Hallo Christinel,
vielen Dank für die so rasche Antwort auf mein 1. Posting!
Natürlich freue ich mich mind. genauso mit Betroffenen in Kontakt zu treten und von dir bzw. euren Erfahrungen zu profitieren. Zu gerne würde ich durch meine Beiträge in diesem Forum aber auch dich/euch im Kampf gg. diese Krankheit unterstützen, wohl befürchte ich, das nicht wirklich zu können:(
Andererseits, nach 2 Jahrzehnten Zusammenleben mit einer Suchtkranken ist man schon ein klein wenig erfahren - ohne mir hier aber irgendetwas anmaßen zu wollen!!!
Ich weiß noch zu gut, wie ich die erste Zeit (Jahre!) nach dem Outing meiner Frau über diese 'coole Möglichkeit immer eine schlanke Frau zu haben' gedacht habe.
Noch heute schäme ich mich für diese Gedanken, hm, ich hatte genau NULL Ahnung und war einfach nur dumm und vollkommen unreif:(
Ich muss auch gestehen, es ist ein wenig ungewöhnlich für mich, in so einem privaten aber doch öffentlich zugängigen Forum Persönliches von sich zu gegen;) Und noch dazu spreche/schreibe ich ja eig. über jemanden anderen, in diesem Fall sogar über meine Partnerin.
Ich möchte ja nicht den Eindruck erwecken, ich richte meine Frau aus od. posaune ihr Leid in die Welt...!
So hoffe ich schon sehr, dass diese Plattform wirklich integer und seriös ist, deine Rückmeldung lässt dies jedenfalls vermuten
Du hast u.a. gefragt, mit welchen Problemen wir so zu kämpfen haben.
Lass es mich so versuchen zu beantworten:
Ich dachte bis vor einiger Zeit immer, na ja, die Krankheit (ist das Wort eig. OK?) meiner Frau spielt sich zwischen dem Kühlschrank
und er Toilette ab. Mittlerweile glaube ich zu wissen od. bessergesagt vermute ich, das diese viel komplexer ist als der Gang zwischen den
beiden erwähnten Orten.
Z.B. kann ich i.d. letzten 20 Jahren auf einer(!) Hand abzählen, wann ich meine Frau sitzen und ein Buch lesen hab sehen od. einfach nur dasitzen und nichts tun.
Sie ist immer auf Achse. 3 Kinder (10,13,15), Haus mit Haushalt, Stress-Job (seit kurzem nach 15 Jahren Zuhausesein), Wettkämpfe für Marathon/Triathlon, fast jeden Tag Training, regelmäßig fort gehen und Freunde treffen, sehr wenig Schlaf und weitere Pläne ohne Ende.
Wenn ich sie frage, Schatz, schalte doch einen Gang runter, kommt die Antwort, das geht nicht, ich habe das Gefühl immer etwas zu verpassen UND allen beweisen zu müssen das ich alles kann und für alle da bin. Ein 'geht nicht' gibts nicht! Selbst unseren Kindern fällt diese Art der 'Hyperaktivität' schon seit langem auf und sind nicht wirklich happy damit (milde ausgedrückt).
Meine Frau ist sehr schlank und ihr Körper hat kaum Reserven, außerdem ist sie in letzter Zeit immer mehr gesundheitlich angeschlagen. Ich frage mich, wie lange hält ihr
zarter Körper und der Geist das durch...???
Und ich bin in all diesem irgendwo dazwischen. Die Kinder zB fühlen sich dzt. deutlich mehr zu Papa hingezogen (wohl auch weils Mädls sind;), was wiederum meine
Frau belastet und dadurch will sie noch mehr tun um nicht den 'Anschluss' an die Kids zu 'verlieren'.
Was ich mit diesem Beispiel zum Ausdruck bringen möchte ist dieses 'ich muss funktionieren das ALLE glücklich sind' macht über kurz oder lang meine
Frau kaputt ... und mich (und die Kinder?) auch.
Du fragtest auch, wie ich meine Frau unterstützen kann.
Mir ist klar, dass ein 'Außenstehender' einem Suchtkranken seine Sucht nicht austreiben kann, zumal ja die Krankheit 'nur' ein Ventil
für das ist, was er nicht oder nur sehr schwer verarbeiten kann (im Falle meiner Frau die Kindheit/Jugend, ein Ehemann der noch viel zu lernen hat, Stress, Perfektionismus((!)), etc).
Aber es MUSS doch irgendetwas geben, das auch ich -als jemand dem sein Partner wirklich viel bedeutet- tun kann, außer zu versuchen ihr so viel wie möglich abzunehmen. Und bei letzterem bin ich auch nicht wirklich sicher ob es so gut ist immer und sofort parat zu stehen!?
Außerdem kommt jetzt noch erschwerend hinzu, dass die beiden älteren Mädls ihre Mama als so eine Art Psycherl sehen und null Verständnis für die
Art und Weise wie Mama agiert haben. Auch hier muss ich erst lernen damit umzugehen, will aber der Sache unseren Kindern gegenüber aber auch nicht allzuviel Bedeutung beimessen..........
Also, wenn du bis hier hergelesen hast, Respekt, ich hab keine Ahnung wie soetwas hier aufgenommen wird, wenn sich ein sozusagen nicht Betroffener soviel von der Seele redet?
Vielen Dank jedenfalls und auf hoffentlich bald,
liebe Grüße
toms