obwohl ich mich noch nicht so wahnsinnig lange hier eingelesen habe, wollte ich mich hier gern vorstellen. Mir hat es schon so sehr geholfen, einfach Eure Beschreibungen zu lesen, weil ich mich so oft darin wiedergefunden habe.
Ich bin 27 und Bulimikerin in der Rekonvaleszenz, wie ich es nennen würde. Begonnen hat alles so im Alter von ungefähr 12-14.
Ich mache seit Ewigkeiten "Therapie", aber eigentlich hat's erst die Psychoanalyse gebracht bzw. der Analytiker.
Mein Essverhalten ist seit der Pubertät "gestört" und das Verhältnis zu Essen, Körper und Gewicht nicht sonderlich entspannt, obwohl es im Vergleich zu früheren Phasen eine gefühlte 3000%ige Verbesserung ist.
Schön ist das veränderte Gefühl zur Bulimie/meinem Körper/dem Essen, das sich geändert hat, als ich sie nicht mehr aus meinem Leben zu verbannen versuchte, sondern nach ihr "geforscht" habe und sie beobachtet habe als sie schlief. Ich hab gar kein böses Monster gefunden, sondern ein trauriges, einsames Wesen, für dessen Schmerz sich niemand - nicht mal ich - freiwillig interessiert, obwohl es mir soviel abgenommen hat, mit dem ich nichts zu tun haben wollte. Das tut mir heute so wahnsinnig leid, und ich bin so froh, dass wir uns annähern, dass ich ihr den Schmerz abnehmen kann; ich kann dann quasi fühlen wie ich ein bisschen "heile", wenn der Schmerz auch durch mich geht und seine eigentliche Adresse findet. Verzeiht bitte den esoterischen Kitsch der Formulierungen; wahrscheinlich versteckt sich auch noch ein Rosamunde-Pilcher-Fan in mir.

Was mich im Moment sehr beschäftigt, ist das deprimierende Resüme, das ich nach 15 Jahren Bulimie (mein Gott, so lange) ziehen kann/muss. Ich habe im echten Leben irgendwie wenig auf den Weg gebracht, v.a. was so Mann/Familie/Freundeskreis betrifft.
Es ist traurig und auch ein wenig armselig und jämmerlich, dass ich - als eigentlich recht nettes Ding

Es ist so ein "gefühltes Wissen", dass genau das (Beziehungen zu anderen, "in der Welt sein" statt so komisch darin rumzuschweben) der Weg aus meiner lauschigen Psycholounge ist.
Als ich anfing zu schreiben, war ich noch etwas trübsinnig; aber jetzt so aus der Vogelperspektive ist es im Grunde nur ein weiterer notwendiger Schritt, der jetzt vielleicht einfach dran ist und eben aufregend, etwas angstauslösend und vielleicht auch traurig mit der Zwischenbilanz. (Ironie des Schicksals: Früher floh ich aus reglementierten Beziehungen in die Bulimie; heute bin ich sicher, dass die "Flucht" bzw. Rückkehr in aktiv gestaltete Beziehungen die Bulimie überflüssig macht.)
Ich schließe jetzt auf so einer halbgaren Note, aber genau so ist es ja im Moment auch mit mir.
Seid herzlich gegrüßt von
Perlhuhn