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Auf der Zielgerade (?)

Verfasst: So Apr 22, 2012 15:40
von Apfelbaum
Hallo an Alle,

ich habe mich heute angemeldet, weil ich mir wünsche mich mit Gleichgesinnten austauschen zu können, die auch schon einige Zeit, die Bulimie als einen Teil ihres Lebens mittragen und, ebenso wie ich, schon einiges an Therapieerfahrung zusammen gesammelt haben.

Damit ihr wisst, woher ich komme, und wer ich bin erzähle ich mal kurz "meine Geschichte":

Meine Esstörung begann als ich nach einem Auslandsjahr zurück nach Deutschland kam und sich dort sehr viele Verhältnisse für mich veränderten. Meine Eltern trennten sich (aber sehr friedlich und im Einvernehmen) meine Schwester zog aus, zu Ihrem damaligen Freund (sie litt u.a. auch an Bulimie) und in der Schule zog das Tempo an, denn es ging aufs Abitur zu. Ich fühlte mich stark und erwachsen und merkte gar nicht wie ich die Wochen mit unendlich viel Sport füllte und meine Nachrungsaufnahme immer mehr zurückschraubte. Ein Jahr später wollte ich dann selber in eine stationäre Klinik, ich hatte mein Leben nicht mehr unter Kontrolle und unterlag den Sportzwängen und der Magersucht, und blieb dort 3 Monate.
Nach dieser Zeit in der Klinik dauerte es nur Wochen und ich war wieder dort wo ich angefangen hatte. Mit dem Unterschied, dass ich nicht mehr die Disziplin und Kraft für die Anorexie aufbringen konnte. Ich weiß noch genau, wie ich das erste mal vor der Kloschüssel stand und mir gesagt hab, "wenn ich das jetzt anfange, dann öffen ich damit eine Tür ganz weit auf", was mich aber nicht davon abhielt, tatsächlich mich zu erbrechen.
Ich sollte rechtbehalten. Jetzt bin ich 25 und mittlerweile "leide" ich mehr oder weiniger seit 2005/2006 unter dieser Krankheit.
Ich war noch ein zweites und drittes mal in stationärer Behandlung, hab ambulante Gruppentherapie und Verhaltenstherapie gemacht und sogar mal für 3 Wochen (obwohl ich mich Jahre dagegen gesträubt hatte) zu AntiDepressiva gegriffen, was aber ins komplette gegenteil umschlug. Ich bin kein Freund von Tabletten, seit dieser Zeit mehr denn jeh.

Der Grund warum ich mich jetzt angemeldet habe ist, dass ich seit Anfang dieses Jahres wieder vermehrt unter der Bulimie leide und ich nicht genau festmachen kann, warum es wieder so stark ist wie schon seit Jahren nicht mehr, seit ich von Zuhause ausgezogen bin.

Vor 4 Jahren bin ich mit meinem damaligen Freund zusammen gezogen und damit aus dem Haus meines Vaters ausgezogen. Ich bin in eine neue Stadt und, da ich noch keine Berufliche Ausbildung oder ein Studium hatte, hab ich mich dort mit meist halbjährlichen Jobs finaziell über Wasser gehalten. Während dieser Zeit kam die Bulimie nur in den "Pausen" zwischen zwei Jobs vermehrt manchmal stärker, manchmal nicht so stark wieder an die Oberfläche. Sonst waren es max 1-2 Anfälle im Monat, häufte sich das dann auf 1-2 Anfälle in einer Woche in diesen "Pausen". Die längste Zeit ohne Anfall seit ich zuahuse weg bin waren 6 oder 7 Monate und während ich beschäftigt war in den Jobs, waren es eben nur 1-2 monatlich maximal.
Überhaupt ist der Gedanke an Essen/essen, und das nacheifern einer bestimmten Figur bei mir verschwunden. Die Zeit in der ich Sport "m*ssb**ch*" hatte um dünn zu sein sind vorbei und ich genieße es, wenn ich mich bewege, bin aber keinem Zwang mehr unterlegen. Auch essensdruck kommt bei mir nicht mehr oft vor, nur eben dan wenn ich mir einen Ess-Anfall vornehme, dafür einkaufen gehe, etc... aber aus meinem Alltag ist auch der verschwunden.
Essen kann ich mittlerweile gut, auch in Gesellschaft und ich habe freude daran zu kochen, Lebensmittel einzukaufen, Rezepte auszuprobieren und mit meinem (neuen) Freund zu sitzen, gut zu essen und Wein zu trinken. Meine Gedanken werden nicht mehr vom Essen beherrscht und ich bin tatsächlich aus der Übung gekommen, was das Kalorienzählen angeht.

Alles ein Zustand, von dem ich vor einem Jahr, und vor allen dingen in den ganz schlimmen Zeiten nich vor ein paar Jahren, zwischen den Kliniken und ohne Job/Perspektiven, ich noch nicht mal gewagt hätte daran zu denken, dass das Leben tatsächlich wieder so befreit sein könnte.
Ich weiß mittlerweile, dass ich schon viel geschafft habe. Es gibt einen Weg raus, zurück an die Oberfläche. Man darf sich nicht von Rückschlägen beeindrucken lassen und man darf sich nicht schuldig fühlen. Und immer wiedr aufstehen, das hab ich gelernt. Man merkt oft gar nicht gleich, wenn man einen Schriff nach vorne gemacht hat. Oft erst viel viel später. Das heißt aber nicht, dass man sich nicht bewegt, nur weil man es nicht spürt in dem Moment. Man darf sein Ziel nicht verlieren und man muss daran fest glauben, dass es wert ist zu kämpfen. Und das ist es!

Nun ist es so, dass sich bei mir wieder viel verändert hat. Ich habe letztes Jahr im November die Beziehung zu meinem Freund (4 Jahre) beendet, musste ausziehen, wohnte erst in einer WG, in der ich mich überhaupt nicht zurückziehen konnte, habe jetzt meine eigene Wohnung und dazu sind jetzt Abschlussprüfungen meiner Ausbildung, die ich seit 2 Jahren mache. In den letzten Wochen gab es keine Woche, in der ich mich nicht vollgegessen und erbrochen hätte. 1,2,3 Tage am Stück.
In Drucksituationen, wenn es um Leistung geht, dann springt bei mir die Sicherung raus, alles "gute" verschwimmt und verschwindet und die Spirale dreht sich in einer rasenden Geschwindigkeit nach unten, dass ich von der Wucht selber allein schon überfordert bin.

Ich weiß, was man durch diese Krankheit verlieren kann, wie tief man abrutschen kann und wie viel Arbeit es ist und wie oft man auf dem Weg zurück ins Leben auf die Fresse fliegt. Ich bin mir dessen so bewusst, doch trotzdem halte ich an der Bulimie fest. Ja ich sorge je selber dafür, dass es zu Rückfällen kommt. Ich gehe einkaufen, ich kaufe mir das ganze Essen und ich erbreche es, weil ich es will! Es gibt mir ein Gefühl der Entspannung und ich kann Druck ablassen.

Ist dieses Gefühl mit irgendetwas zu ersetzen? Kann ich darauf hoffen, dass ich das gleiche Gefühl, der Entpannung durch etwas anderes empfinden kann?
Oder ist es so wie bei anderen Drogen, wo es einfach einen Rausch gibt, auf den man verzichten muss, wenn man clean werden muss?


Des weiteren hatte ich nie körperliche Auswirkungen, bis auf Flüssigkeitverlust und ab und zu Schwächegefühle, durch eben diesen.

In letzter Zeit, waren meine Anfälle jedoch so heftig, dass ich auch an den normalen Tagen die ganze Zeit Übelkeit verspüre und ich wie bei einer Magen Darm Grippe aufpassen muss, was ich esse, damit ich nicht erbrechen muss. Das hatte ich noch nie. Kennt das jemand? Mir ist auch sehr schwindelig und ich trinke an normalen Tagen fast 3 Liter.
Ich habe mir in der Apotheke Iberogast gekauft, ein Pflanzliches Mittel, was gut für den Magen sein soll, ich kenne das noch aus meiner Kindheit. Könnt ihr mir ncoh etwas raten?

Ich suche in diesem Forum Bulimiker/innen die sich auch auf dem letzten Stück Weg befinden, aber freue mich auch, wenn ich Anderen auch Mut zusprechen kann, dadurch dass ich selber schon einiges an Erfahrung gesammelt habe.

Wenn jemand auf diesen Beitrag antworten möchte, dann bin ich sehr dankbar und würde mich darüber freuen. Ich habe es noch nie Probiert, in einem Forum Anschluss zu suchen.

Euch allen viel Kraft, viel Geduld und Zuversicht. Positive Gedanken.
Und tut euch was gutes und verzeiht die Schwächen und Fehler. Wir haben alle welche :)

Grüße

Anja

Re: Auf der Zielgerade (?)

Verfasst: Di Apr 24, 2012 5:10
von Rosenquarz
Willkommen im forum. Das mit der Übelkeit kenn ich...ist bei mir durch Schonkost besser geworden. Wünsch die alles gute! Lg

Re: Auf der Zielgerade (?)

Verfasst: Do Apr 26, 2012 13:44
von Apfelbaum
Danke. Im Moment ist Prüfungsstress bei mir, deswegen bin ich grade nicht sehr aktiv.

Viele Grüße