bin neu hier und möchte euch gerne meine geschicht erzählen!
Verfasst: Mi Okt 30, 2002 0:06
hallo,
habe eben dieses forum entdeckt und einige dieser wunderbaren beiträge gelesen, dabei kamen viele erinnerungen und gefühle hoch und die möchte ich an dieser stelle gerne erzählen.
ich bin 32 jahre und seit gut 10 jahren bulimisch. ich kann mich noch gut an den tag erinnern an dem "alles" begann. damals kam ich gerade von der arbeit und da gerade weihnachtszeit war, tranken wir noch punsch bei einer punschhütte. danach fuhr ich nach hause und danach hatte ich wieder dieses gefühl der totalen leere und einsamkeit, wie so oft. dazu kam das ich mich fürchterlich voll fühlte von dem süßen, schweren punsch(kalorien ohne ende). machte mich dann an den kühlschrank und aß was da war. aus dem gefühl der leere und einsamkeit wurde ein gefühl der leere und einsamkeit, gepaart mit verzweiflung, schlechtem gewissen und selbsthass (wie so oft). doch an diesem tag war plötzlich der gedanke da "wieso gehst du nicht aufs klo und k* alles wieder raus?" gesagt getan, fiel mir auch nicht schwer. als hätte ich noch nie etwas anderes getan. doch wirklich besser fühlte ich mich nicht. überhaupt nicht.
naja, seit diesem tag gings los. jeden tag, immer öfter, immer intensiver und ich fühlte mich immer schlechter. aus meiner einsamkeit hat es mich auch nicht befreit, im gegenteil. danach wurde ich richtig einsam. ich vernachlässigte all meine freundschaften, wollte niemanden mehr sehen, niemanden mehr einladen, denn dann konnte ich ja nicht nach herzenslust k*. ich hatte meine fa überhaupt nicht unter kontrolle. egal ob ich in der arbeit war, zu hause oder unterwegs. den ganzen tag drehte sich alles nur ums essen und wie ich es wieder los werden kann.
ich war noch nie so leer, so verzweifelt und so gefangen!!! das leben ging an mir vorbei. ich spürte nichts(ausser hunger), war irgendwie tot.
das ging so ein, zwei jahre und dann lernte ich ein paar leute kennen. mit denen entdeckte ich das "high life" (im wahrsten sinne des wortes).
ich schlug mir die nächte um die ohren und kam in kontakt mit drogen. ja und plötzlich war alles toll. ich hatte keine fa mehr und k* natürlich auch nicht mehr. alles schien wie von selbst geregelt. nur, eine sucht kann man nicht mit einer anderen heilen und so war ich an den wochenenden unterwegs, aß nichts und unter der woche machte ich weiter wie gehabt.
bis ich meinen damaligen freund kennenlernte. ich war verliebt, abgelenkt und für knapp drei jahre so gut wie symptomfrei. auch die **kg, die ich in der zeit zugenommen hatte, habe ich wieder verloren, alles schien perfekt. aber der teufel schläft nicht. diese krankheit vergeht nicht einfach so, nur weil man verliebt ist. als der alltagstrott einkehrte, die beziehung eher lahm war, ja da schlich sich der schatten der vergangenheit wieder ein und ich mich wieder immer öfter zur klomuschel.
ein jahr später trennte ich mich von meinem damaligen partner, hatte gleich darauf eine neue beziehung, war sehr glücklich, doch ließ ich mir selbst keine zeit richtig zu trauern, abzuschließen mit der vorhergehenden beziehung. ich fraß alles rein und hatte wieder heftige fa. in dieser zeit wollte ich es jeden recht machen. meinem exfreund, dem neuen, nur auf mich vergaß ich völlig, wie so oft.
ich wusste nur eines: so weit wie am anfang meiner sucht lasse ich es nicht mehr kommen. ich suchte mir eine therapeutin, die auf essstörungen spezialisiert ist und bekam meine sucht ziemlich gut in den griff. war wieder längere zeit symptomfrei, aber ich bin heute der ansicht wirklich geheilt ist man glaub ich nie. man kann symptomfrei leben und das essen auch wieder völlig genießen, aber 100% sicher wird man nie sein. wie bei einem alkoholiker, der sein ganzes leben ein vielleicht trockener alkoholiker bleiben wird. so kann man sein ganzes leben ein cleaner bulimiker sein.
heute komm ich eigentlich ganz gut zurecht mit der krankheit. allerdings muss ich noch einiges lernen. besser mit meinen gefühlen umzugehen(sie manchmal überhaupt wahrzunehmen), mich nicht immer für alles und jeden verantwortlich zu fühlen, mich besser abzugrenzen, nein sagen zu können. das alles ist unheimlich wichtig für ein ausgefülltes leben mit mir selbst.
tja, und in zeiten wie gerade eben , wo mir alles über den kopf zu wachsen scheint und ich nicht gut auf mich aufpasse, habe ich auch den einen oder anderen rückfall. allerdings keine geplanten fa, oder so. eher so einmalige aktionen. und immer wenn ich ganz alleine zu hause bin. heute weis ich dann allerdings besser damit umzugehen. mich zu fragen "was ist jetzt gerade? was spürst du gerade, oder spürst du eben gerade nicht ?" und dennoch, ich denke, ich habe noch einen langen weg vor mir.
was mir auch sehr hilft ist sport. ich habe das laufen für mich entdeckt. das ist eine gute möglichkeit, mich und meinen körper und vor allem meine grenzen zu spüren.
nun denn, ich glaube das wars für heute. ist eh sehr lange geworden. ich hoffe, ich konnte etwas von mir weitergeben und die eine oder andere kann was mit meiner geschichte anfangen.
alles liebe
tschüß glee
habe eben dieses forum entdeckt und einige dieser wunderbaren beiträge gelesen, dabei kamen viele erinnerungen und gefühle hoch und die möchte ich an dieser stelle gerne erzählen.
ich bin 32 jahre und seit gut 10 jahren bulimisch. ich kann mich noch gut an den tag erinnern an dem "alles" begann. damals kam ich gerade von der arbeit und da gerade weihnachtszeit war, tranken wir noch punsch bei einer punschhütte. danach fuhr ich nach hause und danach hatte ich wieder dieses gefühl der totalen leere und einsamkeit, wie so oft. dazu kam das ich mich fürchterlich voll fühlte von dem süßen, schweren punsch(kalorien ohne ende). machte mich dann an den kühlschrank und aß was da war. aus dem gefühl der leere und einsamkeit wurde ein gefühl der leere und einsamkeit, gepaart mit verzweiflung, schlechtem gewissen und selbsthass (wie so oft). doch an diesem tag war plötzlich der gedanke da "wieso gehst du nicht aufs klo und k* alles wieder raus?" gesagt getan, fiel mir auch nicht schwer. als hätte ich noch nie etwas anderes getan. doch wirklich besser fühlte ich mich nicht. überhaupt nicht.
naja, seit diesem tag gings los. jeden tag, immer öfter, immer intensiver und ich fühlte mich immer schlechter. aus meiner einsamkeit hat es mich auch nicht befreit, im gegenteil. danach wurde ich richtig einsam. ich vernachlässigte all meine freundschaften, wollte niemanden mehr sehen, niemanden mehr einladen, denn dann konnte ich ja nicht nach herzenslust k*. ich hatte meine fa überhaupt nicht unter kontrolle. egal ob ich in der arbeit war, zu hause oder unterwegs. den ganzen tag drehte sich alles nur ums essen und wie ich es wieder los werden kann.
ich war noch nie so leer, so verzweifelt und so gefangen!!! das leben ging an mir vorbei. ich spürte nichts(ausser hunger), war irgendwie tot.
das ging so ein, zwei jahre und dann lernte ich ein paar leute kennen. mit denen entdeckte ich das "high life" (im wahrsten sinne des wortes).
ich schlug mir die nächte um die ohren und kam in kontakt mit drogen. ja und plötzlich war alles toll. ich hatte keine fa mehr und k* natürlich auch nicht mehr. alles schien wie von selbst geregelt. nur, eine sucht kann man nicht mit einer anderen heilen und so war ich an den wochenenden unterwegs, aß nichts und unter der woche machte ich weiter wie gehabt.
bis ich meinen damaligen freund kennenlernte. ich war verliebt, abgelenkt und für knapp drei jahre so gut wie symptomfrei. auch die **kg, die ich in der zeit zugenommen hatte, habe ich wieder verloren, alles schien perfekt. aber der teufel schläft nicht. diese krankheit vergeht nicht einfach so, nur weil man verliebt ist. als der alltagstrott einkehrte, die beziehung eher lahm war, ja da schlich sich der schatten der vergangenheit wieder ein und ich mich wieder immer öfter zur klomuschel.
ein jahr später trennte ich mich von meinem damaligen partner, hatte gleich darauf eine neue beziehung, war sehr glücklich, doch ließ ich mir selbst keine zeit richtig zu trauern, abzuschließen mit der vorhergehenden beziehung. ich fraß alles rein und hatte wieder heftige fa. in dieser zeit wollte ich es jeden recht machen. meinem exfreund, dem neuen, nur auf mich vergaß ich völlig, wie so oft.
ich wusste nur eines: so weit wie am anfang meiner sucht lasse ich es nicht mehr kommen. ich suchte mir eine therapeutin, die auf essstörungen spezialisiert ist und bekam meine sucht ziemlich gut in den griff. war wieder längere zeit symptomfrei, aber ich bin heute der ansicht wirklich geheilt ist man glaub ich nie. man kann symptomfrei leben und das essen auch wieder völlig genießen, aber 100% sicher wird man nie sein. wie bei einem alkoholiker, der sein ganzes leben ein vielleicht trockener alkoholiker bleiben wird. so kann man sein ganzes leben ein cleaner bulimiker sein.
heute komm ich eigentlich ganz gut zurecht mit der krankheit. allerdings muss ich noch einiges lernen. besser mit meinen gefühlen umzugehen(sie manchmal überhaupt wahrzunehmen), mich nicht immer für alles und jeden verantwortlich zu fühlen, mich besser abzugrenzen, nein sagen zu können. das alles ist unheimlich wichtig für ein ausgefülltes leben mit mir selbst.
tja, und in zeiten wie gerade eben , wo mir alles über den kopf zu wachsen scheint und ich nicht gut auf mich aufpasse, habe ich auch den einen oder anderen rückfall. allerdings keine geplanten fa, oder so. eher so einmalige aktionen. und immer wenn ich ganz alleine zu hause bin. heute weis ich dann allerdings besser damit umzugehen. mich zu fragen "was ist jetzt gerade? was spürst du gerade, oder spürst du eben gerade nicht ?" und dennoch, ich denke, ich habe noch einen langen weg vor mir.
was mir auch sehr hilft ist sport. ich habe das laufen für mich entdeckt. das ist eine gute möglichkeit, mich und meinen körper und vor allem meine grenzen zu spüren.
nun denn, ich glaube das wars für heute. ist eh sehr lange geworden. ich hoffe, ich konnte etwas von mir weitergeben und die eine oder andere kann was mit meiner geschichte anfangen.
alles liebe
tschüß glee