Die Realität nicht länger vermeiden.

#1
Hallo Allerseits!

Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich hier suche... Aber ich weiß, dass es Zeit wird, dass ich mich mit dieser Krankheit auseinandersetze. Dass ich nicht länger so tun kann, als wäre alles okay, als wäre alles nicht so schlimm. Als wäre es harmlos, ganz normal, nach dem Essen zu k*tzen.
Die meiste Zeit verdränge ich alle Gedanken, an Folgen, Risiken. Lasse das nicht zu. Mir geht es doch gut. Von wegen...

Essgestört... es fällt mir so schwer, mich als dieses zu bezeichnen. Weil ich die Realität einfach nicht zu fassen kriege. Angefangen hat es mit 15 oder 16. Ist wohl typisch für die Pubertät, dass man sich dick fühlt. Wenn man langsam nicht mehr alles essen kann, ohne zuzunehmen. Wenn der Stoffi sich ändert. Ich wollte nur etwas abnehmen. Endete darin, dass ich sehr viel abgenommen habe, stark im UG gewesen bin. Zu dieser Zeit, habe ich nur ab und zu gebrochen. Ich habe mein Gewicht nicht lange halten können. Habe angefangen AD zu nehmen und andere Veränderungen haben mich dazu verleitet, mehr zu essen. Ich hatte durch die AD auch sehr starken Hunger. Außerdem wollte ich wohl irgendwie auch zunehmen, dann zu meiner TG-Zeit ging es mir nicht wirklich gut, psychisch. Alle sagten, ich solle zunehmen. So, habe ich also gegessen. Eher gefressen. Als müsste ich alle aufholen. Ich landete wieder beim Ausgangsgewicht, sogar noch mehr als vorher. Und dann habe ich angefangen, richtig zu K*tzen. Ich habe zeitweise alleine gewohnt, fern von meiner Familie. Es kamen geplante FAs dazu. Vermehrt. Früher - im UG - waren die sehr selten.

Zeitweise habe ich es aber auch geschafft, gar nicht zu k*tzen. Ich habe gegessen, viel gegessen. Aber ich hatte immer Schuldgefühle, mich schlecht gefühlt. Ich habe mich die ganzen Jahre über nie wohl gefühlt, egal mit welchem Gewicht. Ich fühle mich einfach immer zu dick. Nicht dünn genug.

Momentan ist eine sehr schlechte Zeit. Seit einigen Wochen / Monaten k*tze ich sehr oft. FAs eher nicht. Meist nur nach den normalen Mahlzeiten, bei denen ich dann eben mehr zulange, weil ich weiß, kommt gleich eh wieder raus. Und wenn schon, dann soll es sich lohnen. Ich versuche das K*tzen zu lassen, statt dessen wenig zu essen. Aber irgendwann holt mich das Fressen doch wieder ein und es endet (fast) immer gleich.

Ich fühle mich nicht essgestört, schäme mich, das von mir überhaupt zu denken. So schlimm ist es doch gar nicht bei mir. Es ist doch nur ein bisschen k*tzen...

Seit längerem habe ich sehr empfindliche Zähne, dauernd Schmerzen. Bei Kaltem ganz besonders! - Das sind momente im Alltag, wenn es sich nicht immer verdrängen lässt. Meist klappt es aber sehr gut. Ich denke einfach nicht dran... vor allem nicht daran, wo das nur enden soll. :(

PS: Ich werde diesen Monat noch 20. Nur so am Rande, damit man sich die Zeitspanne etwas besser vorstellen kann.
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Re: Die Realität nicht länger vermeiden.

#2
Liebe Untröstlich,

herzlich willkommen!:) Ich bin auch noch realtiv neu hier und muss sagen, dass ich mich mit deinen Worten sehr gut identifizieren kann. Ich bin jetzt 21, bei mir hat es auch so mit 15, 16 angefangen. Was zuerst eine harmlose (und erfolglose) Diät war, wurde zu dem was es jetzt is: eine Krankheit. Verdammt, eine KRANKHEIT - ich habe auch seeeehr lange gebraucht, bis ich mir eingestehen konnte, das ab und zu k* nach dem Essen eben NICHT normal ist. Ja, ich hab zuerst auch immer ''nur'' nach Üppigem essen erbrochen, wenn ich grade in einer Diät war. Mittlerweile bin ich leicht UG und wohne alleine. Seit ich nicht mehr zu Haus wohne, ist alles viel schlimmer geworden. Ich habe öfters FAs - und danach gehts ab auf die Toilette...es is furchtbar. Ich kämpfe gerade dagegen an, versuche, davon los zu kommen. Wieder zu leben, ohne die ständige angst, wieder zuzunehmen (die ist einfach IMMER da, obwohl ich (und auch alle anderen) wissen, dass mir ein paar kilos mehr nicht schaden würden. Außerdem mach ich übertrieben viel sport - es macht mir zwar spaß, ist aber auch ne art zwang. Ich zähle jede kalorie - ich HASSE es. Aber ich werde alles dafür geben, dass es sich wieder ändert. Ich will doch nur normal sein...

Wissen andere über deine Krankheit bescheid?
Ich finde es super, dass du dir nun eingestehen kannst, dass das k* nicht normal ist! Und dass du dich hier angemeldet hast ist schon mal ein großer schritt in die richtige richtung! Du brauchst dich für gar nichts zu schämen. Wir sind alle ''anders'' - und wollen was dagegen tun.:)

Alles Liebe
Verena

Re: Die Realität nicht länger vermeiden.

#3
Hallo Verena!

Danke für deine Willkommensgrüße. :)

Alleine zu wohnen, ist wirklich nicht so ganz einfach. Weil man seine Gelüste komplett ausleben kann. Es bekommt ja niemand mit, wie viel man isst, wie viel man sich kauft und wie lange man danach im Badezimmer ist. Man muss nicht leise sein, usw. - Praktisch natürlich, aber eben auch... verlockend. Sportzwang habe ich zum Glück nicht. Ich mache 1x die Woche Sport, wozu ich mich schon drängen muss. Die Angst vorm Zunehmen habe ich aber auch. Gerade, weil es mir damals so ergangen ist. Schneller als ich gucken konnte. - Ich wäre auch gerne normal. Ohne diese Gedanken. Einfach essen können, ohne sich danach so schuldig zu fühlen. So eklig. Und ohne die Gedanken, jetzt kotzen zu müssen. Es gut machen zu müssen, ungeschehen. Sich wie ein Versager zu fühlen, wenn nicht alles rauszubekommen ist...

Es wissen schon ein paar Leute, die meisten sind Freunde aus dem Internet, die weiter weg wohnen. Sonst habe ich es vor Kurzem einer guten Freundin gesagt, die es gar nicht glauben konnte zuerst. Ich würde doch immer so gut essen, das hätte sie nie gedacht. - Eine andere Freundin weiß es auch, denkt aber, dass ich es nicht mehr tue. Mit ihr mache ich den Sport zusammen (sie war mal essgestört, hat auch gekotzt, hat damit jetzt aber wohl aufgehört).

Meinen Eltern könnte ich das einfach nicht sagen. Sie haben sicher mitbekommen, damals, dass ich dünner wurde. Aber jetzt wo ich wieder normalgewichtig bin, denken sie wohl, alles wäre okay. Es war nur eine Phase oder so...

Ich hoffe es, dass das ein großer Schritt in die richtige Richtung war / ist. :)
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Re: Die Realität nicht länger vermeiden.

#4
AUch ein ganz liebes Hallo


Das du dich hier angemeldet hast verdient Respekt und ich hoffe wir können dich hier unterstützen..Das es lange dauert bis man sich eingesteht das man ein Problem hat bzw krank ist kenn ich nur zu gut..Ich habe nach einer Zwangseinweisung dem Arzt ins waschbecken erbrochen und immernoch behauptet ich sei gesund...wirklich gemerkt habe ich es als es leider für mich selber zu spät war nämlich als mich die Folgeerscheinungen fast das Leben gekostet haben und immernoch mein Leben gefährden ..aber das ist meine Geschichte..hier geht es um dich..OK deine Zähne leiden klar könnte man hier einfach sagen..na dann kotz doch nicht mehr..naja wenns so einfach wäre ..mal ein paar tips..nach dem Brechen nicht die Zähne putzen nur ausspülen...und es gibt Mundlösungen für empfindliche Zähne und als Zahnpasta nimm Elmex das tut deinen Zähnen gut..
Gegen Bauchweh und Sodbrennen gibt es Bullrich Salz ist rein Pflanzlich und hilft das Völlegefühl wegzumachen..und Bei Bauchweh hilft die WÄrmflasche und Tee..

Und ein Tagebuch ..indem du dir einmal aufschgreibst..Warum tust du es genau in dem Moment oder warum hast du es getan..was ist an dem Tag oder in dem Moment geschehen? Welches Loch möchtest du füllen? Geht es dir um schlank und schön sein oder gibt es Dinge die dich so sehr belasten das du sie versuchst durch das erbrechen loszuwerden..Welche Pläne ,Ziele und WÜnsche hast du noch in deinem Leben..Was denkst du wirst du diese mit der Krankheit erreichen?

Ich wünschte ich hätte mir damals so was gemacht und hätte so ein Forum gehabt naja ...hab ich aber nicht und versuch deswegen jetzt wenigsten ein wenig zu helfen..

Re: Die Realität nicht länger vermeiden.

#5
Auch dir hallo. :)

So viel Respekt verdient es gar nicht... was wirklich zählt, wäre, was ich daraus mache. Und ob ich es
schaffe, raus zu wollen. Ob ich die Kraft aufbringe. Eingestehen, dass man krank ist, ist nur der erste
Schritt von vielen schweren... vor den Folgeerscheinungen verschließe ich nur all zu gerne die Augen!
Ich glaube aber, dass das dein Thread war, in den ich gestern reingeschaut habe, mit den Bildern?
Konnte ich mir gar nicht richtig angucken, so geschockt hat mich das... :(

Ja, man kann sagen, einfach lassen, aber von heute auf morgen nie wieder ist eh nicht machbar, denke ich.
Und das ändert nichts an meinen schmerzempfindlichen Zähnen, die sowieso wieder aufgebaut werden müssen.
Ich hab mich auch schon bezüglich Zahncremes informiert und werde mir demnächst (diese Woche noch, habe ich
mir vorgenommen) welche holen, die gut sein soll. Sobwas wie Elmex eben. Hatte da noch andere Optionen
und werde mir die vor Ort einfach mal alle angucken und vergleichen!
Putzen tue ich sie nach dem Kotzen direkt nie. Da lasse ich schon immer Zeit vergehen und spüle nur
kurz mit Wasser aus. Magenprobleme habe ich eigentlich selten und Sodbrennen glücklicherweise bisher gar nicht!
Aber gegen Völlegefühl klingt total gut! Das ist wirklich oft der Auslöser dann doch kotzen zu gehen,
auch wenn ich es nicht wollte oder nicht vorhatte.

Das mit dem Tagebuch wäre wirklich eine gute Idee. Vor allem, der Gründe wegen.
Ich finde deine Fragen übrigens interessant... welches Loch ich füllen möchte z.B. und was ich
erreichen will. Denn im Endeffekt läuft alles auf das Gleiche hinaus. Ich will geliebt werden. Gut genug
sein. Und alle Enttäuschungen, Traurigkeiten, Verletzungen und Co. versuche ich ggf. durch das Kotzen
rauszulassen. Das Kotzen ist häufig ein Ventil. Besonders das geplante ist zu einem SVV-Ersatz geworden...

Vielen Dank für deine Tipps und Ratschläge. Und ich finde es echt lieb von dir, dass du hier versuchst
andere vor dem zu bewahren, was dir passiert ist!
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