bulimie.at - das Forum

Hallo ihr lieben,

War in letzter Zeit schon öfter auf der Seite und habe mich hier angemeldet da ich dachte, dass es vielleicht gut tut mit anderen darüber zu reden.

Nun ein paar Sachen zu mir
Ich bin 17 Jahre alt und habe nun seit circa einem halben Jahr Bulimie.
Alles hat damit angefangen, dass ich einfach wahnsinnig unzufrieden mit meinem Körper bin.
Ich hatte schon immer ein *kg zu viel, auch wenn ich nicht wirklich übergewichtig bin.
Also fing es damit an, dass ich eine Diät machen wollte,
Dazu kam Joggen, was ich aber beides nach 1 Monat wieder aufgegeben habe.
Dann fingen die FA's an nach denen ich mich immer so widerlich fühle dass einfach alles wieder raus muss.
Ich kann mein Essverhalten kaum noch kontrollieren und zur Zeit habe ich ziemlich viele FA's.
Das übergeben an sich fand ich am anfang ziemlich ekelhaft, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und es fast schon zu einem Ritual gemacht.
Anfangs dachte ich ich hätte das alles noch unter Kontrolle aber solangsam merke ich, dass ich die schon vor einer Weile verloren habe.
Da ich bei meinem Vater lebe war klar, dass es nicht lange unbemerkt bleibt.
Vor ca. 1 Monat hat er mich dann auch darauf angesprochen. Er meinte er habe bemerkt dass ich mich in letzter Zeit öfter übergebe und ob das jetzt schon wieder so ein abnehm-tick von mir sei...
Ich habe mir schon länger vorgenommen mit meiner Schwester darüber zu reden, sie ist 24 und ich habe ein gutes Verhältniss zu ihr, aber mein Vater kommt dafür gar nicht in Frage.
Also habe ich bei ihm total abgeblockt und gar nichts mehr gesagt.
Er hat mich jetzt auch nichtmehr darauf angesprochen aber heute meinte er, er wolle nach dem Arbeiten mal mit mir reden und auf die Frage worum es geht meinte er er wolle das persönlich besprechen.
Ich habe jetzt wahnsinnige Angst, dass er mich wieder darauf anspricht weil es mir wirklich unangenehm ist darüber zu reden und ich denke dass er mir eine Therapie oder ähnliches vorschlägt.

Ich denke einige von euch werden meine Angst vielleicht verstehen...
Sorry für den langen text :/

Liebe Grüße,
madame94

Hallo madame94,

ich bin auch erst seit 2 Tagen hier und war kaum älter als das bei mir angefangen hat, deshalb antworte ich dir mal.

Ich verstehe deine Angst und deine Blockade gegenüber deinem Vater. Ich lebe auch noch bei meiner Mutter und meinem Stiefvater. Zwar hat bei mir alles mit einer MS angefangen (sodass sie das unweigerlich bemerken mussten^^), aber die darauffolgende Bulimie habe ich am Anfang auch zu verheimlichen versucht.
Wichtig ist, dass du einsiehst, dass du das nicht alleine durchstehen musst und Hilfe von Vertrauten wirklich gut tut. Selbst wenn ein Außenstehender nicht nachempfinden kann, was du fühlst und du im Endeffekt natürlich aus eigener Kraft gesund werden musst, ist es entlastend, mit jemandem darüber reden zu können und dich vor allem nicht immer verstecken zu müssen. Ich habe in dem Moment, in dem ich meiner Mutter alles gestanden habe, auch mir selbst mein Problem viel besser eingestehen können.

Natürlich kann es auch sein, dass er sauer ist oder gereizt reagiert, aber das ist ja auch eine schwierige Situation und (nach meiner Erfahrung) neigen vor allem Männer dazu, das Ganze zu rationalisieren nach dem Motto: "Hör doch einfach mit dem k* auf und geh stattdessen wieder joggen, wenn du unbedingt abnehmen willst." Aber lass ihm die Zeit, damit umzugehen zu lernen.
Wenn er dir eine Therapie nahelegt, dann sieh das nicht als schlecht an! Eine Therapie ist der erste Schritt in die richtige Richtung, denn damit packst du es an. Bringt natürlich nur was, wenn du wirklich gesund werden willst und nicht an der Krankheit festhältst. Lass den Gedanken los, dass du Einzelkämpferin bist und das nunmal deine Sache ist. Ich habe diesen Fehler zu lange gemacht und aus dem Grund sogar meiner Therapeutin nicht die Wahrheit gesagt. Das Resultat ist, dass ich nun in eine Klinik gehen werde.

Wenn dein Vater heute Abend nicht mit dir darüber redet oder du immer noch nicht die Kraft hast, ihm die Wahrheit zu sagen, dann sprich vllt wirklich erstmal mit deiner Schwester und sammel bei ihr die nötige Energie, um dann auch mit deinem Vater zu reden. Sie kennt ihn ja vermutlich auch ganz gut, sodass ihr seine Reaktion besser einschätzen könnt.

Hab keine Angst, sondern steh zu dir und deinem Problem. Wäre schön, von dir nochmal eine Rückmeldung zu erhalten, wie es gelaufen ist etc.. Kannst mir auch gerne eine Nachricht schreiben, ich würde mich freuen

Ich drück dir die Daumen

Liebste Grüße, AC

Hallo AC PifflPen,
Erstmal danke für deine Antwort, irgendwie fällt einem ein richtiger Stein vom Herzen wenn man weiß, dass es andere Leute gibt die einen verstehen können weil sie ein ähnliches Problem haben.

Habe das Gespräch mit meinem Vater jetzt auf morgen verschoben...
Irgendwie denke ich er hat auch schon mit meiner Schwester darüber geredet.
Sie hat zwar einen anderen Vater wie ich, aber auch ein relativ gutes Verhältnis zu meinem obwohl sie bereits alleine in einer anderen Stadt wohnt.
Letzte Woche war sie zu Besuch und ich habe das Gefühl, dass er es ihr da erzählt hat als ich mal kurz weg war.
Ich nehme ihm das auch nicht böse, denke er ist ziemlich überfordert mit der Situation weil ich erst seit knapp einem Jahr bei ihm lebe (Habe davor bei meiner Mutter gelebt).
Jedenfalls fragt er seit dem total oft ob ich sie nicht mal besuchen wolle in den Ferien obwohl er weiß, dass ich das eh vorhabe und wir sonst auch nicht oft darüber reden wann ich wohin gehe oder so.
Gestern habe ich ihm dann gesagt dass ich wahrscheinlich Dienstag oder Mittwoch mal zu ihr fahren werde und dann kam ja das mit dem Gespräch was er mal mit mir führen wolle.
Irgendwie fühle ich mich dadurch jetzt ziemlich eingeengt, zum einen da mein Vater mich morgen drauf ansprechen wird (zumindest wenn meine Vermutung stimmt) und zum anderen, dass auch meine Schwester mich dann darauf ansprechen wird.
Das ich ein Problem habe, habe ich mir schon relativ gut eingestanden denke ich, vor allem auch weil ich einmal meiner besten Freundin davon erzählt habe als es mir ziemlich schlecht ging,
auch wenn ich denke dass sie vielleicht nicht der richtige Ansprechpartner dafür ist.
Ich vertraue ihr zwar, aber sie ist auch ein Grund warum das mit dem ganzen abnehmen wollen erst so richtig bei mir angefangen hat, da sie eben eine wirklich schöne Figur hat und sehr 'beliebt' ist.
Habe mich immer gefühlt als würde ich in ihrem Schatten stehen.

Naja, ich werde dich 'auf dem laufenden halten' wenn man das so sagen kann, tut wirklich gut mal frei darüber zu erzählen

Liebe Grüße, madame94

Hey Madame94!
Bei mir ist es jetzt auch bald ein halbes Jahr. Also auch nicht so lange wie bei vielen anderen im Forum hier.
Ich wünsch dir alles Gute für das Gespräch mit deinem Vater!!
Wie ist denn euer Verhältnis zueinander? Hab auch erst vor kurzem mit meinen Eltern und danach mit meinen Bruder geredet und es waren eigentlich ziemlich gute Gespräche. Kommt aber denk ich immer drauf an, wie das Verhältnis zueinander ist. Aber so wie du es bisher beschrieben hast, scheint ihr kein schlechtes zu haben,oder?
Und das mit deiner Freundin versteh ich auch...meine beste Freundin ist auch schlank, war einfach immer und bei jeden beliebt, konnte jeden Burschen haben, hatte zusätzlich nur 1er in der Schule mit viel weniger Aufwand als ich ihn betreiben musste,....wurde zeitweise auch mit ihr verglichen (meine Eltern wollten immer wissen was sie für eine Note hat,wobei ihnen eh klar war dass sie nur 1er hat. oder am schluss der schule, als feststand dass ich das gymnasium mit einer auszeichnung beende, ist eine Professorin von uns gekommen und hat mir gratuliert und mir anschließend einen elendslangen vortrag gehalten, dass ich aber nie so gut sein kann wie meine freundin )
Und überhaupt sind alle meine engen Freundinnen eigentlich schlank und beliebt...ich glaub das hat sich bei mir auch einfach total eingeprägt...

Lg Louve

Hey Louve,
Also das Verhältnis zu meinem Vater war eig immer sehr gut, in letzter Zeit reden wir aber kaum noch miteinander..
Er hat mich jetzt doch schon vorhin (oder eher gestern abend, ist ja jetzt doch schon ziemlich spät ;D)
darauf angesprochen.
Da ist bei mir sofort wieder die Blockade gekommen.
Er meinte, dass er merke, dass ich mich sehr oft übergebe nach dem essen und er möchte dass ich zu einem Therapeuten gehe da das wohl psychisch sei.
Habe darauf nur geantwortet, dass ich mit ihm darüber nicht reden will und kann und bin in mein zimmer.
Ich kann das Gefühl gar nicht beschreiben, in dem Moment habe ich mich einfach geschämt und wurde auch sauer weil ich mich total missverstanden fühle, obwohl ich weiß, dass er es nur gut meint...

Was die Freundinnen anbetrifft, da ist es bei mir so wie bei dir.
Alle sind wirklich sehr hübsch und sobald sie wo auftauchen dreht sich alles nur um sie.
Ich habe einfach immer das Gefühl, dass ich da nicht mithalten kann...

Liebe Grüße,
madame94

Oh man das ist eine schwierige Situation. Ich kann beide Seiten gut verstehen. Ich habe mich so lange führ das geschämt, was ich tu. Heute kann ich aber mit eigentlich jedem sehr offen darüber reden, denn es tut einfach gut, wenn man sich nicht verstecken muss. Außerdem nehmen die meisten Menschen das ganze irgendwie viel besser auf, wenn man da offen drüber redet. Dann trauen sie sich auch fragen zu stellen, so das sie es dann einigermaßen verstehen können.

Und mal abgesehen von den ganzen Schwierigkeiten die eine Entscheidung zur Therapie so schwer machen: umso früher man sich in Behandlung gibt, umso größer die Wahrscheinlichkeit, die Bulimie zu besiegen. Eine Psychotherapeutin hat mir mal gesagt, man sagt pauschal, dass die Heilung einer es (wenn denn jemand geheilt wird) etwa so lange dauert, wie die Essstörung selbst...


Mein Rat: Trau dich, das gespräch zu führen, mit wem auch immer. Aber es ist Schonmal super, dass du dich hier angemeldet hast =]