Hm, ich bin jetzt schon ein Weilchen hier im Forum, genauer gesagt seit März dieses Jahres, bin nur leider nich früher dazu gekommen, mich hier vorzustellen, weil ich erst vor kurzem die SIP3 hatte. Die SIP, das ist eine riesige Gesamtjahres-Endjahres-Prüfung im Medizinstudium, vor der ich mindestens zwei Monate vorher nichts mehr anderes mache als lernen, lernen, lernen...
Vorweg einmal Entschuldigung, dass dieser Bericht etwas länger wird, ich bin niemand böse, der sich das nicht durchlesen will, aber es war mir ein Bedürfnis das alles einmal aufzuschreiben...
Und bevor ich beginne, eine kurze Bitte an euch: Ich finde dieses Forum und die Idee dahinter ganz, ganz toll und es war mir in zwei Situationen auch schon sehr, sehr hilfreich, ich befürchte allerdings ein bisschen, dass ich, wenn ich das schreiben hier als angenehm empfinde, mir noch schwerer tue aus meiner ES rauszukommen, weil ich dadurch ja die "Berechtigung" hier zu schreiben verlierne würde. (Ja ich weiß, dass hier auch Ehemalige schreiben, aber irgendwie hab ich trotzdem Angst davor) Ich werde also versuchen, möglichst wenig auf bulimie.at zu sein, ganz verzichten möchte ich irgendwie doch nicht... Sollte allerdings irgendwer merken, dass ich auffallend häufig hier bin, würde ich denjenigen bitten, mich darauf anzusprechen... DANKE!

Nun gut, aber jetzt dazu, warum ich eigentlich hier bin:
Begonnen hat alles vor 4 Jahren, Ende der 7.Klasse.Ich war damals recht pummelig und meine Klassenkameraden haben mich das auch voll spüren lassen, allerdings war ich nie wirklich übergewichtig, wenn man's vom medizinischen Standpunkt betrachtet. Auch meine Schwester, die ein Jahr jünger ist und mit der ich ein Herz und eine Seele war - wir waren enger zusammengeschweißt, als es Zwillinge normalerweise sind - war leicht pummelig. Eines Tages hat meine Schwester beschlossen abzunehmen und da wir ja immer alles gleich machten hab ich auch begonnen weniger zu essen. Ein Jahr lang ist das ja noch ganz "gesund" über die Bühne gegangen, wir haben "normal" gegessen ohne Kalo-Zählen und dem ganzen Zeug, nur das Abendessen haben wir halt ausgelassen und dabei auch einiges an Gewicht verloren.
Im Laufe der Zeit (ich weiß wirklich nicht mehr, wann der Bruch war und das Ganze in eine ES abgeglitten ist) wurde unser Essverhalten immer kranker, wir begannen mit dem Kalo-Zählen und die "erlaubte" Zahl wurde immer mehr und mehr heruntergeschraubt. (Ja, das ist absichtlich in "wir-Form" geschrieben - wie gesagt, meine Schwester und ich machten immer alles gleichzeitig...

Eigentlich war ich damals der Meinung, dass mit mir soweit alles in Ordnung sei, bei meiner Schwester war ich mir zwar bewusst, dass sie an einer ES leidet (sie war immer schon ein wenig schlanker als ich und war zu der Zeit BMI-mäßig bereits untergewichtig, ich jedoch war noch im Normalbereich, wenn auch grenzwertig), allerdings dachte ich mir immer: "Ich bin eh noch im Normalbereich und Erbrechen tu ich auch nicht, also ist's bei mir ja nicht so schlimm, ich habe keine ES"
Im ersten Jahr meines Medizinstudiums hab ich dann extrem viel für die Uni zu tun gehabt und war kaum mehr zuhause, auch nicht um für meine Schwester da zu sein, die in dieser Zeit meine Hilfe dringend benötigt hätte (eine Tatsache, die noch immer an mir nagt und ich mir wirklich vorwerfe - meine Schwester hätte wichtiger sein müssen, als die Uni!!!



Bei mir jedoch hat sich leider nichts verändert, außer, dass ich begonnen habe immer mehr meines Essens in der Früh zu essen und tagsüber dann fast nix mehr. Vor ~1,5 Jahren kamen dann auch noch Durchschlafstörungen dazu, ich wachte etwa alle 3h auf, und meine erste Handlung war jedes Mal: ab zum Kühlschrank und futtern. Anfang dieses Jahres hatte ich dann eine Vorlesung über Esstörungen hierdurch erfuhr ich auch von der Bulimie-Art "bulimia-non-purging", die HAARGENAU auf das zutraf, was ich am Anfang hatte. Ich beschloss diesen Professor einmal in der Praxis zu besuchen und nach einiger Zeit schaffte ich es auch tatsächlich mich zu überwinden ihn anzurufen (bis zu diesem Zeitpunkt empfand ich Therapien immer als "das Schrecklichste was ich mir vorstellen kann") Der war auch TOTAL nett und meinte, dass das woran ich momentan leide ein "Night-Eating-Syndrom" (=NES) sei und dass das eine sehr seltene ES sei. Er erkundigte sich auch bei einigen Kollegen und meinte dann, dass dies zwar sehr schwer aber nicht unmöglich zu behandeln sei und verwies mich zu sowhat, wo ich jetzt seit ~Ostern bin. Ich hoffe es hilft!!! Ich möchte da endlich raus!!!!!

Naja, mal schauen wie's weitergeht, Danke für's "Zuhören",
wünsche euch allen noch viel Erfolg beim Kampf gegen die ES,
gglg,
