Hallo nochmal ihr Lieben,
ich dachte, ich schreib nochmal hier rein, um euch zu erzählen, wie´s bei mir weitergegangen ist und vielleicht auch ein paar von euch ein wenig Mut zu machen.
Also... wie gesagt, ich habe Bulimie Gott sei Dank noch nicht lange. Seit ca. November letzten Jahres. Ich habe es seit Jänner/Februar wirklich intensiv getan - mich also tagtäglich, meistens auch mehrmals täglich übergeben.
Ich habe mich zwei drei Freunden anvertraut... mit dem Ergebnis, dass mein Problem mehr oder weniger unter den Tisch gekehrt wurde (Ich will ihnen keinen Vorwurf machen - ich glaube nicht, dass es für jeden leicht ist damit umzugehen).
Ich habe mich dann schlussendlich meiner Mutter anvertraut. Bei ihr war ich mir sicher: Sie wird mir helfen, weil sie nicht locker lassen wird und es mir nicht ermöglichen wird mein Problem wieder zu verdrängen, beschönigen, es nichtig zu machen.
Vor zwei Monaten habe ich mich getraut zum Neurologen zu gehen. Hier in Wien im Sanatorium Hera. Mir ist erst im Arztzimmer so richtig bewusst geworden, was ich mir eigentlich selber antue und wie schlimm es eigentlich schon ist - die endgültige Realisation meiner Situation, in die ich mich gebracht habe. Es war wirklich nicht leicht...aber es war gut.
Man hat mir Flux Hexal verschrieben, ein Antidepressivum, ein Serotoninhemmer. Es macht nicht abhängig, psychisch wie physisch nicht und die Dosierung hat er bewusst niedrig und nur langsam steigend verschrieben.
Mein derzeitiges Resumé: Die Tabletten haben mir wirklich geholfen. Ich bin auch jetzt noch manchmal depressiv, ich bin traurig, ich weine, ich bin natürlich auch glücklich, aber wenn ich in ein Loch falle, dann ist es nicht mehr so tief. Es sind Gefühle da, die ich auslebe, aber sie überschwemmen mich nicht mehr.
Gut. Ich dachte: Passt alles. Alles im Griff. Therapie würde mir dringendst angeraten, zwingen können sie dich ja nicht. Aber ich hab mir eingebildet, geht auch so, mit den Tabletten, ohne Therapie. In den letzten 3 oder 4 Wochen hab ich mich nur ein einziges Mal übergeben (also Finger in Mund)... es it auch wieder so etwas wie Ekel vorm Erbrechen entstanden, was ich eigentlich die Monate davor nicht mehr wirklich hatte (man gewöhnt sich wohl an alles...

Für alle, für die das wichtig und ein Thema ist, und ich denke, dass sind hier naturgemäß ALLE:
Man nimmt von diesen Tabletten nicht zu.
Aber ich will hier auf gar keinen Fall die reine Chemie propagieren.
Deswegen weiter:
Also....
In der letzten Woche sind mir die Tabletten ausgegangen...Da momentan viel zu tun in der Arbeit, bin ich nicht dazu gekommen mir ein Rezept nachzuholen. Und gestern war ich wieder bei ihm, nach 5 Tagen ohne - in der Zeit natürlich auch prompt wieder einen Anfall gehabt und wie ein Nerval wieder auf seinem Stuhl.
Da ist mir klar geworden: Es geht nicht weg mit den Tabletten, ich kann es nur - solange ich sie nehme - unterdrücken. Gut... nochmal deftige Realität pur, nochmal voll auf den Boden der Tatsachen gekracht - aua...
Ausreden gab´s diesmal auch keine mehr. Mein anfängliches Argument (und wirkliches Problem): kein Geld für eine Therapie hat sich nun auch in Luft aufgelöst....ich war, falls ihr es kennt, in einer Hilfestelle für Menschen mit Essstörungen: so what, gleich hinterm Westbahnhof - bin einfach rein. Mein Neurologe hat mir die Adresse extra rausgesucht, er meinte, dort gäbe es möglicherweise mehr (finanzielle) Unterstützung für mich.
Ich bin sehr skeptisch, aber ich habe mich dort wirklich gut aufgehoben gefühlt, verstanden und vor allem: Ernst genommen in meinem Problem. Am 2. Oktober habe ich mein erstes Gespräch mit der Therapeutin. Dann wird entschieden, ob eine Therapie (wöchentlich, Einzeltherapie oder in Gruppen) vollständig in meinem Fall bezahlt wird, oder zumindest teilweise. Ich kam mir mit meinen 26 Jahren dort ziemlich blöd vor, da ja die Frau, mit der ich gesprochen habe so ca. im selben Alter sein müsste wie ich.
Aber ich hab gefühlt, dass man mir dort wirklich helfen WILL.
Heute (ein Tag danach) bin ich froh, dass ich wirklich dort hingegangen bin (war mehr eine Trancehandlung im Affekt - hätte ich mir länger Zeit gelassen, hätt ich´s wohl wieder nicht getan... die Erkenntnis beim Neurologen, dass die Tabletten die Bulimie nicht ausflösen, sondern nur unterdrücken, solange ich sie nehme --> und dann nicht mehr - also Bulimie wieder da! - die hat ziemlich gesessen und ziemlich gewirkt.. )
Zusammenfassend:
Die ersten Schritte sind mit viel Überwindung verbunden, aber wenn man sie hinter sich hat, fühlt man sich fast ein wenig stolz auf sich selbst. Jetzt muss ich nur noch wirklich am 2. Oktober dorthingehen und anfangen....
Vielleicht motiviert das ja die eine oder andere von euch, auch einen Fuß nach vorn zu tun ...
Ganz liebe Grüße an euch alle
Sabrina