Dann stelle ich mich auch einmal vor...-

#1
Hallo, also bis Mitte letzten Jahres hatte ich meine Bulimie für eine Zeit im Griff, jedenfalls habe ich knapp sieben Monate nicht gekotzt, hatte allerdings Gewichtsschwankungen durch wechselndes Hungern und Fressattacken. Während eines Psychiatrie Aufenthaltes wegen meiner Bipolaren Störung für drei Monate(was nicht ganz freiwillig war) habe ich meine ES sowie etliche anderer Dinge dort verheimlicht um schneller entlassen zu werden. Wie gesagt, es war halt nicht freiwillig. Auf jeden Fall ist das Hungern dort immer schlimmer geworden, was irgendwann natürlich aufgefallen ist. Somit wurde mein Essverhalten stärker kontrolliert und ich musste mehr essen. Das hat es mir fast unmöglich gemacht jede Woche dort auf die Waage zu steigen und Sprüche seitens der Pfleger wie: „Wenn du dicht nicht wiegen lässt, kannst du dieses Wochenende keine Beurlaubung bekommen.“ usw., machten es mir nur noch schwerer. Jede freie, unbeobachtete Minute verbrachte ich mit Sport und Dehnübungen, ich konnte nicht mehr schlafen, nur noch der Sport zählte. Irgendwann wurde es mir dann zu viel und ich fing wieder an zu kotzen.
Ich habe übrigens von den Medikamenten, die ich seit des Klinikaufenthaltes bekomme zugenommen und dieses Gewicht runter zu kriegen wäre schon mit einer gesunden Essweise hart.
Seit meiner Entlassung ist es dann immer wieder durchgekommen und nach einigen familiären Notfällen ist mein Wille gesund zu werden wieder völlig im Keller. Ich weiß nicht wie ich es ohne das Kotzen schaffen soll ohne es gleichzeitig durch Hungern, zu viel Sport, Diätpillen und Abführmittel zu ersetzen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich ohne das Kotzen in die Magersucht rutschen werde und ich traue mich nicht meiner Therapeutin von diesen Problemen zu erzählen, weil ich Angst habe wieder in eine Klinik zu müssen.

Ich falle schon bei den kleinsten Problemen in mein altes Muster zurück, manchmal glaube ich, ich suche förmlich nach Ausreden um die Krankheit weiter ausleben zu können.
Ich versuche mich zwar viel mit Kunst und in letzter Zeit besonders dem Geige-spielen abzulenken (was sowieso kaum möglich ist), doch jetzt habe ich wieder eine Ausrede durch meine Sehnenscheidenentzündung nicht spielen zu können und noch mehr abzurutschen.

Dadurch, dass ich nicht untergewichtig bin würde es mir bis jetzt niemand ansehen, deshalb rede ich mir einfach alles schön und verdränge den Gedanken krank zu sein. Ich erlaube mir nicht einmal die ES behandeln zu lassen, weil ich Angst habe es könnte ein Spruch kommen, es könne so schlimm gar nicht sein in Anbetracht meiner Figur, weil ich selbst genau dies denke.
Ich möchte gesund werden aber ich schiebe es immer weiter vor mir her.

Vielen Dank fürs Lesen und einen schönen Tag an alle.

Rosalie
Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.

Re: Dann stelle ich mich auch einmal vor...-

#2
Erst einmal vielen Dank für die Antwort. :)

Genau das ist im Moment mein Problem, ich weiß einfach nicht wie ich es schaffen soll aus der Krankheit herauszukommen. Ich mache das eigentlich immer mit mir allein aus, auch gerade, weil ich anderen Leuten schwer vertrauen kann. Immer wenn es anfängt ernst zu werden, dann mache ich vollkommen dicht. Vor geraumer Zeit habe ich mich zum Beispiel meiner Mutter anvertraut, dass ich Bulimie habe, doch als sie dann anfing das Thema bei Ärzten anzudeuten habe ich wieder angefangen alles zu verheimlichen aus der Angst man könnte mir die Krankheit 'wegnehmen'. Auf der einen Seite möchte ich sie loswerden, ich merke schließlich wie es mich kaputt macht, doch dann auf einmal bekomme ich regelrechte Panik in der Vorstellung mich meinem Leben ohne das ständige Fressen und Kotzen stellen zu müssen, schließlich ist es einfach alles worum sich mein Leben dreht. Ich tue nichts ohne den Hintergergrund: das verbraucht so und so viele kcal, dann kannst du am besten kotzen usw., ich habe für nichts anderes mehr Zeit.
Ich hoffe, ich werde irgendwie einen Weg finden, denn so kann es nicht mehr weitergehen...

Liebe Grüße zurück,

Rosalie

Edit: Was ich unbedingt noch loswerden muss: Ich habe heute den ganzen Tag noch nicht ein einziges Mal gekotzt. Allderdings habe ich etliche Diätpillen genommen(Auch sehr schlecht, ich weiß...:( ), es ist ein merkwürdiges Gefühl, nicht gut und nicht wirklich schlecht, ich weiß nicht. :?
Zuletzt geändert von The White Lady am Sa Feb 19, 2011 19:37, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.

Re: Dann stelle ich mich auch einmal vor...-

#3
Auch ein ganz liebes Hallo von mir

Und vorab gleich eine Bitte..HÖR BITTE MIT DEN DIÄTPILLEN UND ABFM AUF BITTE DU WEISST NICHT WAS DAS BEWIRKEN KANN BITTE::WENN DU SPÄTER EINMAL EIN NORMALES LEBEN FÜHREN MÖCHTEST DANN HÖR BITTE AUF MIT DEN MITTELN::EHE ES ZU SPÄT IST::DENN WENN ES ZU SPÄT IST WIRD DIE ESSSTÖRUNG DEIN KLEINSTES PROBLEM SEIN::BITTE HÖR AUF MICH::

Re: Dann stelle ich mich auch einmal vor...-

#4
Danke für die weiteren Antworten. <3

BertaSophie, ich habe mir deine Frage sehr zu Herzen genommen und wirklich lange darüber nachgedacht. Ich glaube ich würde endlich eine sehr gute Brieffreundin einmal zu mir einladen und einfach ein paar schöne Tage mit ihr verbringen. Das hört sich vielleicht nach etwas ganz normalem an, doch ich muss ehrlich zugeben, es wäre das erste Mal, dass ich von mir aus so etwas tun würde. Jahrelang habe ich mich abgekapselt und niemanden an mich heran gelassen und das alles nur weil ich mich so für mich schäme.
Ich habe einfach immer die Angst, dass sie mich nachdem sie mich persönlich, nicht nur durch Briefe oder durch das Internet, kennenlernt abartig finden würde. :shock:

Jeany, vielen Dank für deine Sorge, ich weiß das sehr zu schätzen und ich weiß auch wie sehr mir diese ganzen Mittelchen schaden werden, ich merke ja jetzt schon einige Anzeichen davon. Und jetzt, in diesem Moment meine ich wirklich ernst, dass ich damit aufhören will...Doch sofort nach dem Essen, was ich eh recht selten tue, werde ich panisch und es geht mit mir durch. Ich verliere völlig die Kontrolle, auch wenn es das war was ich durch das alles erstreben wollte.

Liebe Grüße,

Rosalie
Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.

Re: Dann stelle ich mich auch einmal vor...-

#5
Hallo @TheWhiteLady :)

Kannst du dir heute genaue Vorstellungen davon machen, wie es sein könnte, ohne ES zu leben? Ich konnte das nie, dachte immer, dass ein Leben ohne ES gar nicht "perfekt" wäre ( :roll: ) aber ich muss dir sagen, du weisst nie WIE es wirklich kommen würde. Jeztt hast du vlt. nicht sehr große Hoffnungen, glaubst, die ES könnten dich retten, aber sie demolieren. Man kann sich selbst nicht ausmalen, wie schön das Leben wirklich ohne ES sein könnte, aber das Leben wäre wirklich um eineiges besser! :) Ja, ich weiss, warum schreibe ich jetzt, wie es wäre ein Leben ohne ES? Ich kehre die Sachlage mal um: ist die ES jetzt wirklich der Retter? Der Tröster, das Ventil? Ich wollte das nur zur Veranschaulichung schreiben, weiss ja selber, wie schwer das alles ist und man nicht einfach aus kann..aber wie wäre es, wenn du dir jeden Tag den Gedanken gönnst, dir vorzustellen, wie schön es ohne ES wäre. Dann denke mal, welchen kleinen Schritt du für heute an den Tag legen könntest, um etwas in die richtige Richtung zu gehen. Bspweise schüttest du die Diätpillen ins Klo :) ..denn die kosten nur Geld, weisst du nicht, dass die gar nix bringen? Da sind irgendwelche Wirkstoffe, die nichts bewirken. PLACEBO, aber sie wirken gar nicht. Ich habe auch jahrelang welche genommen, haha, abgenommen habe ich nicht deswegen, aber mein Geldbeutel und dann mein Girokonto, die sind auch heute noch mager. Jeden Tag ein kleiner Schritt bei der Vorstellung eines schönen Lebens :) an einem Tag die Pillen wegwerfen, an einem anderen gesund ernähren. Du, wenn ich FAs habe, dann verzeihe ich mir. Klar, man kann sich auf die Stirn hauen und sich noch mehr ärgern und bestrafen, aber das bewirkt für später einen größeren, heftigeren FA. Ich habe gelernt mir zu verzeihen, Verzeihen ist auch sehr wichtig bei Entgegensteuern der ES. Seitdem ich mir verzeihe gehts mir wesentlich besser. Es fing an mir psyhisch besser zu gehen, dass sich dann in meinem Essverhalten positiv wiedergespiegelt hat und ich dadurch wesentlich weniger FA habe, die auch nicht mehr so deftig ausfallen :) Verzeihe dir, denn du hältst die Zügeln und sie etwas lockerer zu halten, schafft mehr Freiheit :)

In diesem Sinne

wünsche ich dir alles Gute!
:)

Re: Dann stelle ich mich auch einmal vor...-

#6
BerthaSophie Ja, es liegt mir wirklich sehr am Herzen. Wirklich sehr.
Ich denke schon, dass ich das tun würde. Nur den Mut erst einmal eine Therapie anzufangen fehlt noch. Ich habe schon so viele Therapien in anderer Sache angefangen und leider Gottes jede einzige abgebrochen, als es anfing wirklich um Eigeninitiative zu gehen; nicht nur mit der Sache zu leben, sondern auch etwas gegen sie zu tun. Weil ich einfach keinen 'Ersatz' für SVV und Zwänge zu finden scheine und sie mir in irgendeiner kranken Weise schon fast heilig geworden sind.
Ich habe einfach solche Angst mich meiner ES zu stellen.


light-up
Erst einmal vielen Dank für deinen wirklich ausführlichen Beitrag. :)
Ich habe mich bis jetzt eigentlich immer davor gedrückt mir ein Leben ohne die ES auch nur vorzustellen, es ist wirklich wie ein Ventil. Klar geht es mir bis zu einem gewissem Grad auch um den Körper aber das ist lange nicht alles. Ich tue 'es' vor allem, wenn ich nicht mehr weiter weiß, wenn mir alles zu viel ist, es ist auch eine Art Flucht. Ich kann nichts kontrollieren, nicht einmal das Essen. Das Kotzen ist das einzige was mir diese Art von Kontrolle zu geben scheint. Fast alles was ich tue ist eine Art von Flucht. Und das erwünschte Abmagern hat bei mir nicht im geringsten mit Schönheit zu tun. Ich habe einfach fürchterliche Angst vor einem eigenen Leben, mich irgendwann von meiner Mutter zu lösen und halt... erwachsen zu werden. Mein ganzes Leben macht mir Angst.
Und die ES gibt mir die Gewissheit, dass sich jemand(meine Mutter, eine der wenigen, die von meiner ES weiß) um mich sorgt und, dass man mich nicht allein lässt. Was ich mache ist schrecklich, ich mache meiner Mutter das Leben schwer, nur weil ich selbst Angst habe. -
(Ich schweife ab.)
Ich werde mir wirklich Mühe geben mir diese Gedanken ohne die ES einzuprägen, auch wenn es viel Anstrengung kosten wird.
Und an den Gedanken die Pillen vielleicht wirklich wegzuwerfen werde ich mich wohl auch gewöhnen müssen.
Und das mit dem sich selbst verzeihen wird wohl das härteste, denn für alles schlechte was in meiner Familie und mit mir passiert mache ich mir selbst Vorwürfe. Ich habe das Gefühl ich mache meine Familie völlig kaputt.

Aber ich werde es wirklich versuchen, denn auch wenn ich es mir oft nicht eingestehen kann und will, ich will raus aus der ES.

Liebe Grüße,

Rosalie
Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.

Re: Dann stelle ich mich auch einmal vor...-

#7
@Rosalie

..der Gedanke die Pillen wegzuwerfen darfst du dir ruhig zutrauen. da hilft ein Gedanke, der dir dabei hilft: kein Geld
Die Pillen wirken NULL, davon leben die Hersteller, irgendwelche Stoffe sind da drinnen, aber abnehmen kann man net, wie denn auch..gesunde Ernährung und Sport machen ;)

lG

Re: Dann stelle ich mich auch einmal vor...-

#10
Hmmm, so etwas ähnliches hatte ich vor ungefähr zwei Tagen...Ich hatte an dem Tag gekotzt, zu viele Diät Pillen und dann auch noch Abführmittel genommen und kurz vorm einschlafen hatte ich heftige Herzrythmusstörungen und Panik. Ich hatte echt Angst nicht mehr aufzuwachen, sollte ich einschlafen und es hat zwei Stunden gedauert bis ich mich beruhigt hatte.
Eigentlich hätte das schon Abschreckung genug sein müssen. Ich möchte das Zeug eigentlich nur noch loswerden.
Es ist jetzt nur noch Abführmittel da und ich hoffe so sehr, dass ich es heute schaffe es zu beseitigen.
Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.

Re: Dann stelle ich mich auch einmal vor...-

#15
Danke ihr beiden. :)

jeany, ich habe mir den Thread gerade angeschaut und ich weiß wirklich nicht was ich sagen soll. Es tut mir einfach nur verdammt leid, was du wegen diesem be********** Abführmittel durchmachen musst. Jetzt bin ich wirklich erleichtert, es entsorgt zu haben. Ich hoffe, ich werde nie wieder nachgeben und mir welches kaufen.

Rosalie
Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.