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neu - nicht ganz

Verfasst: Mo Okt 06, 2008 18:57
von jill
hallo!

ich bin zwar nicht richtig 'neu' hier, aber nachdem ich dieses forum die letzten zwei jahre nicht sehr oft besucht habe, das letzte mal vor ziemlich genau einem jahr hier war, sollte ich mich vielleicht doch vorstellen.

ich habe b* seit meinem 18. lebensjahr - in drei wochen werde ich 32, also fast mein halbes leben lang. ich habe sehr schlimme zeiten gehabt, aber auch sehr gute phasen, in denen ich (wahrscheinlich zu euphorisch) geglaubt habe, die es hinter mich gelassen zu haben. in therapie war ich auch einige jahren und hab es damals auch sehr gut verstanden, meine therapeutin (und auch mich selbst) zu belügen, so dass die stunden eigentlich nicht wirklich etwas gebracht haben. gearbeitet habe ich nicht wirklich an mir. und ich bin mir auch heute noch nicht so ganz im klaren, wie das geht.

im moment fühle ich mich wieder in einer art 'umbruchsphase' und auch dabei, aus den ereignissen der letzten jahre (erfolg in der arbeit, beziehung, hausbau, trennung, ausbildungen, freundschaften,...) schlüsse zu ziehen und das momentane ergebnis zu betrachten. es hat sich viel verändert, ich glaube auch, dass ich mich verändert habe, zumindest, was mein auftreten und meine wirkung nach außen betrifft. was aber geblieben ist, ist die b* und auch das, was für mich neben den f*- und b*-attacken für mich dazu gehört wie z.b. mein perfektionismus, der mich oft dazu bringt, bis an meine grenzen zu arbeiten, oder meine unfähigkeit, endgültige entscheidungen zu treffen, schlussstriche zu ziehen und mich zu verabschieden, oder mein verlangen, alles zu wollen. hier habe ich das gefühl, ständig einen schritt vor und dann wieder einen zurück zu machen. ich komme hier nicht von der stelle.

ich habe mich heute hier wieder eingeloggt, weil ich vielleicht hier einige treffen kann, denen es genauso geht, die in irgendeiner art und weise auch nachvollziehen können, wie es mir geht und die mir vielleicht auch weiterhelfen können. um mein gewicht, meine figur geht es mir schon lange nicht mehr (ok, ab und zu hab ich auch meine 'schlechten' tage), ich bekomme sehr positive rückmeldungen was meine arbeit betrifft, habe gute freunde, auf die ich mich verlassen kann, eine familie, die mich unterstützt und doch schaffe ich es nicht, die krücke (die es), die ich die letzten 14 jahre gebraucht habe, loszuwerden.

daher auch mein wunsch, mich mit anderen auszutauschen und ich hoffe, dass ich doch die eine oder andere antwort auf meine fragen finde.

lg :) , jill

Re: neu - nicht ganz

Verfasst: Di Okt 07, 2008 13:09
von maruja
huhu jill!

welcome back!
hier ist schon mal eine, die deine situation sehr gut nachvollziehen kann und die sich ebenfalls über einen austausch freuen würde!
du scheinst ja schon sehr, sehr weit gekommen zu sein in deiner bekämpfung der b*! ich kenne das verflixte dara, wenn nach langen, guten phasen wieder ein einbruch zurück zu alten verhaltensmustern kommt. habe auch schon mein halbes leben lang b*. dh. im mom bin ich schon sehr lange symptomfrei. das war scho öfters so, aber dann kam jedes mal der rückschlag. allerdings immer seltener und weniger heftig - ich KANN körperlich einfach nicht mehr und bin mir bewusst, dass jeder bulimische anfall wochen braucht, um von meinem körper verarbeitet zu werden (tagelange kopfschmerzen, latente übelkeit, schwäche, schlechte stimmung, launen...)
so wie du schreibst klingt das, als wärst du schon agnz schön weit entfernt von unserem "zwangsdenken". dein fokus liegt anderswo: job, freunde, selbstwert. BRAVO!!! das ist ein riiiesen schritt!
allerdings: wenn man sich von der b* entfernt, dann kommt der grüßet brocken auf einen zu: wie bestehe ich und beweise mich in der welt, OHNE krücke, OHNE mein langbewährtes hilfsmittel, die b*?
jahrelange arbeit, wie mir scheint... :roll: ich stehe auch genau an diesem punkt und erlebe jeden tag aufs neue, dass ich noch viel zu lernen hab. es ist, wie neu ngehen zu lernen. manchmal kommtmir vor, ich müsste schritt für schritt alles erarbeiten, was ich seit beginn der bulimie (mit 17) von mir weggeschoben habe.
aber ich bin überzeugt davon, das es geht. und deinen kopf hast du schon langen aus der schlinge. lass dich nur nicht entmutigen von gelegentlichen rückfällen und geh weiter deienn weg. die richtung scheint für dich ja zu stimmen! :wink:
viuel kraft und alles liebe!
m

Re: neu - nicht ganz

Verfasst: Mi Okt 08, 2008 18:39
von jill
hallo maruja,

danke für deine antwort :) es tut gut, auch einmal positive rückmeldungen zu bekommen. andere verstehen oft nicht, wie viel arbeit es für mich (und natürlich auch andere) bedeutet hat, überhaupt so weit zu kommen.

dass der körper rückfälle viel schlechter verkraftet als früher, kenn ich auch und kann das auch nachvollziehen. ich fall dann immer in ein tief (kann mich schlecht motivieren, lieg den ganzen tag nur daheim herum und fühl mich einfach schlecht) und ich brauch auch immer eine weile, bis ich da wieder heraus komm.
maruja hat geschrieben:... allerdings: wenn man sich von der b* entfernt, dann kommt der grüßet brocken auf einen zu: wie bestehe ich und beweise mich in der welt, OHNE krücke, OHNE mein langbewährtes hilfsmittel, die b*?
aber wie gehe ich damit um, wie schaffe ich es ohne diese krücke? wie gehst du damit um?

lg :) jill

Re: neu - nicht ganz

Verfasst: Mi Okt 08, 2008 18:54
von maruja
aber wie gehe ich damit um, wie schaffe ich es ohne diese krücke? wie gehst du damit um?
phuuh - na, DU stellst fragen! :wink:

ich stecke sigentlich noch mitten im prozess und bin auch auf der suche. allerdings hat mich die b* im laufe der jahre dermassen mürbe gemacht, dass ich sie einfach nicht mehr als krücke gebrauchen kann. sie ist viel mehr ein stein im weg. ein enormer, und den will ich mir nicht in den weg stellen. das ist die größte motivation, "es" NICHT wieder "zu tun".
ich fall dann immer in ein tief (kann mich schlecht motivieren, lieg den ganzen tag nur daheim herum und fühl mich einfach schlecht) und ich brauch auch immer eine weile, bis ich da wieder heraus komm.
genau dieses wissen hindert mich daran. naja...und im alltag begegne ich eben situationen, bei denen ich früher nach altbewährtem muster reagiert hätte: davonlaufen/verdrängen/es sich gefallen lassen/gute mine zum bösen spiel/abtauchen...um dann zuhause meiner sucht zu fröhnen und so zu tun,als gingen mich das alles nichts an.
das ist nun anders geworden. langsam, aber sicher.
und ich habe es bereits in einem anderen tread eh beschrieben: es ist vieles auf der strecke geblieben. freundschaften, jobs, gewohnheiten.
aber diese veränderungen hast du ja nach deiner einführenden beschreibung auch schon hinter dir (bewegte geschichte! - nochmals: hut ab!)
anstelle der krücke steht also gar nichts (vor allem keine neue krücke!). es ist eben der versuch, seit meinem 17. lebensjahr alleine und ohne hilfe zu stehen. dabei komme ich noch immer oft ins schleudern, ärgere mich über mich...aber jeder "erfolgreich" bestandene tag ist ein kleiner erfolg und ich merke, wie ich langsam sicherer werde.
hey! wie konnten früher auch ohne krücken sthen! und das verlernt man nicht so schnell! die b* war eben die bequemere variante, problemen aus dem weg zu gehen. aber der körper sagt eben irgendwann mal stopp. irgendwann stehst man an der wand.

also, jill. weiter geht's. lass idch nicht entmutigen. und ich wess jetzzt nicht, ob in dieser elendslangen beschreibung etwas brauchbares für dich dabei war.
alles liebe!
m