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ich tu`s...

Verfasst: Fr Dez 07, 2007 14:18
von frieda
Nach langem Durchklicken und Mitlesen muss ich mich nu auch mal offiziell vorstellen. Ich stecke seit 13 Jahren in der B., also seit meinem 12. Lebensjahr und bin wie wohl viele von euch durch diverse Therapieformen gerutscht. Hab auch viel über mich erfahren, aber so richtig loslassen wollte ich nie von meiner kleinen süßen Krankheit. Natürlich erklärte ich jedem wie sehr ich ja kämpfe und wie schwer das alles doch wäre, war auch in den wenigen Beziehungen die ich hatte immer relativ ehrlich und beichtete die ES von Anfang an, aber insgeheim tobte ich mich dennoch Tag für Tag zwischen Küche und Klo aus. Depressionen und der ganze Mist blieben nicht aus, aber anstatt mich der Realität zu stellen trennte ich mich von allen Menschen, die sich um mich sorgten, mich kritisch zur Rede stellten oder mich aufforderten doch noch ne Therapie zu beginnen. Wenn ich doch mal weich wurde und mich behandeln liess, folgte auf die anfängliche motivierte Phase meist sehr schnell der Rückfall und damit der Beweis, dass ich es ja sowieso niemals schaffen würde. Mit jeder Therapie verschaffte ich mir also eigentlich nur Luft vor meinen Lieben, um einige Monate oder Jahre mal wieder "in Ruhe" zu kotzen.... bis eben irgendwann wieder das böse Erwachen kam und sich wieder jemand traute, mir die Meinung zu sagen.
Seit 11/2 Jahren habe ich nun einen wundervollen Freund, den ich sehr liebe (so wie ich vielleicht noch nie geliebt habe) und der mir dummerweise vor ein paar Wochen (das hat sonst noch NIE jemand getan...komischerweise!) vor die Tatsachen gestellt hat und mir klar ein Ultimatum gestellt hat.
Seitdem haben sich zwar einige Schalter umgelegt und ich möchte behaupten, dass ich zum ersten Mal wirklich aufhören WILL... aber von null auf hundert klappen tuts nicht
Gut...kleine Schritte... dieser Eintrag ist wieder einer und ich freu mich darauf jetzt endlich aktiv im Forum zu werden.

Knutsch und drück euch alle

Verfasst: Sa Dez 08, 2007 17:19
von katjusza
Willkommen Frieda -
willkommen dir und deinen lauteren Motiven.
Die Leuterung die da aus deinen Worten spricht rührt an - erschreckend wie bewusst man sich doch jahrelang sein kann, wie bequem man es sich eigentlich in der krankheit gemacht hat, wie oberflächlich die versuche, wie überheblich die einsichten :roll: - und dann kommt da der eine jemand der die scheuklappen runterzureißen sich traut - und verdammt, es ist auch noch der jemand dem wir das erlauben! [könnte es sein, dass das zusammenhängt - das gar sonst niemand uns ein ultimatum hat stellen können weil gar nicht in der position dafür? *hm*]

da ich nicht glaube dein freund hatte die absicht dich mittels trennungsangst zu kurieren wird es dir diesbezüglich auch keine angst machen müssen, dass die eigentlich festen schritte doch zunächst noch teilweise ins leere gehen - besser also es sind kleine ;) - ich freue mich auf die die da kommen werden - keep us informed... ! wenn ich dich da auf etwas aufmerksam machen darf: lil cherry hat in diesen tagen auch ihr "Programm" angefangen - und ich bin sicher ihr zwei könntet mit dem gefassten entschluss zusammen ganz gut was anfangen... nur so.
http://www.bulimie.at/board/viewtopic.php?t=24703

und ähm
PS
und der mir dummerweise vor ein paar Wochen (das hat sonst noch NIE jemand getan...komischerweise!) vor die Tatsachen gestellt hat und mir klar ein Ultimatum gestellt hat.

dummerweise? ich glabe was besseres konnte dir gar nicht passieren ;)

Verfasst: So Dez 09, 2007 23:22
von lil cherry
Hallo Frieda.

Schön, dass du hier her gefunden hast und ich bin mir sicher dass dies ein 1. Schritt von viele war, die noch kommen werden.

Jeder geht anders an die Bekämpfung, aber ausschlaggebend ist immer das Resultat. Bei mir, ist es die "von Null auf Hindert"-methode. Wenn nicht jetzt, dann nie - habe ich im Kopf. Ich will einfach nicht mehr über der Klosschüssel oder sonst wo hängen, sondern vernünftig "genießen", denn das kann man auch, wenn man nur beachtet es in Maßen zu tun! die Massen können einen irgendwie sogar den Genuss daran nehmen, es läuft dann nur noch mechanisch ab, habe ich den Eindruck. Wir müssen wieder lernen RICHTIG zu GENIEßEN.
Ich denke, egal wie man an das Problem geht, ausschlaggebend ist der Wille, der Sinn und die Erkenntnis dass man es für SICH (Gutes) tut! (Und es im endeffekt schafft)

Ich wünsche Dir alles alles Gute und würde mich freuen, wenn wir uns in Zukunft symbolisch die Hand reichen und mit UNSEREM Ziel einem ausgeglichenem und erfüllten Leben entgegen gehen! Wir schaffen Das! :wink:

Verfasst: Mo Dez 10, 2007 13:03
von loxonema
Auch von mir ein dickes fettes, vorweihnachtliches Hallo,

Ich habe auch sooooooo ewig lange meine heimliche süße Essstörung mamens Bulimie. Ich bezeichne sie fast schon angemessen als meinen Ehemann. Ja, irgendwie ist die Bulimie männlich.
Ich hab seit 1999 einen Partner mit dem ich seit August 06 auch ein Kind hab. Die Bulimie hat sich verschlechtert, ich mach aber meine erste ambulante Verhaltenstherapie. Mein "Ehemann" lässt sich zur Zeit gar nicht von beeindrucken, sondern treibt mich dazu meinen Partner und Vater meines Kindes das Leben schwer zu machen. Das ist so ein beschissener Zustand. Seit September hab ichs ihm offiziell mitgeteilt, dass ich krank bin. Ich war so geschickt im Verheimlichen, dass er es alll die Jahre nicht mitbekommen hat. Zum Schluss bin ich nachlässig geworden, so dass er was geahnt hat.

Ich will auch meinen zerstörerischen "Ehemann" loswerden. Hach, der schleicht sich in mein Leben, macht versprechungen, plötzlich bin ich "verheiratet" und nun, nun werd ich den "Kerl" nicht los.


Ich drück dir alle Daumen die ich finden kann und schicke eine Portion Kraft.

Suse

Verfasst: Mo Dez 10, 2007 13:50
von frieda
Mein Gott, das Gefühl jetzt im Forum angekommen zu sein und eure lieben Antworten berühren mich doch sehr. Hätte nicht gedacht, dass man mich nach so wenigen Zeilen schon so spiegeln kann. Bin wirklich überwältigt...

@cherry
Du hast die Kraft, baby. Ich glaube, dem ganzen Mist mal endlich die Wut entgegen zu setzen, die sie VERDIENT ist mehr als überfällig. Dann sind wir eben mal n paar Tage mies drauf... na und! Sind andere auch, und wir haben auch n Grund sauer zu sein!!! Nicht auf uns, wohlgemerkt. Sondern auf diese blöden Denkmuster und Angwohnheiten, die uns glauben lassen, uns zu beschützen und uns helfen, Probleme oder Ärger zu verarbeiten. Verzeih meine Ausdrucksweise (bin halt auch sauer!!! :) ) aber das ist doch alles geheuchelte Hundekacke! Und jetzt nehmen wir mal unser Leben schön wieder selbst in die Hand und zeigens ihr!!! Tschacka! :evil:
*HändeindieLuftreiß*

@loxo
Klingt mir mehr wie n "Stalker" als ein "Ehemann". Und klar ist es richtig, sich um die Familie Sorgen zu machen und vielleicht sogar ein schlechtes Gewissen zu haben, weil einfach nicht genug Zeit bleibt für Vater und Kind, aber umso größer müsste doch auch deine WUT sein. Die Krankheit raubt dir Zeit und Kraft, und dann fühlst dich schlecht gegenüber der Familie... und fällst als Konsequenz wieder tiefer in die Krankheit. Klar steht deine Familie machtlos daneben... aber nicht kopfschüttelnd, sondern WARTEND!!! Wir alle wünschen uns, dass ein Engel kommt und uns von heut auf morgen kuriert... aber verdammt, das wird nicht passieren! Darauf warten wir ja nun schon so ca. 12 Jahre, gell?!
Also hoch mit dem Ärschili und ran da. Klingt einfacher als gesagt, ich weiß, aber es MUSS GEHEN.

Ich drück euch alle ganz ganz feste und bin überzeugt, dass wir nur die Aufgaben im Leben gestellt bekommen, die wir auch bewältigen können (hat mir mal ein kluger Mann gesagt und ich glaube dran!)
Also machen wir uns selbst mal bisschen stolz.

Knutsch, die Frieda

Verfasst: Mi Dez 12, 2007 23:09
von frieda
Fange wieder mit Tag 1 an. Nachdem gestern ... und auch vorgestern :oops: so gar nix lief und ich trotz gedanklicher Vorbereitung auf Rückfälle doch wieder ins "Jetzt- is- auch- egal" Denken verfiel, hat mir mein Freund quasi die ganze Nacht durch gehörig den Kopf gewaschen. Ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Ich WILL aufhören... und ich WEIß doch, dass ich nicht einfach bessere Zeiten warten kann, weil die eben nicht kommen weil ICH dafür sorge. und trotzdem verfalle ich so verdammt schnell wieder in alte Muster.
Nach jahrelanger Analyserei bin ich mittlerweile der Meinung, dass ich einfach nur fresse, um meine Gedanken übers Essen auszuschalten. Der ganze Tag ist bestimmt durch "soll ich das...oder nicht...oder doch das.... oder einfach alles verbieten... nachher muss ich noch das tun, wie soll ich das mit vollem Magen schaffen... aber ich hab doch Hunger... dann lieber jetzt fressen und kotzen, dann bin ich später ruhiger...etc."
Würde ich mich mit den wirklich WICHTiGEN Problemen befassen, den täglichen zwischenmenschlichen Herausforderungen, würde ich mir Freunde suchen mit denen ich einfach drüber reden könnte, wäre alles doch irgendwie ertragbar. Aber ich konzentrier mich bzw. verfrachte alles aufs Essen und ab da an bin ich überfordert, weil ich mir eben DAS nicht erlaube. Warum kann ich mich nicht mal genug lieben um mir ein verfluchtes Vollkornbrötchen gönnen zu können???!!!
Ach menno... :evil:

Na gut. wie gesagt hab ich mich die halbe Nacht mit meinem wundervollen Freund gezofft, ihm Vorwürfe gemacht, dass er mich nicht liebt, ihm angeboten sich doch einfach von mir zu trennen, damit es ihm besser geht, mich in Selbstmitleid gesuhlt und geheult und geheult und geheult. Und so furchtbar es war, so wurde mir doch endlich wieder ein Riesenklotz von der Seele genommen. Wie eben immer, wenn ich endlich nicht mehr lügen muss... wenn ich jemandem vor den Latz knallen kann, dass es mir nicht gut geht... und wie eigentlich auch immer wenn jemand, den ich liebe, meine Sicht der Dinge wieder etwas zurecht rückt.

Heute ist Tag 1, und ich (mal wieder) fest entschlossen.

Musste mir das von der Seele schreiben... und jetzt wisst ihr, dass ich eben auch nicht Stärkste bin.
Dicker fetter Knutsch an euch alle,
Frieda

Verfasst: Do Dez 13, 2007 1:31
von lil cherry
Hey Frieda!

*mal-gaaanz-fest&lieb-drück*

Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlst und mir vorstellen was du denkst! Ich wünsche dir wirklich von ganzen Herzen, dass du "los kommst", dich lösen kannst von der doch, auch wenn sie uns was anderes vorgibt zu sein, miesen und sehr gefährlichen ES!
die letzten Tage hab ich auch wieder mit kranken Gedanken gekämpft. Man kann es ja auch nicht von heut auf morgen einfach aus seinem Leben löschen, aber wir können es aufgeben und NICHT UNS! Ich denke aber, dass diese verwirrten und komischen Gedanken übers Essen bald weniger werden und sich normalisieren! Jedenfalls glaub ich fest daran!!

Das alte Muster stellt sich mir ebenfalls in den Weg, aber ich denke, wenn wir jeden Tag einfach mal genau über DAS was wir tun, Denken oder TUN wollen Gedanken machen und unseren Verstand als Hilfe dazuholen, schaffen wir das auch!

wir müssen daran denken, dass wir wieder "normal" Leben & Genießen WOLLEN! Das Leben ist ein Geschenk. Das alte Muster loszuwerden ist super hart.... es ist schwer seine eigene Psyche auszutrixen, seine Sucht, Gewohnheiten ABZULEGEN, aber wir kennen die Folgen und die wären nicht nur was das physische & Psyche Seite angeht, fatal! Wirlassen damit auch unsere Freunde und Familie im Stich und uns gehen die wertvollen und einzigartigen Momente im Leben durch die Lappen.

Ach, Frieda, ich wünschte, wir könnten uns jetzt gegenüber sitzen und uns ein wenig unterhalten. Ich hoffe doch, dass auch dieses Forum die, mir und allen anderen auf dem harten Weg, der aber der RICHTIGE ist, begleitet und unter die Arme greift u...m uns Flügel bauen - dann fliegen wir weg von dieser "ES-Welt", hinfort in einer Welt, die uns mit außergewöhnlichen, fantastischen und seeehr wertvollen Momenten und Dingen beschenkt, aber uns auch fordert und weiter bewähren lässt, weil wir Lernen, Lachen, Wachsen und Leben wollen! :)

Geb nicht auf oder zweifle! Wir sind bei/mit Dir!