Hallo, also bis Mitte letzten Jahres hatte ich meine Bulimie für eine Zeit im Griff, jedenfalls habe ich knapp sieben Monate nicht gekotzt, hatte allerdings Gewichtsschwankungen durch wechselndes Hungern und Fressattacken. Während eines Psychiatrie Aufenthaltes wegen meiner Bipolaren Störung für drei Monate(was nicht ganz freiwillig war) habe ich meine ES sowie etliche anderer Dinge dort verheimlicht um schneller entlassen zu werden. Wie gesagt, es war halt nicht freiwillig. Auf jeden Fall ist das Hungern dort immer schlimmer geworden, was irgendwann natürlich aufgefallen ist. Somit wurde mein Essverhalten stärker kontrolliert und ich musste mehr essen. Das hat es mir fast unmöglich gemacht jede Woche dort auf die Waage zu steigen und Sprüche seitens der Pfleger wie: „Wenn du dicht nicht wiegen lässt, kannst du dieses Wochenende keine Beurlaubung bekommen.“ usw., machten es mir nur noch schwerer. Jede freie, unbeobachtete Minute verbrachte ich mit Sport und Dehnübungen, ich konnte nicht mehr schlafen, nur noch der Sport zählte. Irgendwann wurde es mir dann zu viel und ich fing wieder an zu kotzen.
Ich habe übrigens von den Medikamenten, die ich seit des Klinikaufenthaltes bekomme zugenommen und dieses Gewicht runter zu kriegen wäre schon mit einer gesunden Essweise hart.
Seit meiner Entlassung ist es dann immer wieder durchgekommen und nach einigen familiären Notfällen ist mein Wille gesund zu werden wieder völlig im Keller. Ich weiß nicht wie ich es ohne das Kotzen schaffen soll ohne es gleichzeitig durch Hungern, zu viel Sport, Diätpillen und Abführmittel zu ersetzen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ohne das Kotzen in die Magersucht rutschen werde und ich traue mich nicht meiner Therapeutin von diesen Problemen zu erzählen, weil ich Angst habe wieder in eine Klinik zu müssen.
Ich falle schon bei den kleinsten Problemen in mein altes Muster zurück, manchmal glaube ich, ich suche förmlich nach Ausreden um die Krankheit weiter ausleben zu können.
Ich versuche mich zwar viel mit Kunst und in letzter Zeit besonders dem Geige-spielen abzulenken (was sowieso kaum möglich ist), doch jetzt habe ich wieder eine Ausrede durch meine Sehnenscheidenentzündung nicht spielen zu können und noch mehr abzurutschen.
Dadurch, dass ich nicht untergewichtig bin würde es mir bis jetzt niemand ansehen, deshalb rede ich mir einfach alles schön und verdränge den Gedanken krank zu sein. Ich erlaube mir nicht einmal die ES behandeln zu lassen, weil ich Angst habe es könnte ein Spruch kommen, es könne so schlimm gar nicht sein in Anbetracht meiner Figur, weil ich selbst genau dies denke.
Ich möchte gesund werden aber ich schiebe es immer weiter vor mir her.
Vielen Dank fürs Lesen und einen schönen Tag an alle.
Rosalie
Dann stelle ich mich auch einmal vor...-
#1Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.