bin neu hier und möchte euch gerne meine geschicht erzählen!

#1
hallo,

habe eben dieses forum entdeckt und einige dieser wunderbaren beiträge gelesen, dabei kamen viele erinnerungen und gefühle hoch und die möchte ich an dieser stelle gerne erzählen.
ich bin 32 jahre und seit gut 10 jahren bulimisch. ich kann mich noch gut an den tag erinnern an dem "alles" begann. damals kam ich gerade von der arbeit und da gerade weihnachtszeit war, tranken wir noch punsch bei einer punschhütte. danach fuhr ich nach hause und danach hatte ich wieder dieses gefühl der totalen leere und einsamkeit, wie so oft. dazu kam das ich mich fürchterlich voll fühlte von dem süßen, schweren punsch(kalorien ohne ende). machte mich dann an den kühlschrank und aß was da war. aus dem gefühl der leere und einsamkeit wurde ein gefühl der leere und einsamkeit, gepaart mit verzweiflung, schlechtem gewissen und selbsthass (wie so oft). doch an diesem tag war plötzlich der gedanke da "wieso gehst du nicht aufs klo und k* alles wieder raus?" gesagt getan, fiel mir auch nicht schwer. als hätte ich noch nie etwas anderes getan. doch wirklich besser fühlte ich mich nicht. überhaupt nicht.
naja, seit diesem tag gings los. jeden tag, immer öfter, immer intensiver und ich fühlte mich immer schlechter. aus meiner einsamkeit hat es mich auch nicht befreit, im gegenteil. danach wurde ich richtig einsam. ich vernachlässigte all meine freundschaften, wollte niemanden mehr sehen, niemanden mehr einladen, denn dann konnte ich ja nicht nach herzenslust k*. ich hatte meine fa überhaupt nicht unter kontrolle. egal ob ich in der arbeit war, zu hause oder unterwegs. den ganzen tag drehte sich alles nur ums essen und wie ich es wieder los werden kann.
ich war noch nie so leer, so verzweifelt und so gefangen!!! das leben ging an mir vorbei. ich spürte nichts(ausser hunger), war irgendwie tot.
das ging so ein, zwei jahre und dann lernte ich ein paar leute kennen. mit denen entdeckte ich das "high life" (im wahrsten sinne des wortes).
ich schlug mir die nächte um die ohren und kam in kontakt mit drogen. ja und plötzlich war alles toll. ich hatte keine fa mehr und k* natürlich auch nicht mehr. alles schien wie von selbst geregelt. nur, eine sucht kann man nicht mit einer anderen heilen und so war ich an den wochenenden unterwegs, aß nichts und unter der woche machte ich weiter wie gehabt.
bis ich meinen damaligen freund kennenlernte. ich war verliebt, abgelenkt und für knapp drei jahre so gut wie symptomfrei. auch die **kg, die ich in der zeit zugenommen hatte, habe ich wieder verloren, alles schien perfekt. aber der teufel schläft nicht. diese krankheit vergeht nicht einfach so, nur weil man verliebt ist. als der alltagstrott einkehrte, die beziehung eher lahm war, ja da schlich sich der schatten der vergangenheit wieder ein und ich mich wieder immer öfter zur klomuschel.
ein jahr später trennte ich mich von meinem damaligen partner, hatte gleich darauf eine neue beziehung, war sehr glücklich, doch ließ ich mir selbst keine zeit richtig zu trauern, abzuschließen mit der vorhergehenden beziehung. ich fraß alles rein und hatte wieder heftige fa. in dieser zeit wollte ich es jeden recht machen. meinem exfreund, dem neuen, nur auf mich vergaß ich völlig, wie so oft.
ich wusste nur eines: so weit wie am anfang meiner sucht lasse ich es nicht mehr kommen. ich suchte mir eine therapeutin, die auf essstörungen spezialisiert ist und bekam meine sucht ziemlich gut in den griff. war wieder längere zeit symptomfrei, aber ich bin heute der ansicht wirklich geheilt ist man glaub ich nie. man kann symptomfrei leben und das essen auch wieder völlig genießen, aber 100% sicher wird man nie sein. wie bei einem alkoholiker, der sein ganzes leben ein vielleicht trockener alkoholiker bleiben wird. so kann man sein ganzes leben ein cleaner bulimiker sein.
heute komm ich eigentlich ganz gut zurecht mit der krankheit. allerdings muss ich noch einiges lernen. besser mit meinen gefühlen umzugehen(sie manchmal überhaupt wahrzunehmen), mich nicht immer für alles und jeden verantwortlich zu fühlen, mich besser abzugrenzen, nein sagen zu können. das alles ist unheimlich wichtig für ein ausgefülltes leben mit mir selbst.
tja, und in zeiten wie gerade eben , wo mir alles über den kopf zu wachsen scheint und ich nicht gut auf mich aufpasse, habe ich auch den einen oder anderen rückfall. allerdings keine geplanten fa, oder so. eher so einmalige aktionen. und immer wenn ich ganz alleine zu hause bin. heute weis ich dann allerdings besser damit umzugehen. mich zu fragen "was ist jetzt gerade? was spürst du gerade, oder spürst du eben gerade nicht ?" und dennoch, ich denke, ich habe noch einen langen weg vor mir.
was mir auch sehr hilft ist sport. ich habe das laufen für mich entdeckt. das ist eine gute möglichkeit, mich und meinen körper und vor allem meine grenzen zu spüren.
nun denn, ich glaube das wars für heute. ist eh sehr lange geworden. ich hoffe, ich konnte etwas von mir weitergeben und die eine oder andere kann was mit meiner geschichte anfangen.
alles liebe
tschüß glee

#2
Liebe Glee,

schön, dass du den Weg in dieses Forum gefunden hast.
Ich lese immer aufmerksam alle Beiträge und bin immer schockiert, was diese Krankheit anrichtet und mit den Betroffenen macht.

Ich lese all diese Beiträge, weil ich dadurch hoffe, meiner Freundin die auch Bulimie hat, besser helfen zu können, Tips zu finden, die ihr helfen, wieder zu sich selbst zu finden.

Mein Problem ist aber, dass ich selbst einfach nicht damit umgehen kann, dass sie so ruhig ist und so wenig Zärtlichkeiten zulassen kann.
Wie sind denn deine Ex-Freunde mit der Sucht umgegangen?

Alles Liebe,
Dirki

#3
hallo dirki,
freut mich sehr dass du mir geantwortet hast, und scheinbar was mit meiner geschichte anfangen konntest!
bezüglich deiner frage, mein exfreund wusste zwar bescheid, aber ich war in dieser zeit ja die meiste zeit symptomfrei und so war er nicht unmittelbar mit meiner krankheit konfrontiert.
als die krankheit dann allerdings wieder ausbrach, habe ich ganz untypisch für eine bulimikerin, auch mit ihm darüber gesprochen, doch ich glaube, er war etwas überfordert damit zu verstehen, was da eigentlich wirklich abgeht in mir. aber ich muss sagen, ich hätte es auch überhaupt nicht zugelassen, hätte er versucht in mein leben einzugreifen und mir irgendwelche "gescheiten tipps" zu geben, oder mich ständig zu fragen, was ich heute getan, gegessen, etc. habe.
das wäre garantiert der sicherste weg gewesen, mich zu vertreiben!
ja, und meiem jetzigen freund habe ich auch von meiner sucht erzählt, da ich ihn aber in einer mehr oder weniger symptomfreien zeit kennengelernt habe, hat er diese fa eigentlich nie wirklich mitbekommen und ich muss sagen, ich habe ihm die rückfälle auch verheimlicht. aus angst vor ablehnung, auch weil es mir vor mir selbst peinlich ist, wieder versagt zu haben. ich verdränge das dann oft.
zu deiner freundin möchte ich gerne sagen, ich finde es schon irrsinnig toll, dass ihr anscheinend darüber sprechen könnt. das ist sehr viel wert, wenn sie sich dir schon anvertrauen kann, aber dränge sie nie!!! damit kann man gar nichts erreichen, ausser dass sie sich noch mehr abkapselt.
ich kann mir allerdings auch sehr gut vorstellen, dass das leben mit einer bulimikerin garantiert kein leichtes ist und ich bewundere dich für dein verständnis, deine bereitschaft dich zu informieren und deine (anscheinend) geduld.
tja, und das mit den zärtlichkeiten, das konnte ich bis vor kurzem auch kaum. mein jetziger freund ist aber so liebevoll, so sanft und vorallem er hat mich noch nie zu irgendetwas gedrängt, oder auch nur versucht mich zu drängen, und so habe ich die möglichkeit gehabt, von mir aus auf ihn zu zugehen. selbst zu spüren, ob ich jetzt das verlangen nach nähe habe.
das ich übrigens immer öfter verspüre! obwohl ich mich sehr oft selbst unter druck setze und mir denke:"ich muss jetzt doch mal wollen, er ist doch so arm, wenn ich ihn so links liegen lasse" und dabei nicht auf mich und meine gefühle höre.
aber wie gesagt, das muss man langsam, aber sicher , schritt für schritt lernen!

ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen.
lass mal wieder von dir hören, wies euch so geht!
ich wünsche dir viel kraft und geduld
liebe grüße glee

#4
Liebe Glee,

danke für deine schnelle Antort :)

Dein Ex-Freund war auch überfordert mit der Bulimie - schade, möchte mal jemand treffen, der wirklich gut damit umgehen kann.

Mein Schatz ist seit 2 Monaten auch Symptomfrei. Aber ich finde die Beziehung so traurig, dass ich mir jetzt einen Monat Pause erbeten habe.
Ich kann die Beziehung einfach so nicht weiterführen. Ich hab sie super doll lieb aber ich bin total unglücklich. Wir können keine Zärtlichkeiten austauschen, wir reden kaum noch, denn immer wenn ich was erzähle, dann fragt sie nie nach, sie hört also nicht aktiv zu und dann hab ich auch keine Lust mehr, was zu erzählen. Sie erzählt sehr wenig von sich selbst und wenn ich mal was frage, dann antwortet sie kurz und knapp, so als hätte sie keine Lust zu reden. Weggehen können wir auch nicht mehr zusammen, das heißt wir amüsieren uns gar nicht mehr zusammen - mit ihren besten Freunden geht sie in die Disco, mit mir nicht :cry:
Alles was uns bleibt ist zusammen Fern zu schauen...
Das ist doch keine Beziehung! Es ist zwar schön, ihre Hand zu halten und ihre Gesellschaft zu haben, aber von ihr kommt so wenig und fernsehen kann man ja eigentlich auch alleine...

Das komische ist, dass das anders war, als ich noch nichts von ihrer Krankheit wußte. Da konnten wir zusammen lachen, Blödsinn machen, Zärtlichkeiten austauschen, reden, weggehen...
Es ist fast so, als denkt sie, dass sie für mich unattraktiv geworden ist, seitdem ich weiß, dass sie sich unattraktiv findet - tue ich aber nicht - sie ist wunderschön.

Natürlich ist mir klar, dass sie sich nicht plötzlich um 180 Grad drehen kann, aber so kann ich einfach nicht mehr, das kostet so viel Kraft, da bin ich alleine wohl glücklicher, so traurig das klingt.

Ich möchte ja für sie da sein, aber das könnte ich als bester Freund viel besser, denn da würde es mir nichts ausmachen, dass meine eigenen Bedürfnisse völlig zu kurz kommen. So könnten wir uns ja auch wieder aneinander annähern, ohne dass wir zuviel voneinander erwarten.

Komisch, dass du keine Tipps von deinem Freund hättest empfangen können. Ich bin doch froh, wenn ich ihr irgendwie helfen kann, wenn ich etwas lese, was ihr vielleicht auch helfen könnte. Außerdem will ich doch immer wissen, wie es ihr geht, will nicht, dass wir Geheimnisse voreinander haben.

Wäre schön, bald wieder von dir zu hören.

Liebe Grüße,
Dirki

#5
hi dirki,

danke selbst für deine prompte antowort!!!

tut mir leid zu hören, dass bei euch gerade schluss ist! ich kann dich aber sehr gut verstehen. es ist extrem entmutigend und kostet verdammt viel kraft, wenn man immer gibt und tut und macht und es kommt einfach nichts zurück, oder?
vorallem fragt man sich doch mit der zeit, ob man denn noch geliebt wird?

ich hatte einen ähnlichen gedanken wie du, als ich deine nachricht gelesen habe wo du schreibst, dass alles anders war, als du noch nichts von der krankheit wusstest.

kann mir sehr gut vorstellen, dass sich deine freundin ohne ihre "tarnung" plötzlich sehr nackt fühlte, schutzlos und möglicherweise sehr klein.
wir bulimiker sind ja meister der tarnung und täuschung. perfekte schauspielerinnen, die "mühelos" jedem die perfekte frau, den allzeit lustigen, heiteren kumpel vortäuschen können. und jeder glaubt das auch.
daheim k* man dann all das verlogene zeug wieder raus und brüllt seine einsamkeit, seinen kummer,seine verzweiflung in die klomuschel. (sorry, klingt hart, aber genauso empfinde ich es!)
und als du hinter die fasade blicken konntest, fühlte sie sich vielleicht nicht mehr liebenswert, hatte vielleicht das gefühl, nichts sei mehr übrig,das du noch lieben könntest?

wie gesagt, das ist meine sicht der dinge, ich wünsche dir und euch (wie auch immer alles ausgehen mag) alles liebe!!!

würde mich freuen, wieder von dir zu hören
liebe grüße glee!

probleme beim antworten!

#6
hab mich wohl vertippt, meinte natürlich glee, nicht gle. habe aber irgendwie immer probleme beim antworten.
muss es jedesmal mehrmals versuchen, weil es immer heißt der benutzername sei schon vergeben. klar, an mich.
was mach ich da falsch? vielleicht bekomm ich mal einen tipp? danke!

liebe grüße glee