Bin auch neu hier... (brauche Hilfe!!!)

#1
Hallo,

ich bin auch neu hier. Habe schon öfters hier Beiträge gelesen, jedoch bis jetzt habe ich mich noch nicht dazu überwinden können mich anzumelden. Nun ist es soweit. Ich erzähle zuerst ein wenig von mir: Angefangen hat das ganze bei mir natürlich mit einer harmlosen Diät, da ich innerhalb kurzer Zeit um einige **kg mehr hatte, was natürlich auf zuviel Junkfood und Süßes zurückzuführen war. Also wie gesagt ich habe eine normale Diät gemacht und angefangen sehr viel Sport zu machen (mind. 1h /Tag am Fahrrad) und natürlich habe ich mich sehr beim essen eingeschränkt bis ich ziemliches Untergewicht hatte. Ich wurde natürlich von meinem Umfeld auch angesprochen was mit mir los sei und ich habe gesagt das ich nur eine normale Diät mache und das alles in Ordnung ist. Das war sicherlich meine Magersuchtsphase. Nun seit 2 Jahren leide ich an Bulimie (angefangen hat es kurz nach dem mein Dad viel zu früh nach einem Unfall verstorben ist ), gekoppelt mit Hungerphasen d.h. ich esse zwar nicht gar nichts, schon ein paar Dinge, jedoch mache ich extrem viel Sport. Die Bulimiephasen sind mal häufiger, mal seltener. Ich habe auch dazwischen 8 Monate gar nichts gehabt, dass heißt weder Magersuchts- noch Bulimiephase (da habe ich natürlich auch ein wenig zugenommen, und schlussendlich war es der Horror für mich). In der Anfangsphase der Bulimie habe ich auch meine Ausbildung abgebrochen, was ich seit damals sehr bereue... Ich befinde mich derzeit in einer anderen Ausbildung, diese gefällt mir nicht wirklich und ich möchte das nicht machen.

Alles in allem bin ich derzeit sehr am Ende und möchte eine Therapie machen, ich kann mich aber absolut nicht überwinden es meinen Angehörigen oder Freunden zu sagen, weil ja niemand weiß wies mir wirklich geht und ich will nicht verstoßen werden. Ich bekomme einfach gar nichts auf die Reihe und bin absolut verzweifelt. Dann im anderen Moment denke ich mir dann wieder, ich soll nicht so blöd tun, ich muss ja nur normal essen (auch wenn ich zunehme, die paar **kg!!) und einfach die Ausbildung weiter machen und niemand muss was davon erfahren (quasi mich selbst therapieren). Nur leider funktioniert das nicht, wie ich leider feststellen hab müssen.

Bitte helft mir und gebt mir einen Rat.

Re: Bin auch neu hier... (brauche Hilfe!!!)

#2
hey,
mir ging/geht es eigentlich genauso.
seit sieben jahren denke ich,dass ich mich selbst therapieren kann,aber das funktioniert einfach nicht.
das hab ich auch erst am sonntag eingesehen.
klar ist es für deine angehörigen ein schock,aber alleine schaffst du es nicht.
als meine mutter am sonntag davon erfahren hat,konnte ich sie kaum beruhigen. sie ist immernoch total schockiert.
aber anders geht es nicht!
sprich mit jemanden darüber,das wird dir helfen!
ich wünsche dir ganz viel kraft!

Re: Bin auch neu hier... (brauche Hilfe!!!)

#3
Hallo borboleta,

danke für deine Antwort. Ich habe mich meiner Mama anvertraut, zwar per e-mail (bin nicht zuhause, sondern weiter weg und übers Telefon konnte ich ihr das nicht sagen). Sie war natürlich geschockt und muss das sicher auch erst verarbeiten und ihre Gedanken ordnen, sie hat aber gut reagiert. Morgen werde ich zu einer Allgemeinmedizinerin gehen und mir eine Überweisung für eine Psychologin holen. Ich wünsche mir so sehr, dass alles wieder gut wird und ich bald wieder ein normales Leben führen kann, ohne ständig an mein Gewicht, Essen oder übertriebenen Sport zu denken - ich will mein Leben genießen und nicht selbst kaputt machen.

Wie geht es dir boboleta?Machst du eine Therapie oder wie sieht dein nächster Schritt aus?

Ich wünsche dir auch viel Kraft und danke dir noch einmal, deine Worte haben mir Kraft gegeben um die e-mail wegzuschicken!!

Re: Bin auch neu hier... (brauche Hilfe!!!)

#5
Hey Ihr,

ich finde, daß es ein wichtiger Schritt in Richtung Heilung ist, mit anderen über die B*/ES zu reden. Es ist meine persönliche Erfahrung, wenn ich das Problem aufdecke, habe ich die größten Chancen, es dauerhaft zu überwinden.

Zuerst mag es dann noch schlimmer erscheinen, wenn die Verwandten alle schockiert sind, wie peinlich! Aber ES/B* sind Suchterkrankungen, und Sucht lebt von der Heimlichkeit. Wenn ich offen damit umgehe, schütze ich mich vor mir selbst.

Das ist nicht unbedingt angenehm, weil ich dann die Macht des Geheimen über mich selbst verliere, und ein anderes Ventil für meine ungelösten Konflikte finden muß. Aber genau das ist der Weg, aus dem Labyrinth.

Ich muß lernen, meine inneren und äußeren Konflikte mit "erwachsenen" Methoden zu lösen, auf angemessene Art und Weise. Die ES/B* bewegt sich auf dem Level eines dreijährigen Kindes.

"Das Leben läuft nicht so, wie ich das möchte? Dann k* ich eben, vor Wut, Not, Hoffnungslosigkeit." Über andere Mittel verfüge ich nicht. Es ist nicht schwierig in die B*Sucht zu gelangen, ich gewöhne mich eben daran. Aber ebenso muß ich mir dieses antrainierte "Hilflosigkeits-Verhalten" auch wieder abtrainieren.

Das ist nicht so leicht, auf Anhieb, "es geht ja so einfach, FA, und wieder raus, und niemand weiß etwas davon...." . Abgewöhnen kann ich mir etwas am besten, wenn ich mir neues angewöhne. Günstiges, aufbauendes Verhalten. Positive Konfliktbewältigung. Kann (muß!) man lernen, am besten, schnellsten und einfachsten mit Therapie.

Das ist meine persönliche Erfahrung, nach 25 Jahren ES, davon lebe ich seit zehn Jahren abstinent, mit Eßplan. Je eher ich mich auf den Weg zurück mache, desto schneller bin ich wieder daheim. In meinem Leben. Es ist möglich, das zu erreichen. Wenn ich es denn will. Es erfordert Aufrichtigkeit, Hartnäckigkeit, Zähigkeit und Ausdauer. Aber es ist möglich.

Ich wünsche Euch weiterhin viel Erfolg.

Liebe Grüße

Mary Mary
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)

Re: Bin auch neu hier... (brauche Hilfe!!!)

#6
das freut mich total für dich!
ich hab nächste woche einen termin beim arzt und dann muss ich schauen, wie meine therapie aussehen soll.
hab auch noch nie irgendwas in der richtung gemacht, obwohl ich schon so lange mit der ES lebe.
das wird schon eine überwindung sein, sich einem arzt / therapeuten anzuvertrauen - wenn ich bedenke, dass es bei mir fast 7 jahre gedauert hab, bis ich jemandem davon erzählt hab. aber ich will das schaffen und endlich von der ES loskommen.
ich freu mich echt so für dich, dass du dich überwinden konntest.
du wirst sehen, bald geht es bergauf.
schick dir ganz liebe grüße!

Re: Bin auch neu hier... (brauche Hilfe!!!)

#7
Guten morgen,

@marymary: ich danke dir sehr für deinen Beitrag, sind sehr weise Worte und die lassen einen schon nachdenken. So bewusst habe ich mir das mit der ES noch nie gemacht, ich habe eher versucht alles zu verdrängen und darauf gehofft das sie vielleicht wieder von alleine weggeht, so einen Tag zum nächsten wie sie halt auch gekommen ist. Leider sieht die Realität aber vollkommen anders aus und auch ich dachte als ich einige Monate ohne k* ausgekommen bin, ich bin geheilt. Aber dann kommt halt die Magersucht in mir durch und ich esse nicht mehr viel und mache sehr sehr viel Sport. Naja auf Dauer ist das absolut kein erfülltes Leben. Ich merke nämlich immer mehr das ich mich von meinen Freunden/Familie abgrenze um ja meine Sporteinheiten einhalten zu können und um ja genau zu kontrollieren was ich esse, so etwas wie Spontanität gibt es gar nicht mehr und ich fühle mich immer mehr gefangen in diesem Kontroll- und Suchtwahn und der Käfig wird immer kleiner.

@borboleta: Ja irgendwie fühlt es sich heute sehr komisch an, dass ich es gesagt habe und ich fühle mich ertappt und auch sehr hilflos, meine Mama weiß glaub ich auch im Moment nicht wie sie damit umgehen soll (aber irgendwie auch verständlich). Ich bin froh das ich jetzt nach 2 Jahren den Schritt gemacht habe, naja genauer genommen hab ich ja seit 2 Jahren B, aber die Zeit davor würde ich schon als Magersucht bezeichnen (soweit ich mich errinnern kann kontrolliere ich schon seit ca. 5 Jahren mein Essen sehr genau und mache mehr Sport als "normale" Menschen). Ich freue mich auch sehr für dich das du nächste Woche einen Termin beim Arzt hast - ich wünsche dir viel Kraft damit du dich überwinden kannst.

Schick euch beiden liebe Grüße :)

Re: Bin auch neu hier... (brauche Hilfe!!!)

#8
Hey,

@ liebe sadangel,

erst einmal recht herzlichen Dank, für Deine Nachricht und die positive Rückmeldung!
sadangel hat geschrieben:angefangen hat es kurz nach dem mein Dad viel zu früh nach einem Unfall verstorben ist
Das ist hart. Das tut mir leid. Ich möchte Dir mein aufrichtiges Beileid dazu aussprechen!

Es ist oft so, daß schwierige Lebenssituationen die B* erscheinen lassen. Sozusagen als Kompensation für ein emotionales "Angst-Schmerz-Overload".
sadangel hat geschrieben:Ich habe mich meiner Mama anvertraut,
Das war sehr mutig von Dir, und ich glaube der beste "erste Schritt" den Du machen konntest. Auch wenn Deine Situation jetzt vielleicht schwieriger ist, und Du den Problemen mit dem Emotionalleben und der ES wirklich auf den Grund gehen mußt, um wieder "klar" zu werden.

Aufrichtigkeit ist für mich als B* die beste Lebensversicherung. Und ich finde, daß durch Aufrichtigkeit, im vertrauten Umfeld zunächst mal, alle Verwirrungen entwirrt und sortiert werden können. Dabei ist eine Therapie nützlich, damit Du Dein Innenleben genau betrachten kannst. Und selbst erkennst, welches "Denken", welche Gedanken Dich in der Sucht gefangen halten.

Gesund werden/sein beginnt zuerst im "Denken". Ich denke, "wenn ich dies tue, kommt das dabei heraus". Und so läuft es dann ab. Also ist es wichtig, zu erkennen, wie ich selbst zu den nicht gewünschten Ergebnissen gedanklich beitrage.

Nicht jeder der keine ES hat, ist deshalb dick oder dürr. Es gibt Leute die mit Essen "normal" umgehen können. Sind in unserer Gesellschaft zwar nicht mehr so viele, aber das liegt an unseren gesellschaftlichen Konzepten, und dem materiellen Überfluß. Aber, wenn ich Dich recht verstehe, konntest Du ja auch mal "normal" essen.
sadangel hat geschrieben:ich dachte als ich einige Monate ohne k* ausgekommen bin, ich bin geheilt.
Ja, das hab ich nach jeder überstandenen Akutphase auch gedacht. Aber nach ein paar Jahren hat sich die ES wieder eingeschlichen, und bis ich es erkannt habe, hing ich schon wieder drin.

Ich habe mich nach ewig langer Therapie und diversen Klinikaufenthalten für das Programm der "Anonymen Eßsüchtigen" (Overeaters Anonymus, OA) entschieden. Ich lebe seitdem, seit 10 Jahren, nach deren Eßplan, und besuche auch die A-Selbsthilfegruppen regelmäßig.

Ich halte mein Gewicht, NG, konstant. Komme mit dem Essen klar. Habe seit acht Jahren eine glückliche Partnerschaft, und außerdem eine schöne Wohnung, nette Nachbarn und liebe Freunde. Mein Leben hat sich sehr verändert durch OA. Zu meinem Vorteil.

Meine Untersuchungsergebnisse beim Arzt sind inzwischen top. Lange hatte ich diverse Mangelerscheinungen, vor allem Eiweiß!! und Eisen. Hat sich alles erledigt. Ich mache auch wieder Sport, aber in Maßen.

Jeder muß seinen eigenen Weg gehen, allein. Aber wir können Freud und Leid immer teilen, und uns gegenseitig Erfahrung, Kraft und Hoffnung geben.
sadangel hat geschrieben:ch merke nämlich immer mehr das ich mich von meinen Freunden/Familie abgrenze um ja meine Sporteinheiten einhalten zu können und um ja genau zu kontrollieren was ich esse,
Ich glaube, das ist ein wesentlicher Punkt. Ich muß zuerst und vor allem lernen, mich emotional abzugrenzen. Also innerlich.

Wenn jemand etwas von mir erwartet, was mir nicht gut tun würde, ist es wichtig, daß ich auch "Nein" sagen kann. Wenn ich das lerne, dann brauche ich die Sucht nicht mehr, um mich abzugrenzen.

Aber das ist wirklich eine schwierige Angelegenheit. Das lerne ich nicht an einem Nachmittag, mal eben so. Das ist eine Kunst, die ich im Prozeß des "Erwachsen-Werdens" lernen kann. Und die ich das ganze Leben hindurch verfeinern kann. Mit mir und der Welt zufrieden zu sein.

Zu erkennen, wer ich selbst bin, und was mir die anderen bedeuten. Und einen mittleren Weg finden, zwischen meinen Interessen und den Interessen der anderen. So daß es für mich selbst stimmig ist. Dafür ist eben eine Therapie sehr nützlich, da kann ich mein Innenleben genau untersuchen. Und mit der Hilfe einer "neutralen" Person herausfinden, was ich überhaupt will, und was nicht.
sadangel hat geschrieben:ich will mein Leben genießen und nicht selbst kaputt machen.
Ich denke, dies ist eine sehr gute Haltung, um die Aufgaben anzugehen.


@ liebe borboleta
borboleta hat geschrieben:klar ist es für deine angehörigen ein schock,aber alleine schaffst du es nicht.
als meine mutter am sonntag davon erfahren hat,konnte ich sie kaum beruhigen. sie ist immernoch total schockiert.
aber anders geht es nicht!
Das hast Du sehr klug erkannt. Es ist schön daß Du das geschafft hast und auch sadangel etwas davon nahe bringen konntest.

Ich glaube das es ein wichtiger Schritt ist, zu erkennen, daß ich Hilfe von anderen Menschen brauche. Aber daß ich selbst jederzeit bestimmen kann, wo die Reise lang geht.
borboleta hat geschrieben:sprich mit jemanden darüber,das wird dir helfen!
Auch das siehst Du, wie ich finde, völlig klar. Das ist auch meine persönliche Erfahrung.


Ich wünsche Euch beiden viel Erfolg auf eurer weiteren "Reise", und, daß Ihr lernen könnt, Eure eigene Kraft auf positive Weise zum Einsatz zu bringen.

Liebe Grüße

Mary Mary
Zuletzt geändert von mary mary am Fr Apr 09, 2010 14:28, insgesamt 1-mal geändert.
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.

(Aus dem Hevajra-Tantra)