neu konfronitiert

#1
Hallo,

ich bin zum ersten Mal auf dieser Seite - zum allersten Mal überhaupt auf so einer Seite. Ich bin völlig neu mit diesem Thema konfrontiert...
Ich habe mein Essverhalten schon seit langem beobachtet, habe aber immer geglaubt, ich übertreibe maßlos mit meinen Urteilungen über mich selber.
Jetzt habe ich mich aus Gründen wie "Stimmungsschwankungen" zu einer Therapie entschieden... :? Ihr wisst was ich meine?!
Nachdem ich der Therapeutin meine Situation geschildert hatte, fragte sie mich ziemlich direkt, ob ich schonmal über einen stationären Aufenthalt bezgl. Bulimie nachgedacht hätte.
Ich bin gerade erst dabei, mich genau zu informieren und bin erschrocken wievieles doch auch auf mich zutrifft... :cry:
Reicht Gesprächstherapie nicht erstmal aus? Stationär könnte ich mir zeitlich wegen meinem Studium gar nicht vorstellen.

Ich freu mich sehr, über jede Antwort.
Es grüßt Euch ganz lieb
Kathrin

#2
hallo!
tja...ich kann deine situation jetzt eigentlich ganz schwer einschätzen...ich mein wie lange dauert es den schon an? und ich mein wenn dein therapeut sagt, eine stationäre therapie wäre gut, dann würde ich ein deiner stelle schon drüber nachdenken. ich muss dir außerdem ein lob aussprechen, dass du überhaupt mit einer therapie angefangen hast....so mutig sind nicht alle :oops: !
ich weiß, selbst "verkennt" man die situation oft, man denkt, alles ist nicht so schlimm und so; aber wenn dir schon mal ein "profi" sagt, dass eine stationäre therapie sinnvoll ist...naja lass dir das mal durch den kopf gehen!
Denkst du nicht, dass die gesundheit vor dem studium kommt?
by the way: was studierst du denn?
in dem sinne alles liebe
deine schwester

#3
Hey Schwester,

Danke für Deine Antwort...
Weisst Du, ich fühl mich irgendwie noch ziemlich überfordert und mir fällt es schwer was dazu zu sagen. Ich bin soviel am Nachdenken ...
Seit ich 14 bin esse ich nach irgendwelchen Diätplänen und seitdem suchen mich gelegentlich diese Attacken heim. Ich möchte mal sagen, dass es aber in den letzten 3 bis 4 Jahren schlimmer geworden ist. Und wenn ich mich dann in so einer Heißhungerattacke befinde, ist mir völlig klar, dass ich das nicht mehr haben will. Ist sie aber vorbei, brauche ich 24h um alles herunterzuspielen und sage mir selber, so schlimm ist es doch gar nicht. Dass es mir nur an Disziplin mangelt, um selber damit klar zu kommen. Als ich jetzt Herbstferien hatte, war es sehr schlimm. Und da habe ich dann auch die Entscheidung getroffen, eine Therapie zu machen.
Weist Du, nichts funktioniert mehr normal, entweder wird alles gezählt, was gegessen wird - oder es wird gegessen bis zum Erbrechen.

Weil ich auf generell sehr unzufrieden und nicht so glücklich mit meinem Leben war, dachte ich, Therapie wäre eine gute Idee, dann könnte ich viele Probleme ansprechen wie Selbstwertgefühle, Beziehungsprobleme etc... Dass das alles zusammenhängen könnte - da bin ich überhaupt nicht drauf gekommen. Wie blind kann man sein :?
Ich studier übrigens BWL, Schwerpunkt Tourismus. Und was machst Du, wie geht es Dir?

Viele Grüße Kathrin

#4
Hey Kathrin!!!

Das was Du da beschreibst, kenn ich nur zu gut. Nur war es bei mir nicht so lange. Ich hab irgendwann ne Ernährungsumstellung bei nem Ernährungsberater gemacht und da einige Anhalte bekommen, auf was ich achten soll. Da ich zu streng mit mir selbst bin, hab ich mich megaakriebisch an eine bestimmten kcal.Zahl geklammert. Bloß nicht drüber. Bloß nix "falsch "machenIch hab jeden Mist ausgerechet, alles abgewogen, jedes Bonbon gezählt...unglaublich. Sowas von anstrengend. Exzessiv Sport getrieben ect.

Ende letztes Jahr fing es dann mit den Heißhungerattaken an...und irgendwann mit den "Gegenmaßnahmen". Und dann hab ich mich auch sofort zu ner Therapie entschieden. Mache ich jetzt seit Februar ein mal die Woche 50 min (Verhaltensthera).
Stationär ist bei mir nicht nötig, aber bei Dir kann man da nicht viel dazu sagen. Was machst Du denn für eine Thera? Isst der Therapeut auf Essstörung spezialiiert? Kennt er sich aus? Ich kenne Deine ganzen Umstände nicht so genau, genauso wenig weiß ich , wie Dein Thera drauf ist. Aber vielleicht hat es schon einen Sinn, wenn er sagt, Du sollst mal drüber nachdenken. Kannst Du ja machen. Ein Klinikaufenthalt bringt siher viel, wenn man tief drinsteckt. Das hab ich jetzt schon ziemlich oft hier gelesen. Er dauert ja auch nicht ewig. Ich weiß leider nicht genau, wie lang sowas geht. Laß Dich von Deinem Thera oder den anderen hier mal beraten! Dann wirst Du ja sehen, wo Du mit Deiner Situation stehst und wie Du Dich damit fühlst.

Was isch lese ist, dass Du offensichtlich auch ziemlich streng mit Dir bist. Zu streng. Ende des Jahres konnte ich mir im Leben nicht vorstelle, keine kcal mehr zu zählen. Und was soll ich sagen: Es ging doch! Mach ich schon ewig nicht mehr. Kotzen tue ich auch nicht. Hin und wieder werde ich von FAs heimgesucht, aber Rückschläge sind normal.

Ausserdem habe ich die Waage komplett aus meinem Leben verbannt! Glaub mir das geht wirklich. Man muss sich nur trauen. DSir fehlt es ganz sicher nicht an Disziplin. Disziplin ist das, was die meisten hier leider im Überfluss haben. Die Ursachennder FAs liegen in anderen Problemen. Geringer Selbstwert, Frust, sich runter machen. Und nach jedem FA macht man sich weiter runter. Setzt sich damit unterDruck, was oft den Näachsten hervorruft. Ein Teufelskreis.

Ich finds geil, dass Du ne Thera machst und Duwirst sehen, wenn Du an Dir arbeitest, Dich zu mögen und zu akzeptieren (jaaaa auch das geht irgendwann) wirst DuFortschritte machen. Vielleicht erst kleine, aber immernoch besser als Rückschritte! Sei stolz auf Dich, dass Du die Thera in Angriff genommen hast und schau Dir an, wie es läuft. Ich bin anfangs sehr ungeduldig gewesen (eine Schwäche von mir...grins), aber inzwischen weiß ich, was ich schon geschafft habe!

Mach weiter so!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

LG Nadine

#5
Hey Nadine,

auch Dir vielen Dank für Deine Nachricht. Ich glaube, bei mir ist es ähnlich gekommen wie bei Dir... Klar, dieser Diätenkram fing zwar recht früh an, dann habe ich vor zwei 1/2 Jahren angefangen mit Weightwatchers abzunehmen. Alle sagen ja, dass ist ne Ernährungsumstellung - und keine Diät. Aber Du zählst eben alles - anstatt Kalorien, umgerechnet in Punkte. Anfangs hat es super geklappt, aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und irgendwann kommen die ersten Rückfälle - und dann?! Der Magen verträgt nichts mehr, die Psyche auch nicht.

Ich war jetzt erst einmal bei der Therapeutin, sie ist auf Bulimie spezialisiert, und auch noch auf andere Gebiete. Bei Therapiemaßnahmen ist Verhaltenstherapie angegeben, allerdings weis ich nicht, "was sie mit mir machen wird". Ich will es erstmal über diesen Weg probieren, über stationäre Therapien weiss ich einfach noch zu wenig. Aber ich werde das Thema mit Sicherheit auch nochmal ansprechen und überdenken.

Ich finds bewundernswert, dass Du schon solche Fortschritte gemacht hast - wie Du schreibst! Das ist nämlich überhaupt der Punkt. Ich kanns mir momentan nicht vorstellen - nicht mehr minütlich ans Essen denken zu müssen, sich gleichzeitig auch noch wohlzufühlen - und nicht zu wissen, wieviel man wiegt... ich verbinde momentan ein normales Essverhalten mit einer starken Gewichtszunahme - davor habe ich tierische Angst...
Aber Du gibst mir Mut und Hoffnung!

Wie ist das denn eigentlich bei Dir? Gehst Du damit offen um? Weiss deine Familie Bescheid? Und Freunde?

Liebe Grüße
Kathrin

#6
Hey!!

Ja, bei mir wissen es eigentlich die Meisten. Meine Mutter und eigentlich auch alle meine Freunde. Und die haben es echt gut aufgenommen. Klar, fertig werden muss ich allein damit, auch rede ich nicht mit jedem über das Thema und werde auch nicht ständig angesprochen. Ich weiß, wenn was is und ich reden will, kann ich kommen. Ein paar "Auserwählte" fragen auch zwischendurch mal wies läuft und die haben (da sie mich gut kennen) auch ein Gespür dafür ob ich drüber reden will oder nicht. Wenn ch nur kurz und knapp antworte, wissen die...ohhhh...lieber nicht weiterfragen;-) und wenn ich quatschen will, tu ichs. Das läuft super!

Ich glaub Dir, dass Du Dir das nicht vorstellen kannst wie es ohne zählen wiegen und so ist...aber das kommt...gib Dir Zeit. Ich denke auch oft ans essen, logisch. Aber nicht mehr ganz so panisch. Ich achte auch drauf, dass ich mich vernünftig ernähre. Aber nicht mehr so diktatorisch. Zählen tu ich nicht und wiegen auch nicht. Diese Zwänge verleiten einen nur dazu, dass sich weiter alles um "DAS THEMA" dreht. Ich versuch das Beste, aber ich weißauch, dass das alles nicht von heut auf morgen geht. Umdenken erfordert nun mal Zeit! Und die Thera wird Dir helfen. Wirst Du sehen. Ich hab auch noch Tiefs und so!!! FAs und was weiß ich, aber ich stelle (oder versuche es) die Fortschritte in den Vordergrund zu stellen. Ich hab auch wieder zugenommen, aber gehe damit anders um oder versuche es halt. Ich versuche mir immer zu sagen, dass mich alle genauso mögen wie ich bin, ob nun mit mehr oder weniger (und ich bin wahrlich nicht fett oder so). Was hab ich also davon, mich selbst so scheisse zu behandeln? GAR NIX, ausser noch mehr Frust.

Du wirst das hinkriegen! Glaubs mir!

Ach ja, ich mach ja auch Verhaltensthera. Das läuft bei mir so, dass ich erzähl wies so ist, wie die Woche lief und so (vorher haben wir die Ursachen erforscht) und er schubst mich auch mal in ne andere (Denk)Ecke wenn ich feststecke. Wertet aber wenig, da ich ja letztlich selbst entscheide was ich will und für den Erfolg selbst verantwortlich bin. Es ist wie mit anderen Süchten auch. Wenn einer nicht will, kann man ihn nicht zwingen. Ich bin sicher, dass Du die Thera als gute Unterstützung schätzen wirst. Es hilft auch echt, sich den Kram manchmal einfach von der Seele zu quatschen, der einen so beschäftigt. Du brauchst da keine Scheu haben!

Ich bin gespannt, wies weiter läuft bei Dir. Hoffe Du berichtest mir.

LG und einen schönen Abend!!

Deine Nadine