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Mein 2ter, doch erster Beitrag:o)

Verfasst: Mo Sep 15, 2008 6:51
von swissi
Hallo Zusammen

Seit einem Monat komme ich regelmässig auf diese Plattform um mir die Forumsthemen im Detail zu lesen. Es gab bereits Abende, an denen ich heulend vor dem PC gesessen bin, da mich die Einträge hier zu Tränen rührten. Tränen deshalb, weil ich meine Story quasi von anderen lesen musste.

Mir wurde deutlich, wieviel an dem selben leiden und wie schlimm dieser Teufelskreis ist in dem wir uns bewegen.
Zu meiner Person: ich leide seit 7 Jahren an Bulimie. Anfänglich nur "leicht". In den letzten 3 Jahren haben sich jedoch die Symthome extrem verstärkt.
Mein Umfeld respektive mein Freund mit dem ich zusammenlebe, weiss von meiner Krankheit. Seit diesem Sommer bin ich nun endlich bereit die letzten Schritte und somit auch die wichtigsten zu "gehen". Ich war in therapeutischer Behandlung, welche ich im März von mir aus abgebrochen habe. Ich war der Meinung, dass es ja alles gut war, doch schlussendlich muss ich da selber "rauskommen".
Und so stehe ich nun hier, mit dem Wunsch es selber zu schaffen...Illusionen hin oder her....Seit 2 Wochen hatte ich keinen Anfall mehr und ich bin stolzer den je...Sorgen eines Rückfalls beschäftigen mich und mir ist bewusst, dass der Weg noch sehr lange wird...Trotzdem bin ich nun jetzt schon stolz auf mich, da 2 Wochen im Verhältniss zu täglichen Attacken doch ein Meilenstein in meinem Wertegang sind.

Bestimmt geht es vielen von euch ebenso. Bestimmt kommt man immer wieder an diese Punkte, bei denen man denkt: "dieses Mal schaffe ich es"...Es würde micht trotzdem von denjenigen interessieren, die es "endlich" geschafft haben....wie spürten sie es, dass nun der Zeitpunkt da war?

Liebe Grüsse, Swissi

Re: Mein 2ter, doch erster Beitrag:o)

Verfasst: Mo Sep 15, 2008 11:13
von Nads
Hallo und herzlich WILLKOMMEN!!

Na endlich mal wieder jemand aus der Schweiz :wink:

Schön, dass Du hergefunden hast! Ich hoffe Du wirst Dich wohl fühlen. Aber da mach ich mir eigentlich gar keine Sorgen.

Was hat Dich denn bewegt, die Thera abzubrechen?
Und was sagt/ wie reagert Dein Umfeld auf die Krankheit? Hast Du da Unterstützung??

Auf 2 Wochen kannst Du mit Recht stolz sein!

Ich bin eine der "Ehmaligen" hier..naja und ich sags mal so..ich hatte da keinen bestimmten Punkt an dem ich gemerkt habe: Jetzt isses vorbei...der Weg war ebenso schleichend raus, wie es rein ging.
Ich hab 1,5 Jahre Thera gemacht, muss aber sagen, mir gleich von Beginn an Hilfe geholt zu haben, als ich nach einer Zeit der Sportbuliemie irgendwann mit AFM / kotzen angefangen habe. Vielleicht war dieTatsache, mich von anfang an nicht belügen zu können, mein großer Vorteil relativ schnell wieder rauszukommen. Das Kotzen lassen war für mich nicht so schwer, weil ich es hasste. Die FAs in den Grff zu kriegen schon eher. Ich hab dank Thera viele Denkanstöße bekommen und in diesen 1,5 Jahren sehr viel an mir gearbeitet. Seit etwa 2 Jahren bin ich symptomfrei und gehe wieder normal mit Essen um.
Ich kann nichtmal sagen, wann die FAs aufhörten...es wurden mit meiner Arnbeit an mir selbst weniger und irgendwann brauchte ich irgendwie keinen FA mehr haben. Komisch zu beschreiben irgendwie aber ich denk der Satz: Schleichend krank geworden und mit viel Arbeit schleichend wieder gesund geworden, riffts wohl.

Liebe Grüße Nadine

Re: Mein 2ter, doch erster Beitrag:o)

Verfasst: Di Sep 16, 2008 7:59
von swissi
Hallo Nads

Vielen herzlichen Dank für deine Antwort. Nunja, meine Beweggründe für den Abruch der Therapie waren eigentlich die, dass ich dachte meine Psychologin kennt sich nicht wirklich aus mit einer Bulemikerin.
Obwohl mir die Gespräche immer sehr gut getan haben, hatte das ganze einfach einfach keine "Hände und Füsse". Ich habe viel gelernt und auch viel über mich selber nachgedacht, doch es stimmte einfach nicht wirklich.

Diese Erfahrung musste ich nun schon des öftern machen. Ich war bei 4 verschiedenen Therapeutinen und bei keiner sah ich nach einer gewissen Zeit ein Hoffnungsschimmer. Plötzlich wurde mir bewusst, dass vielleicht genau das Teil meiner Krankheit sein könnte. Heute muss ich sagen, dass ich ein zu ungeduldiger Mensch bin und sobald ich nicht rasch ein Resultat sehe, gebe ich auf oder lasse es zumindest vorübergehend wieder sein und packe es dann auf ein neues wieder an.

Diese Eigenschaft nervt mich extrem und an dem muss ich stark arbeiten. Das schlimme am ganzen finde ich immer diese Gradwanderung zwischen dem absoluten und dem nichts...Weisst du was ich damit meine, liebe Nads?

Von meinem Umfeld weiss es nun mein Freund, mit dem ich zusammenlebe, seine Eltern und meine Mutter.
Mein Freund ist leider oft überfordert mit den ganzen Gedanken ums Essen. Ich spüre, dass er mir Helfen möchte. Es ist schön, dass er mich unterstützt, doch einen eigentlichen und guten Ratschlag in jenen Momenten, hat er leider nicht für mich.
Es hilft jedoch schon nur, dass er ein offenes Ohr für mich hat und so darf ich nun ganz ehrlich zu ihm sagen: "du, heute hatte ich fast einen Anfall.." oder "...ich fühle wieder diese innere Unruhe....komm lass uns was unternehmen.."
Meine Mutter, die leider kein Feingefühl zum ganzen Thema hat, ruft mich sporadisch an und fragt mich an: "Na, k** du noch?". Solche Aussagen bringen mich jeweils auf 180ig und so grenze ich mich mehr oder weniger total ab von ihr.

Re: Mein 2ter, doch erster Beitrag:o)

Verfasst: Di Sep 16, 2008 10:19
von Miezekatze
Hey swissi!

Ich bewundere wirklich deine Stärke, es von heute auf morgen 2 Wochen ohne k* zu schaffen! Ich versuche nun schon seit Jahren, da herauszukommen, aber ich schaff´s einfach nicht und von Tag zu Tag fühle ich mich der Sucht mehr und mehr ausgeliefert. Oft hab ich das Gefühl, es führt einfach kein Weg heraus. :cry:

Würde mich sehr über Infos freuen, WIE du das geschafft hast!

m

Re: Mein 2ter, doch erster Beitrag:o)

Verfasst: Mi Sep 17, 2008 19:57
von swissi
Liebe Miezekatze

Deine Worte sind Balsam für mich und so danke ich dir wirklich für deine liebe Antwort.

Ich glaube ich wäre die falsche Person um Ratschläge zu erteilen, da ich ja schon lange an der Bulimie leide.
Es vergeht überhaupt kein Tag, an dem ich nicht an das Essen denke und so befinde ich mich nach wie vor in diesem Teufelskreis.
Ausschlaggebender Punkt vor 2.5 Wochen war ein Anfall, der quasi den ganzen Tag lang dauerte! Ich hatte Frei und wollte mich eigentlich für mein berufsbegleitendes Studium vorbereiten. Anstatt dass ich jedoch lernte, hatte ich schon zum Frühstück meinen ersten Anfall (leider wie so oft auch schon...)...Am Abend war ich dann dermassen deprimiert, wütend, kraftlos etc. (leider kenne ich dieses Gefühl ebenfalls bereits schon sehr gut!!). Dieses Mal kam jedoch hinzu, dass ich extreme Schmerzen im Hals hatte und irgendwie rüttelte mich diese Tatsache wieder ein bisschen wach...

Wie du schreibst, habe auch ich schon unzähligemale versucht "davon los zu kommen" und bis zum jetzigen Zeitpunkt ist es mir selten länger als ein paar Tage gelungen.
Um aus dem Kreis raus zu kommen müssen vermutlich mehrere Faktoren passen. Ein Patentrezept suche ich seit Jahren leider vergeblich, doch vermutlich ist wohl das wichtigste, dass man selber am meisten an sich glaubt.
Was mir momentan extrem hilft ist, dass ich mit meinem Freund darüber reden "darf"...ich schreibe bewusst "darf", da es für mich lange nicht selbstverständlich war, dass jemand dieses Problem mit mir zusammen bewältigen möchte. Ich darf ihm erzählen, wenn ich ans Essen denke und er hört zu. Auch wenn er ab und zu nicht genau das "Richtige" sagt, ist doch jemand da, der ein offenes Ohr hat.

Miezekatze, hast du eine Freundin oder ein Freund, dem/der du dich anvertrauen kannst? Jemand, der gemeinsam mit dir den Weg bestreiten könnte?

Liebe Grüsse und danke noch einmal, Swissi

Re: Mein 2ter, doch erster Beitrag:o)

Verfasst: Do Sep 18, 2008 10:53
von Nads
Liebe Swissi!

Ich finde es schön, dass Du jemanden hast, dem Du so offen sagen kannst, wie es eben aussieht. Noch schöner ist, dass Du das auch tust!! Wie oft liest man hier von Angehörigen, die zuhören wollen würden und helfen wollen, die Betroffenen das aber aus Scham oder sonstigen Gründen nicht zulassen. Und das halte ich für den falschen Weg. Sicher muss man sich selbst helfen und sicher kann man sich da auch nur selbst rausholen, aber Unterstützung in dem Vorhaben stärkt einen doch immens. Deshalb freue ich mich sehr, dass Du einen so tollen Freund hast und ihr so offen zueinander seid.
Deine Mutter weiß sicher einfach nicht, wie sie damit umgehen soll. Ich denke, böse meint sie es nicht, aber ich kann sehr gut verstehen, dass Dich solche Aussagen auf 180 bringen. Das ginge mir wohl auch so!

Was hast Du denn für eine Therapie(n) gemacht, dass die alle nichts für Dich waren? Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Verhaltensthera gemacht. Wobei ich das mit der Ungeduld einem selbst gegenüber zu gut kenne. Ich bin mit mir slbst auch immer seeeehr ungeduldig. Aber aufgeben darf man trotzdem nicht, denn dann war ja alles umsonst!

Ich drück Dir weiter alle Daumen in Deinem Kampf raus und freue mich, von Dir zu lesen!!

LG Nadine

Re: Mein 2ter, doch erster Beitrag:o)

Verfasst: Sa Sep 20, 2008 6:39
von Miezekatze
Miezekatze, hast du eine Freundin oder ein Freund, dem/der du dich anvertrauen kannst? Jemand, der gemeinsam mit dir den Weg bestreiten könnte?
Leider nicht. Ich könnte mir nie vorstellen, DAS jemandem zu sagen... hab zwar wirklich sehr gute freunde (die wahrscheinlich eh alle was von dem selbst auferlegten martyrium ahnen), aber ich kann und will einfach nicht "die katze aus dem sack lassen". jeden tag hoffe ich erneut, dass mir heute endlich der knopf aufgeht und es gibt auch immer wieder zwischendurch mal bessere phasen aber alles in allem stecke ich nach wie vor bis zum hals in der sch... :roll:

ich denke, ich werd´s jetzt wirklich mal mit hypnose versuchen. rein intuitiv glaub ich irgendwie, ich sprech da drauf an. vielleicht kann das ja eine brauchbare "krücke" auf dem steinigen weg aus dieser besch... krankheit sein.

swissi, du machst mir jedenfalls mut und das tut total gut. :)

busserl m

Re: Mein 2ter, doch erster Beitrag:o)

Verfasst: Sa Sep 20, 2008 13:02
von swissi
Liebe Nadine, liebe Miezekatze

Im generellen bin ich ein Mensch, der anfänglich extrem begeistert ist von einer Sache und dann eben wie bereits erwähnt, schnell die Geduld verliere.
So habe ich 4 Gesprächstherapeutinnen, eine Akupunkturtherapie, eine Ernährungsberatungstherapie, ja ich war sogar schon bei der Kinesiologin.
Anfänglich hatte ich immer das Gefühl: "doch, dieses Mal bringt es was.."..Doch als ich leider nicht wie erwartet mit den Fingerschippen konnte und es war weg, so war ich schlussendlich nur noch enttäuschter :roll: .

Heute bin ich nun soweit, wo ich auf meine "Versuche" zurückblicke und sagen darf, dass mir bestimmt alles geholfen hat in irgendeiner Form. Es tat immer sehr gut mit einer "Fremden" über meine Probleme zu sprechen, denn im Anschluss wusste ich immer, dass ich nach einer Stunde wieder zurück in meine "Welt" gehe. Leider war diese jedoch nicht die Lösung, denn die Bulimie habe ich, weil vielleicht etwas in "meiner Welt" nicht stimmt und ich somit genau da mit jemandem darüber reden muss, der oft in meiner nähe ist und vor dem ich mich dann nicht verstecken kann, wenn es mir nicht gut geht.
Einen Rückfall habe ich bis heute noch nicht gehabt und es fühlt sich heute langsam wieder ein bisschen so an, wie damals...Jene Zeit als Essen noch nicht Mittelpunkt in meinem täglichen Leben war, wo ich nicht ständig diese innere Unruhen hatte, da ich zwischen Hunger, Attacken und E* probierte ein "normales Leben" zu führen.

Es ist und bleibt leider auch eine Sucht und so hatte ich in den letzten 3 Wochen extrem gegen "Entzugserscheinungen" kämpfen müssen...

Richtig ist, dass man am Ball bleibt, wie das Nadine schreibt. Leider ist es nicht immer einfach...

Liebe Grüsse, Swissi