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Verheiratet mit der Bulimie

Verfasst: So Okt 17, 2010 19:30
von bonbon
Hallo,

ich wollte mich auch mal kurz vorstellen.

Ich bin 36 Jahre und bin seit gefühlten Ewigkeiten eßgestört. Bulimie habe ich nun auch schon seit über einem Jahrzehnt.
Ich habe schon seit ein, zwei Jahren als Gast immer mal wieder hier mitgelesen. Besonders dann, wenn ich mal wieder besonders unter meinen FA gelitten habe. Kurioserweise las ich immer dann hier, wenn ich mich von einem drohenden FA ablenken wollte. Hey, es hat mir auch oft geholfen!

Selbst nach mehreren Klinikaufenthalten und ambulanten Therapien hat sich mein krankes Eßverhalten keinen Stratz geändert. Im Gegenteil hinterher ging es mir noch schlechter, weil ich mich wie ein Versager gefühlt habe, weil ich dem (wohl eingebildeten) Erfolgsdruck der Therapeuten nicht standgehalten habe. Deshalb habe ich mich mit der Bulimie und meiner Panik vor Kalorien einigermaßen abgefunden und versuche eben so ein einigermaßen zufriedenes Leben zu führen. Was mir meistens allerdings nicht gelingt.
Mittlerweile ist mir auch aufgefallen, daß ich die letzten Tage, als ich hier so rumgestöbert habe, insgeheim doch nach Tipps, wie man besser kotzen oder einfacher abnehmen kann, Ausschau gehalten habe. Da habe ich gemerkt, wie wenig ich gegen meine Eßstörung ankämpfe, bzw. wie subtil sie sich schon in meinem Denken eingenistet hat.

Aber hier geht es ja nicht darum, die BU zu glorifizieren oder zu manifestieren, sondern gegen sie zu kämpfen, so gut es geht. Das freundliche Miteinander hier finde ich sehr schön. Jeder hat hier so sein Päckchen zu tragen und ich bin nicht alleine. Und trotzdem muß jeder alleine für sein Eßverhalten sorgen. Und das hat mich motiviert, mich wieder stärker auf die Hinterbeine zu stellen und gegen meine FA zu kämpfen.
Vielleicht schaffe ich es doch mal, mich aus den Klauen der Eßprobleme einigermaßen rauszuwinden. Diesmal ohne Streß, Versagensängste oder zu hohe Erwartungen.

Ähm, bla,....
hoffentlich klang das jetzt nicht zu pathetisch. :?

Liebe Grüße
Bonbon

Re: Verheiratet mit der Bulimie

Verfasst: Mo Okt 18, 2010 11:36
von bonbon
Hallo Bärta,

danke!!

Hm, ich weiß auch noch nicht so recht. Eigentlch bin ich so depressiv, daß mir meine Freßanfälle als einzige Möglichkeit erscheinen, mich zu entspannen und meine Gedankenkreiserei mal sein zu lassen.
Wenn ich mal versuche meine FA sein zu lassen, geht es mir nur noch schlechter. Dann muß ich mit meinen ganzen Unfähigkeiten, Problemen und Sorgen rumplagen und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Und dann fange ich wieder an, zu kotzen. (darf ich das Wort überhaupt ausschreiben? Manche kaschieren es ja mit Sternchen.)
Weil ich auch noch eine Sozialphobie und eine Posttraumatische Belastungsstörung habe, habe ich mich sehr zurückgezogen. Zusätzlich habe ich noch Alkoholprobleme und kämpfe da auch noch gegen meine Sucht. Irgendwie scheint mir alles unüberwindbar. Wenn ich während einer Therapie meine Eßprobleme unterdrücke, verlagere ich meine Sucht auf Alkohol oder Tabletten oder sonstige selbstschädigende Verhaltensweisen.

Meine einzige Motivation ist im Moment, daß ich gesundheitliche Schwierigkeiten (welch ein Wunder) wegen der FAs habe. Seltsamerweise habe ich keine Verletzungen der Speiseröhre oder kaputte Zähne trotz jahrelanger, mehrmals täglicher FA. Daür habe ich eine chronische Gastritis und einen sehr trägen Magen-Darmtrakt. Ich habe ständig einen überblähten Magen und Darm und das tut schweineweh. Und das macht mir zu schaffen.

Ähm, oje, tschuldigung, ich bin ziemlich negativ.
Naja, heute habe ich aber einen guten Tag. Vielleicht sollte ich das einfach mal genießen und ein wenig malen. Das mache ich gerne und lenkt mich ab.

Liebe Grüße
Bonbon

Re: Verheiratet mit der Bulimie

Verfasst: Mo Okt 18, 2010 15:30
von Kittycat82
Hi Bonbon!

Deine Geschichte hört sich stark nach meiner an! Ich glaube, du machst dir viel zu viel Druck, in Bezug auf deine Genesung. Ich kenne das von mir selber: Wenn man mit Biegen und Brechen dahinter hängt, wird es oft noch schlimmer.

Ich habe auch solche Probleme mit meiner chronischen Gastritis, dem generellen Verdauen und Überblähung, jeden Tag Schmerzen, es ist einfach zum Kotzen!

Hast du denn in Bezug auf die Ursachen deiner psychischen Probleme in den Therapien schon Fortschritte für dich gemacht (Auch ein kleiner Schritt ist ein Schritt nach Vorne)?

Liebe Grüße
Kitty

Re: Verheiratet mit der Bulimie

Verfasst: Mi Okt 20, 2010 7:00
von Shilan
Hi Bonbon!
Willkommen im Forum!

Ich bin nun seit zwei Jahren clean von anderen Substanzen (Alk, Tabs, Drogen allgemein) ... geblieben ist mir nach 17 jaehriger Abhaengigkeit immer noch die Bulimie. Fressanfaelle stehen bei mir auf der Tagesordnung, sowie die Thematik rund ums Abnehmen.

Ich war in Therapie (wegen der anderen Suechte, nicht Bulimie). Mir hat die Therapie ueberhaupt nicht geholfen, danach fiel ich nur noch tiefer in den Strudel der Abhaengigkeit. Clean bin ich, seitdem ich ausgewandert bin ... in den Irak. Habe alles zurueckgelassen ... einfach so. Um von meinen Suechten loszukommen, musste ich saemtliche Lebensumstaende, -Gewohnheiten aendern. Nur so habe ich es geschafft. Und das nach 17jaehriger Karriere. :(

Tja, ich muss gestehen, dass auch ich teilweise nach Tipps und Anregungen gesucht habe, wie ich mich besser uebergeben kann und einfacher abnehmen kann... :? :(

Ich hatte auch jahrelang Sozialphobie. Wollte nie unter Leute, war lieber mit meinen Suechten alleine zu Hause und vergrub mich so quasi. Aber wenn Du zu viel alleine bist und dauernd alleine bist, kannst Du nicht gegen diese Gedankenkreiserei ankaempfen. Du musst den Teufelskreis durchbrechen. Etwas Einschlaegiges in Deinem Leben veraendern.
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Das hoert sich alles so pimpi einfach an und so dahergeredet und ich WEISS auch GANZ GENAU wie schwierig es ist alte Gewohnheiten zu aendern.

Ich kann Dir nur sagen, so war es bei mir.

Ich wuensch Dir aus ganzem Herzen, dass auch Du Deinen Weg findest. Du musst raus aus dem Teufelskreis. Gib nicht auf. Ich wuerde mich freuen, mehr von Dir zu lesen. Lieben Gruss aus dem Irak und alles Gute!

Re: Verheiratet mit der Bulimie

Verfasst: Mi Okt 20, 2010 10:09
von bonbon
Hallo,

danke für Eure Beiträge. Ich hbe mich resig darüber gefreut!!!

Oje, jetzt bin ich etwas durcheinander. Ich will auf alle angemessen antworten.

Also, was die Ursachen für meine Eßprobleme angeht, so ist es, wie "Bärta" es sagte: Da liegt wohl echt ein frühkindliches Trauma dahinter und eben ein ziemlich negatives Selbstbild. Ich habe schon immer gerne gegessen. Und als Kind war ich ein Moppelchen. Bei Schuluntersuchungen hieß es, meine Mutter solle mehr auf meine Ernährung achten. So habe ich schon früh mit Diäten (und mit heimlichen Freßanfällen) angefangen. Und ich habe mich und meinen Körper gehasst. Erst als ich zu arbeiten begann, habe ich durch den Stress und die gesteigerte körperliche Bewegung ohne Zwang abgenommen. Ich fand das so toll, daß ich es forciert habe. Ich habe mit Sport, Appetitzüglern und Hungern angefangen. Bis ich das Kotzen für mich entdeckt habe.

Das wurde innerhalb von Tagen zu einem richtigen Teufelskreis. Die Eßstörung hat mich schnell so was von geschafft, daß ich kaum noch arbeitsfähig war und ich mit Tabletten zum Wachwerden und dann mit Tabletten zum Schlafen nachhelfen mußte. Um die Wirkung der Pillen zu steigern, habe ich ziemlich bald zusätzlich noch Alkohol getrunken. Das habe ich aber nur 5 Jahre durchgehalten. Ich habe gekündigt und bin zum Entzug in eine Klinik gegangen. Ich habe deshalb gekündigt, weil ich mich geschämt habe, den Grund, warum ich in eine Klinik ging, zu nennen. Nach der Klinik wurde ich als noch nicht arbeitsfähig entlassen.
Von da an bin ich von Therapeut zu Therapeut, von Klinik zu Klinik weitergereicht worden. Jedesmal kam eine irre Diagnose nach der anderen dazu. Und artig, wie ich bin, habe ich dann auch die entsprechenden Symptome gekommen. :?
Ich habe das nicht extra gemacht, sondern eher, weil ich ein liebes angepasstes Mädchen sein wollte und die Erwartungen der jeweiligen Behandler erfüllen wollte.

Bis die Krankenkasse die Faxen dicke hatte und ich als austherapiert frühberentet wurde.
An eine Traumatherapie habe ich noch nicht gedacht. Ich bin schon in regelmäßiger psychiatrischer Behandlung, aber davon war noch nie die Rede. Das mit dem Verlagern der Symptome klingt sehr einleuchtend. Wenn das Grundproblem bestehen bleibt, bringt es nichts, an den Symptomen rumzudoktern. Deshalb habe all die Therapien nix geholfen.
Ich habe morgen einen Termin bei ihm. Da werde ich mal nach einer Traumatherapie fragen. Das klingt j echt mal nach einer Perspektive.
Zur Zeit nehme ich Valdoxan gegen meine depressive Stimmung und Seroquel zum Schlafen und gegen meine Unruhe.

Ähäm, es hat mir übrigens voll gutgetan, daß Ihr ähnliche Geschichten und "Karrieren" und auch Probleme mit Süchten, Gastritis oder mit der Verdauung usw. habt. Nicht, daß ich Euch das wünschen würde (niemand verdient so was!) aber ich habe gesehen, daß ich damit nicht alleine bin. Und das hilft mir gerade ungemein. Ich habe mich dafür nämlich auch vor den Ärzten geschämt, weil sie mich immer ein wenig als Hypochonderin dargestellt haben.

@Shilan,
cool!!! Irak??!!
Da gehört auch viel Mut dazu, denke ich. Alle Achtung.

Liebe Grüße
Bonbon

Re: Verheiratet mit der Bulimie

Verfasst: Mi Okt 20, 2010 12:21
von Piggi
Hallo Bonbon

Also verheiratet bin ich wohl auch mit der Bu**, aber ich erwäge die Scheidung sonst wär ich ja Bigamist-g-
Naja die Scheidung ist halt vedammt schwierig, die Bu** pocht auf Gewohnheitsrecht und macht einen ziemlichen Scheidungskrieg, so dass ich oft passe.

Was die Dinge in der Kindheit betrifft, naja kenne das von mir und bin auch in kleiner Rente-schäm, schäm, schäm, schäm, schäm-
Meine Thera sagte mal, dass, wenn die Traumas verarbeitet wären, dass ich dann erst die ES los werden würde.
Schätze mal, das wird bei dir auch so sein!!!!!!! Das du zu einem Therapeuten gehen kannst, wundert mich echt. Ich könnte das nie.

Wünsch dir alles Gute

cogito

Re: Verheiratet mit der Bulimie

Verfasst: Mi Okt 20, 2010 13:44
von bonbon
Hallo Cogito,

jaja, scheiden tut weh. Mir fällt dieser Scheidungsprozess auch sauschwer. Das ist wohl auch deshalb so, weil mein Scheidungsgegner auch nicht kampflos das Feld räumen mag. Irgendwie muß ich diese Leere, die die Eßstörung hinterläßt, füllen. Da gebe ich Shilan recht, ständig alleine zu Hause rumsitzen macht es nicht besser. Da fällt man von einer Grübelfalle in die nächste.

Meinst Du, Du könntest nie zu einem männlichen Therapeuten gehen? Oder zur Therapie allgemein?
Also, ich habe mir das auch nie so ausgesucht. In den Kliniken habe ich immer das Pech (bis auf einmal), daß ich Männer als Therapeuten bekam. Ich habe mich aber auch nicht getraut, rumzupienzen und einen Therapeutenwechsel zu fordern. Deshalb ging es wohl in den Kliniken auch nie so recht vorwärts mit mir. :evil: Zudem war da ja alles eher darauf ausgerichtet, normal zu essen und ich bin dort nie so in die Tiefe meiner seelischen Abgründe gegangen.
Bei den ambulanten Therapien hatte ich immer Frauen (da konnte ich es mir ja auch aussuchen).

Nach meinem letzten vollstationären Klinikaufenthalt kam ich in die Tagesklinik........und tataaaaa, wieder zu einem männlichen Therapeuten! Er ist auch gleichzeitig Psychiater und zu ihm gehe ich auch heute noch. Es ist aber keine Therapie. Da geht es nur darum, wie ich so den Alltag hinbekomme und wie die Tabletten wirken, und so.

Liebe Grüße
Bonbon

Re: Verheiratet mit der Bulimie

Verfasst: Mi Okt 20, 2010 13:47
von bonbon
cogito hat geschrieben:Meine Thera sagte mal, dass, wenn die Traumas verarbeitet wären, dass ich dann erst die ES los werden würde.
Oh, hüstel, das habe ich eben gar nicht so wahrgenommen.
Okay, es ging nicht um Therapie allgemein, sondern um männliche Therapeuten.

Liebe Grüße
Bonbon