bulimie.at - das Forum

Hallo zusammen!

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich hier schonmal ins Ehemaligen Forum geschrieben, in der Hoffnung, ich habe es überstanden. Wer möchte, kann sich meinen Beitrag hier nochmal durchlesen, um etwas mehr über mich zu erfahren:

http://www.bulimie.at/board4/viewtopic. ... &t=7690825

Leider hat alles nicht so geklappt, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich bin in meiner alten Wohnung sehr unglücklich geworden, weil die Nachbarn (fast 30 Einheiten im Haus) mit meinen Hunden ein Problem bekommen haben und ich nur noch Angst hatte, dass wieder jemand klingelt und irgendwas zu meckern hatte. Hundescheiße auf dem Gehweg war natürlich von meinen Hunden, Hundehaare im Treppenhaus usw., obwohl auch noch drei andre Hunde im Haus waren. Nur bei mir wurde gemeckert, obwohl ich wirklich auf alles geachtet habe. Dazu kam, dass meine alte Schäferhündin in der Laminat-Wohnung und im Treppenhaus gar nicht mehr klar gekommen ist und auf dem Boden nicht mehr laufen konnte.

Dazu habe ich mich mit andren Sachen unter Druck gesetzt, z.B. meinen Trainingsplan im Fitnessstudio durchzuziehen, auch wenn es mir längst keinen Spaß mehr gemacht hat. Irgendwann war ich wieder trainieren und dachte mir danach, jetzt kann ich mir auch mal wieder was gönnen. Also hab ich mir ne Packung zuckerfreie Schokoküsse geholt, es muss ja nicht gleich ein richtiger Hammer sein... Zu diesem Zeitpunkt war ich ca. 3 Monate ohne Fressanfall. Tja, eigentlich wollte ich nur 3 oder 4 essen... Konnte aber nicht aufhören und schwupps, war die ganze Packung weg und ich wollte nur noch eins: MEHR!

Und alles ging von vorne los... Danach war es ein ziemliches auf und ab, wir haben uns eine neue Wohnung gesucht, die echt schön ist und ich hab mir gesagt, sobald wir da wohnen (Juli 2010) wird alles wieder gut... Aber es ging weiter... Und ich habe mich wieder von meinen Nachbarn beobachtet und nicht gewollt gefühlt (wenn auch nur von einer) und immer, wenn ihr irgendwas nicht gepasst hat, saß ich wieder heulend da... Mit meinem Job war und bin ich nicht zufrieden, hab letzten Oktober dann in eine andere Abteilung gewechselt und mir wieder gesagt, dann wird alles gut und ab da mach ich es nicht mehr... Und wieder hat es nicht funktioniert und die neue Abteilung entpuppte sich als noch schlimmer als die alte! Teilweise bin ich nach ner halben Stunde wieder gegangen ("krank"), um mich lieber einer Fressattacke zu widmen...

Ich konnte nicht mehr, hatte ich Geschäft zwei Nervenzusammenbrüche... Und war im November dann fast 6 Wochen krank geschrieben und Anfang diesen Jahres auch nochmal.

Der 01.01. ist ja eigentlich immer ein tolles Datum, um einen Neuanfang zu starten, aber genau ab da ist alles nur noch schlimmer geworden... Es ist wirklich ausgeartet! Fast jeden Tag ging es schon morgens los und teilweise den ganzen Tag... Nach dem Frühstück war immer dieser unglaubliche Drang da, weiteressen zu wollen! Und ich wollte nicht nur einfach noch ein Brötchen oder 5 Brötchen, ich wollte wirklich KILOWEISE Süßes! Vor allem Schokolade, Nutella und Co... Und da ich mir auch jedes mal gesagt hab, es ist das letzte mal, wollte ich auch nur das beste vom besten! EIN LETZTES MAL! Was natürlich nie funktioniert hat... Aber EXTREM teuer wurde! Ich habe teilweise für * Euro eingekauft in meiner Gier. Und meistens auch noch Abführmittel geholt. Wenn ich dann völlig frustriert war und einen Hoffnungsschimmer sehen wollte, hab ich auch noch Lotto gespielt... So sind dann locker mal an einem Tag * Euro rausgeflogen! Dass das bei meinem Halbtagsgehalt nicht lange gut geht, ist ja wohl klar... Also waren meine Ersparnisse bald weg und mein Konto im Minus! Und ich immer verzweifelter, ein Teufelskreis...

Meine Eltern, die nichts davon wissen, haben mich finanziell unterstützen müssen (hab mir andre Ausreden einfallen lassen müssen, warum ich kein Geld hab) und nur so bin ich irgendwie durch den Monat gekommen. Es war wirklich die Hölle! Aufstehen, sich vornehmen, es heute zu schaffen, Frühstücken und danach dieser DRANG! Manchmal hab ich es bis zum Mittag geschafft... Und nach dem Mittagessen kam wieder dieser unglaubliche DRANG! Ich konnte mich dem einfach nicht entziehen... Mein Freund, der als einziger davon weiß, hat mir schon das Geld und den Schlüssel von meinen Eltern (ich habe es fast ausschließlich bei meinen Eltern gemacht, weil ich mich dort sicher und unbeobachtet fühl, wenn ich im Bad bin) abgenommen, aber ich hab es trotzdem immer irgendwie geschafft...

Ich wusste, es muss was passieren... Ich wollte aber auf keinen Fall in eine Klinik, da ich meinen Job, auch wenn er langweilig ist, nicht hinschmeißen will und meine Tiere einfach brauch. Mein gesamtes Umfeld... Mein Freund, meine Eltern, meine Freunde... Das ist doch das, was zählt! Also habe ich mich für eine ambulante Therapie entschieden, zu der ich seit April gehe. Außerdem habe ich im April eine Weiterbildung angefangen, um meine berufliche Situation verbessern zu können!

Im Mai sind dann meine Eltern ein paar Tage weggefahren und ich habe dann den Schlüssel bei ihnen vorher liegen lassen, so dass ich keine Möglichkeit habe, ins Haus zu kommen! Und es hat geklappt, ich habe an diesen Tagen zwar einen großen Drang verspürt, aber keine Möglichkeit gesehen, meine Sucht auszuleben. Anschließend bin ich mit meinem Freund eine Woche ins Allgäu gefahren. Das war gut, weil ich dort auch nicht die Möglichkeit hatte, allerdings war die ganze Zeit dieser Drang da, durch den ich schlechte Laune hatte, leicht reizbar war und nicht wirklich gut drauf. Am 15. Mai sind wir zurückgefahren und am 16. Mai ging es direkt morgens nach dem Frühstück wieder los... Einkaufen und zu meinen Eltern!

Die nächsten zwei Wochen waren wieder furchtbar, aber es war irgendwie anders, als vorher... Ich habe gemerkt, dass es mir irgendwie nicht mehr wirklich was gibt. Für einen ganz kleinen Moment vielleicht, aber eigentlich war das Gefresse nur noch Zwang und kein bisschen befriedigend... Es muss doch endlich ein Ende haben!! Mein Konto überzogen, ich zerstöre meinen Körper, ich bin nicht zu meiner Weiterbildung, die mir meine Eltern finanzieren, dass geht doch alles nicht!!

Also gut, wenn es ab dem 01.01. so schlimm geworden ist, dann muss es also ab dem 01.06. klappen! Und ich habe es wirklich geschafft, seit dem 01.06. keinen Fressanfall mehr zu haben, und das beste: Ich habe seit dem kein einziges mal wirklich diesen DRANG verspürt!! Ich bin weniger launisch (ganz vermeiden lässt es sich nicht, aber es ist erträglich ) und ich kann endlich wieder sagen: ICH LEBE!!

Ich kann mich wieder auf die Dinge konzentrieren, die mir wichtig sind, mein Freund, meine Familie, meine Freunde, meine Hunde, die Pferde... Es geht wieder!! Oft ist es nach dem Mittagessen noch komisch, da hat aber mein Therapeut gemeint, es sei normal, dass sich das Gehirn einfach noch erinnert "danach kommt jetzt...", man das aber von diesem Drang abgrenzen muss und auch immer schwächer werden wird! Das wichtigste ist, dass dieser Drang weg ist (und hoffentlich bleibt!!) und ich den Kopf frei hab für andere Sachen!!

Zwar habe ich jetzt über 5 Wochen keinen Fressanfall mehr bekommen, allerdings hab ich schon zwei mal ca. 3 Monate geschafft... Auch, wenn es dieses mal anders ist und ich ein viel besseres Gefühl habe, glaube ich einfach, dass das Thema noch nicht abgeschlossen ist und deshalb möchte ich mich auch hier aktiv an den Diskussionen beteiligen! Einfach um mich weiter auseinanderzusetzen... Ich glaube einfach, ich brauch das noch! Ich kann ansonsten nur mit meinem Freund darüber reden und für ihn ist es auch schwierig... Und er versteht vieles nicht und oft würd ich mir auch mehr Verständnis und Anerkennung wünschen, aber er kann es eben nicht nachvollziehen! Da bin ich hier glaub ich richtig!

So, jetzt hab ich wieder Romane geschrieben... Aber kürzer gings leider nicht, sorry!

Grüßle

Hi Sheena!

Ich habe deinen Roman gelesen und muss sagen, dass es sich doch gut anhört, was du schreibst (Also natürlich nicht der Anfang, sondern das Ende).

Ich kann dir nur wünschen, dass du es weiterhin schaffst, clean zu bleiben!

Hast du denn noch irgendwelche speziellen Fragen an uns, oder wolltest du einfach mal deine Lage schildern?

Lieben Gruss
Kitty

Hallo!

Erstmal danke fürs Lesen und Antworten!

Ich habe einfach das Gefühl, mich noch mit dem Thema beschäftigen zu müssen und mit anderen, die mich verstehen, darüber sich auszutauschen. Ich kann das sonst nur mit meinem Freund (der es nunmal nicht versteht...) und meinem Therapeuten, den ich aber nur ca. alle 2 Wochen sehe.

Und natürlich hoffe ich auch, andere dazu ermutigen zu können, immer weiterzukämpfen! Ich habe auch nie aufgegeben und werde nicht aufgeben, auch wenn ich viele Rückschläge einstecken musste! Das wichtige ist doch, immer wieder aufzustehen! Und wenn es noch so aussichtslos erscheint...

Mir wird gerade wieder bewusst, wie schön das Leben sein kann ohne ES! Ich kann zwar nicht ausschließen, dass doch wieder ein Rückfall kommt und denke, ich kann mich noch lange nicht als "geheilt" bezeichnen... Aber der Weg ist endlich der richtige!!

Hi nochmal!

Ich finde, das ist ein super Einstellung, die du da hast. Motivation kann nie schaden und gerade die, die es geschafft haben, können die anderen, die gerade tief drin hängen, gut aufmuntern und ihnen Hoffnung geben!

Lg
Kitty

Es tut wirklich gut, sich hier einzubringen!

Irgendwo sitzen wir doch alle im gleichen Boot!

Tag 43 ist geschafft!! Irgendwie unglaublich, dass ich so weit gekommen bin!

Glückwunsch, Sheena Wie bekommst du das nur hin? Hast du seither zugenommen?
Bei mir ists schon wieder ne Woche her, dass ich auch nur einen Tag geschafft habe =(

Muss zugeben, ich hab nur den Anfang gelesen...^^

...ich war am Ende selber erschrocken, wieviel ich geschrieben habe! Aber wenn man einmal anfängt...

Es ist einfach toll zu merken, dass man auch ohne die Bulimie leben kann! Ich denke, ich war an dem Punkt angelangt, wo ich verinnerlicht habe, dass ich durch die FAs nur flüchte, sie aber nichts ändern. Im Gegenteil. Danach ist alles nur noch um ein Vielfaches schlimmer!! Es hat mir einfach nichts mehr gegeben. In der Phase, wo es mir eine richtige Befriedigung gegeben hat, hätte ich glaube ich auch nicht von heute auf morgen aufhören können... Aber so bin ich nun bei Tag 43 und es geht mir gut!

Ich habe am Anfang ganz leicht zugenommen, ich glaube aber, das war einfach nur der Magen- und Darmhinhalt und teilweise auch Wasser. Das ist aber ganz schnell wieder zurückgegangen, sogar mehr, als ich wollte. Jetzt ist mein Gewicht sehr konstant, ich will aber eigentlich wieder ein *kg zunehmen, weil ich ins leichte UG gerutscht bin!

Es stimmt also nicht, dass man automatisch zunimmt! Ich muss zugeben, dass ich davor auch Angst hatte und das sicher viele haben! Und gerade in den ersten Tagen fühlt man sich auch irgendwie so, als ob man immer dicker wird, das ist ja aber auch klar, wenn man einen vollen Magen nicht mehr gewohnt ist... Es ist sicher auch bei jedem etwas anders, aber wenn man sich bewusst und aufgewogen ernährt wird es sich bei jedem früher oder später wieder einspielen! Man darf nur nicht zu ungeduldig sein und seinem Körper die Zeit geben, sich auf das geänderte Essverhalten einzustellen!

Soo, hab deine Einträge jetzt doch noch ganz gelesen (den alten auch)
Kommt mir alles so bekannt vor...
Ich hab auch seit nem halben Jahr nen Freund, aber ich trau mich einfach nicht, ihm von der ES zu erzählen (er weiß, dass ich mal Probleme mit dem Essen hatte, er weiß aber nicht dass ich erbreche... Dass ich leicht untergewichtig bin sieht er ja auch)
Leider hab ich trotzdem noch nicht so ganz verstanden, was sich jetzt genau bei dir getan hat (wahrscheinlich könnt ich auch damit aufhören, wenn ichs verstanden hätte^^) aber es gibt mir irgendwie Hoffnung - mein Therapeut meint auch, dass viele irgendwann an den Punkt kommen, an dem sie merken, dass sie das einfach nicht mehr brauchen.
Allerdings glaub ich, dass ich psychisch momentan auch relativ stabil bin. Seit ich meinen Freund habe sind die Depressionen deutlich besser geworden und Einbrüche hab ich nur wenn ich meine Tage habe.
Kannst du vielleicht einordnen, was sich in der Zeit getan hat? Ich mein, irgendwas muss doch gewesen sein. Ist ja ne ziemliche Umstellung, einfach aufzuhören, wenn man davor täglich gekotzt hat.
Die letzten Tage hab ichs ein paar Mal hinbekommen FAs zu vermeiden - allerdings hab ich dann unmengen an gemüse, bonbons oder gewürz gegssen. Es war dann keine FA, ich hab ja langsam gegessen und es genossen. Aber krank ist das ja irgendwie trotzdem.
Naja gut, ich wünsch dir auf jedenfall, dass es weiterhin so gut läuft! Find ich auch super, dass du sogar ein Bisschen zunehmen willst. Ich bin ja auch im Untergewicht, aber fühl mich so fett, dass ich auf keinen Fall zunehmen will..

Erst mal danke fürs Lesen!

Ich denke, es ist wichtig, dass du ehrlich bist zu deinem Freund. Ich habe es meinem Freund auch nach ca. einem halben Jahr erzählt, allerdings hatte ich da aber auch gerade eine Phase ohne FAs und hatte gehofft, es ist vorbei. Er sagt aber auch, dass er schon vorher was vermutet hat. Wenn dein Freund dich liebt, wird er zu dir stehen und versuchen, dich zu unterstützen! Allerdings darfst du nicht erwarten, dass er es versteht. Mein Freund wusste auch oft nicht, was er machen soll, weil er es einfach nicht nachvollziehen kann. Deshalb ist es wichtig, mit deinem Therapeuten zu reden und dich wie hier mit anderen auszutauschen, die nachvollziehen können, was in dir vorgeht!

Ich glaube, es war der gesamte Prozess, die ganzen letzten 3 1/2 Jahre, die mich dazu gebracht haben, es jetzt hoffentlich ein für alle mal hinter mir zu lassen! Es war kein bestimmtes Erlebnis und es war jetzt auch nicht ein bestimmter Punkt. Es hat sich auch nichts vom einen auf den anderen Tag geändert. Die ES hat sich immer wieder verändert, ist immer extremer geworden. Früher z.B. hat mir ein kleiner FA + ein mal übergeben gereicht, Anfang des Jahres habe ich das stundenlang mit immer wieder essen und immer wieder übergeben betrieben. Früher kam es oft abends, die letzten Monate nur noch tagsüber, da hätte ich abends gar keine Lust mehr gehabt, noch den Tag damit zu versauen, wenn er doch schon fast geschafft ist.

Während den 2 Wochen im Mai, wo ich es einfach nicht machen konnte, hatte ich jeden Tag einen unglaublichen Drang danach... Und mir gings nicht wirklich gut, ich war nur genervt und zickig. Direkt nach dem Urlaub ging es dann auch leider wieder los... Und sowas von extrem... Ich glaub, ich hab auch deshalb diese Mengen gebraucht, weil ich gehofft hab, dass sich so eher eine Befriedigung einstellt. Je mehr, desto besser! Aber das hat es einfach nicht mehr. Und Probleme lösen tut es schon gar nicht.

Ich mache mir auch schon lange Essenspläne, früher aber mit nicht allzu großen Portionen pro Mahlzeit, weil ich auch Angst hatte zuzunehmen. Völliger Blödsinn, wie ich jetzt festgestellt habe, weil wenn du zu wenig isst, die Gefahr für einen FA riesig ist und quasi vorprogrammiert. Jetzt habe ich gemerkt, dass ich eigentlich riesige Portionen essen kann (ich ess drei große Mahlzeiten am Tag) und keine Angst vor einer Zunahme haben muss! Im Gegenteil, ich sehe jetzt, dass ich eigentlich etwas zu dünn bin und werde in den nächsten Wochen versuchen, mein Essverhalten anzupassen, um etwas mehr auf die Rippen zu bekommen. Dünn ist nämlich nicht gleich schön, das hab ich inzwischen auch kapiert. Und eigentlich kommt es doch auch auf ganz andre Sachen an im Leben!