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Es muss doch zu schaffen sein...

Verfasst: So Jul 11, 2010 10:56
von SoL
Hallo an Alle!

Seit ich denken kann bestimmt Essen mein Leben. Ab 12-13 Jahren war es Fressen ohne Ende. Ab 19 Jahre hab' ich dann mit Hungerphasen angefangen. Vor 3 Jahren war ich ziemlich untergewichtig, das hielt nicht lange... vor 2 Jahren habe ich dann sehr viel durch Fressattacken zugenommen und jetzt will ich die angefressenen Kilos einfach nur wieder loswerden, schaffe es aber seit 2 Jahren nicht mit dem Fressen auszuhören und versuche zumindest durch Erbrechen wenigstens nichts mehr allzu viel zuzunehmen!

Ich investiere einen Großteil meines Geldes und meiner Zeit in Essen, hänge an Fresswochenenden ziemlich "verwahrlost" zu Hause ab und finde mich einfach nur eklig und möchte mich vor der ganzen Welt verstecken... Ich verpasse schöne gemeinsame Unternehmungen mit Familie und Freunden, weil mich die Fress- und Kotzattacken ziemlich isolieren.

Jeden Tag versuche ich dann auf's Neue mich zu "reinigen", dann halte ich mich tagelang zurück mit großen Fressattacken. Und plötzlich passiert es wieder und ich hasse mich dafür. Dann passieren Fress- und Kotzattacken zu Zeiten die besonders ungünstig sind, weil ich z.B. am nächsten Tag verabredet bin und mir davor vorgenommen habe "normal" bis wenig zu essen! Dann fühle ich mich aufgequollen und extrem unwohl...und hasse mich dafür schwach geworden zu sein. Dabei versuche ich sogar Fressen u. Kotzen zu planen und nach Treffen, Festen etc. "nachuzgeben". Doch dann passieren diese Attacken so plötzlich... und in letzter zeit einfach zu oft!!!

Gestern hatte ich mich mit Freundinnen getroffen und als sie abends gingen bin ich noch schnell zum Supermarkt und Kotzfressalien eingekauft. Die Nacht habe ich nur wenig geschlafen und bis jetzt besteht mein Restwochenende aus Fressen und Kotzen ... HILFE!!! Das ist doch kein Leben...

Liebe Grüße von SoL

Re: Es muss doch zu schaffen sein...

Verfasst: So Jul 11, 2010 20:36
von SoL
Hallo Bärta,

vielen Dank für Deine Nachricht.

Also ein stationärer Aufenthalt kommt garnicht in Frage. Ich hab' leider keine Möglichkeit längere Zeit der Arbeit fernzubleiben. Vor ca. 6 Jahren hatte ich es mal mit einer ambulanten Therapie versucht, aber schnell wieder abgebrochen. Ich war noch nicht bereit mir die Krankheit einzugestehen. Eigentlich wäre ein neuer Versuch nun angebracht. Der erste Schritt fällt mir jedoch wieder sehr sehr schwer.

Ich habe immer noch die Hoffnung, dass ich es alleine schaffe. Dass ich jetzt wieder eine Hungerphase einlege, abnehme und dann anfange normal zu essen. Das wäre mein größter Wunsch.

Jetzt werde ich nach einem Fresssonntag heute Nacht noch Sport machen und morgen, bzw. die Woche wieder hungern... ich kann nicht entspannen und dass ist echt so anstrengend...ich hasse das, fühle mich aber eklig und aufgedunsen...

Alles Liebe SoL[*]

Re: Es muss doch zu schaffen sein...

Verfasst: Mo Jul 12, 2010 9:22
von peterpan
Hallo SOL!
Also, nur für den Fall, dass du noch eine zweite Meinung brauchst: Ich denke genauso wie Bärta.
Alles, was du schreibst, hört sich besessen (sorry) an von der Krankheit. Das Ganze hat sich schon so chronifiziert bei dir, dass ich nicht denke, dass du es alleine schaffen kannst. Wenn du es denn überhaupt willst. Das ist das Wichtigste: Du musst wollen. Stell dir doch mal vor, wie dein Leben - sagen wir: in fünf Jahren aussieht... Was stellst du dir vor? Was wünschst du dir (schalte mal kranke Gedanken ab und wünsche dir jetzt bitte nicht, schlank/dünn zu sein)? Und was kannst du tun, damit es so wird, wie du es dir wünschst? Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder du machst so weiter.... oder du packst es an und versuchst deinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Ich hab mir mal gesagt: Ich möchte nicht irgendwann kurz vorm Sterben sein und mir dann sagen müssen: Ich habe nicht versucht, das Beste aus meinem Leben zu machen. Mein Leben bestand darin,mir Sorgen darüber zu machen, ob der dass ich zu dick sein könnte; nur ans Essen/Nicht-Essen/Kotzen zu denken.
Es gibt soooo viel Schönes im Leben, was wir wegen dieser Scheiß-Krankheit verpassen.
SO viele Jahre habe ich schon verschwendet. Ich habe die Krankheit nun 11 Jahre. Und mache seit 2006 Therapie. Ich falle immer wieder zurück in die ESSt aber es gibt auch wirklich gute Zeiten, die ich meiner Therapeutin in der Klinik zu verdanken habe. Ich mache Intervalltherapie. Wollte dir damit nur sagen: Erwarte auch nicht zu viel von einer Therapie - es ist auch für mich nach wie vor oft sehr hart.
Aber ich bleibe am Ball, weil ich gemerkt habe, dass das Leben viel mehr Spaß machen kann, als ich dachte. STell dir mal vor, du investierst all deine Energie, die du jetzt für deine Esst brauchst/verschwendest in etwas "Gesundes" (vielleicht kannst du dir jetzt noch nicht vorstellen, was das sein könnte, aber das kommt) - wie viel Kranft wirst du dann plötzlich für Dinge übrig haben, die dir gut tun?
Naja, ich hör jetzt mal auf, hier Weisheiten von mir zu geben. Das hört sich ja schon so an als wäre ich gesund... Leider habe ich nicht nur eine ESSt und habe noch einiges an Arbeit vor mir.
ALso: Ich denke als Erstes musst du dich entscheiden. Was dann kommt, ist der zweite Schritt.
Wenn du noch Fragen hast oder so.... kannst dich gerne an mich wenden.
Hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen.
PP