Mein Leben
Verfasst: Mi Jul 04, 2007 15:29
Ich bin zwar nicht neu, aber jetzt beginn ich endlich mich nach 2-jähriger Beteiligung am Forum, mich vorzustellen.
Lange habe ich mir überlegt, ob ich mich hier vorstellen soll. Ich hatte immer das Gegenargument, dass mein Vorstellen sich nicht kurz begrenzen und kurz sagen lässt. Aber jetzt hab ich mich endlich mal aufgerafft, einfach mal anzufangen.
Es ist komisch, nun, in meiner schwersten Bulimie-Phase beginne ich erst so richtig, über mich selbst, über den Sinn des Lebens nachzudenken und mich mit meinen Gefühlen usw auseinander zu setzen. Ich habe das Gefühl, dass ich vorher nicht wirklich gelebt hatte. Ich war glücklich, ja, aber ich lebte eigentlich nur so vor mich hin.
Ich frage meine Mutter mehr über meine Kindheit, über mein Verhalten, etc. Und könnt ihr euch das vorstellen, dass ein gestörtes Essverhalten schon angeboren ist? Ich habe das Gefühl, dass es bei mir so war;
Als ich ein kleines Baby war, war ich stur wie ein Bock. Ich aß nichts anderes, außer Schokolade. Meine erste Mahlzeit (Milch mal ausgeschlossen), war Schokolade. Meine Mutter versuchte mir immer was Richtiges (Breie, usw.) zu geben. Sie schob es in meinen Mund und ich streckte die Zunge raus und „spuckte“ es aus. Ich schlotzte nur Schokolade. Das ist doch einfach der Hammer.
Erst, als mich eine Bekannte meiner Mutter die ganze Nacht schreiend (ich schreite, nicht sie
) herumtrug, und sie so geduldig mit mir war, erst dann begann ich, auch anderes Essen zu akzeptieren.
Aber an dieser Stelle bemerke ich zum ersten Mal, dass meine Mutter bei mir kein Durchsetzungsvermögen hatte. Sie war nicht streng genug, sie hat mich nicht erzogen.
Als Kind war ich immer die Dünnste – kaum zu glauben, bei so viel Schokolade, was? Ich ernährte mich als Kind wirklich hauptsächlich von Süßem. Ich weiß bis heute noch, wo sich die Süßigkeitenschränke von anderen Leuten befinden. Das erste, was ich Leute fragte, war, ob sie denn was Süßes hatten.
Ich hatte nie Probleme mit dem Essen, ich aß, wann ich Hunger hatte, ich hörte auf, wenn ich satt war. Ich habe fast immer Reste auf dem Teller liegen lassen. Dann hat mich meine Mutter immer gedrängt: „Iss auf, schade um das Essen“, oder: „Noch ein Bissen schaffst du doch noch.“, oder wenn wir im Restaurant waren: „Das hat so viel gekostet, iss auf.“ Doch ich, stur wie ich war, hab nie auf meine Mutter gehört.
Es ist schon krass, wie ich mich noch haargenau (d.h. auch bildlich) an Szenen aus meinem Leben erinnere, die mit Essen zu tun haben. Ich könnte hier noch etliche erzählen. Jedoch, wie schon am Anfang erwähnt, sind sie mir erst so richtig bewusst geworden, als ich mich mehr mit meinem Leben auseinandersetzte, sprich: meine Bulimie-Zeit.
Jetzt stellt sich bei mir oft die Frage: „Was wäre gewesen, wenn mich meine Mutter strenger erzogen hätte? Würde ich mich heute so quälen?“
Ich war ein stures, verzogenes (nicht im Sinne von Geld, wir waren arm) kleines Gör, das wollte, dass alles nach seiner Pfeife tanzte, und es auch schaffte. Heute denke ich (auch wenn ich mich zutiefst dafür schäme), dass das alles meiner Mutter ihre Schuld war.
Als ich nach meinem 2. Schultag oder so heimkam, hatten wir Hausaufgaben auf. Meine Mutter kam und wollte mir helfen. Ich jedoch, lehnte jede Hilfe ab und wollte nur für mich lernen. Das hat sich bis heute (bin nun in der 12. Klasse) nicht geändert. Ich habe früher schon viel Verantwortung übernehmen müssen. Viel zu viel, wahrscheinlich.
Meine Mutter ist alleinerziehend, musste also für uns 3 Kinder (ich bin die jüngste) viel arbeiten, d.h. ich musste mir schon im Kindergarten mein Frühstück selber mitnehmen. Es war meistens eine Banane oder eine Brezel.
Ich bekam immer das, was ich wollte. Ich verhielt mich gezielt und bewusst so, dass ich auch wirklich immer das bekam, was ich wollte. Ich könnte mich schämen für diese Worte, ganz im Ernst.
Meine Lehrerin in der Grundschule wollte, dass ich auf die Hauptschule ging. Ich natürlich, nein, ich gehe auf die Realschule (da waren Teppichböden
) und ich wollte nicht als „dumm“ dargestellt werden. Natürlich ging ich dann in die Realschule und meine Note verbesserten sich. Somit hatte ich es dieser blöden Lehrerin gezeigt.
Die Pubertät bekam ich bei mir mit ungefähr 12 Jahren mit.
Als ich mal in super-knappen kurzen Hosen in der Küche stand, kam meine Mutter rein und meinte: „Oh, du hast ja Hüften bekommen.“ Haargenau war dieser Satz, wie ich ihn hier zitiere.
Seitdem habe ich nur noch Schlabber-Klamotten angezogen, damit sie nichts sah. Ich bekam Oberweite und versuchte alles erdenklich mögliche, diese zu verbergen. Ich schämte mich für mich. Nun war ich nicht mehr die kleine, süße, jüngste Schwester, jetzt wurde ich erwachsen. Ich wollte nicht erwachsen werden. Ich wollte die Kleine bleiben, die, die auf irgendeine Art „beschützt“ werden wollte, auch wenn ich es nie zugab. Ich war immer die Stärkste, die Coolste.
Mit 13 (das war in der 7. Klasse) bekam ich sehr, sehr schlimme Akne auf der Stirn, das war wirklich hässlich. Ich versteckte sie, indem ich eine Perücke mit Stirnband anzog. Es fällt mir sehr, sehr schwer, das hier zu beichten. Ich habe bis jetzt mit niemanden darüber geredet, denn niemand hat das je gemacht, nur ich war so ein richtiges Psycho-Kind.
Ich hatte wirklich Schwierigkeiten, mit meinem Aussehen.
Das fing auch schon in meiner früheren Kindheit an. Als ich mich immer auf die Kloschüssel setzte, sind ja die Oberschenkel immer breiter, als wenn man steht. Und ich schaute auf meine Schenkel und dachte: „Boa, sind die fett.“ Ich hab nie was gemacht oder weiter darüber nachgedacht, es ist mir „nur so“ aufgefallen. Wie gesagt, ich war sehr schlank.
Nun zurück zur 7. Klasse. Ich war hässlich. Eklig. Zu diesem Zeitpunkt fing ich an, mich zu hassen. Komischerweise spielte da das Gewicht bei mir keine Rolle. Akne war mein Hauptproblem.
Ich kam von der Schule, (hatte, egal bei welchem Wetter draußen eine Mütze auf) und setzte gleich meine Perücke auf.
Ich lief den ganzen Tag mit meinem gelben Schlafanzug und meiner Perücke rum. Es war hart. Ich kann es kaum in Worten ausdrücken.
Vor allem das Verstecken vor mir, vor meiner Familie war hart.
In diesem Alter (ich war sehr beliebt), begann ein beliebtes Mädchen aus meiner Klasse, Schlechtes über mich zu verbreiten. Jeder wollte natürlich zu den „Coolen“ gehören und sie begannen, mich fertig zu machen. Mich auf übelste, böseste Weise (wie es nur Kinder können) zu mobben. Die ganze Klasse war gegen mich. Sie steckten mich in Schränke und schlossen ab. Erzählte ich es Lehrern, grinsten die nur blöd und einer meinte sogar: „Was sich neckt, das liebt sich.“ War das noch Necken?
Dann ließ auch (meine damals beste Freundin) einen Spruch ab, der mir wohl nie wieder aus dem Kopf gehen wird: „Boa, hat die nen fetten Bauch.“
Meine Figur kam so langsam, aber sicher ins Spiel. Wahrscheinlich hab ich wirklich angefangen, unbewusst zu essen und bin wirklich dick geworden. Ich weiß es nicht, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie mein „Gesamterscheinungskörperbild“ war. Eins weiß ich: Ich war nicht übergewichtig.
Mobben. Warum ich? Warum überhaupt? Was hatte ich getan? Niemand hat mir je die Antwort darauf gegeben.
Das ging 1 Jahr lang so, bis das Schullandheim kam. Wir gingen an die Nordsee und ich war immer allein. Als wir am Strand waren, setzte ich mich natürlich zu den anderen. Keine Ahnung, wieso.
Dann kam so ein Arsch namens Föhner, band mir die Augen zu und schleppte mich (mit 2 Mädchen, die mich mitzogen) irgendwo hin. Ich hatte Angst. Ich wusste nicht, wie mir geschah.
Dann nahmen sie mir die Augenbinde ab, und ich sah, dass die Jungs ein Loch gebuddelt haben, bei dem schon das Wasser hochkam.
Dieser Föhner hatte noch in meine kurzen Hosen, die ich trug, hinten Sand reingesteckt. Dann zwangen sie mich in das Loch. Ich schrie und heulte. Sie lachten und gröhlten.
Ich war dermaßen gedemütigt und sprang aus dem Loch, ich reißte mich von den anderen los und wollte nur noch weg. Ich heulte, bekam Krampfanfälle und war traurig wie nie zuvor in meinem Leben. Und ich wusste immer noch nicht, warum. Was hatte ich getan?
Dann bekam ich keine Luft mehr, vor lauter Heulen. Meine Hände und Füße verkrampften sich. Ich konnte meine Gliedmaßen nicht mehr bewegen. Meine Lehrerin brachte mich ins Krankenhaus und die sagten mir, dass ich einen Krampfanfall hatte (ich wusste mal den Namen, habs aber vergessen, wie des heißt).
Sie ließen mich zurück zum Ferienhaus, wo ein paar der Mädels auf mich warteten und mich umarmten und sich bei mir entschuldigten. Vielleicht 3 Jungs (die eher passiv am Geschehen teilgenommen hatten) entschuldigten sich auch noch, die anderen jedoch nicht.
Dann war es vorbei, sie ließen mich in Ruhe und ich war mit 3 Mädels immer unterwegs. Jedoch war ich nicht mehr interessant.
Ich wollte wieder Aufmerksamkeit.
Ich begann auf einem Schiff noch mal den gleichen Anfall vorzutäuschen. Und jeder hatte es mir abgenommen, selbst die Ärzte. Naja, das Resultat daraus war, ich musste 4 Tage vorher heimreisen.
Egal, ich hatte die Aufmerksamkeit bekommen, was ich wollte. Um das ging es mir.
Ich wollte nicht, dass meine Mutter mich abholte, denn ich hatte nichts, womit ich meine Stirn verdecken konnte. Ich bekam richtig Panik, als sie (nach 10 Stunden Fahrt) ankam und mich abholte.
Ich heulte, ich schrie, ich schrie sie an: „Ich hasse dich! Ich will nicht gehen!“.
So war ich zu meiner Mutter, die sich Sorgen machte, die 10 Stunden gefahren ist, nur um mich abzuholen. Gemein, fies und richtig BÖSE.
Ich streifte mir die Haare ins Gesicht und hab mit ihr nichts mehr geredet. Als wir daheim waren, zog ich mir meine Perücke wieder über die Stirn.
Irgendwann in der Zwischenzeit bekam ich meine Tage. Ich fand das ekelhaft und widerlich. Ich wollte nicht erwachsen werden. Ich wollte nicht. Warum geht es in dieser Hinsicht einmal nicht nach meinem Kopf? Unverständlich für eine 14-jährige.
Als ich dann in die 8. Klasse kam, ging es wieder ruhiger zu. Ich war nicht die Hauptattraktion, aber man verschmähte und verachtete mich nicht mehr.
Ich hatte deftigste Probleme mit meiner Periode. Ich akzeptiert sie nicht, ich erzählte niemandem (nicht mal meiner Mutter) davon und versuchte so „über die Runden zu kommen.“ D.h. ich stopfte mir Klopapier in die Unterhose, was manchmal bis zu meiner Hose durchdrang. Ich fühlte mich EKELHAFT.
Ich wollte nicht ich sein. „Ich“, das war nicht ich. Hmm, schwierig zu beschreiben.
Ich ging zu der Zeit in einen privaten Pferdestall, mit 3 Pferden oder so. Da war ein Junge, mit dem ich dann 3 Wochen ging. Ich hatte nie Gefühle für ihn. Ich wollte nur auch einmal sagen können: „Ich hatte einen Freund.“ Mehr nicht. Ich bin gefühlskalt, ich weiß, aber so war’s nun einmal.
Von dem Freund erfuhr meine Mutter nur was hintenrum.
Ich schloss immer mein Zimmer ab, weil da drin dreckige Unterhosen lagen. (Ich weiß das ist wirklich eklig, und ich hoffe wirklich, dass jetzt nicht jeder denkt: mein Gott, was für ein Psycho oder so. Ok gut, ich war wirklich psycho, wenn man mal so was von außen betrachtet. Ein Grund mehr, das niemand von Angesicht zu Angesicht zu sagen.)
Ich wusch auch meine Unterwäsche immer selber. Ich sagte doch, schon früh im Kindesalter begann ich, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Bis meine Mutter mein Zimmer einfach so aufschloss und sie die Unterwäsche (spez. Hosen) sah. Jaja. Dann gab’s ein Donnerwetter und mir war das alles so furchtbar peinlich.
Meine Mutter begann eine Psychotherapie. (Wahrscheinlich hab ich sie so weit getrieben, meint ihr, dass mir das zu der Zeit was ausgemacht hätte?) Ich hasste meine Mutter zu der Zeit.
Irgendwann sagte sie zu mir: „Du kommst morgen mit in die Sitzung, sonst hol ich das Jugendamt.“ So, jetzt hatte sie mich. Ich wehrte mich, schrie, heulte, doch ich kam widerwillig mit.
In der Sitzung war ich alleine mit dieser Psychologin. Ich redete kaum mit ihr. Es war MEIN Leben. Das ging niemand was an.
Ich ging nie wieder zu Psychotherapie. Meine Mutter hat es dann glaub ich auch wieder aufgegeben. Ich bekomm meinen Wille. Immer.
Ich stieg von der Perücke zu einer Schildcap um, weil mir bewusst wurde, wie lächerlich das aussehen musste.
Also trug ich im Sommer wie im Winter Tag und (Nacht) diese Kappe.
Ich schämte mich für diese Kappe. Meine „Freundinnen“ (nur aus der Schule, denn ich war sehr stark sozial isoliert) fragten mich, warum ich immer die Kappe aufziehe, wenn meine Mutter kommt.
Tja, warum?
Mit 16 (in der 10. Klasse) hab ich wieder einen alten Kontakt zu einer Freundin angefangen, und wir wurden gute Freundinnen. Wir gingen (sehr selten) abends weg und dann lernten wir Jungs kennen.
Ein Junge hat mich sehr stark verletzt (es war nicht mein Freund, eher mein beinahen Freund) und
irgendwie wurde mir zu dieser Zeit erst richtig bewusst, dass ich abnehmen muss.
Ich stellte mich schon vorher auf die Wage, sah mein Zeiger stetig steigen. Doch dann erreichte es eine Zahl und ich sagte mir: „Jetzt reicht’s!“ Genau dieser Satz.
Hmm, unaufgeklärt und naiv wie ich war, begann ich „einfach mal so“ jedes Essen auszukotzen, in der Hoffnung, abzunehmen. Vielleicht auch in der Hoffnung, Aufmerksamkeit zu kriegen. Ich weiß es nicht. Nur eins weiß ich: Ich nahm das Kotzen nicht ernst. Es brachte letztendlich auch nichts.
Auch hatte ich keine FA’s, wie gesagt, ich hatte von Bulimie keine Ahnung.
Als ich auf das Wirtschaftsgymnasium kam, begann ich wirklich entschlossen abzunehmen. Mein Biolehrer erklärte irgendwas von gesunder Ernährung. Ich ernährte mich !nur noch! gesund und trieb täglich etwas Sport. Süßigkeiten lies ich weg. Das Kotzen lies ich bleiben, da ich mich gesund ernährte.
Den ganzen Winter über. Ich war allein. Ich war in meinem Zimmer, allein und lernte viel für die Schule. Ich ging abends nicht weg. Mit 16 jungen Jahren.
Ich verlernte, mich sozial zu verhalten oder auch mich mit meine Mitmenschen richtig zu unterhalten, mal derbe ausgedrückt. Ich konnte es wirklich nicht. Auch jetzt noch fällt es mir manchmal schwer, ein Gespräch am Laufen zu halten.
Ich nahm ab. Ich war glücklich. Ich war deprimiert. Ich war hässlich. Ich war eklig.
Eines schönen Tages kam ich naiverweise auf die Idee, dass ich doch eigentlich wieder Süßes essen könnte, wenn ich es anschließend wieder auskotzte. Gesagt, getan. Ich räumte mir immer einen Tag frei, an dem ich Süßes aß (eigentlich in normalem Ausmaß, von meiner heutigen Sichtweise aus) und kotzte es anschließend wieder aus.
Bis ich einmal Blut spuckte, dann lies ich es wieder bleiben.
Zu dieser Zeit war ich magersüchtig. Oder, war ich magersüchtig? Hmm, laut BMI schon, aber ich empfand mich selber nicht als magersüchtig. Ein Jahr lang.
Als ich dann in den Sommerferien (ich war 17 Jahre) in einer Bäckerei 4 Wochen lang arbeitete, nahm ich zu, was das Zeug hält. Ich hatte jeden Tag FA’s von den ganzen süßen Stückle.
Ich hatte das Gefühl, dass ich alles durchprobieren musste, dass ich alles nachholen musste, was ich bisher verpasst hatte. Ich nahm ganz schrecklich zu. Ich bemerkte es zwar, ich war deprimiert, doch die Lust (Sucht?) nach Süßem war einfach nur stärker. Es war ja während den Sommerferien. Ich arbeitete 7 Stunden und danach machte ich nichts mehr. Außer fressen. Ich hatte ja jetzt endlich Zeit. Kein Schulstress mehr. Ich musste mich niemandem zeigen. Auch trug es dazu bei, dass ich meistens alleine daheim war. Was zu diesem Zeitpunkt äußerst positiv war.
Ich wollte mit meinen Fahrstunden anfangen, was dazu beigetragen hatte, dass ich eines Tage beschlossen hatte, zu meiner Mutter zu gehen und zu sagen: „Du Mama, ich hab beschlossen, keine Kappe mehr zu tragen.“ Was ich dann auch nicht tat.
Ich hab das nicht wegen meiner Mutter getan, sondern deshalb, weil es mir ganz einfach zu stressig wurde. Ich konnte doch nicht mit Fahrstunden anfangen und von meinem Fahrlehrer mit dem Auto abgeholt werden, und ich trag immer eine Schildcap?? Hallo? Ich war 17 Jahre alt und lief dauernd mit einer Kappe rum? Nein, jetzt ist Schluss.
Auch hatte ich durch meine gesunde Ernährung und den (äußerst schweren) Schritt zum Hautarzt (von dem keiner wusste, alles geheim) keine Akne mehr, was ein weiterer Grund von mir war.
Die Schule begann (12. Klasse) und ich traute mich nicht, in die Schule zu gehen. Ich war doch soo dünn gewesen und jetzt war ich richtig fett und ekelhaft wieder geworden.
Seit der 12. Klasse versuche ich nun schon seit – sage und schreibe – 10 Monaten abzunehmen.
Warum funktioniert es nicht?
Ich weiß es nicht, mein Selbstwertgefühl ist unter 0, mein Leben zum Wegwerfen. Ich lege keinen Wert mehr auf mein Leben. Es ist mir wirklich egal, was mit mir passiert. Wie viele Schmerzen ich zu erleiden habe.
Ich hab Anfang des Jahres begonnen, Drogen (legale) zu nehmen, Ephedrin etc. Jedoch nicht lange, ich war nie abhängig davon. Ich hörte einfach wieder auf, weil diese Drogen bei mir nicht die gewollte Wirkung zeigten.
Ich sah kein Ausweg. Ich suchte meinen Sinn des Lebens.
Ich komme mit dem Druck, abzunehmen und mit dem Leistungsdruck in der Schule, nicht mehr klar. Ich versuchte mich überallhin zu flüchten. In Alkohol, in Drogen, in FRESSEN. Und wieder – seit ein paar Monaten – in KOTZEN.
Das ABNEHMEN hat für mich immer noch die größte Bedeutung, die es gibt. Ich durchlebe gerade meine schlimmste Bulimie-Phase.
Lange habe ich mir überlegt, ob ich mich hier vorstellen soll. Ich hatte immer das Gegenargument, dass mein Vorstellen sich nicht kurz begrenzen und kurz sagen lässt. Aber jetzt hab ich mich endlich mal aufgerafft, einfach mal anzufangen.
Es ist komisch, nun, in meiner schwersten Bulimie-Phase beginne ich erst so richtig, über mich selbst, über den Sinn des Lebens nachzudenken und mich mit meinen Gefühlen usw auseinander zu setzen. Ich habe das Gefühl, dass ich vorher nicht wirklich gelebt hatte. Ich war glücklich, ja, aber ich lebte eigentlich nur so vor mich hin.
Ich frage meine Mutter mehr über meine Kindheit, über mein Verhalten, etc. Und könnt ihr euch das vorstellen, dass ein gestörtes Essverhalten schon angeboren ist? Ich habe das Gefühl, dass es bei mir so war;
Als ich ein kleines Baby war, war ich stur wie ein Bock. Ich aß nichts anderes, außer Schokolade. Meine erste Mahlzeit (Milch mal ausgeschlossen), war Schokolade. Meine Mutter versuchte mir immer was Richtiges (Breie, usw.) zu geben. Sie schob es in meinen Mund und ich streckte die Zunge raus und „spuckte“ es aus. Ich schlotzte nur Schokolade. Das ist doch einfach der Hammer.
Erst, als mich eine Bekannte meiner Mutter die ganze Nacht schreiend (ich schreite, nicht sie

Aber an dieser Stelle bemerke ich zum ersten Mal, dass meine Mutter bei mir kein Durchsetzungsvermögen hatte. Sie war nicht streng genug, sie hat mich nicht erzogen.
Als Kind war ich immer die Dünnste – kaum zu glauben, bei so viel Schokolade, was? Ich ernährte mich als Kind wirklich hauptsächlich von Süßem. Ich weiß bis heute noch, wo sich die Süßigkeitenschränke von anderen Leuten befinden. Das erste, was ich Leute fragte, war, ob sie denn was Süßes hatten.
Ich hatte nie Probleme mit dem Essen, ich aß, wann ich Hunger hatte, ich hörte auf, wenn ich satt war. Ich habe fast immer Reste auf dem Teller liegen lassen. Dann hat mich meine Mutter immer gedrängt: „Iss auf, schade um das Essen“, oder: „Noch ein Bissen schaffst du doch noch.“, oder wenn wir im Restaurant waren: „Das hat so viel gekostet, iss auf.“ Doch ich, stur wie ich war, hab nie auf meine Mutter gehört.
Es ist schon krass, wie ich mich noch haargenau (d.h. auch bildlich) an Szenen aus meinem Leben erinnere, die mit Essen zu tun haben. Ich könnte hier noch etliche erzählen. Jedoch, wie schon am Anfang erwähnt, sind sie mir erst so richtig bewusst geworden, als ich mich mehr mit meinem Leben auseinandersetzte, sprich: meine Bulimie-Zeit.
Jetzt stellt sich bei mir oft die Frage: „Was wäre gewesen, wenn mich meine Mutter strenger erzogen hätte? Würde ich mich heute so quälen?“
Ich war ein stures, verzogenes (nicht im Sinne von Geld, wir waren arm) kleines Gör, das wollte, dass alles nach seiner Pfeife tanzte, und es auch schaffte. Heute denke ich (auch wenn ich mich zutiefst dafür schäme), dass das alles meiner Mutter ihre Schuld war.
Als ich nach meinem 2. Schultag oder so heimkam, hatten wir Hausaufgaben auf. Meine Mutter kam und wollte mir helfen. Ich jedoch, lehnte jede Hilfe ab und wollte nur für mich lernen. Das hat sich bis heute (bin nun in der 12. Klasse) nicht geändert. Ich habe früher schon viel Verantwortung übernehmen müssen. Viel zu viel, wahrscheinlich.
Meine Mutter ist alleinerziehend, musste also für uns 3 Kinder (ich bin die jüngste) viel arbeiten, d.h. ich musste mir schon im Kindergarten mein Frühstück selber mitnehmen. Es war meistens eine Banane oder eine Brezel.
Ich bekam immer das, was ich wollte. Ich verhielt mich gezielt und bewusst so, dass ich auch wirklich immer das bekam, was ich wollte. Ich könnte mich schämen für diese Worte, ganz im Ernst.
Meine Lehrerin in der Grundschule wollte, dass ich auf die Hauptschule ging. Ich natürlich, nein, ich gehe auf die Realschule (da waren Teppichböden

Die Pubertät bekam ich bei mir mit ungefähr 12 Jahren mit.
Als ich mal in super-knappen kurzen Hosen in der Küche stand, kam meine Mutter rein und meinte: „Oh, du hast ja Hüften bekommen.“ Haargenau war dieser Satz, wie ich ihn hier zitiere.
Seitdem habe ich nur noch Schlabber-Klamotten angezogen, damit sie nichts sah. Ich bekam Oberweite und versuchte alles erdenklich mögliche, diese zu verbergen. Ich schämte mich für mich. Nun war ich nicht mehr die kleine, süße, jüngste Schwester, jetzt wurde ich erwachsen. Ich wollte nicht erwachsen werden. Ich wollte die Kleine bleiben, die, die auf irgendeine Art „beschützt“ werden wollte, auch wenn ich es nie zugab. Ich war immer die Stärkste, die Coolste.
Mit 13 (das war in der 7. Klasse) bekam ich sehr, sehr schlimme Akne auf der Stirn, das war wirklich hässlich. Ich versteckte sie, indem ich eine Perücke mit Stirnband anzog. Es fällt mir sehr, sehr schwer, das hier zu beichten. Ich habe bis jetzt mit niemanden darüber geredet, denn niemand hat das je gemacht, nur ich war so ein richtiges Psycho-Kind.
Ich hatte wirklich Schwierigkeiten, mit meinem Aussehen.
Das fing auch schon in meiner früheren Kindheit an. Als ich mich immer auf die Kloschüssel setzte, sind ja die Oberschenkel immer breiter, als wenn man steht. Und ich schaute auf meine Schenkel und dachte: „Boa, sind die fett.“ Ich hab nie was gemacht oder weiter darüber nachgedacht, es ist mir „nur so“ aufgefallen. Wie gesagt, ich war sehr schlank.
Nun zurück zur 7. Klasse. Ich war hässlich. Eklig. Zu diesem Zeitpunkt fing ich an, mich zu hassen. Komischerweise spielte da das Gewicht bei mir keine Rolle. Akne war mein Hauptproblem.
Ich kam von der Schule, (hatte, egal bei welchem Wetter draußen eine Mütze auf) und setzte gleich meine Perücke auf.
Ich lief den ganzen Tag mit meinem gelben Schlafanzug und meiner Perücke rum. Es war hart. Ich kann es kaum in Worten ausdrücken.
Vor allem das Verstecken vor mir, vor meiner Familie war hart.
In diesem Alter (ich war sehr beliebt), begann ein beliebtes Mädchen aus meiner Klasse, Schlechtes über mich zu verbreiten. Jeder wollte natürlich zu den „Coolen“ gehören und sie begannen, mich fertig zu machen. Mich auf übelste, böseste Weise (wie es nur Kinder können) zu mobben. Die ganze Klasse war gegen mich. Sie steckten mich in Schränke und schlossen ab. Erzählte ich es Lehrern, grinsten die nur blöd und einer meinte sogar: „Was sich neckt, das liebt sich.“ War das noch Necken?
Dann ließ auch (meine damals beste Freundin) einen Spruch ab, der mir wohl nie wieder aus dem Kopf gehen wird: „Boa, hat die nen fetten Bauch.“
Meine Figur kam so langsam, aber sicher ins Spiel. Wahrscheinlich hab ich wirklich angefangen, unbewusst zu essen und bin wirklich dick geworden. Ich weiß es nicht, ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie mein „Gesamterscheinungskörperbild“ war. Eins weiß ich: Ich war nicht übergewichtig.
Mobben. Warum ich? Warum überhaupt? Was hatte ich getan? Niemand hat mir je die Antwort darauf gegeben.
Das ging 1 Jahr lang so, bis das Schullandheim kam. Wir gingen an die Nordsee und ich war immer allein. Als wir am Strand waren, setzte ich mich natürlich zu den anderen. Keine Ahnung, wieso.
Dann kam so ein Arsch namens Föhner, band mir die Augen zu und schleppte mich (mit 2 Mädchen, die mich mitzogen) irgendwo hin. Ich hatte Angst. Ich wusste nicht, wie mir geschah.
Dann nahmen sie mir die Augenbinde ab, und ich sah, dass die Jungs ein Loch gebuddelt haben, bei dem schon das Wasser hochkam.
Dieser Föhner hatte noch in meine kurzen Hosen, die ich trug, hinten Sand reingesteckt. Dann zwangen sie mich in das Loch. Ich schrie und heulte. Sie lachten und gröhlten.
Ich war dermaßen gedemütigt und sprang aus dem Loch, ich reißte mich von den anderen los und wollte nur noch weg. Ich heulte, bekam Krampfanfälle und war traurig wie nie zuvor in meinem Leben. Und ich wusste immer noch nicht, warum. Was hatte ich getan?
Dann bekam ich keine Luft mehr, vor lauter Heulen. Meine Hände und Füße verkrampften sich. Ich konnte meine Gliedmaßen nicht mehr bewegen. Meine Lehrerin brachte mich ins Krankenhaus und die sagten mir, dass ich einen Krampfanfall hatte (ich wusste mal den Namen, habs aber vergessen, wie des heißt).
Sie ließen mich zurück zum Ferienhaus, wo ein paar der Mädels auf mich warteten und mich umarmten und sich bei mir entschuldigten. Vielleicht 3 Jungs (die eher passiv am Geschehen teilgenommen hatten) entschuldigten sich auch noch, die anderen jedoch nicht.
Dann war es vorbei, sie ließen mich in Ruhe und ich war mit 3 Mädels immer unterwegs. Jedoch war ich nicht mehr interessant.
Ich wollte wieder Aufmerksamkeit.
Ich begann auf einem Schiff noch mal den gleichen Anfall vorzutäuschen. Und jeder hatte es mir abgenommen, selbst die Ärzte. Naja, das Resultat daraus war, ich musste 4 Tage vorher heimreisen.
Egal, ich hatte die Aufmerksamkeit bekommen, was ich wollte. Um das ging es mir.
Ich wollte nicht, dass meine Mutter mich abholte, denn ich hatte nichts, womit ich meine Stirn verdecken konnte. Ich bekam richtig Panik, als sie (nach 10 Stunden Fahrt) ankam und mich abholte.
Ich heulte, ich schrie, ich schrie sie an: „Ich hasse dich! Ich will nicht gehen!“.
So war ich zu meiner Mutter, die sich Sorgen machte, die 10 Stunden gefahren ist, nur um mich abzuholen. Gemein, fies und richtig BÖSE.
Ich streifte mir die Haare ins Gesicht und hab mit ihr nichts mehr geredet. Als wir daheim waren, zog ich mir meine Perücke wieder über die Stirn.
Irgendwann in der Zwischenzeit bekam ich meine Tage. Ich fand das ekelhaft und widerlich. Ich wollte nicht erwachsen werden. Ich wollte nicht. Warum geht es in dieser Hinsicht einmal nicht nach meinem Kopf? Unverständlich für eine 14-jährige.
Als ich dann in die 8. Klasse kam, ging es wieder ruhiger zu. Ich war nicht die Hauptattraktion, aber man verschmähte und verachtete mich nicht mehr.
Ich hatte deftigste Probleme mit meiner Periode. Ich akzeptiert sie nicht, ich erzählte niemandem (nicht mal meiner Mutter) davon und versuchte so „über die Runden zu kommen.“ D.h. ich stopfte mir Klopapier in die Unterhose, was manchmal bis zu meiner Hose durchdrang. Ich fühlte mich EKELHAFT.
Ich wollte nicht ich sein. „Ich“, das war nicht ich. Hmm, schwierig zu beschreiben.
Ich ging zu der Zeit in einen privaten Pferdestall, mit 3 Pferden oder so. Da war ein Junge, mit dem ich dann 3 Wochen ging. Ich hatte nie Gefühle für ihn. Ich wollte nur auch einmal sagen können: „Ich hatte einen Freund.“ Mehr nicht. Ich bin gefühlskalt, ich weiß, aber so war’s nun einmal.
Von dem Freund erfuhr meine Mutter nur was hintenrum.
Ich schloss immer mein Zimmer ab, weil da drin dreckige Unterhosen lagen. (Ich weiß das ist wirklich eklig, und ich hoffe wirklich, dass jetzt nicht jeder denkt: mein Gott, was für ein Psycho oder so. Ok gut, ich war wirklich psycho, wenn man mal so was von außen betrachtet. Ein Grund mehr, das niemand von Angesicht zu Angesicht zu sagen.)
Ich wusch auch meine Unterwäsche immer selber. Ich sagte doch, schon früh im Kindesalter begann ich, selbst Verantwortung zu übernehmen.
Bis meine Mutter mein Zimmer einfach so aufschloss und sie die Unterwäsche (spez. Hosen) sah. Jaja. Dann gab’s ein Donnerwetter und mir war das alles so furchtbar peinlich.
Meine Mutter begann eine Psychotherapie. (Wahrscheinlich hab ich sie so weit getrieben, meint ihr, dass mir das zu der Zeit was ausgemacht hätte?) Ich hasste meine Mutter zu der Zeit.
Irgendwann sagte sie zu mir: „Du kommst morgen mit in die Sitzung, sonst hol ich das Jugendamt.“ So, jetzt hatte sie mich. Ich wehrte mich, schrie, heulte, doch ich kam widerwillig mit.
In der Sitzung war ich alleine mit dieser Psychologin. Ich redete kaum mit ihr. Es war MEIN Leben. Das ging niemand was an.
Ich ging nie wieder zu Psychotherapie. Meine Mutter hat es dann glaub ich auch wieder aufgegeben. Ich bekomm meinen Wille. Immer.
Ich stieg von der Perücke zu einer Schildcap um, weil mir bewusst wurde, wie lächerlich das aussehen musste.
Also trug ich im Sommer wie im Winter Tag und (Nacht) diese Kappe.
Ich schämte mich für diese Kappe. Meine „Freundinnen“ (nur aus der Schule, denn ich war sehr stark sozial isoliert) fragten mich, warum ich immer die Kappe aufziehe, wenn meine Mutter kommt.
Tja, warum?
Mit 16 (in der 10. Klasse) hab ich wieder einen alten Kontakt zu einer Freundin angefangen, und wir wurden gute Freundinnen. Wir gingen (sehr selten) abends weg und dann lernten wir Jungs kennen.
Ein Junge hat mich sehr stark verletzt (es war nicht mein Freund, eher mein beinahen Freund) und
irgendwie wurde mir zu dieser Zeit erst richtig bewusst, dass ich abnehmen muss.
Ich stellte mich schon vorher auf die Wage, sah mein Zeiger stetig steigen. Doch dann erreichte es eine Zahl und ich sagte mir: „Jetzt reicht’s!“ Genau dieser Satz.
Hmm, unaufgeklärt und naiv wie ich war, begann ich „einfach mal so“ jedes Essen auszukotzen, in der Hoffnung, abzunehmen. Vielleicht auch in der Hoffnung, Aufmerksamkeit zu kriegen. Ich weiß es nicht. Nur eins weiß ich: Ich nahm das Kotzen nicht ernst. Es brachte letztendlich auch nichts.
Auch hatte ich keine FA’s, wie gesagt, ich hatte von Bulimie keine Ahnung.
Als ich auf das Wirtschaftsgymnasium kam, begann ich wirklich entschlossen abzunehmen. Mein Biolehrer erklärte irgendwas von gesunder Ernährung. Ich ernährte mich !nur noch! gesund und trieb täglich etwas Sport. Süßigkeiten lies ich weg. Das Kotzen lies ich bleiben, da ich mich gesund ernährte.
Den ganzen Winter über. Ich war allein. Ich war in meinem Zimmer, allein und lernte viel für die Schule. Ich ging abends nicht weg. Mit 16 jungen Jahren.
Ich verlernte, mich sozial zu verhalten oder auch mich mit meine Mitmenschen richtig zu unterhalten, mal derbe ausgedrückt. Ich konnte es wirklich nicht. Auch jetzt noch fällt es mir manchmal schwer, ein Gespräch am Laufen zu halten.
Ich nahm ab. Ich war glücklich. Ich war deprimiert. Ich war hässlich. Ich war eklig.
Eines schönen Tages kam ich naiverweise auf die Idee, dass ich doch eigentlich wieder Süßes essen könnte, wenn ich es anschließend wieder auskotzte. Gesagt, getan. Ich räumte mir immer einen Tag frei, an dem ich Süßes aß (eigentlich in normalem Ausmaß, von meiner heutigen Sichtweise aus) und kotzte es anschließend wieder aus.
Bis ich einmal Blut spuckte, dann lies ich es wieder bleiben.
Zu dieser Zeit war ich magersüchtig. Oder, war ich magersüchtig? Hmm, laut BMI schon, aber ich empfand mich selber nicht als magersüchtig. Ein Jahr lang.
Als ich dann in den Sommerferien (ich war 17 Jahre) in einer Bäckerei 4 Wochen lang arbeitete, nahm ich zu, was das Zeug hält. Ich hatte jeden Tag FA’s von den ganzen süßen Stückle.
Ich hatte das Gefühl, dass ich alles durchprobieren musste, dass ich alles nachholen musste, was ich bisher verpasst hatte. Ich nahm ganz schrecklich zu. Ich bemerkte es zwar, ich war deprimiert, doch die Lust (Sucht?) nach Süßem war einfach nur stärker. Es war ja während den Sommerferien. Ich arbeitete 7 Stunden und danach machte ich nichts mehr. Außer fressen. Ich hatte ja jetzt endlich Zeit. Kein Schulstress mehr. Ich musste mich niemandem zeigen. Auch trug es dazu bei, dass ich meistens alleine daheim war. Was zu diesem Zeitpunkt äußerst positiv war.
Ich wollte mit meinen Fahrstunden anfangen, was dazu beigetragen hatte, dass ich eines Tage beschlossen hatte, zu meiner Mutter zu gehen und zu sagen: „Du Mama, ich hab beschlossen, keine Kappe mehr zu tragen.“ Was ich dann auch nicht tat.
Ich hab das nicht wegen meiner Mutter getan, sondern deshalb, weil es mir ganz einfach zu stressig wurde. Ich konnte doch nicht mit Fahrstunden anfangen und von meinem Fahrlehrer mit dem Auto abgeholt werden, und ich trag immer eine Schildcap?? Hallo? Ich war 17 Jahre alt und lief dauernd mit einer Kappe rum? Nein, jetzt ist Schluss.
Auch hatte ich durch meine gesunde Ernährung und den (äußerst schweren) Schritt zum Hautarzt (von dem keiner wusste, alles geheim) keine Akne mehr, was ein weiterer Grund von mir war.
Die Schule begann (12. Klasse) und ich traute mich nicht, in die Schule zu gehen. Ich war doch soo dünn gewesen und jetzt war ich richtig fett und ekelhaft wieder geworden.
Seit der 12. Klasse versuche ich nun schon seit – sage und schreibe – 10 Monaten abzunehmen.
Warum funktioniert es nicht?
Ich weiß es nicht, mein Selbstwertgefühl ist unter 0, mein Leben zum Wegwerfen. Ich lege keinen Wert mehr auf mein Leben. Es ist mir wirklich egal, was mit mir passiert. Wie viele Schmerzen ich zu erleiden habe.
Ich hab Anfang des Jahres begonnen, Drogen (legale) zu nehmen, Ephedrin etc. Jedoch nicht lange, ich war nie abhängig davon. Ich hörte einfach wieder auf, weil diese Drogen bei mir nicht die gewollte Wirkung zeigten.
Ich sah kein Ausweg. Ich suchte meinen Sinn des Lebens.
Ich komme mit dem Druck, abzunehmen und mit dem Leistungsdruck in der Schule, nicht mehr klar. Ich versuchte mich überallhin zu flüchten. In Alkohol, in Drogen, in FRESSEN. Und wieder – seit ein paar Monaten – in KOTZEN.
Das ABNEHMEN hat für mich immer noch die größte Bedeutung, die es gibt. Ich durchlebe gerade meine schlimmste Bulimie-Phase.