Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)
Verfasst: Do Nov 04, 2010 4:10
Hallo ihr
,
eben habe ich mich endlich mutig genug gefühlt, mich hier anzumelden, nachdem ich schon einige Zeit mitgelesen hatte.
Ich bin 19 Jahre alt und essgestört seit - hier fängt auch schon das Problem an. Einen genauen Zeitraum kann ich nicht angeben.
Vor zwei Jahren wollte ich erstmals ein *kg abnehmen, habe dann aber die Idee schnell wieder verworfen, weil ich schon immer sehr gerne und - wie andere Leute sagen - auch recht viel gegessen habe (lag aber immer im Bereich des unteren Normalgewichts).
Vor einem Jahr dann, nach dem Abitur und als ich von zu Hause auszog, um zu studieren, wurde in mir das Gefühl, zu speckig zu sein, immer stärker. Erst wollte ich wieder nur ein *kg abnehmen, in der Hoffnung, dass der Speckbauch sich dann verflüchtigt.
Ich habe begonnen, intensiv Kalorientabellen zu studieren, trotzdem aber normale Mengen gegessen und mich auf mein Hunger-bzw Sättigungsgefühl verlassen, das diente also nur zur "Beruhigung".
In dieser Zeit habe ich auch fast zwei Monate lang täglich Nudeln gegessen, aber überhaupt kein Süß. Ich hatte einfach nicht das Bedürfnis, etwas Süßes zu essen, es hat mir somit auch nicht gefehlt.
Da es mir aber psychisch zunehmend schlecht ging, zog ich wieder zurück zu meinen Eltern (das war kurz vor Weihnachten).
Während ich bis zum Jahreswechsel wieder in alter Gewohnheit und ohne Reue die zahlreichen Weihnachtsessen genossen habe, hat sich plötzlich Anfang Januar ein Schalter in meinem Kopf umgelegt, der mir sagte "Du musst dich zügeln und zwar jetzt".
Das ist mir dank meiner bis dahin recht stark ausgeprägten Konsequenz auch gelungen und so erreichte ich innerhalb weniger Wochen mein niedrigstes Gewicht bei meiner aktuellen Körpergröße.
Es folgten Monate, in denen ich wieder mehr gegessen, dafür aber auch etwas Sport gemacht habe, das Gewicht stieg etwas und ich fühlte mich auch nicht schlecht damit.
Im April dann hatte ich einen belastenden Streit mit einem Freund, der mir sehr nahe ging und den ich erstmals in der Nacht, nachdem wir unsere Freundschaft für beendet erklärt hatten, mit einer Packung Kekse erträglicher zu machen versuchte.
Allerdings war das nicht alles, es folgten mehrere Stücke Kuchen usw.
Am darauffolgenden Tag hatte ich ein extrem schlechtes Gewissen und sagte mir - und das war wohl der entscheidende Fehler - dass das NIE WIEDER passieren darf.
Von da an passierte es jede Woche einmal.
Ich habe nicht nur zu viel gegessen, sondern mich überfressen, bis mir richtig übel war - übergeben habe ich mich allerdings nie, da ich seit meiner Kindheit Angst vorm Erbrechen habe.Im Mai beschloss ich, ganz auf Süßes zu verzichten. Zwei Wochen lang habe ich gehungert, war besessen von Gewichtskontrolle und habe nur noch auf der Waage gestanden.
Mit "Erfolg": ein neues Niedrigstgewicht war erreicht, das laut BMI schon hart an der Grenze zum Diagnosebereich "Magersucht" kratzte.
Natürlich blieb das meiner Mutter und auch einer guten Freundin nicht verborgen, sie haben mich auf meinen deutlichen Gewichtsverlust, den ich zunehmend mit weiter Kleidung versteckte, angesprochen, aber ich habe immer gesagt, dass mir meine depressiven Stimmungen eben auf den Magen schlagen und ich einfach nicht so viel essen kann.
Danach musste ich quasi wieder mehr essen, weil es zu auffällig geworden wäre und ich auch ständig schwindelig war.
Bis Juni steigerte ich so die Nahrungszufuhr, nahm wieder zu und wurde unglücklich.
Leider geschah es von da an immer öfter, dass ich mich überfressen habe, erst zwei oder dreimal pro Woche, in den kommenden Wochen dann plötzlich jeden Tag (besonders, als ich im Sommer einige Zeit allein zu Hause war).
Seither besteht mein Leben nur noch aus hungern, um mich kurz darauf wieder zu überfressen und Sport zu machen wie eine Wilde.
Ich bin seit Anfang des Jahres in Therapie (zunächst wegen Depressionen), habe einen mehrwöchigen Klinikaufenthalt hinter mir, aber es wird immer schlimmer.
Meine Eltern wissen nichts von meiner Essstörung, zwei gute Freundinnen sind eingeweiht, ich spiele soweit wie möglich "heile Welt" und bin irgendwo zwischen Geständnis und Verstecken hin-und her gerissen.
Habe auch schon oft überlegt, ob ich mich übergeben soll, aber ich will es ja nicht noch schlimmer machen.
Ob ich hungrig oder satt bin, spielt inzwischen keine Rolle mehr, ich esse völlig losgelöst davon und kann einfach nicht mehr aufhören, wenn ich mal angefangen habe, sondern muss es bis zur absoluten Übelkeit treiben, um mich danach zu verachten.An manchen Tagen bin ich so verzweifelt, dass ich überhaupt keine Lebensfreude bzw Lebenslust mehr empfinde
Da alle Versuche, normal zu essen, immer in einem Fressanfall geendet sind, sehe ich mich gezwungen, ansonsten Diät zu halten, weil ich panische Angst davor habe, dick zu werden (bzw zu sein, obwohl ich weiß, dass ich das rein rechnerisch nicht bin, aber es beruhigt mich nicht).
So, jetzt habe ich ungemein viel geschrieben, ich kann mich einfach nicht kurz fassen
, vielleicht hat es ja jemand bis hier hin gelesen - dann VIELEN DANK!
Liebe Grüße,
ich
P.S: Da ich non-purging-Typ bin, habe ich das Gefühl - auch wenn es seltsam klingen muss - dass ich längst nicht so schlimm dran bin, wie die meisten Bulimiker...vielleicht gibt es hier ja noch jemanden, dem es ähnlich geht - würde mich über Nachrichten freuen!

eben habe ich mich endlich mutig genug gefühlt, mich hier anzumelden, nachdem ich schon einige Zeit mitgelesen hatte.
Ich bin 19 Jahre alt und essgestört seit - hier fängt auch schon das Problem an. Einen genauen Zeitraum kann ich nicht angeben.
Vor zwei Jahren wollte ich erstmals ein *kg abnehmen, habe dann aber die Idee schnell wieder verworfen, weil ich schon immer sehr gerne und - wie andere Leute sagen - auch recht viel gegessen habe (lag aber immer im Bereich des unteren Normalgewichts).
Vor einem Jahr dann, nach dem Abitur und als ich von zu Hause auszog, um zu studieren, wurde in mir das Gefühl, zu speckig zu sein, immer stärker. Erst wollte ich wieder nur ein *kg abnehmen, in der Hoffnung, dass der Speckbauch sich dann verflüchtigt.
Ich habe begonnen, intensiv Kalorientabellen zu studieren, trotzdem aber normale Mengen gegessen und mich auf mein Hunger-bzw Sättigungsgefühl verlassen, das diente also nur zur "Beruhigung".
In dieser Zeit habe ich auch fast zwei Monate lang täglich Nudeln gegessen, aber überhaupt kein Süß. Ich hatte einfach nicht das Bedürfnis, etwas Süßes zu essen, es hat mir somit auch nicht gefehlt.
Da es mir aber psychisch zunehmend schlecht ging, zog ich wieder zurück zu meinen Eltern (das war kurz vor Weihnachten).
Während ich bis zum Jahreswechsel wieder in alter Gewohnheit und ohne Reue die zahlreichen Weihnachtsessen genossen habe, hat sich plötzlich Anfang Januar ein Schalter in meinem Kopf umgelegt, der mir sagte "Du musst dich zügeln und zwar jetzt".
Das ist mir dank meiner bis dahin recht stark ausgeprägten Konsequenz auch gelungen und so erreichte ich innerhalb weniger Wochen mein niedrigstes Gewicht bei meiner aktuellen Körpergröße.
Es folgten Monate, in denen ich wieder mehr gegessen, dafür aber auch etwas Sport gemacht habe, das Gewicht stieg etwas und ich fühlte mich auch nicht schlecht damit.
Im April dann hatte ich einen belastenden Streit mit einem Freund, der mir sehr nahe ging und den ich erstmals in der Nacht, nachdem wir unsere Freundschaft für beendet erklärt hatten, mit einer Packung Kekse erträglicher zu machen versuchte.
Allerdings war das nicht alles, es folgten mehrere Stücke Kuchen usw.
Am darauffolgenden Tag hatte ich ein extrem schlechtes Gewissen und sagte mir - und das war wohl der entscheidende Fehler - dass das NIE WIEDER passieren darf.
Von da an passierte es jede Woche einmal.
Ich habe nicht nur zu viel gegessen, sondern mich überfressen, bis mir richtig übel war - übergeben habe ich mich allerdings nie, da ich seit meiner Kindheit Angst vorm Erbrechen habe.Im Mai beschloss ich, ganz auf Süßes zu verzichten. Zwei Wochen lang habe ich gehungert, war besessen von Gewichtskontrolle und habe nur noch auf der Waage gestanden.
Mit "Erfolg": ein neues Niedrigstgewicht war erreicht, das laut BMI schon hart an der Grenze zum Diagnosebereich "Magersucht" kratzte.
Natürlich blieb das meiner Mutter und auch einer guten Freundin nicht verborgen, sie haben mich auf meinen deutlichen Gewichtsverlust, den ich zunehmend mit weiter Kleidung versteckte, angesprochen, aber ich habe immer gesagt, dass mir meine depressiven Stimmungen eben auf den Magen schlagen und ich einfach nicht so viel essen kann.
Danach musste ich quasi wieder mehr essen, weil es zu auffällig geworden wäre und ich auch ständig schwindelig war.
Bis Juni steigerte ich so die Nahrungszufuhr, nahm wieder zu und wurde unglücklich.
Leider geschah es von da an immer öfter, dass ich mich überfressen habe, erst zwei oder dreimal pro Woche, in den kommenden Wochen dann plötzlich jeden Tag (besonders, als ich im Sommer einige Zeit allein zu Hause war).
Seither besteht mein Leben nur noch aus hungern, um mich kurz darauf wieder zu überfressen und Sport zu machen wie eine Wilde.
Ich bin seit Anfang des Jahres in Therapie (zunächst wegen Depressionen), habe einen mehrwöchigen Klinikaufenthalt hinter mir, aber es wird immer schlimmer.
Meine Eltern wissen nichts von meiner Essstörung, zwei gute Freundinnen sind eingeweiht, ich spiele soweit wie möglich "heile Welt" und bin irgendwo zwischen Geständnis und Verstecken hin-und her gerissen.
Habe auch schon oft überlegt, ob ich mich übergeben soll, aber ich will es ja nicht noch schlimmer machen.
Ob ich hungrig oder satt bin, spielt inzwischen keine Rolle mehr, ich esse völlig losgelöst davon und kann einfach nicht mehr aufhören, wenn ich mal angefangen habe, sondern muss es bis zur absoluten Übelkeit treiben, um mich danach zu verachten.An manchen Tagen bin ich so verzweifelt, dass ich überhaupt keine Lebensfreude bzw Lebenslust mehr empfinde

Da alle Versuche, normal zu essen, immer in einem Fressanfall geendet sind, sehe ich mich gezwungen, ansonsten Diät zu halten, weil ich panische Angst davor habe, dick zu werden (bzw zu sein, obwohl ich weiß, dass ich das rein rechnerisch nicht bin, aber es beruhigt mich nicht).
So, jetzt habe ich ungemein viel geschrieben, ich kann mich einfach nicht kurz fassen


Liebe Grüße,
ich
P.S: Da ich non-purging-Typ bin, habe ich das Gefühl - auch wenn es seltsam klingen muss - dass ich längst nicht so schlimm dran bin, wie die meisten Bulimiker...vielleicht gibt es hier ja noch jemanden, dem es ähnlich geht - würde mich über Nachrichten freuen!