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Ich hab Bulimie...

Verfasst: Mo Mär 17, 2008 16:41
von Para
Hallo zusammen.

Ich bin 18 Jahre jung und habe seit einigen Jahren schon Bulimie. Bisher habe ich es niemandem erzählt, das hier ist das erste mal, dass ich es niederschreibe und es jemand erfahren kann. Mein Umfeld lüge ich seit Jahren schon an... "Nein, ich kotz doch nicht! ok, ich ess manchmal ziemlich viel, aber mein Stoffwechsel ist halt gut, ich kotz nicht! nein!"
Man scherzt ich hätte einen Bandwurm. Die größten Anfälle bekommt man aber natürlich garnicht erst mit...
Selbst die Psychologen bei denen ich schon wegen anderen Problemen war habe ich angelogen und/oder es verschwiegen (Man diagnostizierte schon eine Borderline-PS, Angststörungen und Depressionen die kommen und gehen) Manchmal hatte ich es auch schon vergessen, es war schon so normal für mich, dass ich es nicht mehr als sonderlich störend empfand, wie am Anfang.

Ich versuche seit all den Jahren schon es in den Griff zu kriegen. Richtig und in normalen Mengen zu normalen Zeiten zu essen, die Signale meines Körpers zu spüren, nicht zu fressen, nicht zu kotzen. Ich möchte mein Gewicht halten, ich möchte gesund, glücklich und zufrieden mit meiner Figur (die eigentlich schon sehr schlank ist), meinem ICH und meinem Leben sein !

Manchmal glaube ich auf einem guten Weg zu sein.
Ich bin hier um mehr davon zu erfahren wie es anderen ergeht, was sie denken, was sie tun und fühlen.


lg Para

Verfasst: Mo Mär 17, 2008 16:48
von CoCoRiCo
Hallo Para,

Herzlich willkommen!


Es ist gut, dass du eingesehen hast, dass du nicht mehr so weiterleben kannst und willst! Klar ist es schwierig, von der bulimie wieder loszukommen. Is ein harter weg, aber das kriegt man schon irgendwie gebacken :wink:

Wieso möchtest du es niemanden erzählen? Wäre das nicht ein wichtiger schritt, gegen die Bulimie vorzugehen?

Verfasst: Mo Mär 17, 2008 17:28
von Para
Ich schäme mich und es würden jahrelange Lügen auffliegen! Ich würde auch kaum auf Verständnis stoßen.
Wenn es raus wäre, hätte ich extremste Schuldgefühle und ich würde mich ständig schrecklich, grässlich, widerwärtig fühlen! Ich sehe jetzt schon das Kopfschütteln und die nicht enden wollenden beschämenden Momente in denen es bei jedem Happen den ich esse im Raum steht: "sie kotzt es bestimmt wieder aus". Schon ohne, dass man weiß, dass ich kotze, nervt man mich mit meinem problematischem Essverhalten!

Wenn mein Partner erfahren würde, dass ich kotze wäre er total schockiert und wütend und ich hätte ihn so lange angelogen... er wäre total gekränkt und tief erschrocken. Er müsste immer daran denken was er an Geld für Essen aus dem Fenster schmeißt, da ich es ja evtl. wieder auskotze.

Es würde ihn total kränken und frustrieren. Es ist besser wenn er nie davon erfährt, das muss er ja auch nicht wissen, das hilft mir kein Stück.

Dass andere davon wissen und sich ihre abschätzigen Gedanken dazu machen, hilft mir bei dem Problem kein bisschen weiter! Kein bisschen!

Verfasst: Mo Mär 17, 2008 19:06
von CoCoRiCo
Ich würde auch kaum auf Verständnis stoßen.
Bulimie ist eine Krankheit!

Und ich bezweifle, dass jemand mit einem gesunden menschenverstand, dir vorwürfe macht, weil du wegen deiner essstörung jahrelang gelogen hast :wink:

Wie lange hast du die essstörung?

Verfasst: Mo Mär 17, 2008 20:28
von Jaca
Hallo und erstmal herzlich Willkommen. :D

Hast du schonmal versucht, es jemandem aus deinem Umfeld zu sagen?
Das alles sind ja nur Vermutungen die du hast, vielleicht reagieren die Leute ganz anders, als du denkst.
Außerdem hat es ja nicht nur Nachteile, wenn man redet.
Vielleicht würden sie mit den Kommentaren über dein Essverhalten aufhören, weil deine Leute dann wissen, wieso es so ist.
Und das wäre doch nicht von Nachteil oder?
Außerdem kann man dir dann richtig helfen. Du bist doch in Therapie, oder?
Para hat geschrieben:Wenn mein Partner erfahren würde, dass ich kotze wäre er total schockiert und wütend und ich hätte ihn so lange angelogen... er wäre total gekränkt und tief erschrocken. Er müsste immer daran denken was er an Geld für Essen aus dem Fenster schmeißt, da ich es ja evtl. wieder auskotze.

Es würde ihn total kränken und frustrieren. Es ist besser wenn er nie davon erfährt, das muss er ja auch nicht wissen, das hilft mir kein Stück.


Natürlich kränkt und frustiert sowas. Aber doch nicht nur. Stell dir mal vor, dein Partner würde nach einigen Jahren mit sowas rauskommen.
Du würdest dir Sorgen machen, oder? Du wärst doch dann nicht sauer, weil dein Partner dich jahrelang belogen hat. Im ersten Moment vielleicht, aber später sicher nicht mehr.
Außerdem: Ich wette darum, dass er auch irgendwo ein Stück "stolz" sein wird, dass du ihm sowas anvertraust.

Es muss also nicht nur Nachteile haben, wenn man redet, wie schon erwähnt. :wink:

Liebe Grüße,
Jaca

Verfasst: Mo Mär 17, 2008 21:16
von Para
CoCoRiCo, ja, Bulimie ist eine Krankheit, ich weiß...
Aber wie stellt man sich das als Außenstehender vor? Wie sieht das für gesunde Leute wohl aus?
Ich könnte mir vorstellen, dass jeder normale Mensch folgendes denkt:

"schon wieder zu viel gefressen weil man sich einfach nich am Riemen reißen kann! Weil man son disziplinloses, fettes Schwein ist! Und dann anschließend alles rauskotzen nur weil man sich vorher nich einfach zusammenreißen konnte!! Man lässt sich einfach gehen, und dann kotzt mans aus, verschwenderisch! Egoistisch und schlampig! Ekelig! Man hat seine verdammten Triebe nicht unter Kontrolle, man kotzt hunderte Euros an Essen einfach ins Gulli !! man sollte sich schämen!
Und sich immer zu fett fühlen, nervig!
usw. usf. etc. etc. ...

Das denkt man sich doch!
Zumindest hätte mein Vater exakt das gedacht. Er hatte mir sogar mal gedroht: wenn ich das Essen auskotze, ist der Kühlschrank aber gesperrt!


Ich weiß nichtmehr so genau wann das anfing, ich denke mal mit 14 oder 15. Also geht das jetzt etwa schon 3 oder 4 Jahre so. 3 oder 4 Jahre in denen ich Tag und Nacht nur an mein Körperfett, meine Figur und mein Ess- bzw. Kotzverhalten denke...

Verfasst: Mo Mär 17, 2008 21:37
von CoCoRiCo
hmm... klar hast du recht.

Trotzdem geht dein wohlbefinden vor! Und glaub mir, dein vater hätte es bestimmt nicht gerne, wenn er einst seine tochter auf der intensivstation die hand tätschelt, weil diese fast an der bulimie gestörben wäre...

Man kann ziemlich schnell ins gras beißen. :cry:

Du könntest aber in eine selbsthilfegruppe oder ähnliches gehen? Manchmal hilft es viel, mit anderen zu sprechen und von ihren erfahrungen selbst zu lernen bzw. sich gegenseitig zu motivieren! :wink: