wie kann man eigentlich noch helfen, wenn immer weniger geht

#1
Mein Name ist Sabine Lenhard. Ich bin 45 Jahre alt und habe eine Tochter von 21 Jahren. Sie leidet seit 5 Jahren an Bulimie und ist derzeitig stark untergewichtig. Sie wird immer dünner und keiner kann ihr helfen. Sie hat schon mehrere Krankenhausaufenthalte hinter sich. Sie wechselt ständig den Hausarzt bzw. erzählt nur die halbe Wahrheit, so dass keiner konkret den Krankheitsverlauf durchblicken kann. Ihr Kalium-Wert ist oft zu niedrig und somit auch lebensgefährlich. Sie bricht auch öfter ohnmächtig zusammen.
Anfang Februar ist sie total mittellos ausgezogen. Sie fühlte sich durch mich total kontrolliert und sie weiß auch, dass sie mir nichts vorspielen kann. Ich bin Krankenschwester mit langjähriger Berufserfahrung und da ist es nun mal so, dass man Veränderungen sofort wahrnimmt. Ich selbst leide schon seit letztem Jahr an schweren Depressionen, nachdem auch noch ein Suizidversuch dazu kam. Meine Tochter ist nicht mehr ehrlich. Durch die Sucht lügt sie häufig. Meine Kräfte sind verbraucht, bin energielos und mittlerweile auch hilflos. Meine ganze Familie bräuchte eine Psychotherapie.
Ich bin oft nur noch traurig. Warum lehnt meine Tochter jegliche Therapie rigoros ab ??? :cry: Hoffe auf hilfreiche Beiträge.

#2
Hallo Sabine,

willkommen hier im Forum. Was zu erzählst klingt sehr schlimm und hilflos, aber ich finde es sehr stark, wie du versuchst deiner Tochter zu helfen und sie zu verstehen. Holst du dir denn selber auch Hilfe?

LG,Filthy
All your cutting down to size. All my bringing you down.

#3
Liebe Sabin (schner Name),+

hat mich sehr traurig gemacht, dein Beitrag. Ich denke, als Krankenschwester kennst du ich besser aus als ich. Aber ich dachte immer, s gibt die Möglichkeit, bei Lebensgefahr, Mädels auch gegen ihren Willen in eine Klinik einzuweisen? Sonst fällt mir auch nichts ein... Außer wie gesagt, schau auch auf dich. Als Angehöriger hat mans auch schwer. und leider machst du dir völlig zu rEcht sorgen, aber deien Tochter scheint den Tof billigend in Kauf zu nehmen :(

lg

aire

#4
vielleicht, weil sie keinen Sinn am weiterleben sieht???
Vielleicht weil sie etwas in ihr rausk** muss, verstehst du??
Vielleicht kannst du mal versuchen die Ursache der Bu*** zu erforschen, denn die Bu*** ist ja nur eine Folgeerscheinung von etwas, was geschehen ist.
Sorry, mehr kann ich im Moment nicht dazu sagen, außer , dass ich dir viel Kraft wünsche.

cogito

#5
Guten Morgen Sabine,

erstmal willkommen hier.

Mich wundert es, dass hier geantwortet wird, dass deine Tochter keinen Sinn im Weiterleben sieht.

Sehe ich etwas anders.
Es gibt viele Möglichkeiten, warum man abmagern will.
- Kontrolle über sich selbst/den eigenen Körper
- den Körper quälen wollen
- etwas haben, was nur man selbst kontrolliert, wo niemand reinreden kann
- ...

Du kennst keine eventuellen Ursachen oder ist was passiert bevor es anfing?

Wünsche dir viel Kraft
Lst
Bild

#6
Liebe Sabine,
das klingt jetzt hart, aber DU kannst die Probleme Deiner Tochter nicht lösen, dass kann nur sie ganz alleine - im besten Fall mit Deiner Unterstützung.
Ich schreibe "Unterstützung" und nicht "Hilfe", weil Du aktiv nichts tun kannst. Passiv dafür umso mehr, indem Du ihr zeigst, dass Du sie liebst und das nichts, was sie tut, etwas daran ändern kann.
Was mich sehr bestürzt hat, ist, dass sie - trotz extremer gesundheitlicher Probleme - jede Art von Therapie ablehnt.
Es ist fraglich, ob Du ihr klar machen kannst, dass sie in Behandlung muss - wohl kaum. Meine Mutter kam auch nicht an mich ran und wenn sie's angesprochen hat, bin ich ziemlich hysterisch und fast agressiv geworden und habe mich ihr noch mehr zu entziehen versucht.
Das ist bestimmt nicht leicht, als Krankenschwester und Mutter sein Kind in Lebensgefahr zu sehen, sie scheint den Ernst der Lage absolut zu verkennen.
Doch anstatt ihr Vorwürfe zu machen (in der Art von "Du machst Dich kaputt, was tust Du Dir da an", etc.) sag ihr lieber, dass Du sie liebst - auch wenn sie Dir das gerade nicht einfach macht....
If you are going through hell, keep going.

#7
Liebe Sabine,

dein Thread treibt mir Tränen in die Augen.
Was mich hier aber am meisten interessiert wäre dieses.
Meine ganze Familie bräuchte eine Psychotherapie.
Was spricht dagegen?
Ich bin sehr dafür, dass du unbedingt eine Therapie machst.
Du mußt deine Seele heilen, weil sie selber krank ist.
Und wie soll bitte ein Kranker einem Kranken helfen?????

Hole dir Kraft bei einer Therapie und vielleicht schafft ihr den Kampf dann doch noch gemeinsam.

Liebste Grüße
Hedi

#8
Das was Du schreibst finde ich sehr mutig. Es ist am schwierigsten die Wahrheit zu erkennen und sich Fehler ein zu gestehen. Meine Mutter wusste damals auch nicht was sie tun sollte. Es ist ein schwieriger Grad im Leben eine entscheidung eines anderen Menschen zu akzeptieren, auch wenn man weis das derjenige die falsche Entscheidung trifft. Und wenn es dabei um Leben und Tod geht, dann fühlt man sich noch hilfloser. Ich kann als "ehemals" Betroffene (wir wissen alle das eine Sucht niemals vollständig aus unserem Kopf verbannt werden kann, nur eben weg geschoben und somit trotz allem immer ein Teil unseres Lebens ist) sagen das mir die Zeit die ich mit meiner Mutter verbracht habe am meisten Kraft gegeben hat auch wenn es nicht viel Zeit war die sie für mich "opfern" konnte. Somit rate ich allen Angehörigen lernt die Krankheit zu verstehen, verbringt Zeit mit der Person, ohne Vorwürfe zeigt Wärme, Liebe und Geborgenheit. Fragt oft nach was sie denkt tut, was sie beschäftigt, Hobbies etc. OHNE VORWÜRFE, in euren Aussagen und ja, zeigt auch eure eigene Angst und den Schmerz den ihr empfindet. Und wenn man als Mutter glaubt in manchen Punkten in der Erziehung versagt zu haben dann seit auch in dem Punkt ehrlich und gesteht eure Fehler ein. Vor euch selber und vor eurem Kind! Fehler sind nicht schlimm, solange man daraus lernt und nach etwas Besserem und anderen strebt und indem man die gleichen Fehler nicht nochmal macht! ansonsten bleibt nur eines zu sagen auch wenn es nicht besonders aufbauend ist. Bei einer Sucht kann niemand Helfen, der nicht von dem Betroffenen selbst und seiner Einsicht krank zu sein, um Hilfe gebeten wird. Das ist traurig aber aufgezwungene Hilfe kann genau in die falsche Richtung drängen und vieleicht alles nur noch schlimmer machen!!!

Lass den Kopf nicht hängen. Kämpfe für dich und Deine Tochter bzw. Deine Familie!!!

Stefania

#9
Also, ich finde, wenn akut eLEBENSGEFAHR gegeben ist (und das scheint recht eindeutig zu sein), ist die Zeit vorbei, wo man jemandem die Verantwortung für sein Essverhalten überlassen kann. Ich bin immer dafür, dass man Betroffenen allen Freiraum und Eigenverantwortung lässt. Aber die grenze ist hier einfach erreicht.

lg

aire

#10
Liebe Sabine Lenhard,

Ich finde es ganz toll und stark von Dir, dass Du Dich um Deine Tochter sorgst und ihr helfen möchtest!

Sie braucht Deine Hilfe, auch wenn sie diese abweist. Und das weiß Deine Tochter sicherlich ganz genau.

Es ist immer schwierig mit Essgestörten. Der Weg "raus" aus der Essstörung ist lang und auch beschwerlich. Aber man kann es schaffen und darf nicht aufgeben!

Es tut mir sehr leid, dass Deine Tochter so tief in der Essstörung ist, dass sie sogar in Lebensgefahr ist wegen dem Kaliummangel. Es ist wichtig, dass Du trotzdem zu ihr hältst, was Du bestimmt bereits mit großer Kraft und Willensstärke tust!

Ich wünsche euch beiden viel Erfolg!
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.
cron