaffe - aber dann lege ich mir doch wieder alles so zurecht, dass ich wieder einen machen darf. Sie sind ja nicht oft und ja auch ziemlich geplant und so, d.h nicht einfach irgendwann, sondern so, dass ich den Tag auch "geniessen" kann. Aber trotzdem frage ich mich, was ich da tun soll? Nachgeben und warten, bis sich alles von alleine wieder einpendelt. Oder mir diese Tage wirklich verbieten?

Keine Ahnung.

Hm, wenn ich die Fresstage nicht ausgleichen würde, dann würde ich sie nicht machen. Ich erlaube sie mir ja erst dadurch, dass ich abgenommen habe und weniger gegessen habe. Wäre vielleicht ein guter Ansatz.. aber davon geht das Bedürfnis auch mal einfach zu essen ohne sich Gedanken zu machen nicht weg. Im normalen Alltag kann ich die Kontrolle nicht aufgeben, weil ich viel zu grosse Angst davor habe, was dann passieren wird.

Danke für deine Antwort! Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass mir das mit diesen Fresstagen jetzt passiert ist. Vielleicht ist es einfach wieder einmal ein Zeichen dafür, dass ich den nächsten Schritt wagen muss. Ich überlege mir, ob ich mich vielleicht nicht doch mal meiner Ärztin anvertrauen soll.

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: Sa Aug 11, 2012 19:18
von Hanna1998
Hallo Sophia,
mir gings genauso..bloß das sich meins immer mehr ausgeweitet hat und ich jetzt in die Bulimie gerutscht bin..

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns per Nachricht etwas mehr darüber austauschen könnten..
LG. Hanna

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: So Aug 12, 2012 8:26
von Sophie11
Hallo Sophia,

also, zu Deiner Frage, ob es besser ist,

a) kontinuierlich zu hungern oder
b) extrem zu hungern, einen Fresstag zu haben und dann weiterzuhungern.....

... also, da müsste ich vermutlich eine wissenschaftliche Studie zu einleiten. Aber ich täte mal vermuten, dass es ungefähr so ist als würdest Du Pest und Cholera vergleichen. "Gut" ist beides schonmal nicht. :roll:

Wahrscheinlich sind die eingebauten "Fresstage" sogar noch schädlicher als kontinuierliches Hungern, weil die Extreme ja den Körper belasten. Vielleicht aber auch nicht, denn in der Steinzeit gab es ja auch manchmal einen Büfffel - und dann eine Woche lang noch Beeren. Mit zwei "ee". Nicht mit "ä".

Also, wennn Du mal einen Schritt Richtung Besserung machen willst, dann solltest Du versuchen, entweder Deine Gesamtkalorienzahl zu erhöhen, oder Dir verbotene Lebensmittel schrittweise zu erlauben, oder auf Idrils Vorschlag zurückkommen:
Idril hat geschrieben:Wenn du diese Fresstage (da du sie eh ziemlich unter Kontrolle hast, werden es nicht übermäßig große Mengen sein) zulässt und NICHT AUSZUGLEICHEN versuchst und auch so die Kontrolle abgibst und DIR vertraust, wirst du merken, dass du diese Fresstage nicht mehr brauchst...
Vermutlich würde Dir Deine Ärztin auch nicht viel anderes erzählen.... Dass die Umsetzung schwer ist und Dein essgestörtes Ich sagt: Aber essen darfst Du nur, wenn Du es ausgleichst, wenn das Gewicht so-und-so tief ist etc. pp.... ist eh klar.... Vielleicht machst Du Dir mal klar, dass das Dein essgestörtes Ich ist. und nicht die Realität. Sondern Dein essgestörtes Ich, das Dir mit 40 Osteoporose beschert. Wenn Du vorher nicht an Herzinfarkt, Nierenversagen oder sowas gestorben bist. Da fällt mir noch ein Video von Kat/eniwekwe zu ein:

Anorexia: The physical Devastaion (Untertitel Deutsch)

LG

Sophie :wink:

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: So Aug 12, 2012 11:45
von Sophia_
Sophie11 hat geschrieben:Hallo Sophia,

also, zu Deiner Frage, ob es besser ist,

a) kontinuierlich zu hungern oder
b) extrem zu hungern, einen Fresstag zu haben und dann weiterzuhungern.....

... also, da müsste ich vermutlich eine wissenschaftliche Studie zu einleiten. Aber ich täte mal vermuten, dass es ungefähr so ist als würdest Du Pest und Cholera vergleichen. "Gut" ist beides schonmal nicht. :roll:

Wahrscheinlich sind die eingebauten "Fresstage" sogar noch schädlicher als kontinuierliches Hungern, weil die Extreme ja den Körper belasten. Vielleicht aber auch nicht, denn in der Steinzeit gab es ja auch manchmal einen Büfffel - und dann eine Woche lang noch Beeren. Mit zwei "ee". Nicht mit "ä".

Also, wennn Du mal einen Schritt Richtung Besserung machen willst, dann solltest Du versuchen, entweder Deine Gesamtkalorienzahl zu erhöhen, oder Dir verbotene Lebensmittel schrittweise zu erlauben, oder auf Idrils Vorschlag zurückkommen:
Idril hat geschrieben:Wenn du diese Fresstage (da du sie eh ziemlich unter Kontrolle hast, werden es nicht übermäßig große Mengen sein) zulässt und NICHT AUSZUGLEICHEN versuchst und auch so die Kontrolle abgibst und DIR vertraust, wirst du merken, dass du diese Fresstage nicht mehr brauchst...
Vermutlich würde Dir Deine Ärztin auch nicht viel anderes erzählen.... Dass die Umsetzung schwer ist und Dein essgestörtes Ich sagt: Aber essen darfst Du nur, wenn Du es ausgleichst, wenn das Gewicht so-und-so tief ist etc. pp.... ist eh klar.... Vielleicht machst Du Dir mal klar, dass das Dein essgestörtes Ich ist. und nicht die Realität. Sondern Dein essgestörtes Ich, das Dir mit 40 Osteoporose beschert. Wenn Du vorher nicht an Herzinfarkt, Nierenversagen oder sowas gestorben bist. Da fällt mir noch ein Video von Kat/eniwekwe zu ein:

Anorexia: The physical Devastaion (Untertitel Deutsch)

LG

Sophie :wink:
Hallo liebe Sophie

Also ich muss noch sagen.. eigentlich habe ich schon lange nicht mehr gehungert. Ich habe irgendwann ca. vor 1 Jahr gesagt: So, jetzt ist fertig mit ständigem Hungern (habe da schon mehr gegessen als in den schlimmen Zeiten, aber ich war nicht ehrlich genug mit mir, um mir einzugestehen, dass es immer noch nicht reicht). Hatte damals gerade eine sehr gute Phase und meine Kalorienanzahl dann (mit viel Angst) auf ein normales Mass erhöht. Sprich: Ich habe seit einem Jahr jeden Tag soviel gegessen wie eine Frau in meinem Alter sollte und auch was die Lebensmittel angeht ist es schon viel besser geworden. Nur vom Abwiegen des Essens (v.a Brot, Teigwaren, etc.), vom Sportzwang und vom Kalorienzählen bin ich noch nicht (ganz) weg - sozusagen mein letztes Fädelchen "Sicherheit".
Aber wie gesagt, irgendwie ist es auf diese Weise lange gut gegangen und ich war echt oft davor den nächsten Schritt in Richtung gesund werden zu tun - habe mich aber nie getraut.
Dann hat ein Mädchen in meiner Schule eine Studie zu Diäten gemacht und alle aus meiner Klasse haben mitgemacht - und irgendwie habe ich dann auch wieder mehr angefangen, resp. das "Biest" in mir hat sich wieder recht stark gemeldet. Und dann hatte ich plötzlich diesen Wunsch einfach einmal einen Tag vogelfrei zu essen und dass es dann egal ist, wenn es nicht in mein Kalorienlimite hineinpasst..
Und ja, dann bin ich in den blöden Kreislauf gerutscht.. Hungern, damit ich fressen kann, hungern, damit alles wieder weg ist, noch ein bisschen mehr hungern, dann ein paar normale Tage einschieben, damit mein Körper keine Panik bekommt, dann irgendwann wieder einmal so ein Tag, an dem ich all die Dinge esse, von denen ich eigentlich weiss, dass sie mir nicht gut tun, dann wieder hungern und Sport treiben wie eine Wahnsinnige.

Ich nerve mich selbst darüber, dass ich da reingerutscht bin und ich habe mir jetzt auch meine Strategie festgelegt.
Vielleicht ist es einfach ein Zeichen für mich, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, an dem ich lernen muss die Kontrolle loszulassen und stattdessen meinem Körper zu vertrauen. Vielleicht hat es diese Fresstage einfach gebraucht, damit ich merke: "Hey, danach fühlst du dich ja hundselend und Spass macht es auch keinen, und schämen tust du dich auch, und ein Vermögen kostet es sowieso und am nächsten Tag würdest du am liebsten sterben.. Ich habe jetzt eigentlich so ziemlich alle Dinge, auf die ich Lust hatte sie einfach einmal zu essen, bis ich platze (Schokolade, Gummibärchen, Kuchen, Cremes, Brot, Brötchen, Gebäck, Müsli, Snacks, Chips, etc.) einmal so gegessen.. Und mein Appetit auf übermässigen Verzehr von all diesen Dingen ist so gut wie weg. Ich weiss jetzt, dass es besser ist, eine ganz normale Portion zu essen und dass ich nicht glücklicher werde, wenn ich eine ganze Schale Tiramisu esse, sondern dass es mir danach sterbensschlecht ist.
Ich denke in diesem Sinne waren diese Erfahrungen gar nicht so schlecht.

Meine Ärztin sagt mir immer, dass ich sehr gut darin sei meine Lage objektiv zu erfassen und wiederzugeben. Ich weiss genau, dass ich jetzt gegen diese Entwicklung ansteuern muss - auch wenn ich dann wieder eine Phase haben werde, in der ich gerne so einen Fresstag machen würde. Aber ich habe Disziplin und werde nicht zulassen, dass ich in die nächste Form von Essstörung rutsche.

Mir ist in letzter Zeit bewusst geworden, dass sich mein Selbstvertrauen nie bessern wird, wenn ich nicht lerne mir und vor allem meinem Körper zu vertrauen. Zum ersten Mal seit langer Zeit habe ich das Gefühl, dass ich mich auf den Versuch auf meinen Körper zu hören einlassen könnte.
Ich nehme diese ganzen Entwicklungen jetzt also als Anlass etwas Neues zu versuchen und aus dem alten Kontrollmuster endlich auszubrechen.
Ich weiss nicht, wie gut mir das gelingt und wie es rauskommt - ob ich gleich wieder rückfällig werde und meine Kontrolle wieder brauche, oder ob es doch gut geht.

Daher versuche ich jetzt zu lernen wieder auf mein Hungergefühl zu hören, d.h zu essen, wenn ich hunger habe und aufzuhören, wenn ich satt bin (das fällt mir noch am schwersten und ich weiss gar nicht mehr, ob ich das kann, weil bisher halt einfach fertig war, wenn das Ausgerechnete auf dem Teller verschwunden ist). Das heisst, dass ich nicht mehr jeden Tag einfach die Dinge esse, die ich plane und die ich ausrechne (oft war es dann so, dass ich am Abend noch sehr viele Kalorien essen musste, um auf meinen Tagesbedarf zu kommen, was irgendwie auch abartig ist).
Wahrscheinlich wird es eine Weile dauern all das wieder zu lernen - vielleicht funktioniert es auch nicht.
Aber jetzt fängt gerade ein neues Schuljahr an und das ist ein guter Zeitpunkt mal wieder etwas Neues zu starten.

Naja, aber ihr kennt das sicher alle auch. Im einen Moment seid ihr super motiviert und habt das Gefühl, dass ihr alles endlich in den Griff bekommt - und dann irgendwann später habt ihr einfach keine Kraft mehr und rutscht wieder in alte Muster zurück. Bei mir ist das Muster im Moment halt diese extreme Kontrolle was das Essen angeht (auch wenn ich NICHT zu wenig esse) und das ist irgendwie auch nicht so lebenswert, weil immer noch alles auf das Essen fixiert ist und sich die Gedanken die ganze Zeit darum drehen, was ich noch darf und was nicht mehr ins Limit passt, etc.



P.s Also Sorgen um mein Gewicht oder so müsst ihr euch keine machen. Ich bin nicht in einem gefährlichen Bereich und gebe mir auch echt Mühe, esse und versuche meine Seele zusammenzukleben - das einzige Problem ist, dass ich diese Kontrolle über das Essen noch nicht aufgeben kann, obwohl ich schon so lang daran arbeite. Es ist Schrittchen für Schrittchen besser geworden, aber wenn es ganz weg wäre, wäre ich wohl kaum in diesem Forum. Naja, aber ihr wisst es ja aus eigener Erfahrung, wie komplex und unterschiedlich unsere Geschichten sind und dass doch jede von uns auf irgendeine Weise auch in ihrer Art mit der Krankheit individuell ist - von daher, vielleicht könnt ihr mich verstehen, aber erwarten tue ich es nicht, weil ihr ja praktisch nichts von mir wisst und nur auf eure Erfahrungen mit anderen Mädchen zurückgreifen könnt.

P.p.s Ich sehe meine ES oft als eine Art Weg, auf dem ich gehe.. Ich sage dem "Biest" in meinem Kopf "Kröte". Meine Ärztin und ich haben mehr ein freundschaftliches als medizinisches Verhältnis und haben uns schon viele tolle Dinge ausgedacht. Etwas was mir oft hilft ist dieses Bild:
Ich befinde mich auf einem Weg, fahre auf einem Velo und links von mir ist der "Krötensumpf" aus dem ich mittlerweile mehr oder weniger hinausgekommen bin, und auf der rechten Seite ist ein Sonnenblumenfeld, der Ort, an den ich hingelangen möchte. Momentan befinde ich mich noch auf dem Weg und manchmal ist das eine ziemlich holprige Angelegenheit, weil das Leben immer wieder einmal ein paar Schlaglöcher in den Boden rammt. Dann fahre ich hin und wieder einmal ziemlich nahe am Sumpf und die Kröte kann wieder viel besser auf mich Einfluss nehmen - in diesen Augenblicken muss ich dann einfach aufpassen, dass ich nicht wieder ganz in den Sumpf falle (d.h anfangen über längere Zeit zu hungern). In anderen Momenten bin ich nahe am Sonnenblumenfeld und es geht mir gut, so dass ich die "Kröte" schon beinahe nicht mehr höre.. und irgendwann - so meine Hoffnung - kommt dann endlich der Punkt des Weges, an dem ich ganz in dieses Sonnenblumenfeld fahren kann und den Krötensumpf aus den Augen verliere. Ich weiss, dass dieser Punkt noch nicht erreicht ist, aber mir ist in den letzten Tagen wieder klargeworden: Hey, es ist Zeit mal wieder etwas kräftiger in die Pedalen zu treten und etwas in deinem Leben zu verändern.
Solche Punkte hat es immer wieder gegeben, an denen ich mich plötzlich bereit für den nächsten grossen Schritt gefühlt habe. Und ja, vielleicht hat es dieses Mal eben einfach die Schlaglöcher "Fresstag" gebraucht, damit ich a) merke, dass ich mich danach sehne ohne ständige Kontrolle zu essen und b) ich es schaffen werde, nicht ins totale Fressen hineinzufallen, weil es c) keinen Spass macht und keine Befriedigung bringt und d) weil ich begriffen habe, dass ich lernen muss meinem Körper zu vertrauen, so wie ich es als Kind getan habe, weil ich dann niemals im Leben noch weiteressen würde, wenn mir schon sterbensschlecht ist.

Hm, sorry für den langen Text. Ich kann halt mit niemandem so wirklich drüber reden. Aber ich nehme mir jetzt vor, mich mal meiner Ärztin anzuvertrauen. Ich habe mich jetzt nur so lange Zeit für mein Verhalten geschämt und nicht gewusst, wie ich das überhaupt beschreiben soll. Aber langsam lichtet sich das Chaos in meinem Kopf, weil ich viel darüber nachdenke und viele "Erleuchtungen" zu dem Thema habe.

So, ich hoffe du verstehst mich. Danke für deine Antwort und dass du dir Zeit für mich genommen hast :)

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: So Aug 12, 2012 14:51
von Sophie11
Hallo Sophia,

sorry, Dein erster Post klang sehr nach anorektischem Verhalten. Aber da man hier ja keine Zahlen posten kann, ist es logischerweise etwas scher einzuschätzen.

Wenn Du Dich dann ausreichend ernährst, dann stellt sich vielleicht die Frage, wonach Du dich sonst im Leben sehnst, das Du dir über "vogelfrei essen" holst?

Verbietest Du Dir die Sachen wie Brot, Müsli etc. aus Deinen Fresstagen normalerweise komplett?

Lg

Sophie

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: So Aug 12, 2012 16:22
von Sophia_
Sophie11 hat geschrieben:Hallo Sophia,

sorry, Dein erster Post klang sehr nach anorektischem Verhalten. Aber da man hier ja keine Zahlen posten kann, ist es logischerweise etwas scher einzuschätzen.

Wenn Du Dich dann ausreichend ernährst, dann stellt sich vielleicht die Frage, wonach Du dich sonst im Leben sehnst, das Du dir über "vogelfrei essen" holst?

Verbietest Du Dir die Sachen wie Brot, Müsli etc. aus Deinen Fresstagen normalerweise komplett?

Lg

Sophie

Hey Sophie,

ja, mein Verhalten ist schon irgendwie immer noch anorektisch - jedenfalls bevor ich mir mal erlaubt habe so einen Fresstag zu machen.
D.h ich will einfach alles kontrollieren und tue mich mit einer Zunahme schwer, habe eigentlich auch immer dieses Bedürfnis wieder zu hungern aber ich kämpfe dagegen an und mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt wieder "normal" zu essen und mache einfach weiter, weil ich weiss, dass die Magersucht mich auch nicht glücklich gemacht hat. So halte ich mich relativ gut, obwohl meine Ärztin mir immer wieder sagt, dass mein Verhalten immer noch nicht normal ist. Aber das weiss ich selbst.

Naja, Brot und Müesli esse ich auch wenn ich mit "normal" ernähre - aber dann halt nur xy Gramm. D.h alles, was ich esse muss halt immer total im Limit sein, lieber weniger, als mal zu viel. Und damit ich relativ unbeschwert essen kann, muss ich auch meinen Sport gemacht haben. Ich versuche einfach mit allen Mitteln die Zunahme zu kontrolliere, resp. bleibe oft bei einem Gewicht stehen, bevor ich für das *kg bereit bin. Naja, egal. Schwierig zu erklären.


Ich bin eben schon seit ich ein Kind bin sehr kontrolliert und versuche perfekt zu sein, lege mir die Latten immer so hoch, dass sie kaum zu überwinden sind. Und naja, ich denke diese vogelfreien Tage tun mir einfach gut, weil ich dann mal für einen Augenblick diese Kontrolle loslassen kann. Aber eigentlich sind diese Tage ja auch sehr kontrolliert. D.h bevor ich so einen überhaupt mal mache, muss ich ein gewisses niedrigeres Gewicht erreicht haben und dann überlege ich mir auch genau, was ich eigentlich alles gerne essen würde und ja, dann kommt der Tag, auf den ich die ganze Zeit gewartet habe. Ich stopfe mich mit allem masslos voll, was sonst nicht so in meinen Tag kommt - und merke dann zum Glück, dass es mich gar nicht glücklich macht oder dass ich mich davon nur schlapp fühle und Kopfweh bekomme.

Ich habe mir jetzt vorgenommen eine Liste zu machen mit allen Lebensmitteln die ich in diesen Tagen gegessen habe, und wie ich mich dabei und danach gefühlt habe. Mir ist nämlich bewusst geworden, dass vieles davon mir gar nicht so schmeckt und dass es auch nicht mundet, wenn man so viel davon isst. Ich denke daher hilft es mir, damit ich sehe, dass es gar nicht notwendig ist solche Fresstage zu machen, weil es mir gar nichts bringt.

Aber ja. Das Problem ist, dass ich rein rational mir immer allem ziemlich bewusst bin, aber in der Umsetzung hapert es. Ich habe mir auf jeden Fall fest vorgenommen diese Tage nicht mehr in dieser Art zu erlauben und einen anderen Weg zu finden. Ich habe jetzt ja irgendwie herausgefunden, wieso ich die überhaupt mache und weiss, dass es Zeit geworden ist, das nächste Level anzugehen im Kampf gegen die Essstörung. Ich will auf keinen Fall so richtig da rein rutschen.

Liebe Grüsse

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: So Aug 12, 2012 19:08
von Sophie11
Hi Sophia,

für mich klingt es so, als wärst Du das absolute Gegenteil von mir: Total kontrolliert. Ich dagegen habe selbst in meiner Magersuchtszeit (die eh kurz war) nicht das Essen abgewogen. Du siehst also, ich bin kein Experte auf dem Kontrollfreaksektor. ;)

Die Fragen, die mir so kommen, sind: Leidest Du unter der starken Kontrolle? Oder willst Du sie beibehalten? Hast Du auch sonst "alles unter Kontrolle", oder eher das Gefühl, Dein restliches Leben (außerhalb des Essens) - trotz Bemühungen - nicht kontrollieren zu können? Reibst Du Dich auf an Deinen perfektionistischen Ansprüchen, oder ist es eher sowas wie "sportlicher Ehrgeiz"? Wie reagierst Du, wenn Du doch mal scheiterst? Wie geht es Dir dann?

Jedenfalls scheinst Du eine gute Ärztin zu haben. :D Die meisten Ärzte würden sich wohl nicht weiter um Deine ES kümmern, wenn Du regelmäßig und geplant isst und langsam zunimmst. Ach was, die meisten Ärzte würden vermutlich noch nicht mal so intensiv mit Dir reden....

LG

Sophie

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: So Aug 12, 2012 20:13
von Sophia_
Sophie11 hat geschrieben:Hi Sophia,

für mich klingt es so, als wärst Du das absolute Gegenteil von mir: Total kontrolliert. Ich dagegen habe selbst in meiner Magersuchtszeit (die eh kurz war) nicht das Essen abgewogen. Du siehst also, ich bin kein Experte auf dem Kontrollfreaksektor. ;)

Die Fragen, die mir so kommen, sind: Leidest Du unter der starken Kontrolle? Oder willst Du sie beibehalten? Hast Du auch sonst "alles unter Kontrolle", oder eher das Gefühl, Dein restliches Leben (außerhalb des Essens) - trotz Bemühungen - nicht kontrollieren zu können? Reibst Du Dich auf an Deinen perfektionistischen Ansprüchen, oder ist es eher sowas wie "sportlicher Ehrgeiz"? Wie reagierst Du, wenn Du doch mal scheiterst? Wie geht es Dir dann?

Jedenfalls scheinst Du eine gute Ärztin zu haben. :D Die meisten Ärzte würden sich wohl nicht weiter um Deine ES kümmern, wenn Du regelmäßig und geplant isst und langsam zunimmst. Ach was, die meisten Ärzte würden vermutlich noch nicht mal so intensiv mit Dir reden....

LG

Sophie
Hi Sophie,

ja, ich hatte bis vor ca. zwei Monaten mein Essverhalten vollkommen unter Kontrolle. Ich habe mir meine Ziele gesteckt (in der Magersucht war das Ziel mich selbst zu bestrafen, mich unsichtbar zu machen, zu verschwinden, das Leben zu verlassen) und dann als mich der Wille zu kämpfen gepackt hat, war das Ziel irgendwie wieder rauszukommen. Mit der Zunahme hat es trotzdem lange gedauert. Und daran sieht man was für eine tolle Ärztin ich habe (wir sind auch mehr so was wie Freundinnen, obwohl sie sicher zehn oder fünfzehn Jahre älter ist als ich, vielleicht noch mehr). Sie hat mich nicht auf mein Gewicht reduziert, obwohl ich sehr lange Zeit (fast zwei Jahre) nur ein bisschen mehr gewogen habe, als in meiner schlimmsten Zeit. Sie hat gesehen, dass ich zuerst im Kopf bereit sein muss und dass meine Seele mitkommen muss, weil ich's sonst nicht packe. Ab und zu hat sie mir schon einen Arschtritt gegeben, aber sie hat meinen Weg akzeptiert und versucht mir dabei zu helfen. Ich denke darum bin ich auch so stabil und kontrolliert, d.h darum esse ich jetzt schon seit längerer Zeit sehr regelmässig und kann das dann auch geniessen. Aber sie sieht auch, dass noch lange nicht alles in Ordnung ist.

Hm, das mit der Kontrolle ist ein bisschen schwierig. Irgendwie scheine ich das zu brauchen, weil ich einfach vor so vielen Dingen Angst habe, ohne sie wirklich beim Namen nennen zu können. Ich denke diese Kontrolle gibt mir einfach Sicherheit.
Manchmal denke ich mir: "So wie es ist, ist es okay. Ich esse genug, so dass ich nicht mehr abnehme und mein Gewicht halte und wenn ich noch ein bisschen mehr esse, dann nehme ich etwas zu."
Dann wieder nerve ich mich tödlich über mich selbst, weil ich einfach nicht von der blöden Essstörung loskomme. Ich würde zu gerne einfach wieder essen wie ein Kind. Dann, wenn ich Hunger habe und solange, bis ich satt bin. Aber das müsste ich von vorne her lernen - und ich habe viel zu grosse Angst, dass ich dann eben genau solche Fressanfälle bekomme.
Ich wünschte im Augenblick einfach, dass alles wieder ist wie zuvor. Bevor ich mir diese Fresstage erlaubt habe, war es soweit in Ordnung. Ich meine mit der Zeit stellt sich ja auch eine Routine ein und alles wird leichter. Ich war mehr oder weniger zufrieden so wie es war, wusste aber gleichzeitig, dass irgendwann wieder einmal Zeit sein würde, den nächsten Schritt zu machen.
Seit ich aber diesen ersten Fresstag gemacht habe, ist alles wieder viel schlimmer geworden. Vor und danach muss ich natürlich hungern und noch viel mehr Sport machen, damit das Angefressene so schnell wie möglich weg ist. Meine Gedanken drehen sich wieder viel mehr ums Essen und in Verbindung damit ums Hungern und dadurch fühle ich mich auch total unfähig und schlecht, weil ich so schwach bin und so dummen Dingen wie Fresstagen nachgebe.
Ich habe jetzt vier Mal (drei davon sind in einen zweiten ausgeartet, weil ich Reste vernichten wollte, weil ich Essen nicht wegschmeissen kann) so einen gemacht, also war natürlich geplant und so, aber ich habe mir nach jedem geschworen, dass ich das nie wieder mache, weil es einfach nicht befriedigend ist.

Ich wünsche mir jetzt sehr, da wieder raus zu kommen. Vielleicht kann ich die momentane Situation als Sprungbrett nutzen, um das Essen nach Hungergefühl zu lernen. Gleichzeitig habe ich aber auch totale Angst davor und denke mir: das schaffst du eh nicht, versuch lieber wieder deinen alten Rhythmus zu finden.

Hm, diese Kontrolle ist in meinem Leben schon ein grosser Bestandteil. Ich bekomme Angst, fast Panik, wenn ich das Gefühl habe, etwas nicht mehr kontrollieren zu können. Ich bin auch schon seit ich mich erinnern kann sehr perfektionistisch und will es allen Menschen recht machen. Wenn ich einen Fehler mache, dann geht mir das Wochen später noch sehr nahe, vor allem, wenn ich ihn unverzeichlich finde. Ich kann auch nicht so zufrieden mit mir sein, auch wenn ich - wenn ich es rational betrachte - schon sehr viel erreicht habe. Aber auch wenn ich weiss, dass ich eigentlich mit mir zufrieden sein müsste und von allen gelobt werde, ist da immer diese Stimme die mir sagt: du hättest es noch besser machen können und: du bist niemals gut genug und: du darfst nicht zufrieden und stolz auf dich sein, weil das arrogant und eingebildet ist.
Ich mache mir auch viel zu viele Gedanken, was andere Menschen von mir denken. Naja. Die Kontrolle über mein Leben zu haben ist mir schon sehr wichtig, auch wenn ich weiss, dass das ein ziemlich sinnloser Versuch ist. Das Leben nimmt doch eigentlich einfach seinen Lauf und sein Schicksal.

Das ist eben genau das blöde. Ich habe oft das Gefühl zwei Personen gleichzeitig zu sein. Die eine Seite ist sehr positiv und kämpferisch und erreicht, was sie erreichen will, während die andere depressiv ist, niemals zufrieden, perfektionistisch und kontrollfreak-mässig.

Naja, aber ich will eigentlich nicht rumjammern. Ich weiss ja eigentlich, was Sache ist.
Ich wollte mich einfach mit jemandem austauschen können, der vielleicht ähnliches durchgemacht hat und da wieder rausgekommen ist.
Ich muss es einfach schaffen zu verhindern, dass ich in die nächste Essstörung rutsche. Wie ich die Magersucht im Schach halten kann weiss ich, wie ich aber eine Mischung aus Magersucht und Bulimie managen soll ist mir schleierhaft.
Ich will auf keinen Fall in diesen nervenaufreibenden Kreislauf aus Hungern und Fressen geraten und habe gedacht, dass vielleicht jemand Tipps hat.

Aber eigentlich muss ich das selber schaffen. Ich bin selbst Schuld und es liegt in meiner Verantwortung dagegen anzukämpfen und mich nicht hineinziehen zu lassen. Irgendwie werde ich das Schiff schaukeln. Ich muss einfach meine Disziplin auch in diesem Bereich wieder aufbringen können.

Danke für deine Antworten und sorry dass ich immer so viel schreibe. Ich habe über das Thema noch mit niemandem gesprochen, weiss nicht, wie ich es meiner Ärztin sagen soll, weil ich doch immer total beherrscht und kontrolliert gewesen bin - ich will auch nicht zu viel Aufhebens um die ganze Geschichte machen. War vielleicht auch nur ein Ausrutscher?

liebe Grüsse

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: Mi Aug 22, 2012 18:45
von Maite
Hallo Sophia,
ich habe den Eindruck, dass du ein ziemlich perfektionistischer Mensch bist, wie du es ja selbst auch schreibt. Es ist ja schön, wenn ein Mensch diszipliniert sein kann, aber diese Art von Strenge, Disziplin und Perfektionismus ist auch Teil deiner Magersucht. Die Art wie schreibst erinnert mich an meine magersüchtige Zeit, die aber schon über zehn Jahre zurückliegt. Für mich war es auch schwer, diesen Perfektionismus aufzugeben. Damit meine ich nicht nur den Perfektionismus beim Essen, sondern auch diese reflektierte, reife Art, die andere an mir bewundert haben und die auch bewundernswert war, weil ich da noch sehr jung war. Aber dies war Teil meiner Krankheit, das habe ich erst in meiner Therapie verstanden.
Die Kontrolle habe ich bis heute noch nicht aufgeben können. Und ich bin selbst wieder an einem Punkt, an dem ich mit der ES käpfe, weshalb ich mich auch vor ein paar Tagen hier angemeldet habe. Aber ich wollte mal auf diesen Aspekt eingehen: "

"Ich habe über das Thema noch mit niemandem gesprochen, weiss nicht, wie ich es meiner Ärztin sagen soll, weil ich doch immer total beherrscht und kontrolliert gewesen bin" (ich weiß noch nich, wie man hier richtig zitiert, deshalb erstmal so). Kann es sein, dass du dich einfach dafür schämst, auch mal Schwäche zu zeigen?
Ich kann mir vorstellen, dass dir eine Therapie wirklich helfen könnte, weil du lernen könntest, dass es wirklich nicht ums Essen geht, sondern dass da noch vielmehr an Gefühlen dahinter steckt...
Liebe Grüße, Maite

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: Mi Aug 22, 2012 20:43
von Sophia_
Maite hat geschrieben:Hallo Sophia,
ich habe den Eindruck, dass du ein ziemlich perfektionistischer Mensch bist, wie du es ja selbst auch schreibt. Es ist ja schön, wenn ein Mensch diszipliniert sein kann, aber diese Art von Strenge, Disziplin und Perfektionismus ist auch Teil deiner Magersucht. Die Art wie schreibst erinnert mich an meine magersüchtige Zeit, die aber schon über zehn Jahre zurückliegt. Für mich war es auch schwer, diesen Perfektionismus aufzugeben. Damit meine ich nicht nur den Perfektionismus beim Essen, sondern auch diese reflektierte, reife Art, die andere an mir bewundert haben und die auch bewundernswert war, weil ich da noch sehr jung war. Aber dies war Teil meiner Krankheit, das habe ich erst in meiner Therapie verstanden.
Die Kontrolle habe ich bis heute noch nicht aufgeben können. Und ich bin selbst wieder an einem Punkt, an dem ich mit der ES käpfe, weshalb ich mich auch vor ein paar Tagen hier angemeldet habe. Aber ich wollte mal auf diesen Aspekt eingehen: "

"Ich habe über das Thema noch mit niemandem gesprochen, weiss nicht, wie ich es meiner Ärztin sagen soll, weil ich doch immer total beherrscht und kontrolliert gewesen bin" (ich weiß noch nich, wie man hier richtig zitiert, deshalb erstmal so). Kann es sein, dass du dich einfach dafür schämst, auch mal Schwäche zu zeigen?
Ich kann mir vorstellen, dass dir eine Therapie wirklich helfen könnte, weil du lernen könntest, dass es wirklich nicht ums Essen geht, sondern dass da noch vielmehr an Gefühlen dahinter steckt...
Liebe Grüße, Maite
Liebe Maite

Hm, ja. Dieser Perfektionismus, den ich schon seit Kindesbeinen an den Tag lege ist wohl auch ein Grund dafür, dass ich überhaupt magersüchtig geworden bin - d.h nicht, dass der daran Schuld ist, aber durch ihn ist es erst möglich sich selbst so stark zu kontrollieren und selbst auch zu quälen.
Ich weiss eigentlich, dass das Essen nicht das Problem ist, sondern viel mehr das Symptom einer tieferliegenden Ursache.. Nur leider haben bis jetzt alle Therapien nicht wirklich was gebracht und ich weiss nicht wirklich, weshalb ich überhaupt magersüchtig bin.
Eine Therapie, Psychokinesiologie, hat mir unglaublich geholfen und erst dadurch konnte ich mir wieder erlauben "normal" zu essen (d.h einfach genug und auch Dinge, die ich mir lange verboten habe) und dadurch war ich auch irgendwann bereit ein bisschen loszulassen und zuzunehmen.. Aber naja, wie das Leben halt so ist währt kein Zustand für immer und wenn wieder schwierigere Zeiten anbrechen, dann wird alles mit dem Essen auch wieder schwieriger.

Hm, es tut mir leid für dich, dass du wieder mehr mit deiner ES zu kämpfen hast. Ich weiss nicht, ob das zu sehr deprimiert ist, aber ich denke wer einmal ES war, wird immer ein gewisses Risiko haben in die alten Muster zurückzufallen.

Danke, dass du mir geschrieben hast.
Und ja, ich schäme mich sehr für mein Verhalten, dass ich einfach so wochenlang plane, was ich mir an einem Tag zu essen erlaube und dann so viel in mich hineinstopfe, dass es mir fürchterlich geht und ich mir schwöre, dass ich das nie wieder mache.
Aber wie gesagt, vielleicht ist dieser Prozess wichtig für mich, weil ich merke gewisse Veränderungen. Viele Dinge, die für mich durch das Hungern im Himmel der Esswaren gewesen sind (Schokolade, Gummibärchen, Chips, etc.) haben ihren Reiz verloren und ich habe gemerkt, dass sie mir gar nicht schmecken, wenn ich viele von denen esse. D.h ich kann so Schritt für Schritt die Angst davor abbauen, dass ich mich nicht mehr bremsen kann, wenn ich mir irgendwann einmal erlaube unkontrolliert zu esse (also nach Hunger und Sättigungsgefühl). Ich weiss ja dann, dass auch eine normale Portion Schokolade reicht und ich an mehreren Tafeln gar keine Freude habe.
Aber leider ist das noch nicht bei allen Lebensmitteln so und es gibt noch einiges, was ich so unglaublich vermisse, dass ich es einfach irgendwann mal essen muss. Leider kann ich mir diese Dinge an normalen Tagen nicht erlauben, weil ich nicht weiss wie viele Kalorien sie haben und weil ich dann nichts anderes mehr essen könnte und dann den Rest des Tages hungern würde. Hm, darum sind diese geplanten Ess-Tage im Augenblick eine "gute" Möglichkeit mir klar zu machen, dass "in-sich-hineinstopfen" überhaupt nicht glücklich macht. Also ich weiss nicht, ob ihr diese Ansicht verurteilt, aber ich lerne aus diesen Tagen jedes Mal etwas... Ich begreife für mich jedes Mal, dass es das nicht bringt (auch wenn ich es dann irgendwann doch wieder einmal mache) und dass ich irgendwann lernen muss die Kontrolle abzugeben (und dann keine Angst haben muss, dass ich beginne zu fressen, weil ich bis dahin wirklich begriffen habe, dass es mich nicht glücklich macht). Wie sagt man so schön: doppelt hält besser. Irgendwann denke ich, dass mich diese Esstage immer weniger reizen, weil es nichts mehr gibt, das ich unglaublich vermisse und von dem ich am liebsten eine Tonne essen würde. Und ich habe diese Fresstage ja zumindest einigermassen unter Kontrolle (nicht kalorienmässig, aber was das Gewicht davor und danach angeht). Ich will keinesfalls, dass das ganze ausartet und kann mich dabei relativ gut im Zaum halten.. Wobei es natürlich eine Ansichtssache ist, ob man sich wirklich im Griff hat, wenn man Fresstage macht..

Naja. Ich weiss, es tönt verwirrend, aber für mich ist es nicht so leicht zu beschreiben, was in mir vorgeht, weil mir sowas eigentlich nie passiert ist, bis vor Kurzem.

Ich wünsche dir, dass du nicht zu lange in dem Forum bleiben musst und deine ES wieder ein bisschen in irgendeiner Schublade verstauen kannst.
Danke für deine Worte. In Therapie bin ich ja eigentlich, d.h einfach alle 2 Monate mal eine Kontrolle bei meiner Ärztin, aber sonst nichts mehr. Ich getraue mich auch nicht meine Eltern anzusprechen, ob ich mal wieder zur Therapie könnte - weiss nicht wieso, aber im Augenblick würde ich sowieso abblocken und mit Psychotherapeuten habe ich sowieso keine guten Erfahrungen gemacht - mehr so mit Naturheilpraktikern, aber die zu der ich gegangen bin kann ich irgendwie nicht mehr an mich heranlassen (sind einige blöde Verstrickungen die mich einfach dazu bringen mich ihr nicht mehr öffnen zu können - schade, denn sie war echt gut und das tolle war, dass sie mir bloss Leitplanken und Hilfestellungen gegeben hat und alles andere aus meiner eigenen Kraft und Überzeugung geschehen ist.. naja, vielleicht finde ich was anderes, aber im Moment habe ich sowieso keine Zeit für das, muss auch noch Physio machen und neben der Schule und dem Reiten bleibt nicht viel Zeit)

Herzlich

Sophia

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: Do Aug 23, 2012 14:20
von Maite
Liebe Sophia,
hast du die schonmal die Frage gestellt, warum du diesen Perfektionismus so brauchst? fühl doch mal in dich hinein, vielleicht kommt die Antwort irgendwann aus dir selbst.
Das, was du schreibst, klingt ziemlich widersprüchlich. Es ist auch Teil dieser Kranheit, dass wir uns ständig was vormachen.

Die Gier, die du auf Essen hast, kommt zum Teil ja auch davon, dass du dir so viel verbietest und alles so kontrollierst. Aber die wird nicht weggehen, wenn du sie immer mehr versuchst zu bezwingen. Und sie ist eben auch Teil des seelischen Hungers, den wir in uns haben - so sehe ich das.
Glaub mir, sie lässt sich nur wegdrücken, sie bleibt in dir und bricht irgendwann wieder aus. Das merkst du ja an deinen kontrollierten Fresstagen...
Vielleicht kannst du erstmal da ansetzen, dass du dir im Alltag ein Bisschen mehr erlaubst - mal hier und da etwas, das du dir sonst nie erlauben würdest. Und achte dabei, warum du Angst davor hast, wenn du es tust.
Liebe Grüße, Maite (P.S. kann dir die nächsten Tage nicht antworten, da ich unterwegs bin)

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: Do Aug 23, 2012 16:57
von Sophia_
Maite hat geschrieben:Liebe Sophia,
hast du die schonmal die Frage gestellt, warum du diesen Perfektionismus so brauchst? fühl doch mal in dich hinein, vielleicht kommt die Antwort irgendwann aus dir selbst.
Das, was du schreibst, klingt ziemlich widersprüchlich. Es ist auch Teil dieser Kranheit, dass wir uns ständig was vormachen.

Die Gier, die du auf Essen hast, kommt zum Teil ja auch davon, dass du dir so viel verbietest und alles so kontrollierst. Aber die wird nicht weggehen, wenn du sie immer mehr versuchst zu bezwingen. Und sie ist eben auch Teil des seelischen Hungers, den wir in uns haben - so sehe ich das.
Glaub mir, sie lässt sich nur wegdrücken, sie bleibt in dir und bricht irgendwann wieder aus. Das merkst du ja an deinen kontrollierten Fresstagen...
Vielleicht kannst du erstmal da ansetzen, dass du dir im Alltag ein Bisschen mehr erlaubst - mal hier und da etwas, das du dir sonst nie erlauben würdest. Und achte dabei, warum du Angst davor hast, wenn du es tust.
Liebe Grüße, Maite (P.S. kann dir die nächsten Tage nicht antworten, da ich unterwegs bin)

Liebe Maite

Ja, ich mache mir sehr viele Gedanken über den Grund meiner ES und ich weiss eigentlich auch, dass ich den Perfektionismus ablegen muss, aber das ist einfacher gesagt, als getan. Vor allem in Zeiten in denen alles drunter und drüber geht halte ich mich an meinen alten Mustern fest.
Das mit dem sich selbst etwas vormachen kann ich sofort unterschreiben. Irgendwie weiss ich doch eigentlich, dass diese Fresstage bleiben werden und sich vielleicht sogar einbürgern und dass ich vielleicht einfach in eine andere ES rutsche, aber da ist immer noch die Hoffnung, dass es nicht passiert und dass es mir hilft den nächsten Schritt zu wagen, nämlich die Kontrolle Stück für Stück aufzugeben.
Das habe ich bereits einmal geschafft und war auf einem guten Weg, aber wie du sagst. Es ist immer in dir drin und wenn du nicht aufpasst, dann überrumpelt es dich wieder.

Hm, im Alltag etwas erlauben, was ich sonst nicht nehme, bedeutet für mich, dass irgendwo gespart wird oder mehr Sport getrieben wird. Es kostet mich auch sehr viel Überwindung mir so einen Esstag zu erlauben. Es ist mir irgendwie wohler dabei, wenn ich einfach an einem Tag alles esse, was ich so vermisse und dann zunehme und hoffentlich schnell wieder ab, als wenn ich über längere Zeit immer Dinge esse und somit eben die Kontrolle verliere. An den Esstagen erlaube ich mir ja ganz bewusst, dass ich eben einmal NICHT an die Kalorien denken muss. Im normalen Alltag kann ich das nicht, weil ich viel zu grosse Angst vor den Folgen habe. Ich brauche diese Sicherheit, sonst geht es mir fürchterlich und ich habe das Gefühl mein ganzes Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben, resp. dass alles fürchterlich in die Hosen gehen wird. Ich kann mir selbst und meinem Körper im Moment nicht trauen.. Es gab Zeiten, da war ich kurz davor mich meinem Körper anzuvertrauen und war neugierig darauf, was passieren würde. Aber jetzt, wo es mir nicht gut geht, brauche ich wenigstens die Sicherheit was das Essen betrifft. Zudem ist es eine Art Bewältigungsstrategie für mich. Ich kann mich sozusagen von allem ablenken, wenn auch nur oberflächlich, denn es geht mir ja dennoch schlecht. Ich weiss nicht ob du das nachvollziehen kannst. Ich kann durch die Beschäftigung mit Essen einfach gewisse Dinge in den Hintergrund drängen und naja, habe das Gefühl mich und meine Emotionen im Griff zu haben. Je schlechter es mir geht, desto mehr regle ich über das Essen..

Naja, ich weiss, dass es eine Phase ist, in der ich gerade stecke und es werden auch wieder bessere Zeiten geben. Ich krieg schon irgendwann die Kurve und in den Jahren habe ich ziemlich gut gelernt einzuschätzen, wann ich mir den nächsten Schritt zutrauen kann und wann es zu viel für mich wäre.

Danke für deine Antworten.

Liebe Grüsse

Sophia

Re: Unsicher... Übergang von Magersucht zu Bulimie? Oder was

Verfasst: Fr Aug 24, 2012 5:45
von black_white
Liebe Sophia,
An den Esstagen erlaube ich mir ja ganz bewusst, dass ich eben einmal NICHT an die Kalorien denken muss. Im normalen Alltag kann ich das nicht, weil ich viel zu grosse Angst vor den Folgen habe.
Was sind denn die Folgen? "Nur", dass du EVTL. zunehmen würdest? Und was wäre dann? Würde sich die Welt nicht trotzdem weiter drehen, du würdest trotzdem weiterleben und deinen Alltag Tag für Tag durchleben, deine Familie wäre immer noch deine Familie, deine Freunde wären immer noch deine Freunde. Und vielleicht gäbe es sogar ganz großartige Folgen: Vielleicht könntest du dein Leben ein Stück weit mehr genießen? Ein bisschen mehr "leben"?

Ich kann sehr gut verstehen, dass du Angst vor dem Zunehmen hast. Ich habe das leider auch (noch). Aber ich arbeite momentan sehr intensiv an dieser Angst, da ich glaube, dass dort auch ein Schlüssel (von vielen) für meine Genesung liegt. Solange ich nicht zumindest hinnehmen kann, dass ich EVTL. (es muss ja nicht passieren!) ein bisschen zunehme, und das vielleicht sogar nur für eine gewisse Zeit, werde ich nie aus der ES rauskommen. Und in den Momenten, in denen ich es schaffe, diese Angst zu besiegen, merke ich, wie unglaublich schön das Leben doch ist. Wenn NICHT jeder Gedanke nur darum kreist. Wenn man Energie, Zeit und Kraft für seine Lebensziele hat. Zum Reisen. Zum Arbeiten. Zum Feiern. Zum Shoppen. Zum was auch immer dir Spaß macht :-)

Sollte nur ein kleiner Denkanstoß sein. Eine gute Freundin von mir hat mir einmal erzählt, dass ihre Therapeutin sie immer wieder gefragt hat "und dann?". Ich fand dieses Gedankenspiel sehr hilfreich, weil es mir gezeigt hat, dass selbst WENN ich meine Kontrolle über das Essen aufgebe, nichts Schlimmes passiert.