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Am eigenen Schopf aus dem Dreck ziehen...

Verfasst: Di Jan 26, 2010 11:52
von Feliora
...aber was, wenn dabei immer wieder die Haare ausreißen?

Hallo ihr!

Ich lese schon ein gutes Weilchen immer mal wieder etwas in diesem Forum, jetzt möchte ich mich mal selbst vorstellen und partizipieren.

Ich bin jetzt Anfang 20, seit ein paar Jahren Studentin.
Richtig essgestört bin ich wohl seit der "Geschlechtsreife" , Probleme mit meinem Körper hatte ich aber schon ca. seit dem Grundschulalter. Glaubte seit damals, dass ich zu fett sei (motiviert durch familiäres Verhalten, denke ich), was zu dem Zeitpunkt natürlich nicht der Fall war. Mit der Zeit dann schon, das imaginierte Übergewicht manifestierte sich, im Laufe der Pubertät bekam ich dann natürlich das übliche Mobbing in der Schule um die Ohren geknallt. Erschwerend kommt hinzu, dass ich eine ziemliche Einzelgängerin bzw. "Zweiergängerin" bin, bzw. in meiner Kindheit immer nur mit einer Person befreundet war, also nie einen Freundeskreis / Clique o.ä. hatte.
Also beschloss ich mit nun endlich mal abzunehmen.. und es klappte auch ganz gut. Ich kann mich nicht genau entsinnen, aber ich glaub diese erste Diätphase verlief ernährungstechnisch noch einigermaßen gesund.
Nach ungefähr 1-2 Jahren kam ich dann irgendwie auf die Bulimie - "juhu, essen ohne zuzunehmen!". Allerdings anfangs noch seeehr sporadisch, nach ca. einem halben Jahr dann regelmäßiger, aber, was die Mengen anging, noch im unteren Bereich. Natürlich nahm ich mit der Zeit dann trotzdem zu. Und nach einem Jahr Bulimie beschloss ich aufzuhören und wieder Diät zu halten. Und ich zog es durch - und war *schwupps* in der Anorexie gelandet.
Das lief dann ungefähr 4 Jahre lang - gesundheitlich gings dabei natürlich bergab.
Dann beschloss ich mich gesund zu ernähren / zu leben - gleichzeitig mit dem studiumsbedingten Auszug von zuhause. Das klappte dann wiederum ca. ein Jahr lang, zwischendurch hatte ich aber immer mal wieder einige bulemische Rückfälle.
Dann gings richtig los mit der Bulimie, seit einem halben Jahr nun täglich (und oft auch mehrmals), seit ein paar Wochen nun mit wirklich großen Mengen und irre lang - nachmittags bis spät nachts. Mein Leben besteht quasi nur aus dem verzweifelten Versuchen aufzuhören (morgens: heute ess ich nix/wenig/normal/gesund), dann der Resignation, dem Essenseinkauf, dem großen Fressen/Kotzen/Fressen/Kotzen/F....
Bis ich dann irgendwann doch mal erschöpft ins Bett falle und wie ein Stein bis in die Puppen schlafe, nicht wirklich aufstehen will, es doch tue und nach dem Blick in den Spiegel tiereisch bereue - verquollene Augen, Tränensäcke/Augenringe bis zum Boden, fahle Haut, Kopfschmerzen, verätzte Zunge, (kapputte Haare / Haut an den Händen / Nägel)... Und dann geht das ganze von vorne los.
Obwohl ich ja eigentlich auch noch anderes zu tun hätte - natürlich nichts privates - das Thema Soziale Kontakte hat sich schon seit geraumer Zeit völlig aus meinem Leben verabschiedet.
Aber da gibts ja noch die Uni, da quäle ich mich auch regelmäßig hin, erledige mein Zeug mehr schlecht als recht...
Einen richtigen Lebenssinn hab ich auch schon lange nicht mehr. Erfolg im Studium ist mir eigentlich auch schnuppe, da mich mein Studienfach schon seit längerer Zeit nicht mehr wirklich interessiert... aber ich wüsste auch keine konkrete Alternative.


Tja, soweit so gut...bzw. schlecht....erstmal.

Liebe Grüße.

Re: Am eigenen Schopf aus dem Dreck ziehen...

Verfasst: Di Jan 26, 2010 14:16
von Laona
Hallo Feliora,

herzlich willkommen ! :-)

Ich glaube viele hier können Deine Geschichte gut nachvollziehen, weil sie es selbst ganz ähnlich leben bzw. erlebt haben.
Ich glaube auch, dass es gut und richtig, und vielleicht sogar wichtig ist, dass Du hier anfängst, ein wenig davon zu erzählen.

Ich persönlich kenne z.B. die Sache mit dem sich selber für zu dick halten in der Pubertät bzw. als Kind, und es erst in der Folge denn auch wirklich zu werden (und dann irgendwann eine Esstörung zu bekommen). Man wundert sich, wie hübsch und undick man doch tatsächlich gewesen, wenn man da mal auf Fotos blickt.

Vorerst wünsche ich Dir hier aber ersteinmal jede Menge neue und gute Kontakte, sowie eine Art von Freude und Glück daran, hier von Dir und Deinem Leben zu erzählen.

Liebe Grüße,
Laona