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der erste schritt ist geschafft - jetzt folgt ein langer weg

Verfasst: Mo Okt 27, 2008 16:12
von nitti
Hallo allerseits,

ich leide seit 10 jahren an bulemie und hab es seit ewigkeiten nicht mehr versucht damit richtig aufzuhören...ich hatte einfach zuviel angst davor. allein der gedanke hat mich fast erdrückt.
seit mai wohne ich jetzt in der selben stadt wie mein freund mit dem ich seit 1 1/2 jahren zusammen bin und den ich über alles liebe. ich habe ihn erst kurz vor meinen umzug von meiner ES erzählt und er hat mir versichert dass wir das gemeinsam schon schaffen. leider war es nicht so einfach wie gewünscht. ich sagte ihm ich habe damit aufgehört und hab heimlich aber brav weiter gek.... es wurde sogar immer schlimmer, so schlimm das ich schon in meiner neuen arbeit zum fressen (ich hab allein ein büro) und kotzen angefangen habe und abends auch für 1-2 stunden in meine wohnung gefahren bin zum k... ich merkte wie ich immer mehr die kontrolle verlor und dass ich immer verzweifelter wurde.
dann kam auch noch ein streit mit meinen freund wo wir über die zukunft diskutierten. und mir wurde klar wenn ich mal mit ihm in einen haus wohnen möchte und eine familie haben möchte muss ich die ES überwunden haben, ansonsten hat das keinen sinn. auch die unehrlichkeit ihm gegenüber machte mir immer mehr zu schaffen. er wußte dann dass ich "rückfällig" geworden bin. und da hielt ich es nicht mehr aus als er meinte ob ich jetzt wieder brav bin.
ich sagte ihm die volle wahrheit, vom kotzen in der firma, von meinen eskapaden wenn ich zu mir gefahren bin. er war total lieb und nicht blauäugig sondern ernst und ehrlich. ich sagte ihm auch dass ich jetzt wirkli aufhören möchte und dass ich mich zusammenreissen würde. er hat mir dann 3 bücher gezeigt, die er gekauft hatte als ich ihm dass erste mal erzählt habe dass ich bulimie habe. ich war so gerührt und so froh dass er schon damals das ganze net einfach vergessen und hingenommen hat. er hat mir die bücher nur nicht gezeigt weil er dachte wir brauchen die nicht mehr wo ich doch eh so brav bin.;-)

dass ist jetzt 6 tage her...und ich bin seit ewigkeiten wieder clean. freiwillig und nicht weil ich krank bin oder immer unter leuten. es ist nicht einfach und ich hab total angst vor nen rückfall und vor allem davor den mut dann zu verlieren. ich lese jetzt bücher wie ich mit dem essen besser zurecht komm. der vorteil ist dabei dass ich mich genausoviel mit dem essen beschäftige wie vorher...nur in eine positivere richtung. ich erkunde meinen körper wann er hunger hat, auf was und wenn i aufeinmal wieder den fressgedanken bekomm, woher der eigentlich kommt.
ja bisher hat alles gut geklappt. ich lebe und arbeite nun für jeden tag....weiter nach vor kann ich noch nicht denken, da ansonsten die angst oder die ansprüche zu groß werden. ich versuche zu erkunden worauf ich wirklich lust habe und versuch das auch zu machen...ohne die ausrede das würde ich machen wenn ich net fressen würd. ich schreibe viele gedanken auf und das beste ist. ich rede total offen und ehrlich mit meinen schatz über meine ängste und gedanken. und ich hätte es nie gedacht, aber es hat uns näher zusammengebracht.

ich halte euch auf den laufenden und würd mich freuen wenn ihr mir von euren erfahrunge mit den aufhören schreiben würdet. tipps und tricks wie man am richtigen weg bleibt.

glg nitti (tag 6)

Re: der erste schritt ist geschafft - jetzt folgt ein langer weg

Verfasst: Mo Okt 27, 2008 16:34
von désemparé
Hi nitti, erstmal herzlich willkommen hier im Forum!
Deine Geschichte, also zumindest der letzte Teil davon, klingt sehr positiv!
Es freut mich, dass dein Freund dich so unterstützt - so geht es nicht jedem! Nur, dass er dich als "brav" bezeichnet, wenn du nicht k*, finde ich ein wenig seltsam, aber naja, ich denke er meint es nicht böse ;)

Erzähl doch ruhig ein wenig mehr von dir, wenn du magst ;)
Grüßlis désemparé

Re: der erste schritt ist geschafft - jetzt folgt ein langer weg

Verfasst: Mo Okt 27, 2008 16:45
von Antja
Hallo Nitti!

Willkommen im Forum. Fühle mich als sogenannte 'Ehemalige' "prädestiniert" zu antworten :roll:

Naja, also EINEN oder DEN 'richtigen' Weg, um auf dem 'rechten Weg' zu bleiben, den wird es wohl nicht geben. Ich denke da hat natürlich jeder seinen eigenen.
Aber was ich aus meiner Erfahrung sagen kann:

- Schreiben - wie du es ja auch tust - ist schonmal sehr gut (das mache ich auch, habe ich immer gemacht, inzwischen ist es nicht mehr so 'nötig')
- Offen reden und ansprechen (so, wie du es auch schon machst... was soll ich dir eigentlich überhaupt noch sagen...)
- wenn man kurz vor dem Rückfall ist: alles tun, um zu heulen. D.h. evtl. entsprechende Musik hören, entspr. Filme schauen usw. Ich habe gemerkt: wenn mir nach Rückfall ist, will ich eigentlich immer heulen (schöner gesagt: weinen)
- nicht verdrängen, dass man einen Rückfall bauen wollte (dann kommt der nämlich doch noch irgendwann, dann aber ohne jegliche 'Kontrollmöglichkeit')
- bei Rückfallgefühl/ "Ankündigung": etwas gesundes essen, evtl. das ganze auch ersteinmal kochen bzw. 'zubereiten', sich aber in jedem Falle 'etwas gönnen'
- Freund oder Freundin anrufen
- schlafen oder an die Luft gehen (raus gehen, spazieren, unter Leute, in ein Kaffee oder so)

"Einfach" einsehen: Okay, ich bin krank, ich kann nicht immer ganz normal 'ticken' bzw. 'funktionieren'. Sich dann aber eben gerade nicht drängen lassen (auch zu keinen Versprechungen, im Übrigen...), sondern sagen: Okay, Kranke brauchen Ruhepausen. Wenn der Fuß gebrochen ist, kann man auch nicht einfach mal eben so stunden lange am Stück laufen.

Plus: Ich würde unterstützend auch - trotz aller Freunde, deinem tollen Freund usw. - eine Therapie beginnen. Damit Du trotzdem an zukünftiges Denken kannst (nämlich gemeinsam mit dem Therapeuten), ohne dich dabei zu überfordern.

Jo.
LG,
Anna