& noch eine Neue..

#1
Hey :D
Ich bin neu hier im Forum und möchte mich gerne vorstellen. Ich bin 14 Jahre alt und seit ca. 1 jahr bin ich praktisch immer am Diät halten, nehme mir vor nichts zu Essen und hungere und wenn ich zu viel esse, erbreche ich mich absichtlich. Ich finde meinen Bauch einfach so dick und ich denke, dass die Anderen das auch finden. Angefangen hat das, als ich starken Liebeskummer hatte und ich einfach nichts mehr essen konnte, weil ich so traurig war. Zu dem Zeitpunkt hatte ich Normalgewicht. Ich nahm ein paar Kilos ab und das fühlte sich total gut an. Nach einiger Zeit fing ich an zu Hungern und machte mehr Sport, bis ich schließlich leichtes Untergewicht hatte, aber ich wollte noch mehr abnehmen. Irgendwie wollte ich richtig dürr werden, damit jemand sieht, dass es mir schlecht geht und mir hilft. Aber auch mit Untergewicht fand ich mich nicht dünn genug und keiner hat mich mal ernsthaft gefragt, ob irgendetwas los ist.
Eine ganze Zeit lang hab ich gehungert und verbot mir bestimmte Lebensmittel. Irgendwann hab ich dann angefangen richtig viel zu Essen und hatte danach so ein richtig schlechtes Gewissen. Im September letzten Jahres habe ich mich dann das erste Mal übergeben, weil ich mich total ekelig, fett und verfressen gefühlt habe. So ging das bis jetzt weiter. Es gab immer Phasen, in denen ich mich einige Tage oder ein paar Wochen lang nicht übergeben habe und ich dachte dann immer, dass alles gar nicht so schlimm ist und, dass ich nun damit aufhöre. Aber ich habs dann trotzdem immer wieder angefangen.
Irgendwie merke ich, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Ich habe zwar wieder Normalgewicht aber ich will wieder abnehmen. Und ich glaube mein Körper macht das nicht mehr mit. Ich bin ziemlich schnell und oft krank und habe oft Halsschmerzen und seit ich angefangen habe mit dem ganzen Abnehmen, ist mir immer kalt, ganz besonders meine Hände. Sie verfärben sich oft blau vor Kälte.
Ich möchte gerne darauskommen aber ich weiß nicht wie. Was würdet ihr mir raten?
Bitte antwortet mir! :)

Re: & noch eine Neue..

#2
hallo smile! schön, dass du den schritt gewagt und dich hier angemeldet hast. ich denke, du bist hier genau richtig! du bist noch sehr jung und leidest trotzdem schon relativ lange an einer essstörung. ich finde es super, dass du jetzt schon hierher kommst und dich austauschen möchtest. denn es gibt leider viel zu viele, die ihre krankheit lange zeit verdrängen und nicht daran arbeiten wollen, und das ergebnis sind jahre und jahrzehnte der bulimie. deswegen, gratuliere!

allerdings muss ich dir gleich mal etwas schreiben, das du wahrscheinlich nicht hören willst. du bist krank, das weißt du selbst, und du möchtest da raus. aber dir muss bewusst sein, dass deine krankheit nicht nur darin besteht, dass du den drang hast zu fressen und dich danach zu übergeben, oder dass du den drang hast zu hungern. das eigentliche problem ist, dass du das ideal eines schlanken beziehungsweise eher dürren körpers vor dir hast, den du haben willst. dieses ideal kennen wir alle... ich wollte auch mal so sein. aber ich habe irgendwann gelernt, dass ich dünn und abgemagert auch kein besseres leben hätte. im gegenteil - meine gedanken würden sich nur noch ums essen oder nicht essen drehen, ich hätte keine gutaussehenden rundungen mehr, mein leben wäre einfach nicht mehr schön. und deswegen habe ich dieses ideal aufgegeben. und das muss bei dir genauso passieren - sonst wirst du aus diesem schlimmen hungern-fressen-kotzen-teufelskreis nicht mehr rauskommen. glaubst du, du kannst das?

das ist nämlich das erste, das ich dir raten würde - genau darüber nachzudenken... wie dein leben aussehen soll, was du dir von ein *kg weniger oder sogar untergewicht erwartest. und ob du nochmal so ein halb verhungertes ding sein willst, das angst vorm essen hat.

Re: & noch eine Neue..

#3
hallo joliana :)
Erstmal vielen, vielen Dank für deine Antwort!
Ich weiß eigentlich selber, dass sich nicht jedes Problem löst, wenn ich dünner werde. Aber das hungern fühlt sich immer so toll an und ich fühle mich stark. Doch, wenn ich esse, dann fühle ich mich hinterher immer so dick. Als hätte ich durch ein normales Mittagessen schon *kg zugenommen. Ich strenge mich wirklich an, um nicht alles wieder zu erbrechen aber oft mache ich es dann doch.
Weißt du irgendwelche Tipps für mich, um in solchen Momenten nicht schwach zu werden?
Ich denke, dass ich es schaffen könnte das Bild vom dürren Ich aus meinem Kopf zu kriegen. Allein schon wegen meiner Gesundheit und, weil ich einfach wieder normal essen und leben will. Denn nach einer Zeit, in der ich gehungert habe, kommt immer wieder eine Phase in der ich einfach gierig essen muss und mich übergebe. Und davon will ich einfach weg.

Re: & noch eine Neue..

#4
Hallo :D

Ich kenne das Problem, bin auch sehr früh in die ES gerutscht. Das mit dem "alle Probleme lösen sich durch dünnsein" hab ich teilweise immernoch, obwohl ich weiß dass es ziemlicher Unfug ist. Ich denke, es ist manchmal bei mir so, dass ich denke dass das einzige was ich noch unter Kontrolle habe mein eigener Körper ist. Im Prinzip wie das einzige Projekt in meinem Leben was ich selbst steuern kann, da mir alles andere so oft aus den Händen gleitet.

Wichtig ist sich einzugestehen, dass man ein Problem bzw. eine Krankheit hat. Das ist der erste Schritt. Danach sollte man eventuell an psychische Behandlung denken, sich jemanden zum reden suchen um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Ich finde, dass erst wenn man die Ursachen kennt, kann man die ES überwinden. Und das sollte man dann wirklich wollen. Du mekst ja auch selbst, dass es deinem Körper nicht besonders gut tut :wink: Ich war mit 15 das erste mal in der Psychiatrie (im KH), weil ich so starken Kaliummangel hatte, dass ich Herzrhytmusstörungen bekam. Damit will ich dir natürlich keine Angst machen, aber fakt ist, dass es der Körper auf Dauer (selbst wenn man jung ist) niht gut verträgt. Und das schlimmste sind dann noch die psychischen Leiden, die man mit dich trägt (Depressionen, Angst, Kontaktscheue, Unverständnis...). Das belastet auf Dauer auch enorm und verändert dich als Menschen.

Ich denke, dass du hier viele Gleichgesinnte treffen wirst und wünsche dir natürlich alles Gute, dass du deine ES in die Hand nimmst :D

Ganz ganz herzliche Grüße,
Pretty-Face
Es gibt keinen Applaus für die Vergangenheit.

Re: & noch eine Neue..

#5
Hallo Pretty-Face :)
Es fühlt sich gut an, zu wissen, dass es Leute gibt, die verstehen und nachvollziehen können, was ich fühle.
Ich habe schon einmal mit einer Freundin über meine Probleme geredet und sie hat mir wirklich toll zugehört und gesagt, dass ich eine Therapie machen soll. Aber egal wieviel Mühe sie sich gibt, sie weiß ja nicht wie sich das anfühlt. Ich habe mir schon oft überlegt, ob es mir helfen könnte eine Therapie zu machen, aber ich weiß nicht wie ich anfangen soll. Ich kann doch nicht einfach zu meinen Eltern gehen und ihnen sagen, dass ich glaube, dass ich krank bin und eine Therapie machen möchte. Ich denke dann immer, dass ich vielleicht doch gar nicht krank bin und mir alles nur einbilde und das Ganze gar nicht so schlimm ist oder, dass sie mich nicht ernst nehmen.
Vielen Dank für deine liebe Antwort!
Ganz liebe Grüße
smile

Re: & noch eine Neue..

#6
der beste tipp, den ich dir geben kann, ist: iss "normal". versuche dir wieder ein normales essverhalten anzugewöhnen. iss drei oder vier mahlzeiten am tag und zwischenmahlzeiten, und achte darauf, dass es nicht zu wenig ist. also nicht anfangen, "diätmengen" zu essen!
dann wird sich zumindest kein hungergefühl mehr einstellen, weil dein körper alles bekommt, was er braucht.

was natürlich den heißhunger und die gier nach fressen angeht - das kann man nicht so einfach besiegen. das vielfach erwähnte ablenken ist in diesen fällen oft wirkungslos. was mir immer hilft, wenn ich mal wieder vor dem kühlschrank stehe und in gedanken das pro und kontra eines FAs abwiege: an die gesundheitsschäden denken und an das tolle gefühl, das man hat, wenn man es wirklich mal länger durchgehalten hat, und an das beschissene gefühl, wenn man weiß, dass man sich gleich übergeben wird, weil man schon zum platzen voll ist. das wirkt bei mir oft... aber auch nicht immer.

das beste "mittel" gegen die essstörung ist natürlich eine therapie. aber ich selbst habe diesen schritt noch nicht gemacht und fühle mich deswegen immer ein bisschen verlogen, wenn ich anderen dazu rate... ;)

Re: & noch eine Neue..

#7
smile hat geschrieben:Hallo Pretty-Face :)
Ich kann doch nicht einfach zu meinen Eltern gehen und ihnen sagen, dass ich glaube, dass ich krank bin und eine Therapie machen möchte. Ich denke dann immer, dass ich vielleicht doch gar nicht krank bin und mir alles nur einbilde und das Ganze gar nicht so schlimm ist oder, dass sie mich nicht ernst nehmen.
Vielen Dank für deine liebe Antwort!
Ganz liebe Grüße
smile
Bei mir wars auch nicht so, dass ich zu meinen Eltern gegangen bin. Die erste die gemekrt hat, dass etwas nicht stimmt war meine Oma. Ich bin ja regelrecht täglich heulend zusammengebrochen (da war ich 12). Bei mir gings einfach nicht so weiter. Also ich habe es meinen Eltern auch nicht direkt gesagt. Gibt es vielleicht sojemanden dem du dich anvertrauen könntest wie deine Oma oder ältere Schwester oder sowas, der vielleicht zwischen dir und deinen Eltern vermitteln kann? Ich kann wirklich nachvollziehen, dass das schwer ist. Lange Zeit wollte ich mir auch nicht eingestehen, dass ich Probleme habe, da ja immer jeder nur gesagt hat "ach das ist nur die Pubertät!"

Am besten wäre es, wenn du mit jemanden deines Vertrauens (Oma, Mutter, Bruder o.ä. der dich da verstehen könnte) zum Hausarzt gehst und deine Geschichte erläuterst. Wie wäre es wenn du sagst, dass es dir nicht gut geht, dass du starke Probleme mit deinem Gewicht und deinem Körper hast und Angst hast, dass du eventuell richtig essgestört wirst, wenn du keine Hilfe bekommst? Ich meine, es muss ja nicht soweit kommen, dass du in 3 Jahren total kaputt bist und dann denkst "hm, hätte ich nur vor 3 Jahren schon eine Thera gemacht". Verstehst du wie ich es meine?

Ich denke es ist ganz wichtig, dass du dir bewusst bist, dass du deinem Körper damit schadest oder schon geschadet hast. Und vor allem deiner Seele und deinem Gemüt! Egal ob du jetzt schon richtig krank bist oder erst auf dem Weg dahin, solltest du dich trotzdem an jemanden wenden, der dir hilft und nicht zu lanbge warten. :wink:

Pretty-Face
Es gibt keinen Applaus für die Vergangenheit.

Re: & noch eine Neue..

#8
Ich glaube es wird mich sehr viel Überwindung kosten, mich jemandem anzuvertrauen aber ich finde es auch besser als immer so weiter zumachen. Aber ich bin auch über meinen Schatten gesprungen und habe mich hier angemeldet und finde diese Entscheidung nun wirklich gut. Ich finde es total toll, dass man sich hier im Forum austauschen kann. Das macht mir echt Mut.

Re: & noch eine Neue..

#9
Hi & Willkommen :mrgreen:
Ich strenge mich wirklich an, um nicht alles wieder zu erbrechen aber oft mache ich es dann doch.
Weißt du irgendwelche Tipps für mich, um in solchen Momenten nicht schwach zu werden?
Naja, was anderes als es durchzuhalten mit seinem Willen oder sich stark abzulenken (z. B. rausgehen) gibts da wohl nicht :roll: leider!

Ich finde es gut, dass Du gegen Deine Essstörung was machen willst. Und ehrlich gesagt nimmt man meistens früher oder später sowieso durch die Erkrankung zu :roll: also nix da mit abnehmen usw. :roll:

glg und alles Gute!!!!
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.
cron