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Es reicht!!

Verfasst: Mo Mär 07, 2011 2:29
von mogin
Hallo ihr Lieben,

heute bin ich zum ersten Mal auf dieses Forum gestoßen und habe mich jetzt stundenlang durch viele Beiträge gelesen, die mich gleichzeitig noch trauriger aber auch hoffnungsvoll gemacht haben.
Der Grund, warum ich gerade heute nahezu verzweifelt nach Foren für Essgestörte, genauer gesagt für Bulimie-Kranke gesucht habe, ist folgender: Heute habe ich den Punkt erreicht, an dem ich dachte, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Also WIRKLICH und AUF KEINEN FALL mehr weitergehen darf!!
Ich möchte euch meine lange Leidensgeschichte aufschreiben, einfach nur damit ich es ein Mal irgendwo rauslassen kann. Ihr müsst dazu nicht einmal etwas sagen, es reicht, dass ich weiß, dass es irgendjemand liest. Ich versuche mich kurz zu fassen, aber es wird schwierig.

Mein Weg in die Bulimie so wie sie heute existiert, begann mit ca. 15 Jahren. Dieses Jahr werde ich 29 und wenn ich zurückblicke, ist es erschreckend wie lange diese Krankheit/Störung mir schon anhaftet. Es ist eigentlich ein Wunder wie ich trotz allem die Schule, das Abi und letztendlich mein Studium geschafft habe.
Angefangen hat es mit der Magersucht, so wie bei wohl den Meisten hier. Ich war nie dick als Kind, unsere Mutter hat für uns immer gesund gekocht und für ausreichend Bewegung gesorgt.
Ganz genau weiß ich es nicht mehr, aber es gab dann (eben mit 15) eine kurze Zeit in der ich mehr gegessen hatte wie davor. Irgendwann merkte ich, dass meine sowieso schon weite Jogginghose kneifte und mein Bauch am Bund überquoll. Merkwürdig, dass ich das nicht gleich bemerkt hatte.
Da nahm ich mir vor, weniger zu essen oder gar erstmal zu hungern, um die Pölsterchen wieder loszuwerden, denn dick wollte ich auf keinen Fall werden.
So rutschte ich immer weiter in das Hungern hinein. Ich versuchte mein Essen auf ein Minimum zu redzuieren und wenn ich es geschafft hatte den Tag über so gut wie nix zu essen, gab es abends immer einen heißen Kakao zur 'Belohnung'.
Natürlich war es vorprogrammiert, dass sich durch den Entzug auf alles Leckere irgendwann Heißhungerattacken einstellten. Diesen hielt ich dann nicht mehr Stand und fraß dann alles, was mir in die Finger kam. Dann fühlte ich mich schlecht und wollte es wieder loswerden. Irgendwann kam ich drauf, dass es ganz einfach war, wenn man sich den Finger in den Hals steckte. Super, essen dürfen und trotzdem nicht zunehmen...dachte ich in meiner ganzen jungen Naivität. Ich ahnte ja nicht, dass ich damit gerade begonnen hatte die nächsten 15 Jahre meines Lebens zu zerstören.

Von da an war die Bulimie mein ständiger Begleiter, mal mehr mal weniger. Es gab anfangs Tage, da hatte ich mehrere FAs und brachte das Essen ebenso häufig wieder raus. Dann gab es auch Tage ohne FAs. Als ich noch zu Hause wohnte, musste natürlich immer alles heimlich geschehen und ich habe mich bemüht jedesmal die Spuren meiner Taten zu beseitigen. Es hat keiner gemerkt, oder wollte nicht merken. Ich weiß es bis heute nicht, denn ich habe es nie jemandem von meiner Familie erzählt aus Angst jemanden zu verletzen und natürlich auch aus Scham, ganz klar.
Als ich dann zu meinem Freund gezogen bin, lief es besser. Man hat zusammen gegessen und ich hatte ihm auch irgendwann von meinem Problem erzählt. Aber manchmal denke ich, dass er es irgendwie nicht wirklich registriert hat. Und so kam es dann wieder häufiger vor, dass ich nach dem Essen, wenn er dann in seinem Zimmer vor dem PC am Zocken war (mit Kopfhörern), ins Bad gerannt bin, um das Essen wieder loszuwerden. Er hat nie was davon mitbekommen, denn er war wie gesagt immer 'beschäftigt'. Dennoch empfand ich die FAs als nicht so häufig, denn es sollte noch schlimmer kommen.

Als ich bei ihm nach einem Jahr auszog, landete ich als Zwischenstop in der Wohnung von meiner Schwester, die aber noch nicht drin wohnte. Also war ich allein. Trotzdem, und das wundert mich jetzt im Nachhinein, hatte ich keine Anfälle mehr. Ich kaufte normal ein, ich aß viel Salat mit Thunfisch und zwar in Mengen, bei denen ich jetzt Panik schieben würde....und es lief gut. Ich nahm auch nicht zu, fühlte mich ganz wohl so, ja, ich ging sogar mit einer Freundin an den Baggersee (in den letzten 2 jahren undenkbar für mich). Das war vor 3 Jahren. Es verging ca. ein halbes Jahr so gut wie ohne Bulimie, bis ich dann in meine eigene Wohnung zog und auch da lief es noch gut anfangs, dann schlich es sich nach und nach wieder ein, aber in Maßen. Vor einem Jahr beendete ich mein Studium und bin seitdem immernoch auf der Suche nach einer Arbeitsstelle. Bin also den ganzen Tag zu Hause und weiß größtenteils nichts mit mir anzufangen. Und es war nur eine Frage der Zeit bis meine alte 'Freundin' Frau B. wieder regelmäßig an die Tür klopfte.

Natürlich weiß ich woran es liegt, ich habe keine wirkliche Aufgabe, habe zu nichts Lust, es wird zum Essen gegriffen, weil ich dann für ein paar Minuten 'abschalten' kann. Aber ich muss das jetzt gar nicht so genau beschreiben, ihr kennt das alle.
Es vergeht inzwischen kein Tag ohne zu ko****. Und es raubt mir Kraft, Lebenfreude, Motivation, die sowieso schon kaum mehr vorhanden ist, die Lust mich mit Freunden zu treffen und nicht zuletzt natürlich meine Gesundheit, speziell die der Zähne und der Haut. Als ich letztens nach 4 Jahren mal wieder beim Zahnarzt und der Zahnreinigung war, fragte er mich, ob ich denn extrem viel Süßes essen würde, denn meine Zahnhälse seien so sehr angegriffen, wie von Säure. Da klingelte es bei mir, Säure, na klar. Als vor ein paar Tagen dann ein Backenzahn halb weggebrochen ist, dämmerte es mir, dass es nun soweit ist - meine Zähne gehen hops allein durch diese ganze Scheiße. Der Schock war wohl nicht groß genug. Gleich am nächsten Tag lief ich mit einer großen Tüte Pommes und einer Tiefkühlpizza und einem kleinen Becker Eis aus dem Supermarkt...quasi GEGEN den Schock erstmal. Wie blöd kann man sein?? :(

Dass ich aufhören wollte, natürlich kam das schon sehr oft vor. Wie ihr es eben alle kennt 'heut nochmal und morgen hör ich auf damit, dann wird alles anders' - es funktioniert leider nicht einfach so.

Es kam in letzter Zeit oft vor, dass ich mir vorgenommen hatte einkaufen zu gehen und nur etwas für den Hund mitzunehmen und eine Kleinigkeit, etwas Gesundes für mich. Da ich ja sonst alle anderen Lebensmittel aus denen ich mir eine Fressorgie hätte zusammenstellen können aus meiner Küche verbannt hatte, sollte ich nur diese Kleinigkeit essen, diese genießen und es gut sein lassen. Aber es kam schon ein paar Mal vor, dass ich nach genau dieser Kleinigkeit sofort ein rundes Bäuchlein hatte (eine handvoll essen und einen Schluck trinken und schon hat man eine Kugel, kennt ihr das?).
Ich bekam Panik und wollte es loswerden. Aber bei der kleinen Menge krieg ich schon lang keinen Bissen mehr heraus. Also kaufte ich 'vorsorglich' schonmal irgendwas anderes (Pommes, Pizza, Spaghetti) dazu, um im 'Notfall' was dazuhaben, das ich dann hinterherschieben könnte, um dann alles zusammen herauszubringen. Also natürlich nuuur für den Fall, dass ich es mit der kleinen Portion doch nicht aushalten sollte. So in etwa gestalteten sich die letzten Monate, Wochen, Tage. Traurig, erbärmlich!:(

Und heute, ich glaube heute bin ich ein bisschen aufgewacht. Aber nicht einfach so. Heute gab es einen Mißerfolg, was den FA und das anschließende loswerden angeht. Ich stopfte mich also heute Mittag voll, mit Resten von gestern, die ich leider versäumt hatte gleich zu entsorgen und wollte das ganze Übel über dem Klo loswerden und...es kam nichts!?! Ich habe über eine Stunde versucht irgendwie Brechreiz herbeizuführen (wie darf ich ja nicht schreiben). Jedenfalls...es tat sich nichts, ich war panisch, ich wollte es raushaben, ich habe geweint, wollte schreien (ging nicht wg der Nachbarn) ich habs immer und immer wieder versucht und hätte mir am liebsten den Bauch aufgeschnitten, ich habe gefleht, bitte bitte nur noch heute, ich tu es auch nie nie wieder. Ich war insgesamt 2 Stunden im Bad und gab dann auf, rollte mich weinend aufs Sofa und drückte mir ein Kissen in den Bauch, der voll und aufgebläht war und schmerzte und blieb da so liegen. Der Tag für den ich mir einen schönen Spaziergang mit dem Hund und Wohnung aufräumen vorgenommen hatte war im Arsch! Und der morgige somit auch. Vielleicht ist es übermorgen besser.

Sowas kam schon ein paar Mal vor, ich kenne das, weiß aber trotzdem nicht woran es liegt. Ich habe Angst davor und heute passierte es tatsächlich wieder einmal. Eine solche Verzweiflung wie heute habe ich schon lange nicht mehr gespürt, diese Ohnmacht, dieses Versagen. Ich konnte mich lange nicht rühren, der Bauch ist zwar jetzt schon flacher, aber mir ist immernoch schlecht. Habe mir viele Gedanken gemacht und zurückgeblickt und mich gefragt, was tu ich hier eigentlich? Was habe ich die ganzen letzten Jahre getan? Ich habe so viele Stunden mit Essen verbracht und damit es wieder loszuwerden, so viel kostbare Lebenszeit in der ich so viel sinnvollere Dinge hätte tun können. Habe mir wohl wahrscheinlich auch die Zähne ruiniert und wer weiß was sonst noch alles, was noch unentdeckt ist. Meine Haut um den Mund herum ist auch ganz faltig irgendwie und das mit 28.
Kommt das von der Magensäure? Habt ihr das auch?
Ich habe kaum noch soziale Kontakte, habe mich ja sehr zurückgezogen, gehe nicht mehr weg, treffe mich nur selten mit Freundinnen (die ich zum Glück noch habe, aber bald vielleicht nicht mehr, wenn es so weitergeht). Mein Selbstbewusstsein ist am Tiefpunkt. Ich kann Komplimente nur schwer annehmen. Ich habe keinen Job, ich habe nichts erreicht in meinem Leben, nichts was irgendwie großartig wäre, verdiene nichts, bringe nichts auf die Beine, weil ich keine Kraft mehr habe, keinen Antrieb, nur den Antrieb zu fressen und zu ko****.
Es geht nicht mehr, es muss aufhören, ich will wieder ein normales Leben, ein Leben so wie bevor ich 15 war. Ich meine, zwischendrin ging es ja auch mit normalen Essgewohnheiten und das war schön, stressfrei.

Ich weiß wo ich anpacken muss, die Frage ist, ob ich das auch schaffe. Ich weiß auch, dass das nicht von heut auf morgen klappen wird. Ich darf mich dann von dem einen oder anderen FA wohl nicht runterziehen lassen. Aber das heutige Erlebnis war ein Schreck und der sitzt tief.
Ihr müsst euch dazu nicht äußern, es reicht, dass ich es aufschreiben durfte-nach 14 jahren zum ersten Mal. Ich könnte ein Buch damit füllen. Dies war nur die extreme Kurzfassung.
Einige eurer Beiträge machen mir wirklich Mut. Es zeigt mir, dass man es schaffen kann, auch nach so langer Zeit und manchmal auch ohne Therapie.
Traurig macht es mich allerdings, dass es doch so viele Betroffene gibt. Ich glaube, dass die meisten, die sich damit nicht auskennen, diese Krankheit gewaltig unterschätzen, ja sie vielleicht sogar als lächerlich abtun. Darum bin ich vorsichtig damit, wem ich mich anvertraue.

Ich bin gerade immernoch verweint und fühle mich beschissen. Ich werde jetzt ins Bett gehen und zur Ablenkung noch einen Film schauen und ich hoffe, dass der morgige Tag so verläuft wie ich mir das ejtzt vorgenommen habe, nämlich mit einem normalen Essverhalten. Oh man! :(

DANKE FÜR'S ZUHÖREN IHR LIEBEN!!

eure mogin

Re: Es reicht!!

Verfasst: Mo Mär 07, 2011 6:57
von jeany
Hey

Schön das du dich endlich einmal von deinem Seelischen Balast befreien konntest..Und schön das du dich hier angemeldet hast ich hoffe wir können dich ein wenig bei deinem Weg raus aus der Krankheit begleiten.
Ich bin auch 29 Jahre...und ich weiß wie es ist Jahrelang in diesem Kreislauf festzustecken und ich weiß auch wie schwer es ist ohne die Krankheit zu leben..Aber ich weiß auch das es geht.

Zuerst einmal..Hast du schon mal eine Therapie gemacht? WÜrdest du denn eine Machen.

DU musst auf jeden Fall etwas finden was dich Motiviert den Weg zurück ins Leben zu finden ..Was hattest du einmal für Hobbys..Was bereitet dir Freude..usw.Ablenkung muss geschaffen werden auch wenn du Lust und Kraftlos bist..

Hast du Freunde denen du es anvertrauen kannst damit du jemanden hättest mit dem du reeden kannst.Wie stehst du zu deiner Familie?
Oh man so viele Fragen..Aber einwas noch vornweg..Du darfst der Vergangenheit nicht mehr nachtrauern..die Jahre die du mit der Es verbracht hast denn dann bleibt dir nicht genug Kraft für deine Zukunft. Du musst einen Grund finden für den es sich lohnt zu kämpfen..

Nimm dir einen Zettel und einen Stift schreibe einmal alles auf was du dir für dein weiteres Leben wünschst deine Ziele Träume und Wünsche..

Der Weg aus der ES ist schwer aber zu schaffen..nicht von heut auf morgen und man darf auch nicht enttäuscht sein wenn es einmal nicht so klappt wie man es gern möchte aber jeden Tag den man ranhängen kann ohne es ist ein gewonnener Tag und macht stark für die schlechten..Verhaltensmuster die man sich Jahrelang antrainiert hat einfach abzulengen ist fast unmöglich das braucht seine Zeit aber wenn man sich für das Leben entschieden hat und kämpft dann kann man es schaffen

Re: Es reicht!!

Verfasst: Mo Mär 07, 2011 17:37
von mogin
Hallo Jeany,

lieb, dass du etwas darauf antwortest. Auf deine erste Frage bezgl. Therapie, nein, ich habe nie eine gemacht und ich werde auch keine machen. Es klingt blöd, aber es kommt aus vielen Gründen nicht in Frage. Meine Mum würde dann davon erfahren und ich glaube, dass ihr das den Rest geben würde. Sie hatte ihr ganzes leben lang zu kämpfen, auch mit ihren Töchtern. Meine ältere Schwester (40) war alkoholabhängig, kam in die Klinik, wurde dann Tablettensüchtig, kam in die Klinik. Jetzt geht es einigermaßen, trinken tut sie schon lange nicht mehr, Tabletten nur noch in Maßen (in Beobachtung), aber so wirklich im Griff hat sie ihr Leben immernoch nicht. Meine andere Schwester (35) hat auch so ihre Probleme mit dem Alkohol, jedoch noch nicht so sehr, sie führt noch ein normales Leben mit Job usw.. Trinkt aber trotzdem zu viel, ausserdem war sie damals mit 16 auch essgestört (es scheint wohl in der Familie zu liegen).
Ich hatte es nie so mitbekommen, da war ich gerade mal 11 Jahre alt. Sie hat das Essen eben immer in den Ausguß gekotzt und da kam es dann raus, weil der irgendwann mal verstopft war. Wir haben zwar ein gutes Verhältnis zueinander, aber nicht viel Kontakt und reden auch nicht darüber, aber ich weiß, dass sie ihre Störung nie ganz losbekommen hat.
Und wenn ich jetzt auch noch mit so einem Mist ankomme, dann bricht meine Mum zusammen, alles würde sich ändern, ich wäre nicht mehr die für sie, die ich jetzt bin. Und ich will sie doch stolz machen und ihr eine Freude, mein Leben meistern, nach all dem was sie durchmachen musste. Wenigstens mit einer ihrer Töchter soll sie keine Probleme haben.
Nein, das geht auf keinen Fall, dass sie das erfährt. Ausserdem glaube ich nicht daran, dass eine Therapie zwangsläufig etwas bringt. Ich weiß, dass ich das alleine hinbiegen kann, es muss eben von mir kommen, ganz tief drin muss ich es WOLLEN. Wenn ich das will schaffe ich es, wenn ich das nicht will, dann schafft es auch kein Therapeut.

Natürlich wollte ich immer aufhören, aber manchmal denke ich, man muss erst ganz unten sein, um wieder aufstehen zu können.
Gestern fühlte ich mich ganz unten, aber vielleicht geht es ja auch noch tiefer für mich!? Ich hoffe nicht.
Anvertrauen, mit jemandem darüber reden möchte ich nicht. Zumindest nicht mit jemandem, der sich damit nicht auskennt, der das nicht schonmal selber erlebt hat. Darum bin ich doch froh, dass ich gestern zu euch gestoßen bin. Meinen Freundinnen will ich es nicht erzählen, es würde nichts bringen, denn sie hören es sich zwar an, aber wissen eigentlich nicht von was ich da rede. Am Ende würden sie vielleicht noch zu meinen Eltern rennen und es erzählen. Ich habe das Vertrauen verloren. Meinem ersten Freund habe ich es mit 17 noch erzählt.
Er hat mir auch nicht geholfen, er meinte nur, dass ich ruhig noch ***kg mehr haben könnte, er steht sowieso mehr auf pummelige. Toll! Am Ende hat er mich damit erpresst, dass wenn ich mit ihm Schluß mache, er es meiner Mum erzählen würde. Der zweite Freund hatte es sich zwar angehört, aber danach nie wieder danach gefragt. Der dritte hat es auch gewusst, ich habe es gleich zu Anfang erzählt, mit ihm wohnte ich dann auch zusammen, aber wie ich schon berichtete, kümmerte ihn dies auch nur wenig bis gar nicht. Nein, ich werde es niemandem mehr erzählen! Ich bin seit nun 3 Jahren Single, es gibt keinen Freund, der mich da etwas unterstützen könnte, obwohl es mir gut tun würde...also mit ihm zusammenzuwohnen. Wenn man alleine wohnt, nicht ausgelastet ist und sich selber sowieso blöd findet, macht es das umso schwerer aus der Sache wieder rauszukommen.

Achso, das Verhältnis zu meiner Familie ist gut. Meine Eltern waren immer sehr liebenwürdig, immer für uns da und meine Mum tut alles für ihre Töchter. Meine beiden Schwestern sind verstritten, aber ich komme mit beiden klar. Die eine, die selber Essgestört war/ist, die weiß, dass ich da auch mal Probleme hatte. Sie hat aber auch nei wieder danach gefragt, wahrscheinlich weil es ihr auch peinlich ist.

Heute bin ich zuversichtlich, auch wenn mein Bauch immernoch etwas aufgebläht ist von gestern. Ausserdem sehe ich scheiße aus vom heulen und würgen, verquollen und alt.
Mein Brustkorb tut mir weh und mein Hals. Vorhin saß ich auf dem Balkon in der Sonne und das tat erstmal gut. Getrunken habe ich einen Latte Macchiato, aber nach essen ist mir heute gar nicht. Hätte auch gar nichts da, um mich vollzustopfen und werde es vermeiden heute einkaufen zu gehen. Ich bin froh, dass jetzt wieder öfter die Sonne scheint, denn der dunkel Winter ist Gift, um von der Störung wegzukommen. Im Sommer ist man dann doch mehr draussen und denkt nicht mehr so ans Essen. Nur kommen dann wieder diese Grillabende bei meienr Familie, vor denen ich jetzt schon Angst habe. Letztes Jahr sah es jedesmal so aus, dass ich zwar normal mitgegessen hatte, mir dann aber noch Fleisch, Brot und Salat habe mitgeben lassen und dann schnell nach Hause verschwunden bin, um den Rest möglichst zeitnah auch noch in mich reinzustopfen, um anschließend alles wieder loszuwerden. Also wirklich genießen konnte ich diese Abende nie, obwohl ich es so gern wollte:(.

Hobbies habe ich nicht wirklich. Mein Auto, mein Hund...ich weiß nicht, ob man das als Hobies bezeichnen kann, aber zumindest nimmt das letztere viel zeit in Anspruch und das Auto im Sommer auch wieder. Wichtiger wäre es, dass ich mal beruflich Fuß fassen kann. Ich wollte mich ja eigentlich selbstständig machen, aber sowas kommt einem ja nicht zugeflogen und um meinen Arsch hochzukriegen fehlte mir durch die ganze Scheiße die Kraft. Dabei könnte ich wirklich etwas auf die Beine stellen. DAS wäre viel eichtiger, als mich mit irgendwelchen Hobbies abzulenken. Wie man sieht, weiß ich ganz genau, was ich tun KÖNNTE und SOLLTE, aber an der Umsetzung hapert es eben noch. Ich habe oft das gefühl ich versinke, stecke in einer Art Treibsand und will mich befreien, bin aber wie gelähmt, kraftlos.

Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich glaube nicht daran diese Störung jemals wieder komplett loszuwerden. Mag sein, dass man es irgendwann in den Griff bekommt und möglicherweise auch wieder normal essen kann. Aber der Gedanke an Kalorien und dergleichen steckt wie ein winziger Stachel für immer im Hinterkopf. Es wird nie wieder so sein, wie vor der Krankheit. Ich wünschte, ich hätte nie damit angefangen!!

So, Jammern aus!

(...herrjeh, jetzt hab ich schon wieder so viel geschrieben:( )

Re: Es reicht!!

Verfasst: Mo Mär 07, 2011 19:14
von nudel
Hallo Mogin,
viele deiner ZEilen könnten exakt so vonmir stammen, auch wenn sie vielleicht etwas früher geschrieben worden wären. Auch ich habe lange geglaubt, nach dem ich endlich eingesehen habe dass ich ein Problem habe, gemeint ich muss da alleine wieder raus kommen und hilfe brauche ich nicht. Und ich wollte auch meine Mutter schützen und ihr das nicht antun.
Es ist halt nicht einfach. Ich kann deine Situation schon verstehen und auch wirklich voll nachvollziehen. Jedoch musste ich leider auf sehr "schmerzliche" weise erfahren dass es eben nicht so einfach ist und das ich es leider nicht alleine auf die Reihe bekommen habe.
Dennoch hoffe ich und wünsche dir dass du es schaffst alleine aus dem Sumpf raus zu kommen. Aber nur als Tipp es gibt ja auch die Möglichkeit ambulant eine Therapie zu machen, da würde dann in der Regel auch keiner etwas mitbekommen.

Und dann wünsche ich dir erstmal frohes ankommen im Forum.

LG nudel

Re: Es reicht!!

Verfasst: Mo Mär 07, 2011 20:21
von mogin
Liebe Nudel,

danke für deinen Beitrag! Vielleicht klingt es tatsächlich etwas naiv von mir zu meinen, ich könnte dies alleine schaffen. Aber bisher habe ich auch noch nicht alles versucht. Allein schon, mich Menschen mitzuteilen, die diese Sache nur allzugut kennen, hatte ich vorher noch nie getan. Ich sehe es als ersten sinnvollen Schritt. Ja, es gibt auch ambulante Therapien, aber glaub mir, es würde rauskommen, irgendwo, irgendwie. Ich habe zu meiner Mum sehr viel Kontakt, wir wohnen ca. 6 km voneinander entfernt, ich bin auch sehr oft dort - sie würde es merken, oder es würde mich jemand sehen.
Und ehrlich, auch wenns schon wieder blöd klingt, habe ich lieber noch eine Weile allein damit zu kämpfen, als dass sie davon Wind bekommt.

Noch bin ich überzeugt davon, dass ich es schaffen kann und ganz allein bin ich ja nun nicht mehr.
Möglich, dass ich das irgendwann anders sehe, wenn ich merke es klappt doch nicht.
Nebenbei bemerkt, habe ich in vielen Beiträgen häufig nachlesen können, dass eine oder sogar mehrere Therapien fehlgeschlagen sind oder diejenige rückfällig wurde. Sogar öfter, als dass eine Therapie langwierigen Erfolg gebracht hätte. Ich lasse mir halt auch ungern was sagen, von einem Therapeuten z.B., es ginge vielleicht nur nach hinten los, ich kann ganz schön bockig sein.

Ich hoffe du hast es geschafft, auch auf lange Zeit gesehen...

lieben gruß

mogin

Re: Es reicht!!

Verfasst: Mo Mär 07, 2011 20:41
von jeany
Liebe Mogin

Zum Thema Tehrapie bin ich ehrlich mir haben sie nicht geholfen sie haben zwar einen kleinen Grundstein gelegt aber alles was ich bis jetzt erreicht habe kam danach deshalb kann ich dich verstehen..Bei vielen anderen hier hat es aber auch geholfen deswegen habe ich gefragt..

Deine Familiengeschichte ist heftig und auch in diesem Punkt verstehe ich dich das du es nicht preisgeben willst.

Was deine Einstellung zu der Krankheit betrifft..naja solange du nicht weißt ob du wirklich loslassen möchtest kann man nichts weiter sagen nur hoffen das der Wunsch und der Wille irgendwann mal größer sind und du anfängst wirklich dagegen zu kämpfen.

Was bedeutet für dich ganz unten zu sein ..Koma..Halb Tod ?? Ich frage nur weil ich bin unheilbar krank geworden durch die Krankheit und danach kommt eigentlich nur noch das Ende das heißt ich bin ganz unten aber durch die Folgeschäden als das angefangen hat war ich schon clean und dachte ich könnte endlich wieder leben..Dann kam die Retourkutsche..

Was ich damit sagen will..du hast dein Leben ganz allein in der Hand ..egal was du tust du tust es für oder gegen dich..

Ich für mich selber liebe mein Leben auch wenn ich so krank bin ich bin ja selber schuld..überleg dir genau was du dir antust denn wenn du dann dein Leben ändern willst könnte es wie bei mir zu spät sein..

Re: Es reicht!!

Verfasst: Di Mär 08, 2011 0:07
von mogin
Hey Jeany,

was du damit meinst, ganz unten zu sein, habe ich gesehen. Ich habe die Bilder gesehen, habe gesehen, was diverse Mittel bei dir angerichtet haben.
Man fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Muss man erst so weit getrieben werden, um zu verstehen, dass man sich kaputt macht? Andere würden sich das fragen, ich kann das leider nachvollziehen. Man macht immer weiter, befindet sich in diesem Strudel...bis es zu spät ist. Finde es nebenbei wirklich mutig, dass du diese Bilder online gestellt hast. Ich persönlich habe noch nie diverse Mittel benutzt aber stolz bin ich nicht, ich mache dafür genug anderen Mist und mich damit kaputt.
Du hast Recht, zum ganz unten sein gehört vielleicht noch mehr, als das was gestern in mir vorgegangen ist. Aber es war schlimm genug, so schlimm, dass ich im Internet nach Hilfe gesucht habe, was ich vorher nie getan habe. Wie ich schon sagte, ich hoffe es kommt nicht noch schlimmer. Gesundheitliche Folgen hab ich nun schon, zumindest was die Zähne angeht. Die Beißer sind schon so pourös, dass wie gesagt der halbe Backenzahn einfach weggebrochen ist (es war eine Füllung drin) und ich nun mit 29 eine Krone brauche. Nebenbei hab ich einiges an Karies, was nicht verwunderlich ist. Die Zahnhälse liegen frei und sind angegriffen.

Ja, meine Familiengeschichte ist nicht gerade aus dem Bilderbuch. Meine 'Probleme' schiebe ich aber nicht darauf. Andere müssen sicher noch viel schlimmeres durchmachen. Es ist eben nur der Grund, warum ich es nicht erzählen kann und will und das wird sich auch nicht ändern.
Der Wunsch von der Krankheit abzulassen ist eindeutig da!! Ich kannte ja auch ein Leben davor und das war schön, normal, unbeschwerter. Ich konnte noch lachen, ich erkenne mich jetzt selbst nicht mehr wieder. Es ist einfach nur noch traurig.
Für heute zumindest lief es gut. Aber ich war von gestern einfach noch zu voll und mir ging es schlecht und hatte daher auch keine Lust auf Essen. Ausserdem wusste ich, falls ich nun fdoch fressen sollte, ich würde es nicht mehr rausbringen, weil mir alles wehtat. Also hab ich es gelassen. Im Moment esse ich mit Stäbchen ein paar Lachsstückchen mit Meerettich. Morgen fahre ich zu meinen Eltern und es wird abends gegrillt, davor habe ich teils Angst, teils freue ich mich, denn dann zeigt es sich ja, ob ich es schaffe 'normal' zu essen und zu Hause auch nicht aufs Klo zu rennen. Mir ist es ernst. Ich bin nicht umsonst hier.

Zu dir nochmal-es tut mir so leid, was du durchmachen musstest! Vor allem, dass es erst angefangen hat, also du quasi schon davon losgekommen warst. Wenn ich die Bilder sehe, dann schäme ich mich schon wieder, dass ich geschrieben habe, dass ich ganz unten war. Aber so habe ich eben gestern empfunden. Schlimmer geht immer und ich hoffe, dass ich nicht noch weiter rutsche. Es ist wirklich schlimm, was das ganze mit uns anrichtet.
Danke für deine Antwort!

liebe Grüße von der mogin

Re: Es reicht!!

Verfasst: Di Mär 08, 2011 7:41
von nudel
Guten Morgen Mogin,

ich denke das es nicht hilft, dass du dich mit jemanden anderen verglichst, sondern dass du deine eigene Wahrnehmung traust und ernst nimmst. Ich meine du selber hast dich ganz unten gefühlt hast dann ist das dein empfinden und ich finde das du es dann auch ernst nehmen solltest, was du ja auch getan hast.

Therapie ist nicht das Allheilmittel, es gehört auch sehr viel eigenmotivation zu. Ich habe die Therapie immer als anschupsdenken verstanden. Bei mir lief dass dann so ab es wurd mir ein kleiner Satz gesagt meist nur so nebenbei und ich habe ihn groß gemacht und erstmal ein bis zwei Wochen darüber nachgedacht. Ich bin zwar weitesgehend frei was die Bulimie angeht (ein paar Rückfälle). Zeitgleich muss ich mich dann aber mit nun frei gelegten Sachen auseinandersetzen, was auch sehr unangenehm ist, jedoch in der Hoffnung, dass es irgendwann besser wird.

Irgendwie habe ich den Faden jetzt verloren, vielleicht kommt er später wieder :roll:

Re: Es reicht!!

Verfasst: Di Mär 08, 2011 7:46
von jeany
Hey meine liebe Mogin..oh das mit den Zähnen naja was soll ich dazu sagen ich habe mit 29 gar keine eigenen mehr ich musste mich vor 2 Jahre einer totalbehandlung unterziehen und habe jetzt alles Implantate ich kann nur von Glück reden weil mein Arbeitgeber die kosten übernommen hat und ich nur etwas über 800 Euro zuzahlen musste..Ich bin stolz auf meine neuen Zähne auch das ist ein Grund das ich aufgehört habe ...aber die eigenen sind schon etwas anderes..und die Höllischen Schmerzen möchte ich nie wieder erleben.

Trotzdem kann ich alles was du schreibst nachvollziehen..ich kämpfe bis heute gegen die Krankheit an ..jeden Tag aufs neue..Aber ich bin auch stolz jeden Tag andem ich es geschafft habe und an jedem Tag wo mich mein Bauch in Ruhe lässt genieße ich es zu Leben..

Ich habe mir sehr viele Strategien überliegt um die ES zu überwinden..Aber das funktioniert eben nicht bei jedem ...leider gibt es kein Patentrezept.

Trotzdem lohnt es sich immer wieder aufzustehen denn wir haben doch nur dieses eine Leben..

Re: Es reicht!!

Verfasst: Di Mär 08, 2011 17:28
von Fuseli
Mich hat es sehr berührt was du geschriben hast.
Ich finde es toll hast du es aufgeschrieben..denn oft hilft das, etwas zu verarbeiten. In deinem Fall die Bulimie.
Da ich nicht Bulimie habe und somit eine Art Aussenstehende bin, kann ich dir leider keine Tipps geben...
Ich hoffe sehr für dich, dass du es schaffst aus diesem Kreislauf heraus zu kommen und vielleicht irgendwann auch wieder Spass und Freude am Essen hast!
Alles Gute!!
Liebe Grüsse
Fuselii

Re: Es reicht!!

Verfasst: Di Mär 08, 2011 22:02
von mogin
@nudel:

Ja, du hast Recht, man darf sich in dem Fall nicht an anderen messen-für jeden ist der Tiefpunkt ein anderer. Ich weiß eben, dass ich am liebsten gestorben wäre an dem Tag, wenn da nicht so viel dranhängen würde. Dann dachte ich wieder, ach komm, stell dich doch nicht so an, es ist nur ein voller Bauch, nur etwas sehr viel an Essen, das du diesmal eben nicht mehr auskotzen konntest. Aber ich glaube, hätte es mit der Kotzerei an diesem Tag wieder mal geklappt, dann hätte ich nicht diesen Versuch gestartet es in den Griff zu bekommen. Das war für mich so eine Art Zeichen.
Seit ich die Geschichte aufgeschrieben habe und weiß, dass es EUCH alle hier gibt, sicher die Einzigen, die mich verstehen, fühl ich mich irgendwie besser. Wieso mussten erst 14 Jahre vergehen?? Also werde ich es ja nicht allein schaffen (müssen), denn ihr helft mir.

Ja ich denke auch, dass das wichtigste die Eigenmotivation ist, der Wille wirklich damit aufzuhören, nicht nur so larifari.
Klar kann dann eine Therapie als Anschubser dienen. Ich versuche es erstmal ohne.


@jeany:

Das mit deinen Zähnen ist wirklich schlimm! :( Ich habe zwar schon einige deiner Beiträge gelesen, weiß aber nun noch gar nicht wie lange du mit Esstörungen zu kämpfen hattest. Ich meine, wenn du mit 29 nur noch Implantate im Mund hast, das ist heftig. Ich hab schon die Krise gekriegt, als der Zahndoc meinte, ich brauche eine Krone. Aber wer weiß, was noch alles kommt. Selbst wenn ich damit aufhören sollte, können die Folgen ja immernoch kommen. Und Zähne sind so scheiß teuer. Hast echt Glück gehabt, dass dein Arbeitgeber einen Großteil übernommen hat. Also Glück im Unglück sozusagen. Meine Schwester leidet unter Parodontose und der Zahnarzt prophezeihte ihr, dass ihr in ein paar jahren alle Zähne rausgefallen sein werden. Ob das von ihrer Kotzerei kam weiß ich nicht. Sie wird nicht einmal Implantate haben können, da ihr Kiefer sich ebenso langsam abbaut. Da wird nichts halten. Ich hoffe, dass es bis dahin etwas gibt, ansonsten heißt es eben Gebiss zum kleben. Sie ist 35.

Ja es ist ein täglicher Kampf, wie du sagst. Jeden Tag aufs neue. Und das wohl ein Leben lang.
Irgendwo hatte ich erwähnt, dass ich nicht daran glaube je wieder eine normale Beziehung zum Essen aufbauen zu können. Es wird immer im Hinterkopf herumspuken. Es hat glaube ich viel mit Kontrolle zu tun und Selbstdisziplin. Meinen Körper so akzeptieren wie er ist, auch wenn ich mal *kg zulegen sollte, nein das könnte ich glaube ich nie. Natürlich lässt sich dann nicht davon sprechen, dass ich gesund bin, aber mir würde es ja schon reichen, wenn die FAs und die Kotzerei nicht mehr wären.

Heute ist quasi Tag 2 meines Ausbruchversuchs und ich hatte keinen FA bisher und habe alles drinbehalten (naja viel war es ja nicht). Gestern war mir sowieso nicht danach, es tat alles weh. Heute habe ich einen kleinen Ausflug gemacht, meine Eltern besucht und ja, es gab eben Fleisch vom Grill, eine Herausforderung für mich. Da ich vorhin aber tatsächlich noch nicht so viel Hunger hatte, habe ich nur etwas gegessen und mir den Rest mitgeben lassen. Hatte keine Panik nach dem etwas. Der Blick auf meinen Bauch verriet mir, dass noch alles im Rahmen war. Denn sobald der nach dem Essen rundlich wird, dann steigt die Panik auf.
Dann bin ich nach Hause gefahren. Das kleine böse Männchen im Hinterkopf meldete sich und meinte, hey die Supermärkte haben noch offen, wir könnten ja noch 'etwas' einkaufen gehen. Das war auf einmal in meinem Kopf, da sieht man mal wie sich das alles schon so eingespielt hat.
Bin an einem MacDonalds vorbeigefahren, das böse Männchen sagte wieder, hey lass uns doch kurz ranfahren und ein paar Burger und Pommes holen, haste schon lange nicht mehr gegessen. Dann sagte ich mir, nein, ich habe das Fleisch vom Grillen dabei, das wird reichen für heute Abend.
Nun sitze ich hier, habe mir das Fleisch in schmale Streifen geschnitten und esse es kontrolliert Stück für Stück während ich hier schreibe. Habe leider mit Schrecken feststellen müssen, dass mir meine Mum zusätzlich noch Brot und Berliner eingepackt hat. Oh mein Gott! Sofort stieg Panik in mir auf. Habe ein Mal in den Berliner reingebissen und dann schnell alles in den Schrank gepackt. Jetzt hab ich Angst vor dem, was da im Schrank ist, denn der Abend ist noch nicht zu ende und mich würde keiner davon abhalten. Sie meinte es ja nur gut, konnte nicht ahnen, was sie mir damit antut.
Wie gesagt, der Tag ist noch lange nicht vorbei, zumal ich auch immer recht spät erst schlafen gehe und nachts wird es am schlimmsten.

Ich weiß nicht, ob das noch hierhin gehört, wenn ich über meine 'Fortschritte' schreibe oder ob ich in einen anderen Forumsbereich ausweichen soll!?
Bitte sag mir das jemand, wenn dem so ist.


@Fuseli

Dankeschön, ja es hilft wirklich wenn man das Ganze mal aufschreibt, noch wichtiger mit dem Wissen, dass es jemand liest.
Klar als Aussenstehender kann man nicht alles so nachvollziehen, umso toller wenn diese versuchen sich damit auseinanderzusetzen.

Re: Es reicht!!

Verfasst: Di Mär 08, 2011 22:45
von mogin
@jeany:

hey jeany, jetzt habe ich gerade gelesen wie lange du mit den Esstörungen zu kämpfen hattest. Da haben wir ja was den Zeitraum angeht fast etwas gemeinsam. 12 Jahre sind ebenfalls eine sehr sehr lange Zeit und dann kann ich ja nur noch dankbarer sein, dass meine Zähne bis jetzt standgehalten haben. Aber wie gesagt, ich habe Angst, dass weitere Folgeschäden erst noch kommen.

lieben gruß

mogin

Re: Es reicht!!

Verfasst: Mi Mär 09, 2011 1:12
von mogin
So, ich schon wieder.
Muss leider berichten, dass ich am heutigen zweiten Tag im Kampf gegen die Bulimie gescheitert bin. Hatte erst überlegt, dass es ja niemand erfahren muss, ich könnte einfach so tun, als hätt ich es heute auch wieder geschafft, genau wie gestern. Aber irgendwie ist das ja nicht Sinn der Sache, dann kann ich es gleich bleiben lassen, mich hier mitzuteilen. Also beichte ich euch. Ich schäme mich so sehr.

Wie oben schon erwähnt war ich bei meinen Eltern grillen und meine Mum gab mir noch ein paar Reste mit nach Hause. Ich habe es geschafft NICHT noch einkaufen zu gehen und NICHT beim Mäc anzuhalten. Ich wollte WIRKLICH, dass es diesmal nicht aus dem Ruder läuft. Ich habe es durchgehalten, ich fühlte mich gut dabei...bis vor einer Stunde ca. nachdem ich die paar Streifen Fleisch gegessen hatte, die ich mir extra abgezählt schön auf dem Teller drapiert hatte, hatte ich dieses eklige Völlegefühl und da war doch noch dieser kleine Berliner im Schrank in den ich soooo gerne noch einmal reingebissen hätte:(. Dann gab es ein innerliches Hin und Her....'ach komm, lass es so wie es ist, es war nicht viel und das Völlegefühl geht auch bald wieder weg....ausserdem hast du gar nichts mehr da, was du sonst noch in die reinstopfen könntest...ausserdem WAR DAS VORGESTERN NICHT GENUG? HAT ES DIR NICHT GEREICHT? HAST DU VERGESSEN WIE SCHEISSE ES DIR GING UND WAS DU DIR VORGENOMMEN HATTEST???'

Aber trotz dieser ganzen Gedanken die dagegen sprachen stand ich auf, ging wie ferngesteuert in die Küche, griff in den Schrank und holte das kleine Päckchen Berliner raus. Und das alles während es in meinem Kopf immerzu schrie 'tu's nicht, noch kannst du sie zurücklegen und es passiert nichts, du musst sie nur zurücktun mehr nicht'. Aber da hatte ich den ersten Bissen schon getan und den zweiten usw. und schon war der erste Berliner vertilgt. Schnell einen Schluck Wasser nachlegen, ich hatte sooo Durst. Und dann gab es natürlich noch mehr Bauch. Aaaaaah es war zu spät, schon hatte ich ** kleine Frühlingsrollen in der Bratpfanne, an die ich mich noch erinnert hatte sie vor ein paar Tagen in die Tiefkühltuhe gelegt zu haben. Während ich diese heiß machte, stopfte ich mir weiter das restliche Fleisch in den Mund. Ich hatte keine Gedanken mehr im Kopf, alles lief einfach so ab, ich war wie abwesend, alles um mich herum existierte für den Moment nicht mehr, wie es eben immer war. Wie ein Zombie, hirnlos, nicht mehr ich selbst.

Am Ende befand ich mich im Bad und fühlte mich schrecklich. Es musste raus, der Versuch scheiterte, genau wie vor zwei Tagen. Das darf doch nicht wahr sein! Ich hatte nichts daraus gelernt. Mein Brechreiz war seitdem weg, es funktionierte einfach nicht mehr. Aber es musste sein, ich musste es noch einmal schaffen, ich wollte mich nicht wieder die nächsten zwei Tage so voll und scheiße fühlen, ich wollte doch neu anfangen.
Irgendwie habe ich es heute doch nochmal geschafft und ich hatte diesmal Angst, dass irgendetwas in meinem Schädel platzen würde. So ein Druck war es. Ausserdem raste mir das Herz bis zum Hals und mein Nacken verkrampfte sich, genau wie mein Kiefer. Jetzt sitze ich hier mit schlechtem Gewissen, einem Brummschädel, irgendwie geschwächt, aber nicht resigniert! Morgen packe ich es nochmal an und ich werde es alleine schon deshalb lassen, weil ich weiß, dass es nicht mehr funktioniert. Auch wenn das so nicht Sinn der Sache ist, aber mir geht es vorrangig erstmal darum nicht mehr zu kotzen. Ich kann nicht alles auf einmal schaffen, muss mir kleine Ziele setzen.

Schlaft gut!

mogin

Re: Es reicht!!

Verfasst: Mi Mär 09, 2011 6:19
von jeany
Liebe Mogin

Sieh es nicht als scheitern sondern lerne aus jedem Rüchfall..Allein wenn du es schon eine Stunde schaffst dich dagegen zu stellen ist das schon ein kleiner Vortschritt wenn man bei jedem Rüchschlag wieder alles hinschmeisst und sich erniedrigt mit den Gedanken..Ich schaff das nicht oder ich bin zu dumm dazu usw...rutscht man weiter ab.. Wie man mit einem Rückfall umgeht kann auch zum Gesundwerden behilflich sein..Das zeigst du ja auch indem du weiter Hoffnung hast das es am nächsten Tag besser wird..Ich persönlich kenne keinen stärkeren Gegner als die ES ..aber niemand ist unbesiegbra..Sammel neue Kraft..JEDER TAG KANN EIN NEUER ANFANG SEIN

Re: Es reicht!!

Verfasst: Mi Mär 09, 2011 8:56
von nudel
Hei Mogin,

ich denke es auch so wie jeany, ich denke es ist einfach ein Erfolg das du es soweit geschafft hast. Wenn ich so lese wie schwierig es für dich zu erbrechen ist, denke ich immer daran dass dein Körper auch an einem Punkt angelangt ist wo er das nicht mehr will. Ich kenne diese Phasen, wo es einfach nicht mehr geht egal was man versucht und es war der Punkt an dem ich wirklich merkte das ich etwas ändern muss. Ich denke auch das die Es eine der härtesten Gegner ist, denn man muss sich immer mit seinem "Suchtmittel" auseinandersetzen.

LG nudel