Seite 1 von 1

Was bleibt dann noch?

Verfasst: Di Feb 07, 2012 0:08
von Fluffious
Hallo Leute!
Ich bin phasenweise anorektisch und bulimisch, momentan wieder mittendrin.
Es hat mir bisher immer an Einsicht gefehlt und ich wollte mich kein bisschen ändern und fand es sogar toll so, wie ich das gemacht hab.
Ich habe allerdings immer mehr Angst vor den Folgen des ganzen Kotzen und Hungern und dass ich den ganzen Tag nur an Essen denke und die Burger schon förmlich auf der Zunge schmecke machen das ganze auch nicht angenehmer.
Mein Gewicht sinkt auch immer tiefer und ich sehe mittlerweile (außer im Gesicht) total abgemagert aus, was ich sehr hässlich finde und mein eigentliches Ziel (attraktiv zu sein) wird damit und mit der Krankheit allgemein ja weit verfehlt. Habe es gerade zum ersten Mal seit Wochen geschafft etwas mit etwas mehr Kalorien drinzubehalten. Deshalb habe ich jetzt so Panik!!

Jedenfalls ist mir das klar und ich möchte das nicht mehr.
Ich habe allerdings so richtig viel Panik dann vor dem Nichts zu stehen! Ich bin doch sonst nichts. Ich habe nichts. Ich weiß nichts über mich. Meine Krankheit(en) definieren mich. Ich kann durch sie Leute kennenlernen (fast meinen kompletten Freundeskreis hab ich über Klinikaufenthalte etc. kennengelernt) und mich durch meine Krankheit(en) mit anderen unterhalten. Ich habe sehr sehr große Angst so zu sein, wie ich bin.
Außerdem wohne ich in einem gammeligen Dorf, hier ist eine echt schreckliche Gegend. Wegziehen kann ich nicht, da ich erst 17 bin.
Dazu kommt noch, dass ich homosexuell (und männlich) bin und es hier fast keinen anderen geouteten Kerl gibt. Und wenn, ein Knochengerippe ist auch nicht gerade sehr attraktiv. Also fast keine Chance auf eine Beziehung, obwohl ich mir die so sehr wünsche... Ich wüsste zum Beispiel auch nicht, wie ich einen Freund ohne Krankheit(en) bekommen soll. Ich hatte bisher 2 Beziehungen aus dem Internet. Beide auch durch das Thema Depressionen/Klinik entstanden.
Freunde habe ich ein paar. Die sind aber auch nicht gerade optimal, aber okay.

Ich bin schon wieder total am Ende, will aber nicht schon wieder in eine Klinik müssen! Irgendwie muss das doch endlich mal klappen?! Irgendwie widerspreche ich mir auch dauernd, wie immer. Ach man.
Vielleicht antwortet mir ja irgendwer, würde mich freuen.

Re: Was bleibt dann noch?

Verfasst: Di Feb 07, 2012 9:48
von Liane88
Hallo!

Erstmal würde mich interessieren wie lange du die Krankheit bzw Krankheiten hast? Und sonst würde ich sagen, dass du schon die Möglichkeit hast zu versuchen, aus deinem Dorf raus zu kommen und in einer größeren Stadt zu versuchen neu anzufangen. Ich meine, du bist fast volljährig, da kannst du doch umziehen? Du könntest dir doch eine Wohnung oder noch besser eine WG in einer größeren Stadt suchen, da ist die Homosexuellen-Szene viel größer und wenn du in einer WG wohnst lernst du ja schon automatisch neue Leute kennen und vielleicht könnte sich daraus ja mal eine echte Freundschaft entwickeln.Ich denke nämlich,dass es genau kontraproduktiv ist, dass all deine Freunde ebenfalls essgestört sind. Das muss doch die ganze Sache für dich normal aussehen lassen, wenn deine ganzen Freunde es auch haben. Es zieht doch einen runter. Wenn du Freunde hättest, die gesund sind und ein normales, gesundes Leben führen, würde es dich doch viel mehr motivieren auch so ein Leben führen zu wollen. Ausserdem hast du ja mit den Freunden aus Kliniken bestimmt nur via Internet Kontakt oder,weil sie ja bestimmt alle woanders wohnen? Und das kann man nun nicht mit realen Unterhaltungen oder Aktivitäten vergleichen.
Zu der anderen Sache: WAs machst du gerade? Gehst du zur Schule? Bzw. was willst du nach der Schule machen? HAst du schon eine Vorstellung? Das wäre doch eine Sache, durch die du dich definieren könntest. ODer hast du Hobbies? Es gibt soooo viele Sachen, die bleiben oder bzw zum Vorschein kommen würden,wenn man diese Sch**** nicht mehr hätte.

Re: Was bleibt dann noch?

Verfasst: Di Feb 07, 2012 13:17
von Fluffious
Danke für deine Antwort! :)
Mein Essverhalten ist seit ca. 1 1/2 Jahren gestört. Vor einem dreiviertel Jahr wurde es dann extrem (weil ich in einer therapeutischen WG gewohnt habe und ich fand es dort schrecklich), dann als ich wieder zu Hause war, wurde auch mein Essverhalten einigermaßen normal. Zwischendrin immer mal wieder eben. Seit einem Monat ist es eben wieder fast so schlimm in Lippstadt (bei meiner WG) und das will ich halt vermeiden, wenn es geht.

Das Problem ist nur, dass ich eigentlich ab Sommer eine Berufsschule besuchen soll. Dann kann ich ja nicht umziehen, weil eben alles hier Dorf ist. Die nächste Stadt ist Dortmund, eine Stunde weg. Dort in die Nähe würde ich am liebsten auch ziehen.
Nur müsste ich damit ja warten, bis ich 18 bin und selbstständig sein kann. Meine Mutter ist so eine überbehütende Glucke, sozusagen. Die macht alles, ob man jetzt will oder nicht. Dass ich in einer WG oder eben einer Stadt neue Leute kennenlerne ist richtig.
Allerdings habe ich seit vielen vielen Jahren auch hier endlich ein relativ stabiles Umfeld. Das würde ja dann zerbrechen. Und an Einsamkeit zerbreche ich.

Mit den Leuten aus der Klinik habe ich realen Kontakt. Ein paar wohnen hier ganz in der Nähe. Durch die habe ich dann andere (aber auch mindestens Depressionen) kennengelernt und so ist eben ein "akzeptables" Umfeld entstanden.

Momentan habe ich keine Schule, ich muss bis Sommer warten, weil die mich sonst nicht aufnehmen. Habe meine 10 Jahre jedenfalls offiziell voll.
Ich wollte eigentlich später mal Psychologie studieren. Der Weg dahin ist mir nur noch schleierhaft, habe nur einen 10. Klasse Hauptschulabschluss. Hobbys habe ich leider keiner. Interessiere mich aber irgendwie auch für gar nichts.