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Jetzt will ich auch "richtig" mitmachen...
Verfasst: Di Jul 27, 2010 19:19
von Lenyna
Hallo an alle,
schon seit längerer Zeit (mehreren Jahren) lese ich immer wieder hier im Forum, vornehmlich dann wenn es mir nicht besonders gut geht. Ich habe es schon immer als sehr tröstlich empfunden hier lesen zu können, dass es auch noch andere gibt die sich mit ähnlichen Problemen, Sorgen und Ängsten rumplagen müssen. Eigentlich hatte ich den Plan in eine reale Selbsthilfegruppe zu gehen, aber obwohl ich in einer großen Stadt (fast 700 000 Ew.) lebe, konnte ich (noch) keine Selbsthilfegruppe finden die nicht nach dem 12 Stufen Programm der OA arbeitet. Das klingt mir irgendwie zu esoterisch... (Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, falls hier jmd damit gute Erfahrungen gemacht hat) Naja. Lange Rede kurzer Sinn, hab keine Gruppe gefunden und mich daraufhin hier angemeldet weil hier ja auch von Zeit zu Zeit reale Treffen vereinbart werden.
Nun kurz zu mir: Ich bin auch schon etwas älter; nämlich 31 Jahre und habe seit erschreckenden 18 Jahren ein gestörtes Essverhalten (vorwiegend Bulimie mit anorektischen Phasen und -worunter ich auch sehr leide- NES, kurz um: Ess-Chaos). Vor kurzem ist meine ambulate Therapie ausgelaufen (weil das Stundenkontingent erschöpft war) und irgendwie merke ich, dass ich immer noch nicht klar komme. (Die ohnehin kaum vorhandenen Essstrukturen verwischen völlig, mein Selbstbild geht den Bach runter und ich habe vermehrte wirklich schreckliche, selbstabwertende Gedanken die mir teilweise ernstlich Angst machen!) Desshalb versuche ich jetzt mir auf verschiedenen Wegen anderweitig Unterstützung zu holen. Ein Weg hat mich hier in dieses Forum geführt.
Ich freue mich darauf hier mitdisskutieren zu können und wünsche allen viel Kraft zum Leben!
Seid ganz lieb gegrüßt.
Eure "Neue" Lenyna.
Re: Jetzt will ich auch "richtig" mitmachen...
Verfasst: Di Jul 27, 2010 20:08
von Wollsocke
ersteinmal Herzlich Willkommen.
du sagst du warst in therapie...
warst du nur wegen der ES dort ?
hat sie dir denn geholfen , also wege aufgezeigt die du vielleicht ausbauen koenntest um aus der ES zu kommen bzw. dein essverhalten ein wenig zu "normalisieren"?
hast du schonmal ueber eine stationaere therapie nachgedacht?
lg,
wollsocke
Re: Jetzt will ich auch "richtig" mitmachen...
Verfasst: Mi Jul 28, 2010 8:15
von Lenyna
Hallo Wollsocke,
vielen Dank für Deine Antwort.
Also ich hatte, gerade während der Therapie auch bessere "Ess-zeiten". Und inhaltlich ging es viel um aktuelle Situationen/Konflikte und was sie mit meiner "Vergangenheit" (Kindheit, Familie...) zu tun haben. Ich hatte auch teilweise das Gefühl, dass für Sie (Thera) die ES nicht so interessant war. Sie hat das eher als sekundäres Problem gesehen, so nach dem Motto: Keine Konflikte - keine ES... Und die Theorie hab ich ja drauf, es hapert nur wie so oft an der Umsetzung... Und ich denke auch so lange mein Selbstbild schlecht ist und ich mein Selbstbild auf mein Körperbild übertrage (sprich mich fetter wahrnehme als ich vielleicht bin) kann ich mir kein/nur eingeschränkt Essen erlauben. Bzw. leite dann Gegenmaßnahmen ein wie k*** oder Sport oder anschließende Fastenzeiten... dass was hier wahrscheinlich die meisten nur zu gut kennen...
Ich denke durchaus, dass ne stationäre Thera mal ganz gut tun könnte, weiss aber nicht ob´s bei mir schlimm genug ist. Hab unteres NG und bin vor dem Hintergrund jetzt nicht gerade ein Akutfall... Das andere Problem ist, dass ich gerade mitten in meiner Diplomarbeit stecke und mir mein Studium mit diversen Minijobs selbst finanziere. Das heisst wenn ich nicht arbeite bekomme ich kein Geld...
Wie sieht das bei Dir aus? Hast Du Erfahrungen mit stationären Theras? Und hast Du Deine ES momentan im Griff? Warst Du nicht auch die, die bei der Loveparade dabei war??? Ich meine mich dunkel zu erinnern. Das ist ja zu krass und muss ja voll der Schock gewesen sein! Zu wissen dass in unmittelbarer Nähe von einem 19 Menschen gestorben sind. Boah... Da krieg ich echt Gänsehaut...
Nochmals Danke für Deine Antwort.
Ich wünsch Dir einen schönen Tag.
Viele Grüße.
Lenyna.
Re: Jetzt will ich auch "richtig" mitmachen...
Verfasst: Mi Jul 28, 2010 10:06
von Andalucia
Liebe Lenyna,
ein herzliches Willkommen hier im Forum. Schön, dass du dich nun auch aktiv beteiligst. 18 Jahre ist eine sehr lange Zeit. Bei mir hat man schon nach 11 Jahren von "kronisch" gesprochen. Ich will damit nicht sagen, dass es überhaupt nicht möglich ist alleine aus diesem Teufelskreis zu kommen denn meine beste Freundin hat es auch nach 10 JAhren ES im Alleingang geschafft, aber es wird von JAhr zu JAhr schwieriger. Dieses falsche Essverhalten, das man sich angelernt hat, scheint irgendwann Teil von einem selber zu sein und man kann sich nicht mehr daran erinnern, was "normal" essen ist.
Die Ängste "ich bin nicht krank genug" kennt wohl jeder der überlegt in eine Klinik zu gehen. Aber Gegenfrage: Hat jemand das Recht ins Krankenhaus zu gehen wenn er sich nur EIN Bein gebrochen hat und nicht noch zusätzlich den Arm und ein paar Rippen?
Ich hatte NG als ich in eine Klinik kam ICh sah auch nicht krank aus und studieren konnte ich auch. Dennoch ging es mir psychisch nicht gut und ich spürte, dass es nun an der zeit war etwas zu tun und dass ich nun auch bereit war.
Die Klinik hat mir sehr geholfen. Raus aus dem stressigen Alltag, viel Ruhe, Schlaf, Leute denen es ähnlich geht, Aufmerksaamkeit, ein geregelten Tagesablauf... Das war genau das, was ich brauchte. Im Normalfall hat man nie so viel Zeit für sich, um sich Gedanken zu machen, sich zu hinterfragen und dabei unterstützt zu werden.
Und das wichtigste, man lernt wieder richtig zu essen. In der Klinik wo ich war, hatte man genaue Vorgaben, da gab es kein AUsweichen oder weniger essen und das war gut so.
Ich wünsche dir alles Gute
ANdalucia
Re: Jetzt will ich auch "richtig" mitmachen...
Verfasst: Mi Jul 28, 2010 22:34
von Randexistenz
Ich glaube kaum, dass du erst UG sein musst um das Recht zu habe eine stationäre Therapie machen zu dürfen. Wichtiger ist doch wie du dich fühlst. Klar geht es immer irgendwie, solange bis es eben nicht mehr geht... Die Sache mit dem Studium ist natürlich eine Andere und da musst du für dich entscheiden, was dir wichtiger ist. Ich weiß natürlich auch nicht wie lange dein Studium noch geht und ob man das unterbrechen kann (ich hab wirklich gar keine Ahnung vom Studium).
Re: Jetzt will ich auch "richtig" mitmachen...
Verfasst: Do Jul 29, 2010 14:53
von Lenyna
Hallo Andalucia, hallo Randexistenz,
erstmal auch Euch vielen Dank für Eure Antworten! Und natürlich habt Ihr vollkommen recht: Essstörungen sind eine Kopfsache die sich nicht zwangsläufig in der Optik niederschlagen muss. Und ich ärgere mich auch wenn jmd einer dünne Frau unterstellt sie sei magersüchtig oder wenn einer NG-Frau nicht gelaubt wir, dass sie eine ES hat, bzw. dann der s**dumme Spruch kommt "Die sieht aber garnicht so aus...". Bei anderen habe ich für alles Verständniss nur nicht wenn es um mich geht. Aber dass kennen hier wahrscheinlich auch viele, dass man bei sich selbst ganz andere Maße zugrunde legt als bei jedem anderen.
Mein Studium zu unterbrechen um in eine Klinik zu gehen ist eigentlich keine Option. Es geht hoffentlich auch so. Klar ich muss schauen wie sich alles weiter entwickelt. Dass ich mich auf einem absteigenden Ast befinde merke ich schon... Aber ich will´s erstmal so probieren. Ich hab mich jetzt hier angemeldet und will mich regelmäßig beteiligen, was denke ich auch wirklich effektiv ist. Die Beiträge hier regen mich dazu an nochmal intensiver über meine Situation nachzudenken und eröffnen neue Blickrichtungen. Und ich fühle mich nicht so alleine was die ES angeht. Weiterhin habe ich mir vorgenommen, mich was das Essen angeht ein bisschen an meinem Freund zu orientieren, der hat ein sehr gesundes Essverhalten. (Also isst regelmässig, gesund und kann gut kochen) Und ich hab mich bei nem Hatha-Yoga-Kurs angemeldet, also diese eher meditativ-entspannende Yoga-Form. Sport mach ich eh schon regelmäßig (auch für die Stimmung, nicht nur wegen der kcals die dabei drauf gehen)... Naja und wenn das alles nicht hilft kann ich auch wieder zu meiner Thera gehen. So hat sie mich zumindest verabschiedet.
Hach ja mal schaun... Ich hoffe die Maßnahmen greifen...
Ich dank Euch jedenfalls nochmal für Euer Interesse und Eure Beiträge.
Werd jetzt noch ne Runde hier lesen/vielleicht auch schreiben und dann was für die Uni machen.
Ich wünsch Euch noch einen schönen Nachmittag/Abend und einen guten Wochenausklang.
Viele liebe Grüße.
Lenyna.
@Andalucia: Warst Du in einer Tagesklinik oder wie konntest Du nebenher studieren? Ist dass überhaupt gewünscht/erlaubt? Wird dann nicht argumentiert man könne sich nicht auf die Therapie einlassen wenn man nebenher arbeitet/lernt?
Nichtmehr zu wissen was normal ist kenne ich übrigens auch nur zu gut! Umso ermutigender ist es jetzt von Dir zu hören, dass es auch nach langer Zeit noch einen Weg zurück gibt (was auch immer "zurück" ist/war).