Hilfe! Brauche dringend Hilfe!
Verfasst: Fr Nov 04, 2005 22:29
Hallo erstmal, ich bin die Saya, bin 18 Jahre alt und leide an Bulimie seit ungefähr 6 Jahren. Meine erste "Diät", die aus einer bis eineinhalb Tafeln Schokolade am Tag und sonst nichts bestand, hab ich bereits im Alter von 9 Jahren gemacht. Damals, als sie den Olaf eingeschläfert haben, ohne mir etwas davon zu sagen. Der Olaf war unser Hund und hatte Knochenkrebs bekommen, der immer schlimmer wurde. Eines Tages ist der Papa mit ihm zum Tierarzt gefahren und hat ihn nie wieder zurückgebracht. Natürlich habe ich Fragen gestellt. Ich habe keine Antworten bekommen. Papa muss viel Arbeiten und fernsehen, Mama heißt sowieso Hase und weiß von nix. Sie haben mich einfach abgewimmelt, geschwiegen, Thema gewechselt. Geschwister hatte ich keine, denn ich bin adoptiert und meine Eltern bekamen kein zweites, weil Adoptivkinder so schwer zu bekommen sind (sagten sie...). Olaf war tot. Auf jeden Fall hat so die ganze Scheiße richtig angefangen, mit richtig meine ich, dass ich schon vorher nie normal gegessen habe. Ich war fett, hatte keine Freunde, niemand mochte mich und ich verbrachte die Nachmittage mit Sailor Moon etc. und Süßigkeiten, und später stundenlang auf dem billigen Hometrainer, den ich unbedingt haben wollte und an dem ich alle meine Kalorien abtrainierte. Ich nahm ab und zu und wieder ab und wieder zu. Phasen des Hungerns wechselten sich mit denen des zwanghaften Essens ab, mein Gewicht schwankte stark. Innerhalb meines 13. Lebensjahres veränderte sich nochmal alles. Ich hatte stark abgenommen und plötzlich interessierten sich alle in der Schule für mich. So lernte ich, dass Dünnsein Aufmerksamkeit bringt, positive Aufmerksamkeitl. Sind Sorgen nicht besser als Gespött? Irgendwie gelang es mir mit viel Mühe, das Kotzen zu lernen. Dann war ich unbesiegbar. Nichts konnte mich mehr aufhalten. Mit Genuss habe ich gefressen, vor allen anderen, seht nur, wie viel ich jetzt esse, und ich nehme nicht mal zu, also könnt ihr mich weder zuquatschen noch auslachen! Innerhalb kurzer Zeit hatte ich das Kotzen perfektioniert. Schnell, leise und unauffällig. Ich stylte mich jeden Tag für die Schule, war Klassensprecherin, stand im häufig im Mittelpunkt, ohne jemals eine wirkliche Freundin gehabt zu haben. Zu der Zeit habe ich auch angefangen zu rauchen und zu trinken. Natürlich war es bald soweit, dass ich beweisen wollte, wie viel ich vertrage, und es kam zu ein paar wirklich krassen Besäufnissen. Dann war die Pflichtschule vorbei und ich begann einen Lehrgang für kosmetisch/kaufmännische Berufe. Dort wurde ich von einer Gruppe, die Anführerin doppelt so groß und dreimal so breit wie ich, so fertiggemacht, dass ich mitten im Jahr auf die erstbeste Oberschule wechselte. Dann mache ich halt die Matura, dachte ich mir. Dort lernte ich meine Ex-Freundin kennen, mit der ich fast eineinhalb Jahre zusammen war (mit zusammen meine ich zusammen, ähm, also, lesbisch halt...) Irgendwann bekam ich mit, dass eine Kollegin meiner früheren Kolleginnen mit Drogen dealte. Ich wollte unbedingt einmal kiffen und wollte was kaufen bei ihr. Das zog sich so ewig lang hinaus, dass ich ihr irgendwann einfach 50 Euro in die Hand gedrückt habe und gesagt, sobald sie was hat, soll sie mir was geben. Drei Wochen später hatte ich meinen Stoff. Vorher hatte ich, bis auf einmal ein paar zögrliche Züge bei der Pause noch nie was geraucht. Ich hatte keine Ahnung von der Dosierung. Also baute ich mir einen Joint, haute sicherheitshalber mal genug rein, ging in den Keller -ich war allein daheim- und rauchte ihn. Zehn Minuten später löste die Welt sich auf. Ich verlor die Kontrolle, meine Gedanken denkten sich von selber und alles wiederholte sich dauernd. Der Flash war wirklich krass, kaum zu beschreiben, und so realitätsfremd, dass ich fasziniert davon war, dass ich weiterrauchte. Meistens allein. Und exzessiv. Zwischen den Fressanfällen. Ich fing jedes Jahr eine neue Schule, eine neue Klasse an, begann nach der ersten Woche zu schwänzen und schmiss nach ein paar Monaten alles hin. Ich isolierte mich so sehr, tat nix anderes mehr als fressen und kiffen, dass ich fast Schizophren wurde. Außerdem ritzte ich regelmäßig. Dann wurde sie verhaftet, ich bekam kein Zeug mehr und wurde magersüchtig. Das ging extrem schnell. Ich ernährte mich nur noch von Cola light, schwarzem Kaffee mit Süßstoff, Tee, Mineralwasser, gedünstetem Gemüse und gelegentlichen Fressanfällen, die ich besonders sorgfältig auskotzte. Ich kam in die Klinik in Innsbruck, für sechs Monate, dann wieder zurück nach Hause (Südtirol), nach zwei Monaten wieder in die Klinik für ein halbes Jahr und dann zog ich aus. In eine kleine Wohnung, alleine (das wollte ich so), mit Betreuern. Ein letztes Mal versuchte ich die Schule, schiss drauf und begann eine Lehre als Mechanikerin. Der Beruf gefällt mir, für meine Verhältnisse fehele ich verdammt noch mal überhaupt nicht oft, vielleicht alle zwei Wochen mal ein, zwei Tage, aber der Chef sieht das anders. Seit ich vor kurzem in kurzer Zeit ein *kg abgenommen habe, ziemlich radikal und schnell, werden die Fressanfälle immer schlimmer. Ich gehe arbeiten, so gut es geht, vergesse alles andere, habe mein Handy verloren, Haufenweise Schulden am Hals, nur noch Fressanfälle und kaum ich normal was essen will, und ich will wirklich, wird mir einfach so unerträglich, scheiße SCHLECHT, dass ich einfach kotzen MUSS, weil mein Magen sonst PLATZEN WÜRDE. Zumindest fühlt es sich so an. Außerdem muss ich regelmäßig kiffen, ich bin süchtig danach, sonst KANN ich mich nicht entspannen, und Alkohol brauch ich auch ab und zu, und wenn ich ihn brauche, dann BRAUCHE ich ihn, muss einen Rausch haben, muss fett (=zugeraucht) sein, manchmal muss ich kiffen, und trinken, und fressen und kotzen, jeden Tag nach der Arbeit und am Wochenende den ganzen Tag lang, um das alles (=mich selbst?) überhaupt auszuhalten, von gut fühlen ist sowieso schon lang nicht mehr die Rede. Wahrscheinlich habe ich schon wieder schweren Kaliummangel, weil mein Herz sich immer öfter so anfühlt, als gäbe es seine letzte Kraft her um weiterzuschlagen, und schwindelig ist mir auch die ganze Zeit, Kraft habe ich keine mehr, Vorwürfe mache ich mir, weil ich die vielen Reifen zu heben kaum noch schaffe (zurzeit wechseln sie alle auf Winterreifen, das ist ein Mordsstrss in der Bude, nicht nur für mich, aber vor allem, weil ich bin für die Reifen zuständig), normalerweise ist das ja kein Problem für mich, wenn ich ordentlich esse, weil schwach bin ich bei weitem nicht, dafür sorgen Arbeit und Krafttraining im Fitnessstudio (das ich zurzeit allerdings auch nicht mehr schaffe- ich bin froh, wenn ich die Arbeit überstehe). Ich will ja wieder essen, trotz der Angst wieder zuzunehemen, aber da ist auch noch mein Magen, der einfach nicht mehr mag, die ganzen Spannungen, die sich nur und ausschließlich durch exzessives Essen, Alkohol, kiffen, Sport, Hauptsache extrem und sicherlich schädlich für den Körper abbauen lassen. Anders geht es nicht. Ich scheiße verdammt noch mal auf mein Gewicht, es war ein Blödsinn, dass ich abgenommen habe (ich war an der obersten Grenze vom Normalgewicht- allerdings mit viel, viel Muskeln und niemand hätte bzw. hat mich als dick bezeichnet, außer meine gestörte Selbstwahrnehmung) Es hat überhaupt nix gebracht, außer dass ich schwach bin, und fertig, und die Kontrolle verloren habe, und immer noch abnehmen möchte, aber das möchte ich sowieso immer. Scheiße. In was für eine Situation habe ich mich jetzt schon wieder gebracht? Und niemand nimmt mich ernst, meine Betreuer, meine Eltern, alle haben den Eindruck, ich schaff das schon. Klar, ich sehe gesund aus, sogar noch besser als vorher mit den *kg weniger, und auch wenn ich sage, mir geht es schlecht, so glaube ich, dass niemand begreift, WIE es mir geht. Das kann ja auch niemand spüren außer ich. Ich hasse es fast schon, dass ich nach außen so wirke -hübsch, vernünftig, stark, und mich einfach so beschissen fühle, und so allein. Ich weiß nicht, was ich jetzt alles für Scheiße geschrieben habe, auf jeden Fall ist es genug für heute. Ich kann nicht mehr, mag nicht mehr. Am Schreibtisch sitzen tut im Rücken weh, gleich wie in der Schule. Ich könnte nie im Büro arbeiten. Auf jeden Fall täte ich mich über jede Antwort freuen, ich habe so eine Sehnsucht nach Austausch, nach Kontakt, weil ich mich einfach so einsam fühle, und mit schreiben tu ich mich leichter als mit reden. Bitte ignorierts mi net einfach, wie alle anderen. Möcht einfach nur mitreden hier im Forum, und wenni Scheiße red, dann sagts mir halt, aber bitte nicht einfach ignorieren!!!!!
Bye, Saya
Bye, Saya