...eigentlich nicht ganz so neu...

#1
Hi!

Hm, ich bin jetzt schon ein Weilchen hier im Forum, genauer gesagt seit März dieses Jahres, bin nur leider nich früher dazu gekommen, mich hier vorzustellen, weil ich erst vor kurzem die SIP3 hatte. Die SIP, das ist eine riesige Gesamtjahres-Endjahres-Prüfung im Medizinstudium, vor der ich mindestens zwei Monate vorher nichts mehr anderes mache als lernen, lernen, lernen...

Vorweg einmal Entschuldigung, dass dieser Bericht etwas länger wird, ich bin niemand böse, der sich das nicht durchlesen will, aber es war mir ein Bedürfnis das alles einmal aufzuschreiben...

Und bevor ich beginne, eine kurze Bitte an euch: Ich finde dieses Forum und die Idee dahinter ganz, ganz toll und es war mir in zwei Situationen auch schon sehr, sehr hilfreich, ich befürchte allerdings ein bisschen, dass ich, wenn ich das schreiben hier als angenehm empfinde, mir noch schwerer tue aus meiner ES rauszukommen, weil ich dadurch ja die "Berechtigung" hier zu schreiben verlierne würde. (Ja ich weiß, dass hier auch Ehemalige schreiben, aber irgendwie hab ich trotzdem Angst davor) Ich werde also versuchen, möglichst wenig auf bulimie.at zu sein, ganz verzichten möchte ich irgendwie doch nicht... Sollte allerdings irgendwer merken, dass ich auffallend häufig hier bin, würde ich denjenigen bitten, mich darauf anzusprechen... DANKE! :)

Nun gut, aber jetzt dazu, warum ich eigentlich hier bin:
Begonnen hat alles vor 4 Jahren, Ende der 7.Klasse.Ich war damals recht pummelig und meine Klassenkameraden haben mich das auch voll spüren lassen, allerdings war ich nie wirklich übergewichtig, wenn man's vom medizinischen Standpunkt betrachtet. Auch meine Schwester, die ein Jahr jünger ist und mit der ich ein Herz und eine Seele war - wir waren enger zusammengeschweißt, als es Zwillinge normalerweise sind - war leicht pummelig. Eines Tages hat meine Schwester beschlossen abzunehmen und da wir ja immer alles gleich machten hab ich auch begonnen weniger zu essen. Ein Jahr lang ist das ja noch ganz "gesund" über die Bühne gegangen, wir haben "normal" gegessen ohne Kalo-Zählen und dem ganzen Zeug, nur das Abendessen haben wir halt ausgelassen und dabei auch einiges an Gewicht verloren.

Im Laufe der Zeit (ich weiß wirklich nicht mehr, wann der Bruch war und das Ganze in eine ES abgeglitten ist) wurde unser Essverhalten immer kranker, wir begannen mit dem Kalo-Zählen und die "erlaubte" Zahl wurde immer mehr und mehr heruntergeschraubt. (Ja, das ist absichtlich in "wir-Form" geschrieben - wie gesagt, meine Schwester und ich machten immer alles gleichzeitig... :? ) Naja, und natürlich ließen die FA's auch nicht lange auf sich warten, was wir beide dann durch Fasten und Joggen bis zur Erschöpfung versucht haben wieder "auszugleichen"

Eigentlich war ich damals der Meinung, dass mit mir soweit alles in Ordnung sei, bei meiner Schwester war ich mir zwar bewusst, dass sie an einer ES leidet (sie war immer schon ein wenig schlanker als ich und war zu der Zeit BMI-mäßig bereits untergewichtig, ich jedoch war noch im Normalbereich, wenn auch grenzwertig), allerdings dachte ich mir immer: "Ich bin eh noch im Normalbereich und Erbrechen tu ich auch nicht, also ist's bei mir ja nicht so schlimm, ich habe keine ES"

Im ersten Jahr meines Medizinstudiums hab ich dann extrem viel für die Uni zu tun gehabt und war kaum mehr zuhause, auch nicht um für meine Schwester da zu sein, die in dieser Zeit meine Hilfe dringend benötigt hätte (eine Tatsache, die noch immer an mir nagt und ich mir wirklich vorwerfe - meine Schwester hätte wichtiger sein müssen, als die Uni!!! :cry: ) Meine Schwester wurde damals von ihrem Freund gerade auf ziemlich miese Weise verlassen, was sie in eine extrem schwere Binge-Eating-Phase gestürzt hatte, sie hat nur noch abwechselnd geweint und gegessen... :( Durch Ihren jetztigen Freund wurde sie dann Gott sei Dank da herausgerissen, eine Tatsache, für die ich ihm ewig dankbar sein werde, auch wenn er der Grund dafür ist, das ich mit meiner Schwester so gut wie keinen Kontakt mehr habe (ich LIEBE meine Schwester und dass ich sie jetzt nur noch ganz selten und dann faktisch nur noch an der Seite ihres Freundes sehe, für den sie sich die ganze Zeit abstrampelt, tut schon ZIEMLICH weh... Naja, aber das ist eine andere Geschichte.) Auf jeden Fall isst meine Schwester jetzt wieder total normal und kann wieder genießen - es ist eine Freude ihr beim Essen zuzuschauen! (Mädels und Burschen: Das soll auch ein Ansporn an euch sein: Man kann es schaffen! :) )

Bei mir jedoch hat sich leider nichts verändert, außer, dass ich begonnen habe immer mehr meines Essens in der Früh zu essen und tagsüber dann fast nix mehr. Vor ~1,5 Jahren kamen dann auch noch Durchschlafstörungen dazu, ich wachte etwa alle 3h auf, und meine erste Handlung war jedes Mal: ab zum Kühlschrank und futtern. Anfang dieses Jahres hatte ich dann eine Vorlesung über Esstörungen hierdurch erfuhr ich auch von der Bulimie-Art "bulimia-non-purging", die HAARGENAU auf das zutraf, was ich am Anfang hatte. Ich beschloss diesen Professor einmal in der Praxis zu besuchen und nach einiger Zeit schaffte ich es auch tatsächlich mich zu überwinden ihn anzurufen (bis zu diesem Zeitpunkt empfand ich Therapien immer als "das Schrecklichste was ich mir vorstellen kann") Der war auch TOTAL nett und meinte, dass das woran ich momentan leide ein "Night-Eating-Syndrom" (=NES) sei und dass das eine sehr seltene ES sei. Er erkundigte sich auch bei einigen Kollegen und meinte dann, dass dies zwar sehr schwer aber nicht unmöglich zu behandeln sei und verwies mich zu sowhat, wo ich jetzt seit ~Ostern bin. Ich hoffe es hilft!!! Ich möchte da endlich raus!!!!! :(

Naja, mal schauen wie's weitergeht, Danke für's "Zuhören",
wünsche euch allen noch viel Erfolg beim Kampf gegen die ES,
gglg, :twisted:

#2
woah was eine geschichte...
hat deine familie denn darauf reagiert oder so??
also ich meine besonders wenns beiden geschwistern so geht...
wie alt bist du denn jetz eigentlich weil das klingt als ob sich deine ES schon über lange zeit hinzieht...
ganz liebe grüße

#3
Hi!

danke für's Durchlesen, ich hab ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass sich jemand durch meine Nachricht durcharbeitet! Hab mich echt gefreut, als ich gesehen habe, dass du geantwortet hast! :)

Also, zu deinen Fragen:
1.) Mein Vater hat nie was gesagt, ich glaube er dchte auch immer, dass das "nur so ne Phase" sei und ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht weiß, dass ich noch immer Probleme habe (Von meiner Thera weiß er auch nix...) Meine Mutter (sie weiß von meiner Thera) hat früher recht viel versucht in Streitgesprächen versucht uns zum Essen zu überreden, jetzt sagt sie eigentlich gar nix mehr. Ich find das gut, hab mich mal dafür bedankt, wie sie reagiert, darauf hat sie geantwortet: "Naja, ich weiß nicht, wie ich reagieren soll, deshalb reagiere ich gar nicht..."

2.) Ich bin jetzt gerade 21 geworden.

3.) Die ES habich seit 4 oder 5 Jahren

gglg, :twisted:

#4
ah das du 21 bist erklärt einiges dann meinst du nicht die 7.Klasse sondern mit 17 oder oder seit mit 17 noch in der 7. klasseich verstehe geradeden zeitlichen zusammenhang nicht ganz

#5
Uuuups, hab darauf vergessen, das von "Österreich-Deutsch" auf "Deutschland-Deutsch" zu übersetzen :oops: :

Hier bei uns in Ö zählen wir in der Volkschule Klasse 1-4 und fangen dann im Gymnasium wieder bei 1 an, ergo: 7.Klasse=11.Klasse, da war ich 16/17 Jahre alt...

So, hoffe damit alle Klarheiten beseitigt zu haben! :wink:

gglg, :twisted:

#6
ah o.k nun peile ich es auch, kam mir nur komisch vor

Schön das du dich hier angemeldet hast und das du die Hilfe annehmen willst. Auch wenn ich das nun richtig verstanden habe, willst du nicht so oft schreiben weil du eigentlich clean sein willst.

#7
Ja, richtig, ich weiß, dass es nicht richtig begründbar ist, aber ich hab einfach Bammel davor, dass es noch schwieriger wird loszulassen, wenn eines meiner Hauptprobleme (=seit meine Schwester nicht mehr da ist, hab ich niemand mehr, dem ich jederzeit alles erzählen kann) gerade durch ein Forum "gelöst" wird, in dem ich WEGEN meiner ES bin... :oops:

Ach ja: Und Danke für's durchlesen und Antworten! :)

#8
Hallo :twisted:
ich finde das auch ne heftige geschichte...
vielleicht kannst du mir helfen?
ich leide seit 4 jahren unter nes und komme nicht davon los.
die krankheit macht mich einsam und verschlimmert alles nur.
ansich habe ich einen starken willen aber in der sache...obwohl ich manchmal das gefühl habe, dass ich nachts essen will. nur morgens hab ich immer depressionen deswegen und hasse mich dafür.
hast du einen tipp für mich.
ich bin so verzweifelt!!!

#9
hi!
krasse geschichte! ich wollt fragen ob es dir jetzt schon a bissi besser geht und nochmal wegen dieser NES, hast du dann ne "normale" FA und bekommst sie mit, weil ich hab mal im fernsehen ne frau gesehen die FA im schlaf hatte und das niht mitbekommen hat, is es das?
hab ich ein problem mim essen, oder hat das essen ein problem mit mir?

#10
@ sternchen***:

Hm, vor einer Woche noch hätte ich gesagt: Ja es geht bergauf, da habe ich's nämlich geschafft, das Nacht-Essen soweit zu reduzieren, dass sich noch ein Mittagessen "ausgegangen" ist, seit 3 Tagen ist's allerdings eher wieder schlechter geworden... :?

Und: Naja, in der Nacht ist es eigentlich von der Menge her weniger ein FA, ich meine man hat zwar gwnauso wenig Kontrolle, wie bei einem FA und es kommt genauso wenig wie bei einem FA darum, was man isst (bzw. eher frisst), sondern nur darum, dass man es tut, aber die für den Durchschnittsmensch unvorstellbaren Mengen, die ich von früheren FAs kenne sind's eigentlich so gut wie nie. Ich bekomme sie auch voll mit, bin mir deren bewusst und weiß auch am nächsten Tag noch, dass ich "es" getan habe. Die Version, die du meinst heißt NS-RED (nocturnal sleep-related esting disorder)

@ lisa77:

Hallo Leidensgenossin! :wink:
ansich habe ich einen starken willen aber in der sache...
-> DAS kenn ich nur all zu gut! :cry:

Hm, ich hab natürlich schon endlos viele Coping-Strategien ausprobiert, die meisten haben allerdings nicht/kaum gewirkt... Ich kann dir natürlich ein paar Sachen, die ich probiert habe, auflisten, weiß aber klarerweise nicht, ob sie bei dir "klappen", das ist bei jedem anders! Machst du eine Therapie? Und wenn ja: Was für eine Therapieart bzw. was sagt sie dazu?

Es gibt auch ein NES-Selbsthilfebuch, das mir mein Uni-Prof empfohlen hat:
Overcoming Night Eating Syndrome - a step-by-step guide to brake the cycle
ISBN.: 1-57224-327-9

-> ich bin gerade dabei, es zu lesen...

Was ich schon ausprobiert habe, werd ich dir per pn schreiben, ich will nicht irgendwen triggern...


gglg, :twisted:

#12
:( ich habs wieder getan. ich glaub ich mach mir was vor ich komm nicht davon weg.
:cry:
das schlimmste ist dass ich jetzt schon seit heute morgen nichts anderes denken kann. bin total depri und könnte permanent heulen. das schlimmste ist dass ich mich so selbst hasse
ICH WILL EINFACH SO NICHT MEHR WEITER LEBEN
mir macht das leben so gar keinen spaß
eigentlich wollte ich heute mal etwas mit einer bekannten unternehmen. ich werd aber absagen ich will gar nichts machen mir macht das leben keinen spaß ich bin so ein versager und ich bin traurig ich bin einfach immer alleine...

Re: ...eigentlich nicht ganz so neu...

#14
Hallo Lisa77

Vieleicht liest Du mal unter Ralle68 meine beiträge.Ja ich kenne das nur zu gut es macht nichts mehr freude man fühlt sich einsam ,die Krankheit grenzt eine aus.Man fühlt sich schuldig schwach einsam alleine verzweifelt depressiv lebensmüde.Icdh bete zu gott und glaub mir ich bete nicht aber ich weiss nicht was+wer mir uns helfen kann ich mache das schon über 15!!!!!!!!!! Jahre mit das glaubt keiner und es wird immer schlimmer ich hasse mich schon lange dafür da ich mal segr diszipliniert war-es mit Mega sport+Bodybuilding Exzessen versucht habe zu kontrollieren hätte mich da jemand gekannt niemand hätte mir auch nur ein wort geglaubt.&Jahre habe mich alle für mein ausehen beneidet was mir so gut getan hat ich wollte anerkennung habe mich nie gemocht mich nie schön oder attraktiv gefundeb ausse in dieser Zeit.Dan musste ich damals aufhören frass immer mehr und es wurde immer schlimmer und schlimm war es eigentlich schon von je her .
Heute denke ich man "alter"Du bist ja sowas von kaputt-ja und so fühl ich mich.Leute sagen mir das Leben ist schön,ich schmunzel und denke ja wenn ihr nur wüsstet-und ja ich möchte mal wieder denken das Leben ist schön.

LG Ralle 68

Re: ...eigentlich nicht ganz so neu...

#15
Hei Hörnchen, ich bin ganz baff :shock:, deine GEschichte ist der meinen so unglaublich ähnlich!
Auch bei mir war es meine Schwester (1,5 Jahre älter)die angefangen hat abzunehmen und ich machte einfach so mit, und wir schmiedeten Pläne, machten dasselbe etc. bis wir beide so extrem abgemagert waren, dass meine Schwester in die Klinik musste und eine Magensonde bekam. Ich wog sogar noch weniger doch konnte noch selbst essen und musste deshalb nicht stationär aufgenommen werden. Dafür rutschte ich langsam aber sicher tief in die Bulimie.
Heute nach einem langen Kampf ist meine Schwester wieder gesund. Ihr Gewicht schwankte extrem und sie ist nun total normalgewichtig, lebt mit ihrem Freund zusammen und isst wieder vernünftig und auch leidenschaftlich gerne und treibt viel Sport. Ich glaub man kann sie als gesund bezeichnen.
Ich habe nun ENDLICH auch angefangen, mein Essverhalten zu ändern, selbst etwas gegen die ES tun zu wollen.
Ich wollte dir nur sagen, dass ich diese Dynamik sehr gut verstehen kann, die sich entwicklen konnte, zwischen deiner Schwester und dir, mich und meine Schwester hatte es damals wahnsinnig aneinandergeschweißt, es war UNSER DING... Als sie in die Klinik musste brach unsere Welt zusammen und jeder musste schauen wo er bleibt. Seitdem ist jeder so seinen Weg gegangen.
Ich wünsche dir jedenfalls alles erdenklich gute und hoffe sehr, dass du es schaffst.