Seite 1 von 1
hallo alle, alter hase wieder da...
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 1:35
von d2342
Hab ich mich nun endlich wieder mal entschlossen, etwas bewusster mit meiner Bulimie umgehen zu lernen, - ich leide an dieser Sucht/Krankheit nunmehr seit 30 Jahren. Freilich gab es Phasen, wo ich "es" mal besser im Griff hatte, - von Heilung konnte ich allerdings nie sprechen. Das ständige DagegenAnkämpfen kostete mir immer immense Energie und Kraft. Seit 4 Jahren ist es aber wieder recht extrem geworden und das störende ES-Verhalten korreliert leider überhaupt nicht mit meinem Kopf und meinem Wollen. Ich habe eine 11 jährige (etwas molllige- sie trägt etwa die gleiche Kleidergröße wie ich- wenn es weit geschnitten ist - d.h. meine Jeans sind ihr zu eng um den Bauch) Tochter, alleinerziehend, - sie weiß von meiner Bulimie (von meiner Mutter), - denkt sich aber, es ist vorbei, - genauso wie mein ganzes Umfeld (das sehr klein ist) : die Leute von früher glauben, dass ich die Bulimie spätestens seit der Geburt meiner Tochter im Griff habe (Was heißt das überhaupt - "im Griff haben") - die "anderen" Leute, merken vlt. -dass ich irgendwie seltsam (distanziert) bin, aber kommen wohl eher nicht auf Bulimie. Ich erzähle auch niemanden mehr etwas davon.
ich habe sehr viele Therapien, auch stationäre Klinikaufenthälte hinter mir, zwischendurch litt ich auch an Anorexie (vor ca. 20 jahren), woran ich fast gestorben wäre.- Aber selbst das dadurch ausgelöste Nah-toderlebnis bewirkte keine Änderung meines Lebenswandelns, -ausser dass ich mich im Zuge meines Studium und danach total isoliert habe - und eigentlich allein dastehe- (bis auf meine Eltern). Hm, zusätzlich kommt natürlich hinzu, dass ich mit meinem brotlosen Studium (kunstgeschichte/ philosophie) seit mehr als 6 Jahren keinen adäquaten Job gefunden habe und so gut wie keine Aussicht auf jemals einen habe (ALTER), - meine Jobs sind eher Hilfsarbeiten, objektiv gesehen bestenfalls war ich mal Sekretärin, für mich subjektiv gesehen aber die HÖLLE,- da absolut langweilig und bequem (buchhaltung und exceltabellen) , keine geistig - kreative Herausforderung...und dazu noch dieses DIENEN und Zickenkriege ... Hab mich für 4 jahre auch mal selbständig gemacht mit Werbegrafik/Webdesign, aber das war zum Verhungern (:::)))) hätt ´eh gepasst...die Ironie des lebens) - aber Miete muss eben bezahlt werden, und ein Kind kostet (v.a. wenn der Vater so ein A...ist)
NUN; genug vorerst, ich freue mich schon auf regen Gedankenaustausch und vlt. auch sogar mal ein RL- meeting in Austria (?)...bis denn.
Re: hallo alle, alter hase wieder da...
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 8:03
von d2342
Lieben Dank für Deinen Response. Nun, "bewusster Umgang mit Bulimie" - damit meine ich v.a. die eingeschliffenen Verhaltensmuster wieder mal genauer zu beobachten und v.a. auch wahrzunehmen, nicht nur stumpf sich ausgeliefert fühlen.
Irgendwie habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass ich jemals eine gesunde, "normale" Einstellung
zur Nahrungsaufnahme haben werde...(stellte mir schon vor, mit 70 jahren oder so ins Negativ-Guiness-Buch der Rekorde zu kommen - Titel: älteste Bulimie-kranke der nation...dgl.)
Ich denke, wenn man über sehr viele Jahre hinweg mit dieser Sucht gelebt hat, wird es immer ein Krampf - zumindest im tiefsten Hinterkopf - bleiben. Wenn ich an Momente / Phasen im Leben denke, wo ich mich glücklich fühlte, so war doch auch immer eine innere Stimme da, die mich gleichzeitig dämpfte, da doch die Gewissheit des nächsten FA da ist- alles nur eine Frage des Hinauszögerns. Denn irgendwann kommt ganz bestimmt das nächste "nicht so aufregend".
Besser als glückliche Gefühle waren immer ausgeglichene - aber da musste ich mich- meine Persönlichkeit - immer sehr zurücknehmen.
Im Prinzip ist es ja wie mit den Alkoholikern - diese können ja auch nie mehr einen lässigen Umgang mit Alk führen, bei uns Bulimie-menschen ist es zwar ungleich (m.E.) schwieriger, da ohne Essen geht halt nicht....
Re: hallo alle, alter hase wieder da...
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 16:51
von d2342
wow, da kann ich dir nur gratulieren, dass du ES nach 12 jahren geschafft hast, super !
du erwähnst eine posttraumatische Belastungsstörung...(musste jetzt mal googeln, was eigentlich darunter verstanden wird...) nun - das was wikipedia dazuschreibt, trifft auf meine Person überhaupt nicht zu. Mit 13 Jahren - als es anfing- nun , war gute Schülerin, hatte 3-4 gute Freundinnen, konservatives Elternhaus.
Jungs interessierten mich damals - im Unterschied zu meinen Mitschülerinnen - überhaupt nicht, - hatte kein "weibliches" Vorbild , - meine Mutter empfand ich immer als asexuelles Wesen.- Es war aber schon auch die Zeit, als mein Vater ein Verhältnis mit meiner "Oma" (die aber gleich alt ist, wie er ) anfing, meine Mutter ziemlich "fertig" war, und von Selbstmord sprach. Aber sooo tief ging mir das ganze nicht, hoffte eigentlich nur, dass meine Mutter die Kraft für eine Scheidung aufbringen würde, schaffte sie aber nicht. Meine um 7 -jahre ältere Schwester (heute erfolgreiche Medizinerin) begann damals zu studieren und zog von zu hause weg....
wenn ich da so zurückdenke an diese Zeit, denke ich , war es ganz einfach das Gefühl überflüssig zu sein, oder unwichtig zu sein. Mit 14 Jahren nahm ich dann die Schlaftabletten von meinem Vater, aber ausser 2 Tage durchschlafen war da nichts. Ich weiß nicht, ob ein familiäres Chaos, wie es zu dieser Zeit bei uns herrschte, wirklich die Tragweite mit einer Kriegserfahrung oder v*rg*wa*ig* in jungen Jahren hat. Möglich, wenn man es subjektiv so intensiv erlebt...?!
Aber wie hast du es geschafft - 12 Jahre sind ja nicht einfach mal so wegzutun, v.a. in einer Lebensphase, wo andere "jung, glücklich und voller Energie sind und im Ausbau ihrer beruflichen Karriere...."
lg d2342
Re: hallo alle, alter hase wieder da...
Verfasst: Mi Jun 29, 2011 19:32
von Verena9891
Hallo, herzlich Willkommen!:)
Wow, deine geschichte berührt mich total...30 jahre...
Das familiäre chaos kommt mir sehr bekannt vor - als ich in der pubertät war ging es mir ähnlich. Hatte auch schon im kindesalter mit schlafproblemen zu kämpfen.
Bei mir hats mit der B mit 14/15 angefangen, meinte immer zu dick zu sein...jetzt bin ich UG...leide also seit ca. 6 jahren an gestörtem essverhalten.
Darf ich fragen, was der Vater deiner Tocher macht?
Ich komme auch aus der STMK, für ein treffen wäre ich immer zu habe!
Liebe Grüße
Verena
Re: hallo alle, alter hase wieder da...
Verfasst: Do Jun 30, 2011 6:39
von d2342
hallo verena, schön auf soviel verständnis zu treffen bzgl. ählichen familiären Ausgangssituationen. Das "Mit -dem -Zu-Dick" - Sein, ist so eine Sache...heute bewundere ich jede Frau, die nicht den Idealmaßen entspricht, die z.B. gr. 42 trägt und das mit gutem Gefühl und dabei noch toll aussieht. Bei den Teenies (etwa Unterstufe Gym) ist etwas molliger zu sein anscheinend weniger ein Problem, als das zu meiner Zeit noch war. Ich denke, es wird einem ganz einfach eingeredet - mein eigener Vater - (damals etwa um die 50 jahre alt) war immer sehr auf Äußerlichkeiten aus, hat nicht nur einmal zu mir gesagt, ich sei zu dick, natürlich mißbilligte er auch meinen damaligen Look - ich hatte so ein spezielles indisches Kleid (weit)- an sich schöne Ware - aber ich trug es immer, wenn ich am Vorabend eben zu viel gemampft hatte und eben nicht alles rausging.
Der Vater A. meiner Tochter ist eigentlich inexistent. Wir waren 7 Jahre zusammen, - ehe ich - auf SEIN Drängen hin - und freilich, abgeneigt war ich auch nicht - schwanger wurde. Im Zuge der Schwangerschaft hatte ich auch Bulimie, eigentlich hatte ich anorektische Bulimie (so lautete die Diagnose von Dr. Weber / Villach - falls du den kennst....)-
A. (vater von Tochter ) ist sowas wie ein Langzeitstudent, 8 jahre älter als ich , - und bzgl. gesellschaftlicher Integrität wirklich ein absoluter Sonderfall, - amerikanischer Staatsbüger, war aber zum Letzen Mal in USA mit 14 Jahren...studierte seit 1979 / maschinenbau / ich glaub, voriges Jahre hat er nicht mehr inskribiert (TU) -und züchtet nun hobbymäßig Orchideen, arbeiten musste und wollte er nie,- Sohn reicher Eltern halt. Wir sehen uns maximal 2 x im Jahr (geburtstag, weihnachten ) -
Zu unserer Tochter hat er null Draht (dabei hat er noch eine Tochter, sie ist aber bereits verheiratet, deren Mutter trennte sich auch von ihm als ihr Kind 3 Jahre alt war) -er interessiert sich für nichts, was unsere Tochter tangiert (z:B. Schule, ihre Musik dgl, Ferien....nada ) - aber ist ok. Wenn ich ihn treffe, kommen wir ohnehin nur zu streiten, weil ich seine Ignoranz nicht aushalte. Seine Floskeln und abgeleierten Statements. Er dürfte ziemlich in einer irrealen Welt leben, aus der aber auch nicht raus muss, da ja seine Eltern zahlen, und seine Pension auch schon gesichert ist (privatvorsorge).....er ist einfach ein Anlass zum Ärgern über soviel Ungerechtigkeit. ( er musste sein Leben überhaupt nicht ändern, als er Vater wurde, - ich mich schon sehr, er schläft und tut wie es ihm gerade passt, - hat keinerlei Verpflichtungen und übernimmt keinerlei Verantwortung - für nichts und niemanden, und sowas ist Vater von 2 Töchtern....)
grrr....
also, wenn du mal in graz bist, ..-gerne...(Sommerferien...)
Re: hallo alle, alter hase wieder da...
Verfasst: Fr Jul 01, 2011 8:18
von 000mary000
Liebe d2342, ein herzliches Hallo von einem "alten Hasen zum anderen..".
(habe vor 20 Jahren "damit" angefangen und bin, ähnlich wie du, mal längere Phasen, ich nenn's mal "clean" und dann geht's wieder los weil irgendwas passiert.. Jetzt kämpf ich allerdings das erste mal dagegen aktiv an.
Du sagst, deine Tochter weiß von deiner Bulimie? Wie geht sie damit um? Nimmst/nahmst du sie mit zu deinen Theraphien?
Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, wegzukommen von deiner Erkrankung, wir schaffen es! (vergiss die Idee mit dem Guniess-Buch-der-Rekorde-Eintrag...

)
Re: hallo alle, alter hase wieder da...
Verfasst: Mo Jul 04, 2011 2:09
von d2342
hallo 000mary000, muss dir gestehen, dass DU der ausschlaggebende Impuls für meine (Wieder-) anmeldung hier warst....las zuvor ein wenig kreuz und quer durch das forum und stieß dann auf deine beiträge, und dachte, ah --sie muss auch schon mehr als "nur" 10 jahre mit ES verbracht haben.. wenn ich deinen beitrag, den ich las, recht erinnere, machst du extrem viel sport ... (Reiten..) ich bin an sich ja schon auch sportlich ambitioniert, bin für 5 jahren noch einigermaßen regelmäßig joggen gegangen - damals ging´s dann aber auch mit der bulimie- obwohl es tw. schon auch schwierig war, weil ich mir dachte, eigentlich könnte / sollte ich meine täglich minimalernährung doch etwas aufstocken, - also etwas mehr als "erlaubt" gegessen (das kann ja schon 1 stück zwieback oder ein dritter kaffee sein) - und die ganze sport-"therapie" ging von hinten los.
Dass meine Tochter von der Bulimie weiß, nun- sie weiß es eben nicht von mir direkt- da hat mir meine Mutter reingepfuscht- ich hätte es ihr schon gesagt, später einmal...aber ich glaube, sie ist noch zu wenig pubertierend, als dass das ganze ein thema für sie wäre. Ausserdem versuche ich sie schon sehr, weg von Äußerlichkeiten zu bringen, dass eben dünn-sein und tolle Kleidung nicht alles ist - zur Zeit klappt das recht gut, auch in der Schule, da in ihrer Klassse nur 6 Mädchen sind, die sich gegen die Buben durchsetzen müssen. Bei einer Therapie war sie nie dabei, da war sie einfach noch zu klein. Wenn ich heute eine aktive Therapie machen würde (ich habe wie gesagt schon unzählige hinter mir, viel Ärzte / Psychotherapeuten hier gibt es nicht mehr...) - offen darüber zu reden vor ihr - wäre mir unangenehm, - würde aber wohl auch kein Therapeut zum Schutze des Kindes / mädchens verantworten wollen . mutter- tochter beziehungen sind ja bei den THera´s immer mal so ein Ansatzpunkt, wo gewühlt wird, - wobei meistens die Mutter schlecht wegkommt.
lg