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Hallo ich bin hier
Verfasst: Mo Apr 16, 2012 12:54
von Rudi
Hallo liebe Forumsmitglieder!
Ich möchte gerne gemeinsam mit euch versuchen von der Esssstörung loszukommen.
Ich weiß nicht, welcher Weg für mich der richtige ist, deshalb will ich verschiedene versuchen. Mal denke ich, ich müsste so tun, als sei ich gesund um gesund werden zu können, mal denke ich, nein, ich muss mich mit anderen auseinandersetzen und über dieses Thema reden, um davon loskommen zu können. Mal denke ich, ich muss es alleine schaffen, mal denke ich, es ist richtig und wichtig Hilfe anzunehmen.
Und natürlich, manchmal denke nicht ich, sondern die Krankheit denkt für mich, und dann will ich überhaupt nicht gesund werden.
Einerseits glaube ich, schon sehr viel erreicht zu haben, und nur einen Katzensprung entfernt zu sein davon, die Krankheit ganz fallen zu lassen. Andererseits gibt es sie einfach noch zu oft, die Löcher, in die ich automatisch sehenden Augen geradezu hineinspringe, um dann mühevoll Tage- oder manchmal Wochen später wieder hinauszukraxeln.
Essen macht mir nicht mehr so viel Angst wie früher. Ich freue mich an den meisten Tagen über Einladungen zum Essen, esse auch Süßigkeiten. Es gibt Nahrungsmittel, die sind nach wie vor sehr schwierig für mich. Süße Teilchen vom Bäcker z.B. Ein Mc Flurry. Fast Food generell. Aber ich habe inzwischen das Ziel, auch diese Lebensmittel wieder in mein Leben zu integrieren, und zwar außerhalb eines Essanfalls.
Mein Gewicht ist mir nicht mehr so wichtig, ich bin unteres NG und an den meisten Tagen ist es in Ordnung für mich, dass ich noch ein *kg zunehmen werde, auf dem Weg zur Gesundheit. Die Waage habe ich abgeschafft.
Sport ist für mich zwar nicht mehr Mittel zur Gewichtsreduktion aber erleichtert es mir generell mein Essverhalten zu normalisieren.
Mein Wunsch wäre es, aber Essen als unabhängiger vom Sport zu betrachten. Dass man auch normal essen muss, wenn man mal den ganzen Tag im Büro sitzt, ist sehr oft noch schwer für mich...
Ich bin dabei zu akzeptieren, dass die Natur mir eben eine bestimmte Figur beschert hat, eine bestimmte Menge an Nahrung und eine bestimmte Grenze, weshalb ich nur Hobby- und nicht Leistungssportler sein kann (Infekte, Verletzungen etc weisen mich immer in meine Schranken wenn ich es übertreibe). Ich habe es aber leider noch nicht vollständig akzeptiert, sonst wäre ich vermutlich nicht heute hier aktiv.
Es gibt gesunde Tage und krankeTage, aber mein Ziel ist es, es den kranken Tagen nicht mehr so leicht zu machen, ihnen immer weniger Zeit und Bedeutung zukommen zu lassen und sie zu den immer weniger werdenden Ausnahmen meines Lebens und schließlich zu meiner Vergangenheit zu machen.
So ich glaube das reicht für meinen Einstieg hier...
Ich freu mich, an eurer Seite gesund werden zu dürfen!
Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Mo Apr 16, 2012 13:27
von aurora
Hey, schön etwas mehr von dir lesen zu dürfen
Ich finde mich in deinem Beitrag fast 1:1 wieder, besonders:
Rudi hat geschrieben:Mal denke ich, ich müsste so tun, als sei ich gesund um gesund werden zu können, mal denke ich, nein, ich muss mich mit anderen auseinandersetzen und über dieses Thema reden, um davon loskommen zu können. Mal denke ich, ich muss es alleine schaffen, mal denke ich, es ist richtig und wichtig Hilfe anzunehmen.
Das kann ich sehr, sehr gut verstehen, es ist so schwer dann doch auf dem Weg zu bleiben, bei mir war es so, dass ich lange Zeit nichts gesagt hab, dann hab ichs meinem heutigen Ex erzählt weil ich empfand der hat die Wahrheit verdient und sobald ichs ihm gesagt habe, habe ich es nicht ausgehalten und bin gegangen.
Machst du Therapie auch? Weil es doch so klingt als hättest du schon ein weites Stück geschafft, ich hätte das ohne Therapie nicht geschafft.
Redest du im Moment mit anderen auch darüber oder sind das jetzt eher so GEdanken "es wäre gut darüber zu reden".
Ich hoffe du fühlst dich im Forum wohl und es kann dir ein Stück weit helfen
Alles Liebe Aurora
Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Mo Apr 16, 2012 14:44
von Rudi
Hallo Aurora!
Ja, ich habe schon die ein oder andere Therapieerfahrung gemacht und bin im Moment auch bei einer Frau in Behandlung, der gegenüber ich mich gut öffnen kann, nachdem ich bei einigen Versuchen zuvor stets an meine eigenen Grenzen geraten bin. Es ist schwer mir einzugestehen, dass ich menschlich und schwach bin, und diesen Umgang mit mir als Stärke zu werten. Da hat mir bei früheren Therapieversuchen mein eigener Leistungsdruck und meine unrealistischen Vorstellungen davon, was "gesund sein" bedeutet, schnell einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Mit anderen Menschen finde ich es schwierig mich zu öffnen. Meine Familie weiß bescheid und im engsten Freundeskreis sind auch einige eingeweiht, aber wirklich darüber sprechen kann und will ich auch nicht. Einige Liebes- und Freundesbeziehungen sind an der Ess-Problematik und meinem Versuch, ehrlich damit umzugehen gescheitert. Ich habe noch keinen guten Weg gefunden, dieses Thema in Freundschaften und Beziehungen zu integrieren, ohne dass es sich negativ auf das Vertrauen ausgewirkt hat.... Vielleicht auch ien Grund warum ich unbedingt von dieser Krankheit lösen möchte, weil sie vieles kaputt macht, was ich eigentlich als den Sinn des Lebens erachte. Liebe, Vertrauen, Freundschaften.
Bisher fühle ich mich im Forum sehr wohl

.
Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Mi Apr 18, 2012 9:30
von Rudi
Der dritte Tag läuft.
Momentan bin ich beruflich und privat sehr eingespannt, sodass ich das gut nutzen kann um mich abzulenken.
Da ich beim Sport gerade verletzungsbedingt pausieren muss, über ich mich darin, trotzdem ausreichend zu essen, und zu ignorieren, dss ich das
eigentlich ja nicht dürfte, da ich doch gerade so faul bin (=falscher und außerdem kranker Gedanke)
Ich bin überhaupt nicht faul, ich arbeite 10h am Tag., mein Körper muss sich regenerieren und ich kämpfe neben den daily hazzles gerade mal eben auch noch gegen eine chonifizierte Krankheit an. Das Essen ist nicht mein Feind, sondern mein Freund, der mir hilft, mein Leben zu bewältigen und zu genießen.
Trotzdem...
Ich esse gerade gefühlt so viel wie noch nie in meinem Leben.
Natürlich weiß ich, dass wenn ich jetzt weniger essen würde, der nächste FA vor der Tür stünde, und ich letztendlich wieder 3x so viel mir einverleiben würde, als was ich tatsächlich bräuchte. Sicher, einen Großteil davon würde ich wieder auskotzen, aber unterm Strich ungefähr genau dasselbe rauskommen würde, wie wenn ich jetzt einfach normal esse
Also wozu der Stress.
Außerdem bin ich, nachdem ich einmal drauf angesprochen wurde wie fixiert auf meine Speicheldrüsen und habe sofort nach einem Rückfall das schrecklche Gefühl ihnen beim anschwellen geradezu zusehen zu können.
Selbst jetzt nach bald 3 Tagen habe ich noch nciht das Gefühl, dass sie wieder normal aussehen.
Obwohl das natürlich wieder ein eitler Grund ist, motiviert mich dieser total.
Lieber habe ich eine gesund aussehendes schönes Gesicht und einen normalen Körper als einen künstlich im niedrigen Gewicht gehaltenen Körper dafür aber ein verquollenes Gesicht, das gerade zu nach selbstschädigendem UNGESUNDEN Verhalen schreit

Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Mi Apr 18, 2012 9:44
von Rudi
Habe gerade bei Neon, unnützes Wissen gelesen, dass der (
ergänze: nichtbulimische) Mensch
6 Monate seines Lebens auf der Toilette verbringt.
Hmm..
Ich frage mich wieviel Zeit meines Lebens ich darüber hinaus auf der Toilette zum kotzen oder zum Kotzspuren beseitigen dort verbracht habe.
gerechnet 10min/Erbrechen+kotzen
sind das auf mein bisheriges Leben bezogen
25555 Stunden
= 106,5 Tage
gerechnet 2h fü Einkaufen/Zubereiten/Essen/Aufräumen
= 426 Tage meines Lebens.
insgesamt also 532 Tage meines Lebens ausschließlich der Bulimie gewidmet.
Himmel

Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: So Apr 22, 2012 10:31
von Rudi
Ein Rückfall. Diese Bulimie ist sehr heimtückisch darin, mich zu unterstüzen anderen etwas vorzumachen. Ich war geneigt, einfach weiterzuzählen, als wäre nichts passiert. Als ob ich für euch meine Tage zählen würde

. Alter Blender, ich.
Aber hallo, ich bin hier, und ich bin ehrlich und ich will gesund sein und nicht meine Tage damit zu verschwedenen irgendwelche Fremden (sorry, nicht böse gemeint) in irgendeinem Bulimie-Forum anzulügen. Was ist das nur für ein Quatsch, der in meinem Kopf passiert??
Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Di Apr 24, 2012 10:39
von Rudi
Tag 2, aber ich fühle mich gerade echt nicht besonders motiviert.
Eigentlich fühle ich mich völlig überfordert und würde am Liebsten eine Woche lang im Bett bleiben und nichts sehen nichts hören nichts müssen.
Früher habe ich total restriktiv gegessen, viel Sport getrieben und gekotzt. Und darauf (meinen ultraschlanken sportlichen Körper) sowie auf schulische/berufliche Leistungen meinen Selbstwert aufgebaut.
Heute esse ich normal und kotze nicht mehr, treibe Sport in einem relativ normalen Umfang. Und bin normalgewichtig. Das trifft auch die meisten Menschen zu. Was macht mich dann noch aus?
Warum will ich überhaupt anders/besonder sein?
Ich habe solche Angst loszulassen, mich, mein früheres Ich loszulassen, obwohl ich weiß, das es richtig ist.
Ich bin so verletzlich geworden dadurch.
Automatisch kommt der anorektische Gedanke, wenn ich von einer Person enttäuscht werde - "du bist so dumm, hast dein ganzes Leben weggeworfen (zugenommen, das kotzen und hungern aufgegeben) und dich für den/die verbogen, und siehst du, das hast du nun davon!"
Heute bin ich sehr schnell wieder auf Spur, dass das natürlich Quatsch ist, und ich selbst diese Veränderung wollte, und es super ist, dass ich es so weit geschafft habe. Es ist gut so.
Aber der anorektische Teil in mir ist sich da nicht so sicher, der nutzt jede seelische Kränkung aus, und sagt : "Das hast du davon, dass du so schwach gewesen bist! Du kannst dich auf keinen verlassen, verlass dich lieber auf mich, deine alte Freundin, zu zweit waren wir doch so stark, zusammen gegen den Rest dieser verlogenen, faulen, Welt, zu der du nicht gehörst!")
Aber ich gehöre dazu! Ich bin hier! Ich lebe! Ich habe einen Platz in dieser Welt und ich gehöre hierher und ich muss gar nichts. Ich darf einfach sein.
Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Di Apr 24, 2012 11:15
von Rudi
NATÜRLICH MACHE ICH ALL DAS HIER FÜR MICH !!!
weil ich den Rest meines noch verbleibenden Lebens in allen Zügen genießen will, nämlich mit anderen Menschen
weil ich gesund sein möchte und nicht noch weitere Folgeschäden der Essstörung provozieren möchte
Andere Menschen können mich verletzten und dass ich mich so fühle heißt, dass ich lebe, dass ich vertraue und hoffe.
Zuvor war ich verbittert, verschlossen und voller Angst, immer paranoid auf der Flucht, potentielle Verletzungen und Enttäuschungen zu vermeiden.
Jetzt stelle ich mich dem Leben, und selbstverständlich werde ich dann auch mehr enttäuscht, als wenn ich mich in meinen eigenen 4 anorektischen Wänden verkrieche. Aber wieviel habe ich auch schon gewonnen dadurch, dass ich offener geworden bin !!
Und ich bleibe doch auch immer ich. Nur habe ich vielleicht einfach zulange Angst davor gehabt, wer ich eigentlich sein kann.
Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Fr Mai 04, 2012 20:52
von Rudi
Bin jetzt wieder hier.
Hab mich mehrere Tage (Wochen) wieder einlullen lassen vom Sirenengesang der Bulmie.
Und ich muss jetzt wieder alle Kraft und Energie dafür aufwenden, wieder auf Spur zu kommen.
Es ist schwierig mich darauf zu fokussieren, wenn der Alltag mit sovielen verwirrenden Anforderungen über mir einbricht, und die Automatismen greifen.
Und ich bin ohne es zu merken wieder zurück im Strudel der Bulimie.
Ich verspreche, hier und jetzt, vor euch allen und vor allem mir, dass ich all meine Energie in den Kampf gegen die Essstörung stecken werde. Ich schwöre, von jetzt an alles wird alles andere zweitrangig sein.
Keine Beziehung ist wichtiger. Keine beruflichen Ziele. Keine Freunschaft. Nicht die Familie. Nichts das Gewicht, die Figur.
Kein Ziel, kein Plan, keine Sehnsucht.
Nichts ist wichtiger als meine Gesundheit. Das heißt, der Sieg über die Essstörung.
Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Sa Mai 05, 2012 6:07
von Rudi
Tag 1. Heute wird gekämpft.
Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Sa Mai 05, 2012 13:59
von Michage83
Hallo Rudi
ich finds echt beeindruckend, wie du das alles hier teilst mit uns. Immerhin bist du ehrlich und du willst kämpfen...(genau wie auch ich übrigens) aber eben es ist hart. Vielleicht kann ich dir mal ne PN senden?
Liebe Grüsse
und vil Kraft heute
Re: Hallo ich bin hier
Verfasst: Sa Mai 05, 2012 19:28
von Rudi
Michage83 hat geschrieben:Vielleicht kann ich dir mal ne PN senden?
Auf jeden Fall!