Seite 1 von 1

hallo!

Verfasst: So Dez 21, 2003 15:14
von juice
Hallo! :roll:

Möcht mich ma gerne vorstellen:
Ich bin 17 und habe seit fast fünf Jahren Bulimie.
Es ist bei mir nicht so, dass ich immer alles kotz... sondern ich versuch, so lange es möglich ist nichts zu essen. Wenn es da nach mir ging würde ich das ewig aushalten... aber da is ja noch mein Daddy. Der mich dann mindestens ein mal am Tag zum essen "zwingt"... danach häng ich dann erst ma ne ewigkeit über der schüssel... Fressanfälle hab ich sogut wie nie! Klar artet es manchmal aus, aber meistens nur dann wenn mein Dad kommt und mir mal wieder ne riesen Portion vorsetzt.

Einmal hab ich S. - meiner besten Freundin- von dem Problem erzählt… aber ich glaube das mich nur selbst betroffene verstehen können und alle andren eben nicht, weil ich mir halt sicher bin, dass ich es auch nicht verstehen könnte wenn ich nicht selbst betroffen wäre. Mal davon abgesehen … ich bin mir nicht mal sicher, dass ich mich versteh.

Mein Leben ist irgendwie das totale Chaos verursacht durch peinliche Ordnung… alles sehr verdreht…

Im Moment geht es mir recht gut. Ich hatte am Freitag einen wunderschönen Abend mit meinen besten Freunden und langsam komm ich in der neuen Schule (auf der ich seit Sommer bin) zurecht und fühl mich da einigermaßen zu Hause … aber es scheint was zu fehlen und dann kommen wieder die totalen Durchhänger. :cry:

Dann muss ich mich sehr zusammen reißen… um mir wieder klarzumachen, dass ich nicht einfach meinem Leben entfliehen kann. Dass es keine Lösung ist, sich einfachso aus dem Staub zu machen.
Besonders jetzt, wo ich festgestellt habe, wer meine Freunde sind und … dass ich auch in so Situationen wie es vor kurzem eine war und vielleicht noch ist, auf sie zählen kann. Und dann kann ich mich ja nicht so einfach aus dem Staub machen! :roll:

Also bin ich immernoch hier und frage mich manchmal … warum ICH? Was hat mich dazu gebracht, nicht mit "Normalen" Augen in den Spiegel zu sehen, und mich nicht mit einem "normalen" Hirn… sondern einem so krass kranken Hirn und Kopf und Herz zu sehen.

Okay, für den Anfang reicht das mal. Glaub ich.
Also ich würd mich über ein paar antworten freuen… :oops:

Liebe Grüße
Juice. :wink:

Verfasst: Mo Dez 22, 2003 14:48
von juice
Hey hallo!

Ich bin hier noch nicht so lange angemeldet, hab mich aber schon mal vorgestellt und ich fange jetzt einfach an zu schrieben, wenn mir jemand antwortet wär's schön, wenn nicht, dann halt nicht.

Es hat sich das letzte halbe Jahr so viel verändert. Noch mehr, als ich es mir jemals gedacht habe. Ich dachte, dass ich hier niemals glücklich werden würde… und jetzt habe ich hier schon Freunde gefunden… was heißt Freunde… jedenfalls Leute, bei denen ich mir (fast) sicher bin, dass sie mich mögen. Um eine Freundschaft draus zu machen, wird es schon noch einige Zeit lang dauern, aber ich bin wieder zuversichtlich.

Aber trotz dass es mir in der Hinsicht wieder besser geht habe ich noch immer diese Bilder im Kopf… und der Ekel lässt mich nicht los. Bei so vielen kleinen Ereignissen im Alltag werde ich wieder erinnert was ich da getan habe, und was ich habe mit mir tun lassen.
Ich hatte so große Angst und wollte ihn wegstoßen, aber in mir hat es geschrieen, lass es zu… sonst verlierst du ihn, lass es zu, dann hast du's hinter dir.
Und ich habe es zugelassen und ich habe mir erhofft, dass ich ertragen könnte. Dass es nur das erste Mal so schlimm sein würde - ich war mir sicher, dass ich mich irgendwann daran gewöhnen werden würde.
Aber auch beim zweiten Mal … ich habe mich so geekelt. Vor mir. Vor ihm. Vor dem was wir taten. Vor dem was er tat. Im Grunde hab ich nichts getan. Ich war dagelegen und hab ihn halt machen lassen … und jetzt wollen die Bilder nicht wieder verschwinden…

~ Can someone, someone please tell me where I went wrong? And how many more times will I have to sing this same old song? Can you tell me, tell me please, tell me where I went wrong? And how many more times will I have to sing this same old sad, sad fucking song?~

Schmutz, ich komme mir vor wie der letzte Dreck, wenn ich daran denke. Und ich kann einfach nicht abstellen daran zu denken…
Und obwohl ich das habe über mich ergehen lassen… habe ich ihn verloren und stand zum Schluss alleine da. Ohne die Liebe nach der ich mich so sehnte. Ohne die Liebe die mich ein bisschen glücklicher machte. Es ist schon etwas länger her. Ein dreiviertel Jahr fast. Aber immernoch denke ich an diese Bilder und obwohl der Wunsch nach Liebe und Geborgenheit alles übertrifft würde ich mich nicht mehr auf eine Beziehung einlassen… ich kann es nicht. Ich will diese Bilder nie, nie mehr sehen und wenn ich schon die Erinnerungen ertragen muss… dann will ich es wenigstens nie mehr erleben müssen…

Eine Beziehung à la "Händchen-halten-und-ein-bissi-kuscheln" wär in Ordnung, aber das würde keiner da draussen lange mitmachen… es würde nur wieder in denselben Bildern enden und das darf nicht sein… es soll nie wieder so werden. Nie, nie, nie wieder.

Ich verbiete mir, mir oder sonst jemandem einzugestehen, dass mich jemand bestimmtes eventuell interessieren könnte… aber ich lass ihn nicht an mich ran. Ich will nicht. Und deswegen sind diese Gedanken in meinem Kopf und deswegen beschäftigt mich das ganze noch mehr als sonst.
Weil dieser Jemand … in mir fast die Gefühle auslöst, die ich für J. hatte. Aber ich will nicht, dass es so endet und ich will nicht wieder müssen, was ich nicht will und nicht kann.

Weil die Gefahr besteht, dass er kein Märchenprinz ist, er könnte nicht derjenige sein, der mich retten wird… dass er mir nicht das gibt, was ich erwarte, weil er nicht so viel Geduld hat, wie ich das verlange, weil er nicht das erfüllen könnte - was ich von ihm erzwingen möchte. Aber erzwingen kann man das alles nicht. Entweder jemand ist so… und Mr. Perfect gibt es nicht… oder man muss sich damit abfinden, dass nicht alles so ist, wie man es will… Und in dieser Hinsicht kann ich das nicht … es ist so viel kaputt gegangen!

******
Aber ma was andres:
Ich fühl mich wie ein kleiner, dicker Kugelfisch. Ich habe keine Zigaretten und könnte ne Dusche vertragen.
Heute Mittag hab ich mir (meine Stiefmum war daheim) ne kleine Gemüsebrühe gemacht mit ner Maultasche drin. Ich das ganze schön brav aufgegessen … und erst ma spucken gegangen. Ich hab jez tierisch Kopfweh, mein Hals ist ma wieder mehr wie wund und … ich wünsche mir das die Ferien wieder rum sind. Dann hab ich da viel besser die Kontrolle drüber, wann und was ich essen muss… bzw. wann und wie ich vortäusche was zu essen.
Aber gut… was solls. Heute Abend geh ich noch mit Freunden was trinken und wahrscheinlich tut der Alkohol dann den Rest.
Was die Zigaretten und die Dusche angeht werd ich jetzt gleich ma was gegen tun.

Ich mach mal Schluss. Ich hoffe niemanden hier gelangweilt zu haben und allen noch Frohe Weihnachten und nen guten Rutsch ins Neue.

Alles Liebe,
Juice.

Ps. Hallo!

Hab eben erst gesehen, dass du geantwortet hast und ich werd jez hier unten den Teil dran hängen, den ich normalerweise geantwortet hätte, hätte ich es früher mitbekommen! :oops:
Ach ja, und vielen, vielen Dank für die Geburtstagswünsche! Die waren auch von dir, oder?

Also:
Ich bin seit 2001 in Thera, erfolglos.
Keine Ahnung… irgendwie hab ich nicht so den drang gesund zu werden, weil es mir nicht so wichtig erscheint und weil ich nicht weiß, wie und was und so weiter.
Ich weiß, dass wieder Zeiten der extremen Fa kommen werden. In meinen "Bestzeiten" lag ich bei nem Haufen zeug und egal was war es wurde mindestens acht- bis zehnmal gekotzt. Alles hab ich damals gespuckt… nichts drin behalten… Jetzt ess' ich so gut wie nichts mehr.
Es würde nichts bringen, mit meinem Vater zu reden, denn er war schon ein paar Mal mit mir bei meiner Thera und rafft es immernoch nicht, dass er mir so nicht hilft.
Und alles was er sagt ist… "Iss das auf, oder du weißt was passiert" (stat. Thera) und das kann ich nicht. Und ich will nicht.
Vielleicht trägt auch der teil, was ich ganz oben geschrieben hab noch mehr dazu bei, dass ich mich nicht mögen kann, weil ich diese Bilder im Kopf habe… Vielleicht sind sie es, die mich jetzt noch stärker als es davor war hindern mich zu akzeptieren.
Weißt du… vielleicht ist das Problem einfach… das ich nicht gesund werden will… tief innern will ich es (noch) nicht… :roll:

Lg,
Juice.

Verfasst: Mo Dez 22, 2003 21:27
von bienemaja40
Zu einem Teil Deines Schreibens will ich Dir antworten:

Es gibt auch Männer, die auf uns Frau eingehen, auf ihre Wünsche eingehen und wenn nur kuscheln ist, dann ist nur kuscheln. Ich würde heut zutage mit Sicherheit nichts mehr machen, nur weil mein partner es will undum hinterher zu hören zu kriegen, "siehste hat Dir doch gefallen".
Aber Kuscheln ist immer und überall drin.

Und vorallem ich habe so ein seltenes Exemplar von Mann, der mich nicht drängt, der wartet, bis i c h w i l l und der auch ein Nein akzeptiert. Denn es kommt auch anders herum vor, dass ich will - zwar selten - und er nicht. Aber Kuscheln geht immer und ist uns beiden sehr wichtig.

Also was ich Dir damit sagen will: Wenn es der richtige ist, dann hört er auch auf Dich, gibt Dir alle Zeit der Welt und genießt die Zweisamtkeit mit Dir, weil Du ihm wichtig bist und nicht der Sex.

Liebe Grüße
Sabine

Verfasst: Fr Jan 02, 2004 10:53
von juice
Frohes Neues jahr…

Tja… 2004! Wieder mal ein Jahr mehr rum. Auch nicht übel. Sylvester war schon in Ordnung, war mit nem Kumpel bei nem andren Kumpel und wir haben dann Sylvester im kleinen rahmen gefeiert. Zu viert.
Haben Wasserpfeife geraucht und fernseh geschaut und nebenbei noch jede Menge Spaß gehabt. Um zwölf sind wir mal kurz raus. Naja, bis halb zwei… ob das kurz is, is mir egal.

Bin heute nicht gut drauf, weil ich sehr verwirrt bin! Ich hab keine Ahnung was ich fühle, aber ich fühle etwas
… Liebe? Einbildung? Ich weiß es nicht und das verwirrt mich sehr … vor allem weil ich -falls ich gerade so etwas wie Liebe fühle - nicht fühlen will. Nicht für irgendjemand und nicht für diesen jemand. Das geht einfach nicht, das darf nicht sein und ich will das nicht. Ich will nicht noch einmal mich so bloßstellen … ich will nicht verletzlich sein und ich will nicht verletzt werden und deshalb will ich nicht lieben und besonders ihn nicht.
Ich mach mir eine Menge Gedanken … dabei bin ich mir nicht mal im Klaren darüber was ich fühle und was nicht.

Es ist mir schon öfter passiert, dass ich mich so nach menschlicher Nähe gesehnt habe, dass ich mir eingebildet habe jemanden zu lieben und es dann letztendlich doch nicht tat, sonder nur weil dieser Jemand mir in dem Moment "nahe" war und ich mir gewünscht habe immer so jemanden zu haben, der mal Händchen hält, mir über die Haare streichelt und mich in den Arm nimmt. Einfach ein Ort zum Wohlfühlen.

"the mirror says who the hell is that? my new love is dead, before it has begun. but yeah, I wanna be a strong man and I will try to give the best I can. but now I’ve got to understand, can’t make it on my own... I need your help. what I need now, need now ... is someone to hold me down!"

Und selbst wenn es sich tatsächlich ergeben sollte, dass es Liebe ist ... dann will ich es nicht, ich will nicht lieben und ich will keine Beziehung. Ich hab Angst. So große Angst. Ich will ihn nicht verlieren… er ist ein guter Freund… mehr nicht und mehr darf auch nicht werden.

Es gibt ja noch mehrere Gründe … ausser die Angst. Zum einen ist er n bissi jünger als ich… was irgendwie ein Problem für mich ist… ich weiß nicht warum.
Und dann wohnt er auch nicht gerade bei mir um die Ecke, was auch ein Problem für mich ist.

Aber hauptsächlich geht es mir darum… dass ich nicht dieselben Dinge erleben muss wie bei J.! Das hat mir vollkommen gereicht! Ich … ich kann das jetzt nicht… und ich weiß… dass es so enden würde. Ich würde mich wieder so bloßstellen und … ich kann einfach nicht.

Vielleicht sollte ich mir nicht so viele Gedanken machen. Vielleicht - hoffentlich - ist es ja nur wieder so ne Einbildung. Was mir ausgesprochen Recht wäre…

"forget about your sorrows, all the pain in your brain. open your eyes, enjoy the beauty of the sun and the rain..."

Naja... hoffe ihr seid alle einigermaßen gut ins neue Jahr gekommen.

Juice.

Verfasst: Fr Jan 02, 2004 11:36
von gertl
Hallo juice!
Ich bin neu hier und habe so ungefähr seit 20(oder auch länger) Jahren mit der Bulimie zu "kämpfen".
Ich bin, wie Du vorne siehst, einer der männlichen raren Sorte, die ihre Energien mit Kotzen verschweden, bzw. verschwendet haben.
Enttäuschungen sind immer schwer zu verkraften, glaub´ich, egal, ob sie in der Liebe passieren oder auf einer anderen Ebene. Ich habe mir auch nie leicht dabei getan, sie zu verwinden, irgendwie habe ich es aber geschafft.
Ich weiß nicht, aus was für einer Musikecke Deine Liedtexte da kommen. Ich für meinen Teil bin ein alter Rolling Sones Fan, und die haben mir über so manches Problem hinweggeholfen. R&B mag zwar alt sein, er feiert aber so manche Renaissance mit -auch modernen- Inerpreten.
Ich lasse halt neue Beziehungen immer zu, auch wenn die vergangenen mich manchmal sehr enttäuscht haben. Hier meine ich weniger die s*x**ll* Ebene, ich bin seit nunmehr 12 Jahren glücklich verheiratet.
Ich will Dir ja keine Ratschläge geben, deshalb sag´ich Dir ganz einfach, was ich, als Mann, so an meiner Frau schätze, mit der ich nun schon sehr lange zusammen bin:
Die wichtigste Eigenschaft ist, dass sie mir die Luft zum Atmen lässt. Wenn sie sich "hinaufhängen" würde, wäre ich schon längst weg. Bei allem Verständnis für Probleme u.s.w., eine gewisse Distanz muß für mich auch bei Partnern sein, sonst geht´s auf die Dauer schief.
Trotz allem: Wenn Du die Nähe eines Menschen suchst, so mußt Du Dich nackt präsentieren. Das meine ich nicht körperlich, sondern in die Richtung, dass alle aufgesetzten Masken diese Nähe und Vertrautheit zerstören.
Ich probiere so zu sein, wie ich bin, auch wenn´s den anderen schwer fällt.
Die wenigen Freunde, die dann bleiben, sind, so glaube ich zumindest, die wirklichen Freunde. Das im zwischenmenschlichen Bereich so mancher Kompromiss notwendig ist, ist logisch. Die Grundlinie aber: Siehe oben!!!
lG, Gert

Verfasst: Sa Jan 03, 2004 16:01
von juice
Hallo Gert!

Meine Liedtexte kommen aus der Rock, Alternative und Punk Richtung. Meine Signatur stammt aus nem Lied von Incubus … die aus meinem letzten posting sind von Underwater Circus. Ansonsten mag ich Die Ärzte, 3 Doors Down, Green Day, Nirvana, Silverchair, Placebo, The White Stripes, Kittie, Alanis Morrissette, Bush, Coldplay, Lifehouse und und und…

Ohne Musik wäre mein Leben nicht das, was es ist. Musik ist etwas, ohne dass ich nicht leben könnte. Sie hilft einem durch traurige Stunden und durch Frohe. Sie ist immer da und man ist nicht allein. Stille ist kaum zu ertragen… sie ist manchmal so laut, dass es weh tut … dann mach ich Musik an und alles ist etwas besser zu ertragen … Wenn die Stille in den Ohren weh tut, wenn niemand etwas sagt, weil es nichts mehr zu sagen gibt, weil die Seele schreien möchte, aber die Stille nicht zu übertönen ist… dann ist Musik meine letzte Rettung.

Weil Musik an Regentagen die Sonne scheinen lässt. Weil sie einem das gibt, was man nicht findet. In Textzeilen, im Rhythmus und der Melodie… weil sie als einzigste sagt… was gesagt werden muss. Weil es unausgesprochen zu laut in den Ohren tönt und weil es sonst niemand hört… vielleicht nicht hören will.

Weil Musik den Schnee wieder weiß werden lässt, weil die Menschen die diese Texte schreiben ähnlich fühlen müssen wie ich. Weil es scheint dass sie mich verstehen und weil es scheint dass da noch mehr sind, denen die Gesellschaft und ihr Verhalten, die Kälte und die Angst die da draussen herrschen nicht passt. Und weil die Ignoranz und Intoleranz anderen Völkern und Kulturen gegenüber nicht einfach so hinzunehmen ist.

Weil Musik Traurigkeit in Glück umwandeln kann. Weil Musik wachrüttelt. Weil man in Liedtexten viel schöner ausdrücken kann was es bedeutet. Was alles bedeutet, was die Welt bedeutet, was Gefühle bedeutet und weil es so viel schöner ist als bloß daher gestellte Worte.

Es gibt Lieder, die lösen in mir plötzliches Weinen oder Lachen aus. Die mich spontan wieder ein bisschen glücklich machen oder auch tottraurig.
Als ich mir letztens eine CD kaufen wollte und probe-hörte, war da ein Lied… es war das erste Lied das ich auf dieser CD hörte und ich stand an diesem Schalter und musste Lächeln… dann Lachen und als das Lied zu Ende war, hab ich die sechs CDs die ich noch hören wollte weggelegt und wusste, diese oder keine, wenn es die nicht ist… dann keine. Weil mich dieses Lied innerlich so bewegt hat, dass ich kein andres mehr hören musste um zu wissen, dass sie auch gut sind.

Dann gibt es da die andre Richtung… die Lieder, von denen man sich so verstanden fühlt, so bewegt vom Leid der andren, wo man doch weiß, dass es in einem nicht besser aussieht… dass es in einem genauso ein Feuer gibt, das alles niederzubrennen droht… und man muss weinen… einfach und still. Leise Tränen. Wissende Tränen. Brennende Tränen… und doch tut es gut. Endlich Tränen, loslassen, sich fallenlassen, weil einen die Musik doch hält, einem gut zuredet und doch nur von Schmerz spricht…
Musik ist so gegensätzlich wie die Menschen die sie schrieben … so schnell und doch langsam… heiter und traurig zugleich… kraftvoll und sanft…

Oh je, oh je… jetzt hab ich so viel über Musik geschrieben und wenn ich jez kein Ende mach, dann find ich wohl nie eins. Weil ich diese Gabe nicht habe. Auszudrücken was ich fühle in wunderschönen Worten, in Worten die sagen was ich fühle und nicht nur drum herumreden. Was ich hier wohl offensichtlich mal wieder tat… Und doch fühle ich bei diesem Thema eine Begeisterung die kaum zu bremsen ist und ich glaube ich könnte noch ewig so weiter schrieben…

"When your education x-ray can not see under my skin, I won't tell you a damn thing, that I could not tell my friends. Roaming through this darkness, I'm alive but I'm alone. Part of me is fighting this, but part of me is gone..."

Was die Beziehung angeht so ist wohl die Nacktheit dem andren gegenüber wohl das, was mich abschreckt. Dem andren das zu geben, was ich bekomme. Vertrauen. Blindes Vertrauen ist etwas, was ich nicht geben kann. Zu viele Verletzungen, Enttäuschungen. Zu viel Schmerz ist da schon gewesen als dass ich es noch ein einzigste mal ertragen könnte. Und so muss ich wohl allein bleiben, denn ich weiß du hast recht… Fehlendes Vertrauen macht alles kaputt… Geheimnisse zerstören Vertrautheit und Wärme…. Denn jedes nicht geteilte Leid steht dazwischen… Aber die Essstörung ist mein teil und niemand sonst braucht davon zu wissen, denn was in mir vorgeht ist meins und das kann ich nicht teilen. Zu viel Scham, Angst, Schmutz. Das saubere Mädchen … wäre nicht mehr das was es ist und er würde mich andren Augen sehen. Mit Ekelerfüllten Augen und vielleicht auch Angst und Vorwurf, Unverständnis… und dann kämen die Fragen. Fragen, die ich mir nicht mal selbst zu stellen wage und Fragen nach dem warum. Woher soll ich nur die Antwort nehmen, wenn ich sie selbst nicht genauer weiß. Ein paar Dinge, die die Essstörung auslösten weiß ich mittlerweile, aber das sind Nichtigkeiten, nichts von so großer Bedeutung jemanden auf diese Art krank werden zu lassen. Lächerliche Kleinigkeiten würde ein jeder andre sagen. Ich hatte eine einigermaßen schöne Kindheit, wurde nie m*ssb**ch* und hatte meistens das was ich wollte. Da ist nichts Sensationelles… Und… die Entscheidung fiel wohl schon lange… ich bleibe lieber allein… versteckt, zurückgezogen…

"I know there’s black and white. I know there’s love and sin. I know that you can’t always win, but what I’m living now hurts so bad. I don’t know who I am or could have been. I’m in my hole again. While you don’t understand, why I feel so sad. I’m in my hole again, while you just take a stand, dawn catch me awake."

Juice.

Verfasst: Sa Jan 03, 2004 18:47
von gertl
Hallo juice!
Also wie Du schreibst, das ist ein Wahnsinn!!!!! Du scheinst für das wirklich eine Begabung zu haben... .
Um beim Thema zu bleiben: Das mit dem Nähe zulassen ist eben so eine Sache. Der andere ist immer nur so nah, wie Du ihn an Dich heranläßt. Von geistiger Warte aus gesehen, nicht von körperlicher. Gib Deinen Mitmenschen doch eine Chance.
Der Mensch ist ein Herdentier. Auf Dauer ist er alleine unglücklich. Auch auf Dich trifft das zu, ob Du es akzeptierst oder nicht. Von Natur aus bist Du kein Einzelgänger, sondern ein Herdentier und kannst auch nur in der Gruppe glücklich werden. Schlimm?, aber so isses.

blues stay away from me
blues why don´t you let me be
don´t know why you keep on hounting me...
love was never ment for me
true love was never ment for me
seems somehow we never can agree...
life is full of misery
dreams are like a memory
bringing back your love that jused to be...
tears so many I can´t see...
years don´t mean a thing to me
time goes by and still I can´t be free ...to fade out
(The Notting Hillbillies)

Ein melancholischer Liedtext hat da ganz einfach dazu müssen, ich kann doch nicht so ganz hinten nach stehen!!!
Der Blues jagt Dich nicht, glaub ich zumindest. Komm doch raus ins Licht, steht Dir viel besser!(auch wenn es manchmal schwer fällt)
lG, Gert

Verfasst: Sa Jan 03, 2004 20:44
von bienemaja40
Hallo Juice,
versuch es doch mal mit einer Therapie.
Auch bei mir ist nie was besonders sensationelles passiert. Ich bin auch nie m*ssb**ch* worden. Und trotzdem gibt es Auslöser. Es ist meist, wenn ich das Gefühl habe, dass man mit mir nicht zufrieden ist (dieser blöde Perfektionissmus), dass irgendwas wie eine Kränkung bei mir ankommt (was aber nie als solche gedacht war, evtl. sogar eine Bestätigung ist), wenn es meinem Mann nicht gut geht oder er sogar im Krankenhaus ist. Dies sind nur einige - mir bisher bekannte - Auslöser. Aber deshalb darf mein Mann mich trotzdem unterstützen, darf er auch Kritik an mir üben. Ich weiß auch, dass er mein Verhalten in Bezug auf ES nicht versteht und er deshalb auch oft Fehler macht. Aber ich habe ihm noch nie erklären müssen, warum ich die ES habe.

Viele Grüße
Sabine

Verfasst: Sa Jan 03, 2004 21:46
von juice
Hallo Sabine, hallo Gert!

Ich bin seit 2001 in Therapie. Kaum zu glauben, was? Manchmal glaube ich es selbst nicht… weil ich immernoch so stur bin und nicht einsehen will, was gut ist und was böse, weil ich selbst meiner Therapeutin die Sachen nicht sage, über die eigentlich gesprochen werden müssten. Weil ich nicht offen bin und eigentlich nicht weiß was das Problem ist. Das ist ein bisschen verzwickt, denn eigentlich weiß ich sehr gut was das Problem ist. Die Bulimie. Das Selbstverletzen. Doch was tun?

"Tell me your secrets, and ask me your questions, oh, lets go back to the start. Runnin' in circles, comin' up tails, heads on the science apart. Nobody said it was easy, it's such a shame for us to part. Nobody said it was easy, no one ever said it would be this hard. Oh, I'll take it back to the start."

Mein Körper scheint nicht der zu sein der mir gehört. So fremd, nicht hier, weit weg. Steh ich da, muss weinen, möchte fühlen. Fühle ich? Ja, flüstert das Stimmchen, leg sie weg, leg die Rasierklingen weg. Sie sind die bösen, nicht dein Arm, oder dein Bein… und dann kommt sie. Die vermeidliche Freundin, der Wolf im Schafspelz und schubst das kleine Mädchen weg. Schubst es in den Schmutz und brüllt so laut, dass es einfach nicht zu ignorieren ist, was soll das? Glaubst du ihr etwa? Diesem kleinen Nichts? Diesem etwas, dem man eh nicht zuhört! Na los, probier doch aus, ob du das bist! Du bist es nicht. Schneid. Na los. Du wirst merken, dass es nicht weh tut. Denn das bist du nicht. Und ich schneide und sie hat Recht, wie so oft. Es tut nicht weh. Wer bist du? Was willst du? Wo kommst du her? Warum tust du das? Das kleine Ding wimmert in mir und ich schneide fester und fester und sehe das es blutet aber nicht das das mein Körper ist. Doch dann kommt der Schmerz und die andre lacht böse und grinst, schreit das ich ein Idiot bin, wie konnte ich nur … sie liegt am Boden und mit jedem Mal stirbt mehr von ihr und irgendwann wird die andre Recht behalten und ich werde es nicht mehr sein… noch kann ich fühlen… wenn auch ungenau wenn auch dunkel und unbeholfen - doch wird es so bleiben?

"here I stand, a tired and burnt out man. I lost myself again. I’m feeling wrong. alcohol
and mary J, blew my head away. dead and gone. ain’t I strong... what I need now, need now... is someone to hold me down"

Gert, dass ist ein so schöner text… wenn ich so was lese oder höre … dann wird es in mir Still und doch laut.
Ich möchte auch gern so schreiben können wie es die Menschen tun, die so etwas schreiben… und manchmal werde ich ganz traurig weil so viel Worte in mir sind und wenn ich versuche sie aufzuschreiben, dann ist es nicht gut. Nicht so, wie ich es mir vorstellte oder so… dass ich damit zufrieden wäre… Es ist so schwer sich auszudrücken, denn Worte in eine so wundervolle Anordnung zu bringen ist etwas dazu braucht es Talent und Gefühle. Ich habe Gefühle, aber kein Talent und manchmal kann ich mich damit abfinden, dass es immer andere sind, die meine Gefühle so ausdrücken wie ich es nicht kann.

Ja. Perfektionismus… das ist es wohl… Perfekt sein für denjenigen den man lieb hat… aber das geht nicht, das weiß ich, niemand ist perfekt!
Aber wie stellt man dieses verlangen ab? Das Verlangen so zu sein, wie dieser Jemand einen haben will und wie kann man es schaffen für sich selbst perfekt zu sein? Es ist so ein Chaos. Man will für sich selbst perfekt sein und für andre wo man doch aber weiß, dass man nicht perfekt sein kann, weil jeder Fehler hat!? Es ist ein so seltsames komplexes Ding… das was man Mensch nennt.

Ich wäre gern ein Vogel… ich würde fliegen, ganz weit oben, würde mir die Welt von oben ansehen und die hetzendes Menschen betrachten … die sich nach Liebe sehnen und irgendwann würde ich mich auf einem Baum ausruhen… die Flügel ganz still halten und darüber nachdenken, was diese Menschen da unten wohl tun. Was sie den ganzen Tag lang so machen… worüber sie nachdenken und dann würde ich meine Flügel ausbreiten und mich vom Wind in den Himmel tragen lassen. Freiheit. Keine Gedanken. Nur da sein. Abschalten. Wenn ich dann Hunger hätte, würde ich mir irgendwo einen Regenwurm schnappen und nicht darüber nachdenken, wie viele Kalorien dieser wohl hat und wie ich sie wieder runter bekomme. Denn das ist nicht wichtig wenn man Tier ist. Das ist nur für Menschen wichtig.
Menschen, die sich das Ziel gesetzt haben andere mit ihrem Schlankheitswahn in den Wahnsinn zu treiben, die sie dazu bringen sich zu Tode zu Hungern oder zu Essen bis ihnen so schlecht ist, dass sie es spucken müssen. Menschen… die mehr wert auf die Äußere Hülle legen, als auf das was drin steckt…

Die Seele ist in den Hintergrund gerückt. Kaum jemand kümmert sich um den andren. Ich weiß es sind nicht alle so. Aber doch sehr viele und das ist schon beängstigend… denn es werden immer und immer mehr…

Ich komme immer und immer wieder sehr vom Thema ab… ich weiß, dass ich so nicht glücklich werden kann… doch ich hab Angst… und diese Angst ist zu groß…
Ich weiß nicht was ich dagegen tun soll, wie kämpfen… ich versuch es schon so lange… manchmal glaub ich, ich kann nicht mehr. Es soll so sein… dann wieder denk ich nein. Niemand soll so ein "Leben" führen… aber doch bleibe ich starr und bewege nichts…

Juice.

Verfasst: So Jan 04, 2004 11:53
von gertl
Hallo juice!
Du hast die Begabung, Worte in eine Form zu bringen, wie sie wohl nur selten vorkommt. Du bist sensibler als die meisten- zumindest was ich aus den Texten, die ich gelesen habe, erkenne.
Du gehst doch noch zur Schule, oder?! Unser Zeichenlehrer hat uns immer gesagt, dass wir uns unsere Sensibilität erhalten sollen. Diese Fähigkeit/Begabung bringt nicht nur Vorteile, sondern auch den Nachteil so vieles intensiver zu empfinden, als andere Menschen.
Ich lerne, diese Empfindungen und Energien zu kanalisieren, -durch die ES leider gegen mich. So schön langsam trau ich mich, daran zu denken, was da wohl passiert ist, bzw. passiert sein mag.
Die Selbstverstümmelung aus dem Verlangen heraus, es doch einmal zu probieren, ob´s nun weh tut, oder auch nicht... das gehört genauso in dieses Eck hinein. Ich merke, dass ich mich nicht in eine Gruppe so perfekt integrieren kann, - darin aufgehe, - und das macht mich traurig und hilflos. Ich kann das "nicht akzeptiert werden" nicht ändern, also gehe ich gegen den Bestandteil vor, der da nicht hinein paßt: mich.
Eine Gruppe besteht aus vielen unterschiedlichen Individuen, die sich entweder ergänzen, oder auch gegenseitig ausschliessen, - wenn sie sich ausschliessen, wird sich auch die Gruppe auflösen, und Raum für neue Entwicklungen freigeben. Ich kann mich nicht bei allen beliebt machen, alle werden mich nicht annehmen. Das sind Tatsachen, mit denen muß ich zurechtkommen. So schön langsam gelingt es mir. Wie schon vorher angeführt: Es ist eine Salamitaktik der ganz kleinen Schritte. Die Prinzen auf den weissen Rössern erobern selten - es sind die Belagerer, die sich durchseten(zu so 99,9%).
Deshalb: One step forward, two steps back ist ja nicht so schlimm, solange der eine nach vorne wesentlich gößer ist als die zwei zurück. Zurück wird´s immer geben. Leider. Daran führt kein Weg vorbei.
Ich schau nach vorne, versuche mein Leben aktiv zu gestalten. Die ES
blockiert soviel Energie, die ich dringend brauche, um mein Leben so zu gestalten, wie ich will, wie es mir vernünftig erscheint. Ich habe soviele Dinge getan, seit dem ich sie so halbwegs im Griff habe, für die ich sonst keine Energie gefunden hätte.
Ich bin ein wenig kreativ, sportlich, die Sonne scheint wieder heller.
Ich hab das alles in der ich-Form geschrieben. Sehr bewußt. Wenn Du es liest, vielleicht ist der eine oder andere Statz dabei, den Du annehmen kannst.
lG, Gert

Verfasst: Mo Jan 05, 2004 17:15
von juice
Es ist kalt. Ich friere. Ich friere immer. Egal wie warm… egal wie schön… es ist kalt. Die Kälte kommt von innen, frisst mich auf. Nimmt mir die Luft zum atmen. Liege wach, kann nicht schlafen…es ist zu kalt. Viel zu kalt. Wärme, Freiheit … anstatt Gefängnismauern und Kälte. Das wünsche ich mir. Es erdrückt mich von Innen, so kalt ist es, spüre nichts, taub, alles taub. Erfroren. Auftauen? Nein, ich denke, dass ist wohl nicht möglich… Dafür müsste ich mich bemühen. Nach Wärme suchen… Auch mal nach Vorne sehen, nicht nur zurück. Was hindert mich? Schaue auf meine Schuhspitzen… Dort ist sicher keine Wärme zu finden… Wieder mal meldet sich die kleine zu Wort… Kopf hoch, da ist sie, du musst nur zugreifen! Doch was, wenn sie zu heiß ist? Ich mich daran verbrenne? Dann tut es weh. Kurt Cobain schrieb in einem seiner Lieder "It's better to burn out than to fade away!" Was tu ich hier, verwelken oder verbrennen? Wohl erfrieren... denn um zu verbrennen müsste ich auf die Kleine hören, meinen Kopf heben und nach der Wärme greifen! Doch das trau ich mich nicht. Versteif mich auf düstere Gedanken und lieblose Worte. Zurückgezogen und einsam und kalt. Selbst Schuld! Brüllt die Andre und lacht mich aus. Mit diesem bitteren Lachen, es ist zu laut, tut weh. Sie soll weg gehen, doch ich weiß wo sie ist. In mir drin. Und sie kommt immer näher immer näher. Die Eisprinzessin, die alles gefrieren lässt. Gefühle, gedanken, Träume… weg. Nein, noch sind sie da. Ich kann sie sehen. Ich kann sie fühlen… aber schrecklich kalt.

Juice.

Verfasst: Do Jan 08, 2004 17:27
von juice
Hallo!

Der erste Schultag … ziemlich stressig, gleich zwei Kursarbeiten rausbekommen. Einmal 4 Punkte und einmal 9. Naja. Hält sich in Grenzen. Jedenfalls hätte ich mir wenigstens von Musik mehr erwartet…Aber dieses Mittelalterzeug geht mir nicht rein… Bio bin ich zufrieden. Aber hab auch ewig für gelernt.

Bin froh, dass morgen erst mal Freitag ist … ich hab echt überhaupt keinen Bock auf Schule. Auch wenn ich mich dann besser ums Essen drücken kann. Es merkt ja niemand wenn ich nichts esse, also muss ich auch nicht essen… und das ist wenigstens etwas Gutes an der Schule.

Ich würde gern mal mit S. reden, aber ich weiß, dass ich dann nicht das sagen kann, was mir eigentlich auf dem Herzen liegt. Und dann kommt wieder so was bei raus, wie letztes Mal. Sie redet und ich bin ruhig.
Gestern hab ich ihr nen Brief geschrieben, keine Ahnung, ob ich den wegschicken werde. Denke eher nicht, ich glaub so im letzten Moment überkommt mich wieder die Angst und ich lass es…
Angst ihr zu vertrauen in dieser Hinsicht und Angst mich jemandem zu öffnen… Angst davor, dass sie zu viel weiß und das ein Fehler sein könnte. Ach, ich hab keine Ahnung. Jedenfalls war ich drei einhalb Stunden an diesem Brief gesessen und er ist fünf einhalb Seiten lang. Meiner Meinung nach dumme Versuche ihr zu erklären, was es bedeutet eine ES zu haben und dass da nicht so einfach rauszukommen ist … und was es für mich bedeutet hier zu wohnen. Was ich vermisse und warum es mir momentan nicht so gut geht. Auch wenn ich langsam hier Freunde finde, es ist nicht das Selbe und … ach so richtig wird es eh nie wie früher werden. Ich weiß dass ich das hinter mir lassen sollte. Einen richtigen Neuanfang wagen, aber ich hänge so sehr an dem vergangenen. All die Dinge, die wir erlebt haben und noch erleben könnten… wenn es nicht anders gekommen wäre.

Und während ich mich hier großartig beschwere, wie dumm die Situation ist, mach ich mir selbst die größten Vorwürfe, weil ich weiß, dass nur ich dran schuld bin und sonst niemand. Schuld ist vielleicht das falsche Wort… oder jedenfalls nicht ganz richtig.

Was mich momentan auch ziemlich beschäftigt ist … das ich meine Brüder nicht mag. Ich hab ja hier die zwei und die zwei Kleinen bei meiner Mutter!
Ich kann sie nicht mögen. Egal wie sehr ich es schon versucht habe, sie benehmen sich so … dass ich sie hassen muss. Ja. Ich hasse sie regelrecht. Wie sie mit mir reden, wie sie mit andren Leuten reden. Wie sie miteinander und mit andren umgehen. Die Art wie sie einen angrinsen, wie respektlos sie mit meinen Eltern reden.
Wenn ich überleg, wie es gewesen wäre, hätte ich mich als Kind meinem Vater gegenüber so benommen, was dann los gewesen wäre…
Aber wenn sie das tun, scheint es okay zu sein.
Ich schäme mich so etwas sagen zu "müssen" … deshalb ist es jez auch das erste Mal, dass ich hier was drüber schrieb.

Weiß nicht ob das jemand kennt, wenn man auf der Strasse wildfremde Leute sieht und diese nicht ausstehen kann, weil sie was an sich haben, was einfach unsympathisch wirkt… und so fühle ich denen zwei gegenüber. Ich weiß nicht, ob es die schlechten Erfahrungen gemacht habe, wenn ich früher noch zu besuch da war, die mich abschrecken und daran hindern sie zu lieben! Aber ich kann es nicht. Das beschäftigt mich schon einige Zeit… und ich versuche immer wieder was Positives zu sehen, aber es geht nicht. Sie machen sich das immer selbst kaputt.

Wenn sie irgendwas angestellt haben, dann freu ich mich regelrecht darauf wenn sie Ärger bekommen und ich freu mich wenn meine Eltern wütend sind… Ich hab schon überlegt, ob das aus Eifersucht sein könnte, aber das glaub ich nicht, denn dann müsste ich meine zwei kleinen auch hassen, und das tu ich nicht. Ich liebe die beiden Kleinen über alles … und … müsste ich mich für zwei entscheiden und die andren hergeben, dann würde ich ohne auch nur eine Sekunde zu zögern die beiden bei meiner Mutter nehmen. Weil sie in einer höflichen Art miteinander umgehen und nicht unverschämt sind. Weil sie so viel jünger sind (3 und 6) als die beiden hier (7 und 9) sich aber trotzdem wie zivilisierte Menschen benehmen… und nicht wie - ich kann's nicht beschreiben, wie sie sich benehmen … es bringt mich auf die Palme und am liebsten würde ich auf sie einschlagen …

Ich kenne diese brutale Seite in mir drin nicht und es macht mir Angst. Es macht mir Angst, wenn ich diese Freude verspüre wenn sie angeschrieen werden und es macht mir Angst, wenn ich mich zusammenreißen muss, um nicht drauf zu schlagen. So bin ich normalerweise nicht …
Ich habe bisher noch nie jemandem davon erzählt (ausser dir Monschta, aber ja auch erst letztens)…
Aber ich habe das Gefühl ich muss drüber reden, um zu hören, ob das normal ist. Ob jemand auch manchmal so fühlt…
Ich habe meine kleinen nie gehasst, obwohl sie so bevorzugt wurden und ich plötzlich nicht mehr da war. Ich hab sie immer geliebt. Ich habe zu ihnen eine Beziehung, als wären es meine Kinder und als hätte ich sie groß gezogen (was ich ja eigentlich auch hab) und ich fühle mich für sie verantwortlich, ich habe angst, dass ihnen was passiert und ich habe Angst sie zu verlieren. Wenn sich einer von beiden weh tut, dann bin/war ich die erste die zur stelle war…
Und wenn sich einer von denen weh tut, dann muss er arg brüllen, bis ich mal wenigstens gucken geh was los ist.
Einmal war ich draussen rauchen und drinnen hat einer so laut vor schmerz geschrieen, dass ich’s draussen hörte, aber ich hab nicht sofort die Zigarette weggeschmissen und bin rein gerannt um nachzusehen ob es was ernstes ist (man muss dazu sagen, dass ich mit denen allein daheim war!), nein, ich hab erst mal gemütlich fertig geraucht und bin dann in aller Ruhe rein und als er da hockt und meint er habe sich den Kopf angestoßen, war wieder diese Schadenfreude da und ich hab nur gesagt "Dein Pech" und bin in mein Zimmer.

Ich fühle für diese Kinder nichts. Ich weiß nicht, aber das ist doch nicht normal??? Ich habe überhaupt keinen Bezug zu denen.

Ich glaub, was ich dazu sagen muss, ist, dass beide ADS (+Hyperaktivität) haben. Es sind schwierige Kinder, aber trotzdem. Ich habe Freunde die auch ADS haben und trotzdem mehr als lieb sind und die ich mag.
Die sich nicht so daneben benehmen. Und der Bruder von nem Kumpel hat auch ADS und er sagt, er würde zwar manchmal auch ganz abdrehen, aber so wie meine Brüder is der noch lange nicht. Jedenfalls nicht so unverschämt.
Würde ja keiner was sagen, wenn die sich mal daneben benehmen, ich hatte mit Sicherheit auch ab und zu den falschen ton andren gegenüber, aber doch nicht immer, und nicht mit purer Absicht.

Und meine Eltern regen mich auf, weil sie so viel durchgehen lassen, was es bei mir nicht gegeben hätte!!!!!!!
Das ärgert mich auch und ich hab keinerlei Ahnung, wie ich damit umgehen soll…
Denn eigentlich versuche ich sie wenigstens als Menschen zu akzeptieren und zu respektieren… aber der hass übernimmt immer öfter die Oberhand. Das macht mir Angst.

Würde mich interessieren, ob es andren auch so geht… vielleicht schreibt ja mal jemand ne Antwort … wenn's auch nur ganz kurz ist, sodass ich weiß, dass ich nicht ganz durchdreh … sondern dass des ein bissl normal ist… wenn auch nur ein klitzekleines bisschen normal… wenigstens normal.

Lg,
Juice.